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Herb Sturz

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Herb Sturz am Rednerpult

Herb Sturz (19312021)

Leben

tachles, 14. Juni 2021:

Herb Sturz verstorben. Der Advokat für Minderheiten und sozial Schwache wurde 90 Jahre alt.

Am vorigen Donnerstag ist in Tucson, Arizona, im Alter von 90 Jahren Herb Sturz einem Herzleiden erlegen. Er hatte bis vor wenigen Wochen in Manhattan gelebt und war erst nach einem häuslichen Unfall zur Pflege nach Arizona umgezogen, wo eine Nichte von ihm lebt.

Sturz war in New York nur Insidern bekannt, galt jedoch als «stille Kraft» mit enormem Einfluss auf die Sozialpolitik. Er wuchs als Sohn eines aus dem österreichischen Kaiserreich eingewanderten Kneipen-Betreibers in der Hafen- und Raffineriestadt Bayonne, New Jersey auf. Früh sozial engagiert, aber von Kinderlähmung am linken Arm gezeichnet, studierte Sturz Philosophie und Lehramt, wandte sich nach einem erfolgreichen Versuch als Romancier mit seiner Frau Elizabeth Lyttleton jedoch öffentlichem Engagement zu.

Dies zunächst von 1961 bis 1978 als Gründungsdirektor des «Vera Institute for Justice», das bis heute Immigranten, mittellosen Angeklagten und Vorbestraften beisteht. Anschliessend holte ihn der damalige Bürgermeister Edward Koch als «stellvertretenden Bürgermeister für das Justizwesen» in seine Verwaltung. Mitte der 1980er Jahre übernahm Sturz die Leitung der Stadtentwicklungs-Institution «New York City Planning Commission». In den letzten Jahren hat er die «Open Society Foundation» von George Soros pro bono in Fragen der sozialen Gerechtigkeit beraten.

In über sechs Jahrzehnten hat Sturz eine immense Kapazität als Datensammler und Analytiker an den Tag gelegt. Diese Anstrengungen dienten stets als Grundlage für öffentliche und/oder von Stiftungen getragene Initiativen für eine konkrete Besserung von Problemen. Dazu zählen das «Manhattan Bowery Project» für Alkoholkranke. Das «Project Renewal» half Obdachlosen bei der Jobsuche, dazu kam das Rehabilitierungs-Programm «Wildcat Service Corporation», während der «Midtown Community Court» als Alternative für die Strafjustiz bei kleineren Vergehen oder das «City Volunteer Corps» als Vermittler von Freiwilligen aktiv wurden. Dieses fand landesweit ebenso Nachahmer wie «Easyride» als Transport-Agentur für Alte und Kranke.

Bei all diesen Aktivitäten und Initiativen überzeugte Sturz stets durch Fakten und praktische Ideen. Seine Sache war geduldige Argumentation gegenüber Entscheidungsträgern in Politik und Verwaltungen ausserhalb der Medien. So würdigt die «New York Times» Sturz in einem Nachruf zwar als treibende Kraft für die Abschaffung der umstrittenen Polizei-Praxis «Stop and Frisk», bei der Beamte primär meist völlig unbescholtene Afroamerikaner oder Latinos oftmals rabiaten Personen-Kontrollen unterzogen haben. Aber in zahllosen Artikeln über diese Praxis ist sein Name nur selten zu finden. Eine angemessene Würdigung fand Sturz erst 2009 in dem Buch «A Kind of Genius: Herb Sturz and Society’s Toughest Problems» des Times-Reporters Sam Roberts.