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Herbert Lucht

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Herbert Lucht (gest. 1951)[1] war im Zweiten Weltkrieg ein Propagandaoffizier im deutsch besetzten Paris. Nach 1945 betrieb er zusammen mit seiner belgischen Ehefrau Lea Lucht, geb. v. Dicoel[2] die Im- und Exportfirma Cominbel.[3] Bekannt wurde Lucht in der frühen Bundesrepublik durch die Verwicklung in die Naumann-Affäre.

Tätigkeiten für das Dritte Reich

Im Zweiten Weltkrieg war Lucht Propagandaoffizier im Rang eines Oberleutnants im besetzten Paris.[4][5] Die auch von Lucht betriebene deutschen Kulturpropaganda hatte im besetzten Frankreich das kurzfristige Ziel französische Kulturleben in bestimmten Maße zur Sicherung von Ruhe und Ordnung aufrecht zu halten. Langfristig sollte es reduziert und eine deutsche kulturelle Herrschaft eingerichtet werden.[6]

Lucht war in Paris als Sonderführer der Gruppe Kultur der Propagandastaffel tätig. In dieser Funktion opponierte er als „alter Parteigenosse“ aus antichristlichen Motiven z.B. gegen den Auftritt eines deutschen Kirchenchors in Paris, den Karl Epting organisiert hatte.[7] Am 19. September 1940 nahm Lucht an einer Besprechung mit dem "Sonderstab Musikforschung" teil der den Einsatz französischer Künstler für die deutsche Kulturwerbung in Paris betraf.[8] Lucht beschäftigte sich besonders mit Theaterangelegenheiten, d.h. der Lenkung der Theater, der Zensur oder deutscher Kulturpropaganda zugleich war Lucht der Leiter der Gruppe Kultur in Paris.[9] Das Ehepaar Lucht knüpfte persönliche Kontakte zu höchsten Regierungskreisen, etwa zu Außenminister Joachim von Ribbentrop, Propagandaminister Joseph Goebbels und zu Hermann Göring.[10]

Nach 1945: Firma, Villa Lucht, Naumann-Affäre

Nach dem Krieg ließ sich das Ehepaar in Düsseldorf nieder. Lea Lucht gab 1948 den Auftrag für die „Villa Lucht“ an den ehemaligen Direktor der Düsseldorfer Kunstakademie Emil Fahrenkamp, der in der Zeit des Nationalsozialismus dort Karriere gemacht hatte.[11] Die Villa ist ein repräsentatives Anwesen, das bäuerliche Bauformen aufgreift.[12] Fahrenkamp galt nach 1945 wegen seiner NS-Vergangenheit als politisch untragbar. Das Ehepaar Lucht lebte nicht alleine. Werner Naumann wohnte in der Villa, deren Telefon im Rahmen der Naumann-Affäre abgehört wurde.[13] Der untergetaucht Naumann übernahm 1950 unter seinem richtigen Namen die Geschäftsführung der Firma Lucht in Düsseldorf.[14][15]

Luchts Witwe wurde die Lebensgefährtin von Naumann.[16]

Fritz Dorls (1952)

Luchts Firma als Heimstatt für Altnazis

Neben Naumann fanden auch weiter bekannte ehemalige NS-Funktionäre oder Rechtsextremisten in der Firma Luchts Zuflucht. 1953 trat Fritz Dorls, ehemaliger Bundestagsabgeordneter der Sozialistischen Reichspartei, in die von Otto Skorzeny geleitete Madrider Vertretung der Firma ein.[17] Zu dieser Zeit wurde Dorls wegen verschiedener strafbarer Handlungen von zwei Staatsanwaltschaften gesucht.[18] Auch Skorzeny befand sich zu dieser Zeit auf der Flucht.

Einzelnachweise

  1. Nazi-Verschwörung. Nau-Nau In: Der Spiegel vom 21. Januar 1953
  2. Goebbels-Nachlass. Der Stenograf muß es wissen In: Der Spiegel vom 24. Januar 1951
  3. Nazi-Verschwörung. Nau-Nau In: Der Spiegel vom 21. Januar 1953
  4. Nazi-Verschwörung. Nau-Nau In: Der Spiegel vom 21. Januar 1953
  5. Goebbels-Nachlass. Der Stenograf muß es wissen In: Der Spiegel vom 24. Januar 1951
  6. Engel S. 109 nach: Andrea Brill Rezension von K. Engel: Deutsche Kulturpolitik im besetzten Paris 1940-1944
  7. Aufzeichnungen Eptings nach: Eckard Michels: Das deutsche Institut in Paris 1940–1944. Franz Steiner Verlag, 1993 – S. 132
  8. Aktennotiz des Sonderstab Musikforschung, dort auch die Bezeichnung Sonderführer nach: Handbuch deutsche Musiker 1933–1945 S. 8606. Bezieht sich auf Archivgut des Bundesarchivs NS 30/65, laut Internetangebot des BA handelt es sich um Akten des "Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg" mit dem Inhalt "Sicherstellung von Kulturgut in den besetzten Westgebieten, insbesondere von Musikinstrumenten, Schallplatten und Musikschrifttum in Frankreich und Weiterleitung an andere Stellen."
  9. Kathrin Engel: Deutsche Kulturpolitik im besetzten Paris 1940-1944: Film und Theater.
    • S. 200: Lucht als Vorgesetzter der Zensoren, der in strittigen Fällen die Theateraufführungen Selbst besuchte;
    • S. 203: Erläuterung der deutschen Zensur mit französischen Stellen; Mai 1941
    • S. 219: Verbot des Stückes: la machine à écrire; Mai/Juni 1941
    • S. 220: Lucht versucht einen Theaterbeauftragten der Vichy-Regierung zu fordern (letztlich erfolglos); mehrere Aktennotitzen Mai 1941
    • S. 297: Lucht versucht erfolglos eine Lockerung des Aufführungsverbot französischer Stücke in Deutschland zu erreichen; November 1941, ähnlich S. 19 hier geht es um französische Gastspiele im Reich
    • S. 305: Deutsche Kulturpropaganda = deutsche Theateraufführungen in Paris die Lucht mit Berlin verhandelt; Dezember 1941
  10. denkmalgalerie.meerbuscher-kulturkreis.de
  11. denkmalgalerie.meerbuscher-kulturkreis.de
  12. denkmalgalerie.meerbuscher-kulturkreis.de
  13. Naumann-Entlassung Das Angebot der CDU. In.: Der Spiegel vom 5. August 1953
  14. www.deutsche-biographie.de Naumann
  15. Naumann-Entlassung. Das Angebot der CDU In: Der Spiegel vom 5. August 1953
  16. Sefton Delmer. Schwarze Propaganda In: Der Spiegel vom 8. September 1954.
  17. Fritz Dorls In: Der Spiegel vom 16. September 1953
  18. Diplomaten-Händel. Präventive Maßnahmen. In: Der Spiegel vom 5. Juni 1957
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