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Herbert Kortum

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Herbert Kortum (geb. 15. September 1907 in Gelting; gest. 28. September 1979 in Jena) war ein deutscher Naturwissenschaftler, Informatiker und Computerpionier der DDR.

Leben und Forschung

Er studierte von 1926 bis 1931 an der FSU Jena Physik, Mathematik, Mineralogie und Chemie. Bereits 1930 promovierte er mit „summa cum laude“ bei Abraham Esau am Physikalisch-Technischen Institut der FSU. 1931-1934 arbeitete als dessen Assistent. 1933 wurde er Mitglied der NSDAP. Ab 1934 war er als wissenschaftlicher Assistent und ab 1941 als Leiter einer selbstständigen Entwicklungsabteilung für elektromechanische Rechengeräte und Navigationsinstrumente bei der Firma Carl Zeiss Jena tätig.

In der Sowjetunion

1945, nach Beendigung des Zweiten Weltkrieges, erfolgte seine Deportation durch die amerikanische Besatzungsmacht mit der gesamten wissenschaftlichen Zeiss-Elite nach Heidenheim an der Brenz. Er erhielt das Angebot eines Arbeitsvertrages in den USA. Kortum kehrte aber Ende 1945 nach Jena zurück, um sich am Wiederaufbau des Zeiss-Werkes zu beteiligen. 1946 wurde er von der sowjetischen Besatzungsmacht entnazifiziert. Im Oktober 1946 verpflichtete diese ihn im Rahmen der Wiedergutmachung als Leiter einer Gruppe von Zeiss-Spezialisten in die Sowjetunion. Hier verbrachte er acht Jahre.

In der DDR

Nach seiner Rückkehr 1953 nahm er seine Tätigkeit als Entwicklungshauptleiter bei dem VEB Carl Zeiss Jena wieder auf. Die Idee zum Bau eines analogen Rechenautomaten hatte er schon nachweislich 1946 bei einer Werksleitungsbesprechung bekannt gegeben und sich auch während seines Aufenthaltes in der Sowjetunion gedanklich damit beschäftigt. 1954 war er führend an der Entwicklung und Fertigstellung des ersten DDR-Rechenautomaten, genannt OPREMA, beteiligt. Er erhielt hierfür gemeinsam mit Wilhelm Kämmerer den Nationalpreis 2. Klasse im Kollektiv. Die von Kortum weiterentwickelte Rechenanlage ZRA 1 konnte 1960 in die Produktion genommen werden. 1960 wurde Kortum zum nebenamtlichen Professor für Automatisierung und Regelungstechnik an die TH Ilmenau berufen.

1962 übernahm er in Jena die Leitung der Forschungsstelle für Messtechnik und Automatisierung des Zentralinstitutes für Optik und Spektroskopie der Akademie der Wissenschaften der DDR. Hier gelang es ihm durch seine Entwicklung von Vakuumthermomesssäulen (Vth1), Spezialbolometern und Infrarot-Detektoren international anerkannte wissenschaftliche Höchstleistung zu erreichen. Diese Bauelemente erfuhren breite Anwendung im wissenschaftlichen Gerätebau, in der Industrie und im Interkosmos-Programm. Kortum war in mehreren internationalen und nationalen wissenschaftlichen Gremien tätig (u.a. Forschungsrat der DDR, IMEKO), ebenso als Mitherausgeber bzw. Ratgeber physikalischer Fachzeitschriften (u.a. „Feingerätetechnik“, “msr“).

Persönliches

Wegen einer Erkrankung wurde er vorzeitig 1971 pensioniert. Aber er beschäftigte sich auch weiterhin mit wissenschaftlichen Themen. 1977 hielt er an der FSU Jena einen Vortrag über magneto-mechanische Phänomene.

Im Alter von 72 Jahren verstarb Herbert Kortum in Jena infolge seiner Erkrankung.

Ehrungen und Auszeichnungen

  • 1955 Nationalpreis 2. Klasse
  • 1959 Berufung in den Forschungsrat der DDR
  • 1961 Mitbegründer und Ehrenmitglied des Vorstandes der wissenschaftlichen Gesellschaft für Mess-und Automatisierungstechnik
  • 1967 Verdienstmedaille der DDR
  • 1971 Ehrentitel “Verdienter Techniker des Volkes“
  • 1971 Verleihung der Goldmedaille für das von ihm entwickelte Vakuumthermoelement Vth1 auf der Leipziger Messe

Literatur

  • Dolores L. Augustine: Red Prometheus: Engineering and Dictatorship in East Germany, 1945-1990, Mit Pr, 30. November 2007, ISBN 978-0262012362
  • Wolfgang Mühlfriedel, Rolf Walter, Edith Hellmuth: Carl Zeiss, die Geschichte eines Unternehmens, 3 Bde., Bd.3, Zeiss 1945-1996, Böhlau, 1. Januar 2004, ISBN 978-3412111960
  • Sylvia Wölfel, Uwe Fraunholz: Ingenieure in der technokratischen Hochmoderne, Waxmann Verlag GmbH, 1. Januar 2012, ISBN 3-8309-7771-9

Weblinks

Einzelnachweise

  • H.-G. Lauenroth/W. Fritsch, „msr“ 7133 in memoriam Prof. Dr Herbert Kortum
  • K. Junge et.al. Feingerätetechnik 29.Jahrg. Heft 1/1980 Persönliches: Prof. Dr. Herbert Kortum
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Herbert Kortum aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.