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Herkunftslegende

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Ätiologie oder Aitiologie (griechisch αἰτία aitía „Ursache“, griechisch λόγος lógos „Vernunft, Lehre“: Lehre von den Ursachen) bezeichnet in der Erzählforschung, Mythologie und Religionswissenschaft eine Erzählung, die gegenwärtige Gegebenheiten durch Vorgänge in der Vergangenheit erklären oder begründen will, beispielsweise einen bestimmten Brauch, ein Ereignis, eine Naturerscheinung, eine Steinformation oder den Namen eines Gewässers, Berges oder heiligen Ortes. Eine solche Erklärungserzählung kann die Form einer Sage, einer Legende, eines Mythos haben oder ein literarisches Motiv sein. Inwieweit dabei die Vorgänge in der Vergangenheit nur erfunden sein müssen, ist umstritten.[1][2] Ätiologische Erzählungen unterscheiden sich zu Herkunftssagen von Personen oder Völkern und zu Gründungsmythen von Orten.

Ätiologien in der antiken Literatur

In der biblischen Schöpfungsgeschichte des 1. Buch Mose ist das Ausruhen des Gottes JHWH am siebten Tag eine ätiologische Legende für die jüdische Sabbatruhe an Samstagen. Die biblische Erzählung von der Jakobsleiter (Gen 28,10-22 EU) ist eine ätiologische Kultlegende zur Begründung von Bethel als altem Kultort: Nach dem Erwachen aus seinem Traum nennt Jakob den Platz Bet-El „Haus Gottes“.[3] Eine Ätiologie für ein Naturereignis ist die Erzählung von Noach am Ende der biblischen Sintflut: Der Gott JHWH schließt einen Bund mit Noach und setzt den Regenbogen als Bundeszeichen in die Wolken.[4]

Viele Ätiologien gab es in der Antike zur Herkunft von Tieren, Pflanzen, eigentümlichen Gesteinsbildungen, lokalen Kulten und Ortsnamen, beispielsweise Venedig: Venetia aus der lateinischen Losung Veni etiam „Auch ich kam“, in der Lagunenstadt gerne übersetzt als „Komm wieder!“ Derartige Gründungsmythen sammelte um 270 v. Chr. der hellenistische Dichter Kallimachos und stellte sie in seinem Werk Aitia zusammen. Ein weiteres Beispiel aus der antiken Literatur zur Aitia sind um 8 n. Chr. die Metamorphosen des römischen Dichters Ovid (siehe auch die aitiai von Aristoteles).

Siehe auch

Literatur

  • Erik Hornung: Der ägyptische Mythos von der Himmelskuh. Eine Ätiologie des Unvollkommenen. Band 46, Orbis Biblicus et Orientalis, Freiburg 1982.
  • Henriette Harich-Schwarzbauer, Cornelis Houtman: Ätiologie. In: Religion in Geschichte und Gegenwart (RGG4). 4. Auflage. Band 1, Mohr-Siebeck, Stuttgart 1998–2005, S. 902.
  • Karl Rahner, Herbert Vorgrimler: Ätiologie. In: Kleines theologisches Wörterbuch. Herder, Freiburg im Breisgau 1961, S. 36.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Andreas Scherer: Ätiologie. In: Michaela Bauks, Klaus Koenen, Stefan Alkier (Hrsg.): Das wissenschaftliche Bibellexikon im Internet (WiBiLex), Stuttgart 2006 ff.
  2. Lexikon der Paranormologie: Aitiologie. In: igw-resch-verlag.at, abgerufen am 9. Oktober 2013.
  3. Gerhard von Rad: Theologie des Alten Testaments. 6. Auflage. Band 1, Chr. Kaiser, München 1969, S. 51.
  4. Bernhard Kirchmeier: Der Noachbund. Eine umfassende Analyse. München 2009, S. 24–26 (Studienarbeit; Seitenansichten in der Google Buchsuche).
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