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Herodian

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Dieser Artikel behandelt den Geschichtsschreiber Herodian. Für den Grammatiker siehe Ailios Herodianos, für den Prinzen von Palmyra im 3. Jahrhundert siehe Septimius Herodianus.

Herodian (griechisch Herodianos, lateinisch Herodianus, deutsch Herodian; * wohl um 178; † vermutlich um 250) war ein griechischsprachiger römischer Geschichtsschreiber des ausgehenden Prinzipats. Vermutlich stammte er aus Syrien oder Kleinasien. Vielleicht war er ein kaiserlicher Freigelassener, der in der niederen Verwaltung tätig war. Er schrieb ein Geschichtswerk in acht Büchern über die Jahre von 180 bis 238. Die Darstellung reicht vom Tode des Kaisers Mark Aurel bis zum Beginn der Herrschaft Kaisers Gordians III.

Herodians Geschichtswerk mit dem Titel Geschichte des Kaisertums nach Mark Aurel (griechisch Τῆς μετὰ Μάρκον βασιλείας ἱστορία) wird in der Forschung traditionell sehr kritisch betrachtet. Es wurde sogar als „mehr eine Art historischer Roman als ein Geschichtswerk“[1] bezeichnet. Insbesondere in den früheren Abschnitten ist es nicht zuverlässig, da er nicht alle seine Quellen sorgfältig prüfte und offenbar auch manches Detail frei erfand, zumal er kaum Zugriff auf offizielle Akten gehabt haben wird. Aus heutiger Sicht gilt er als moralisierend – beispielsweise durch seine Bezugnahme auf den als Idealkaiser stilisierten Mark Aurel – und tendenziös, allerdings gilt das Werk auch als facettenreich und ist in literarischer Hinsicht nicht ohne Reiz. Der Bericht über Elagabal wird manchmal höher eingeschätzt als der von Cassius Dio, obwohl Herodian wohl für die Schilderung der Ereignisse bis 228/29 weitgehend von Cassius Dio abhängig sein dürfte (was in der Forschung aber nicht unumstritten ist). Auch ansonsten ist Herodian, gerade für die Zeit nach 229, eine nicht unwichtige Quelle; da Dios Werk nicht vollständig erhalten ist, gilt dies teils auch für die Jahre davor. Zugleich aber stellt Herodians Werk die althistorische Forschung vor diverse Probleme. Seine Angaben sollten deshalb stets mit großer Vorsicht behandelt werden, auch wenn in jüngerer Zeit die Meinung vertreten wird, Herodians Werk unterscheide sich im Grunde weniger als angenommen von dem anderer antiker Geschichtsschreiber.

Spätantike Historiker wie Ammianus Marcellinus und der unbekannte Verfasser der Historia Augusta haben Herodian als Quelle genutzt. Wann genau Herodians Werk entstand, ist unklar, wahrscheinlich wurde es erst nach dem Tod Kaiser Gordians III. (244) verfasst. Ein Zusammenhang mit der 1000-Jahr-Feier Roms im Jahr 248 ist möglich, aber auch eine Entstehung um 260 wird diskutiert. Mit dem Ende des von Herodian behandelten Zeitraums beginnt dann eine Phase der römischen Geschichte bis Ammianus Marcellinus, über die man nur durch späte und großteils noch weitaus unzuverlässigere Geschichtswerke Kenntnis hat, nicht aber durch zeitgenössische Berichte.

Ausgaben und Übersetzungen

  • Carlo M. Lucarini (Hrsg.): Herodianus: Regnum post Marcum. Saur, München/Leipzig 2005, ISBN 3-598-71282-0 (maßgebliche kritische Edition)
  • Friedhelm L. Müller (Übers.): Herodian. Geschichte des Kaisertums nach Marc Aurel. Stuttgart 1996 (nicht ganz fehlerfreie Edition und Übersetzung)
  • Adolf Stahr (Übers.): Herodian’s Geschichte des römischen Kaiserthums seit Marc Aurel. Stuttgart 1858 (online)
  • Charles R. Whittaker (Hrsg.): Herodian (Loeb Classical Library). 2 Bände, Heinemann, London 1969–1970 (griechischer Text mit ausgezeichneter Einleitung, englischer Übersetzung und Kommentar)

Literatur

  • Géza Alföldy: Zeitgeschichte und Krisenempfindung bei Herodian. In: Geza Alföldy: Die Krise des Römischen Reiches. Ausgewählte Beiträge. Stuttgart 1989, S. 273–294.
  • Martin Zimmermann: Kaiser und Ereignis. Studien zum Geschichtswerk Herodians. München 1999 (Vestigia, Bd. 52).
  • Martin Zimmermann: Herodians Konstruktion der Geschichte und sein Blick auf das stadtrömische Volk. In: Martin Zimmermann (Hrsg.): Geschichtsschreibung und politischer Wandel im 3. Jh. n. Chr. Stuttgart 1999, S. 119–143.
  • Thomas Hidber: Herodians Darstellung der Kaisergeschichte nach Marc Aurel. Basel 2006 (Schweizerische Beiträge zur Altertumswissenschaft, Bd. 29).
  • Lukas de Blois: Third Century crisis and the Greek Elite in the Roman Empire. In: Historia 33 (1984), S. 358–377.
  • Lukas de Blois: Emperor and Empire in the Works of Greek-speaking Authors of the Third Century A.D. In: Aufstieg und Niedergang der römischen Welt Bd. II.34.4 (1998), S. 3391–3443.

Weblinks

 Wikisource: Herodian – Quellen und Volltexte

Anmerkungen

  1. Géza Alföldy: Zeitgeschichte und Krisenempfindung bei Herodian, S. 275. In: Geza Alföldy: Die Krise des Römischen Reiches. Ausgewählte Beiträge. Stuttgart 1989, S. 273–294.
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