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Zvi Asaria

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(Weitergeleitet von Hermann Helfgott)
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Zvi Asaria
Hermann Helfgott (Zvi Asaria) am jüdischen Mahnmal in Bergen-Belsen, 20. Juli 1947. Ende Mai 1947 hatte ihn der Rat der jüdischen Gemeinden in der britischen Zone zum Oberrabbiner berufen.
(Yad Vashem Archive, Jerusalem / Malka Asaria-Helfgott)
Zvi Asaria

Zvi Asaria (Tsevi Azaryah; geb. 8. September 1913 als Hermann Helfgott in Beodra/Beudra, nach 1945 mit Karlowo vereint zu Novo Miloševo, Okrug Srednji Banat; gest. 22. Mai 2002[1]) war ein jugoslawisch-israelischer Rabbiner und Autor.

Leben

Der Sohn des Hausierers Kolman Helfgot[2] studierte Theologie in Sarajevo und von etwa 1934 bis 1938 semitische Philologie in Wien (Vorlesungen in Geschichte, Geographie und Orientalistik). Nachdem er Anfang 1938 sein erstes Rigorosum bestanden hatte, brach er nach dem Anschluss Österreichs das Prüfungsverfahren ab und flüchtete nach Budapest, wo er sein theologisches Diplom erwarb und zum Dr. phil. promovierte. Kurzzeitig war er in Zrenjanin (Veliki Bečkerek) als Rabbi tätig, ehe er als Feldrabbiner in die jugoslawische Armee eintrat. 1941 geriet er in deutsche Kriegsgefangenschaft[3] und verbrachte drei Jahre in Lagern in Straßburg, Nürnberg und in Pommern. Irgendwie gelangte er wieder in den Westen.[4] Über das Oflag VI C in Osnabrück berichtete er in Wir sind Zeugen.[5][6]

Kurzzeitig war er Rabbi in Nienburg, um dann, nach der Befreiung, Überlebenden und Sterbenden des KZ Bergen-Belsen beizustehen. 1945 gründete er dort mit dem Regisseur Sami Feder das Kazett-Theater. Mit dem Rabbinerrat überwachte er das religiöse Leben im DP-Lager Belsen.

Im Februar 1947 wurde er in London zum Vertreter des Jüdischen Weltkongresses für Erziehung, Kultur und Religion ernannt, und Ende Mai 1947 berief ihn der Rat der jüdischen Gemeinden in der britischen Zone zum Oberrabbiner.[7] Im Sommer 1948 appellierte er als Propagandist des Volksdienstes in vielen Orten und forderte auf, nach Palästina zu gehen.[8] Noch im gleichen Jahr kämpfte er im Rang eines Majors im Palästinakrieg mit. Seit Erlangung der israelischen Staatsbürgerschaft trug er den Namen Zvi Asaria.

1953 kehrte er als Leiter der Kulturabteilung der Israel-Mission nach Deutschland zurück und wirkte gleichzeitig bis 1962 als Gemeinderabbiner in Köln.

Ab etwa 1965 teilte er seine Zeit zwischen israelischen Gemeinden in Savyon (Zentralbezirk) und niedersächsischen Gemeinden auf. Er war Mitbegründer der She'erit-Hapletah-Bewegung (Die letzten Überlebenden). Von 1966 bis 1970 war er Landesrabbiner von Niedersachsen.

Nach seinem Tod vermachte Malka Asaria-Helfgot, geb. Bodner, seine Sammlung dem Yad Vashem Archiv.

Kölner Synagogen-Schmiererei 1959

In der Nacht auf den 1. Weihnachtstag 1959 hatten in Köln zwei 25-Jährige, die zwei Jahre zuvor der DRP beigetreten waren und auf deren Weihnachtsfeier ihre Untat angekündigt hatten, einen missliebigen Spruch auf einem Gestapo-Mahnmal übermalt und die drei Monate zuvor geweihte Synagoge Köln in der Roonstraße mit dem Spruch „Juden raus“ und vier 10–25 cm großen Hakenkreuzen beschmiert.[9] Während die Entdecker, ein Primaner mit seiner Großmutter, die die Polizei riefen, die Schmiererei wegwischen wollten, wollte der herbeigerufene Rabbi Asaria zunächst Rücksprache mit dem SPD-Stadtverordneten und stellvertretenden Vorstand der Kölner Synagogen-Gemeinde Sally Keßler halten, die dann entschieden, dass die Schmiererei erst nach dem Sabbat entfernt werden dürfe. Danach war sie selbst durch ein Sandstrahlgebläse nur mangelhaft zu tilgen. Glaubensbrüder aus dem Ausland hatten Asaria geraten, die Sudeleien als Menetekel eine Zeitlang stehen zu lassen.[10] Der DRP-Kreisvorsitzende Ernst Custodis hatte die Tatverdächtigen noch am selben Tag der Polizei gemeldet.[11]

Innenminister Josef Hermann Dufhues setzte im Weihnachtsfernsehen für die Ergreifung der – schon gefassten – Täter eine Belohnung von 10.000 DM aus. In einem weiteren Prozess um die ramponierte Ehre des Innenministers Dufhues durch DRP-Mitglieder entfuhr dem Oberamtsrichter Buchwald, dass die politische Polizei bei der Aufklärung des Synagogen-Falls einen „Zirkus“ inszeniert hätten – entschied sich später jedoch für ein „Durcheinander“.[12]

Bis Ende Januar 1960 wurden 470 ähnliche Vorfälle registriert, die als „antisemitische Schmierwelle“ in die Geschichte der Bundesrepublik eingingen. Der Ostblock schimpfte und in London und New York gab es Demonstrationen mit bis zu 15.000 Teilnehmern. Die Neufassung des § 130 StGB (Volksverhetzung), die zuvor auf Einwand von Franz Böhm auf unbestimmte Zeit ausgesetzt war, wurde nun vorangebracht und im März 1960 verabschiedet. Ferner gab es einen neuen § 96a StGB für das öffentliche Verwenden nationalsozialistischer Kennzeichen oder Symbole verbotener Parteien.[13]

Veröffentlichungen

  • Sámuel második könyve Targumának viszonya a maszórai szöveghez : bölcsészdoktori értekeszés; 1940
  • Die Juden in Köln : von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart; 1959
  • Geduldet oder gleichberechtigt : zwei Gespräche zur gegenwärtigen Situation der Juden in Deutschland; 1960
  • Festschrift zur Weihe der Synagoge und des jüdischen Kulturzentrums in Osnabrück : 15. Siwan 5729 - 1. Juni 1969
  • Die Juden in Niedersachsen : von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart; 1979
  • Wir sind Zeugen; Erlebnisbericht eines Juden aus deutschen Lagern; 1975
  • Samson Raphael Hirsch : seine rechtliche Stellung als Landesrabbiner und sein segensreiches Wirken im Lande Niedersachsen; 1970
  • Iz ropstva u slobodu; 1981
  • Feste und Gebräuche der Juden; 1982
  • Das jüdische Kalendarium : Feste und Gebräuche; 1980
  • Die jüdischen Friedhöfe in Köln; 1959

Literatur

  • Julius Carlebach: Von der Befreiung zur Freiheit: Zvi Asaria (Hermann Helfgott) und Abraham J. Klausner als Rabbiner im Nachkriegsdeutschland;
  • Materialiensammlung von Landesrabbiner Dr. Zvi Asaria zur Geschichte der Juden in Niedersachsen; Zentralarchiv zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland, 1995

Einzelnachweise

Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Zvi Asaria aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.