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Herwarth Walden

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Herwarth Walden
Emil Orlik: Bleistift- und Federzeichnung von Herwarth Walden, undatiert

Herwarth Walden (eigentlich Georg Lewin; geb. 16. September 1878 in Berlin; gest. 31. Oktober 1941 bei Saratow) war ein deutscher Schriftsteller, Verleger, Galerist, Musiker und Komponist. Walden war einer der wichtigsten Förderer der deutschen Avantgarde des frühen 20. Jahrhunderts (Expressionismus, Futurismus, Dadaismus, Neue Sachlichkeit); unter seiner Leitung fand 1913 die Ausstellung des Ersten Deutschen Herbstsalons in Berlin statt. Die Dichterin Else Lasker-Schüler war seine erste Ehefrau.

Leben

Georg Lewin, der einer wohlhabenden jüdischen Familie entstammte, studierte in seinen Jugendjahren Komposition und Klavier in Berlin und Florenz. Sein musisches Talent und die von ihm gewählte künstlerische Ausbildung distanzieren ihn früh von der großbürgerlichen Welt seines Elternhauses. Er schrieb Lyrik und Prosa und war Kritiker für Literatur, Musik und Kunst. 1903 gründete er den „Verein für Kunst“, dem in den Folgejahren eine große Zahl bedeutender Schriftsteller wie Heinrich und Thomas Mann, Frank Wedekind, Rainer Maria Rilke, Richard Dehmel, Alfred Döblin und Else Lasker-Schüler angehören wird.[1]

Berliner Gedenktafel am Haus Katharinenstr 5 für Walden und Lasker-Schüler in Berlin-Wilmersdorf

Am 30. November 1903 heiratete Lewin Else Lasker-Schüler, von der er 1912 wieder geschieden wurde. Lasker-Schüler verdankte Lewin sein Pseudonym „Herwarth Walden“, inspiriert durch Henry Thoreaus Roman Walden; or, Life in the Woods (1854).

Der Sturm, 17. Jahrgang, August 1926, 5. Heft

Von 1910 bis 1932 gab Walden die Zeitschrift Der Sturm heraus, die er zusammen mit Alfred Döblin begründet hatte und die von da an eine der wichtigsten Publikationen des Expressionismus sein wird. Zu den literarischen Mitarbeitern zählten unter anderem Peter Altenberg, Max Brod, Richard Dehmel, Anatole France, Knut Hamsun, Arno Holz, Karl Kraus, Selma Lagerlöf, Adolf Loos, Heinrich Mann, Paul Scheerbart, René Schickele. Im Jahre 1910 kam auf Waldens Anregung Oskar Kokoschka nach Berlin und arbeitete an der Zeitschrift mit. Ein großformatiges Porträt Waldens, das Kokoschka malte, befindet sich heute in der Staatsgalerie Stuttgart.

1912 heiratete Walden die schwedische Malerin Nell Roslund und betätigte sich in der Folgezeit verstärkt als Galerist. So betrieb er die sogenannte "Sturm-Galerie", in der ab 1912 unter anderem Bilder des Blauen Reiters und des italienischen Futurismus zu sehen waren. Daneben gründete er weitere künstlerische Institutionen, allesamt im avantgardistischen Geist des Sturms . Er entdeckte neue Talente wie Georg Schrimpf und Maria Uhden und förderte sie.

Ausstellungskatalog, 1913

Als Kontrastveranstaltung zur Sonderbundausstellung, die 1912 in Köln ausgerichtet worden war, fand vom 2. April 1913 bis zum 1. Dezember 1913 die von Walden ausgerichtete Ausstellung moderner Kunst des Ersten Deutschen Herbstsalons in der Potsdamer Straße 75, statt, unweit seiner Galerie „Der Sturm“ in der Potsdamer Straße 134 a.

1919 wurde Walden Mitglied der KPD. 1924 ließ sich Walden von seiner zweiten Frau scheiden.

1932 heiratete Walden erneut. Doch die Ehe wurde auf Druck der Gestapo bald darauf wieder geschieden und angesichts des aufziehenden Nationalsozialismus verließ er noch im gleichen Jahr Deutschland. Er ging nach Moskau, wo er als Lehrer und Verleger arbeitete. Seine Sympathien für die Avantgarde weckten allerdings schnell das Misstrauen der stalinistischen Sowjetregierung und Walden musste sich wiederholt gegen eine Gleichsetzung von Avantgarde und Faschismus publizistisch zur Wehr setzen.

