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Herschel Schacter

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Herschel Schacter (1999)
Rabbiner Schacter beim G'ttesdienst in Buchenwald 1 Std. nach Befreiung des Lagers am 11. April 1945

Herschel Schacter (geb. 10. Oktober 1917 in Brownsville NY; gest. 21. März 2013 in der Bronx, New York) war ein US-amerikanischer, modern-orthodoxer Rabbiner, langjähriger Chairman der Conference of Presidents of Major American Jewish Organizations und ein prominenter Schüler von Joseph Ber Soloveitchik.[1]

Leben

Herschel Schacter wurde am 10. Oktober 1917 als jüngstes von zehn Kindern der polnisch-jüdischen Immigranten Pincus Schacter und Miriam Schimmelman in Brooklyn geboren. Sein Vater war Schochet in der 7. Generation, seine Mutter Immobilienmaklerin. Herschel studierte an der Yeshiva University im Norden Manhattans bei dem legendären Rabbiner Joseph B. Soloveitchik, einem der Väter der modernen Orthodoxie. Schacter erhielt 1941 sein Rabbiner-Diplom und meldete sich 1942 freiwillig in die US Army.

Im Rang eines Hauptmanns aus der Militär verabschiedet, wurde Schacter 1947 Rabbiner am Mosholu Jewish Center in der nördlichen Bronx. Er hielt diese Position bis 1999 inne. Der Rabbiner wurde rasch einer der prominentesten Vertreter der modernen Orthodoxie und bekleidete zahlreiche Spitzenämter bei jüdischen Organisationen wie der Conference of Presidents of Major Jewish Organizations. Während des Kalten Krieges setzte sich Schacter für die Rechte der Juden in der Sowjetunion ein und beriet in dieser Problematik auch US-Präsident Richard Nixon.

Herschel Schacter hatte als erster amerikanischer Armeerabbiner am Ende des Zweiten Weltkriegs bei der Befreiung des Konzentrationslagers Buchenwald entscheidend mitgewirkt.[2] Unter den Häftlingen befanden sich u. a. Elie Wiesel und der damals siebenjährige Yisroel Meir Lau, der später langjährige aschkenasische Oberrabbiner Israels, der seit 2003 in Tel Aviv amtierte.[3] Schacter war auch Präsident der Organisation Mizrahi-Hapoel Hamizrahi, Gründungsvorsitzender der American-Jewish Conference 
on Soviet Jewry und Direktor der rabbinischen Dienste an der Yeschiwa-Universität. Er war mehr als 50 Jahre lang Rabbiner des jüdischen Zentrums Mosholu in der New Yorker Bronx.

Nach dem Zweiten Weltkrieg leitete Rabbi Schacter einen Kindertransport von Buchenwald in die Schweiz. 1956 gehörte er sodann der ersten rabbinischen Delegation in die Sowjetunion an. Er begleitete auch einen Transport ungarischer Flüchtlinge von Österreich in die USA.

Rabbiner Schacter starb im Alter von 95 Jahren und hinterliess seine Frau Pnina (geb. Gewirtz), die er 1948 geheiratet hatte, einen Sohn, Rabbi Jacob J. Schacter, eine Tochter, Miriam Schacter, sowie vier Enkel und acht Urenkel.

Fussnoten

  1. Kurzer YouTube-Beitrag über das historische Treffen 1980: "The Rebbe and the Rav". An diesem Treffen nahm Raw Schacter ebenfalls teil.
  2. «Sholem Aleichem, Yidden, ihr zint frei!». Mit diesem jiddischen Ausruf trat der Militärrabbiner Herschel Schacter am Nachmittag des 11. April 1945 in eine der Baracken des «Kleinen Lagers» im KZ Buchenwald. Hier lagen dem Tode nahe Tausende jüdischer Häftlinge auf strohbedeckten Pritschen. Der Zuruf des Rabbiners brachte die Kräftigsten in der Baracke auf die Beine. Während Schacter von Baracke zu Baracke eilte, folgten ihm Überlebende in wachsender Zahl. Der Rabbiner verbrachte anschliessend Wochen in dem Lager. Er hielt neben den Schabbat-G'ttesdiensten jene zu Pessach und Shavuot ab. Währenddessen kümmerte sich der damals 27-Jährige um die ausgemergelten Überlebenden und half ihnen bei der Ausreise nach Westeuropa, Palästina und in die USA.
  3. Der «Times» gegenüber erinnerte sich Rabbiner Lau an seine Begegnung mit Schacter. Erschreckt von der Uniform des Militärrabbiners versteckte sich der damals siebenjährige Lulek Lau hinter einem Stapel von Leichen: «Ich kannte die Uniformen der Wehrmacht und der SS. Diese neue Uniform konnte nichts Gutes heissen.» Schacter habe ihn dann mit tränenüberströmtem Gesicht aufgehoben und in Jiddisch nach seinem Alter gefragt, so Lau. Er habe geantwortet: «Was macht das schon aus? Ausserdem bin ich sowieso älter als du!» Schacter habe mit einem Lächeln zurückgefragt, wie er dazu komme. Der kleine Lulek reagierte mit den Worten: «Weil du lachst und weinst wie ein Kind. Ich habe schon lange nicht mehr gelacht und ich weine auch nicht mehr. Wer ist also der Ältere von uns?»

Weblinks

Andere Wikis

Siehe auch

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