Walden starb im Oktober des Jahres 1941 in einem sowjetischen Gefängnis bei Saratow. Die Feststellung seines Todeszeitpunktes erfolgte durch den Suchdienst des Roten Kreuzes.

Werke

  • Der Sturm (Zeitschrift, 1910–1932)
  • Dafnislieder für Gesang und Klavier (1910)
  • Leo Ikelaar (Hg): Paul Scheerbart und Bruno Taut. Zur Geschichte einer Bekanntschaft. Briefe von 1913 - 1914 mit Gottfried Heinersdorff, Taut und H. W. Igel, Paderborn 1999 ISBN 3-89621-037-8
  • Das Buch der Menschenliebe (Roman, 1916)
  • Die Härte der Weltenliebe (Roman, 1917)
  • Das Begriffliche in der Dichtung (Essay, 1918)
  • Kind (Drama, 1918)
  • Menschen (Drama, 1918)
  • Unter den Sinnen (Roman, 1919)
  • Die neue Malerei (Essays, 1920)
  • Glaube (Drama, 1920)
  • Einblick in Kunst (1920)
  • Sünde (Drama, 1920)
  • Die Beiden (Drama, 1920)
  • Erste Liebe (Drama, 1920)
  • Letzte Liebe (Drama, 1920)
  • Im Geschweig der Liebe (Gedichte, 1925)
  • Kreidefelsen Rügen (Ölgemälde, 1937)
  • Vulgär-Expressionismus (Essay, 1938)

Literatur

  • Ursula Peters: Moderne Zeiten. Die Sammlung zum 20. Jahrhundert. In Zusammenarbeit mit Andrea Legde. Verlag des Germanischen Nationalmuseums, Nürnberg 2000, ISBN 3-926982-61-6, (Kulturgeschichtliche Spaziergänge im Germanischen Nationalmuseum Bd. 3), insb. S. 11–120 passim, bes. 61ff.
  • Barbara Alms, Wiebke Steinmetz (Hrsg.): Der Sturm. Chagall, Feininger, Jawlensky, Kandinsky, Klee, Kokoschka, Macke, Marc, Schwitters und viele andere im Berlin der zehner Jahre. Hauschild, Bremen 2000, ISBN 3-89757-052-1, (Ausstellungskatalog: Städtische Galerie Delmenhorst Haus Coburg, Sammlung Stuckenberg 18. Juni bis 6. September 2000), insbes. S. 15–43 (Barbara Alms), 35–45 (Anita Beloubek-Hammer), 82–90 (Anna-Carola Krauße).
  • Karl Kraus, Herwarth Walden: Feinde in Scharen. Ein wahres Vergnügen dazusein. Briefwechsel 1909-1912. Hrsg. George C. Avery. Wallstein, Göttingen 2002. ISBN 3-89244-613-X.
  • Robert Hodonyi: Paul Scheerbart (1863–1915) und Herwarth Waldens Zeitschrift Der Sturm – Zum Dialog der Künste in der Berliner Moderne um 1900. In: Else-Lasker-Schüler-Jahrbuch der Klassischen Moderne 4. Hrsg. Lothar Bluhm und Andreas Meier. WVT, Trier 2010, S. 65–90.
  • Robert Hodonyi: Rudolf Olden – Herwarth Walden. Briefwechsel 1937–1939. In: Rudolf Olden. Journalist gegen Hitler – Anwalt der Republik. Eine Ausstellung über den Juristen und Publizisten Rudolf Olden (1885–1940) in der Deutschen Nationalbibliothek Frankfurt a.M. (25. März 2010 bis 28. Juli 2010). Katalogbuch. Hrsg. Sylvia Asmus und Brita Eckert. Frankfurt am Main 2010, S. 69–82.
  • Petra Jenny Vock: „Der Sturm muß brausen in dieser toten Welt“ – Herwarth Waldens ‚Sturm‘ und die Lyriker des ‚Sturm‘-Kreises in der Zeit des Ersten Weltkriegs. Kunstprogrammatik und Kriegslyrik einer expressionistischen Zeitschrift im Kontext. WVT, Trier 2006 ISBN 978-3-88476-825-9

Weblinks

 Commons: Herwarth Walden – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Bernd Klüser, Katharina Hegewisch (Hrsg.): Die Kunst der Ausstellung. Eine Dokumentation dreißig exemplarischer Kunstausstellungen dieses Jahrhunderts, S. 56
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Herwarth Walden aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.