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Henrik Moor

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Heinrich Moor ist eine Weiterleitung auf diesen Artikel. Zu anderen Personen siehe Heinrich Mohr.

Henrik Moor (geb. 22. Dezember 1876 in Prag; gest. 10. November 1940 in Fürstenfeldbruck, auch Heinrich Moor) war ein deutsch-österreichischer Kunstmaler und Bruder des Pianisten, Komponisten und Erfinders Emanuel Moor.

Leben

In Prag und Kecskemét aufgewachsen, lebte Henrik Moor, bedingt durch ein Engagement seines Vaters, des Oberkantors und Opernsängers Rafael Moor, von 1885 bis 1888 in New York. Nach Studienjahren bei Alphonse Legros und Frederick Brown in London und dem Besuch der Académie Julian in Paris immatrikulierte er sich 1894 als Schüler von Otto Seitz und Ludwig Schmid-Reutte an der Akademie der Bildenden Künste München. 1900 nahm er erstmals an der Jahresausstellung der Münchener Künstlergenossenschaft im Glaspalast teil.

1903 heiratete er die Kaufmannstochter Eugenie Wolff aus Mannheim, 1908 ließ er sich in Fürstenfeldbruck nieder, wo im Laufe der Jahre eine Künstlerkolonie entstanden war. 1910 schloss Moor sich der Luitpold-Gruppe an, zu deren Jury-Mitglied er schon bald ernannt wurde. Im Ersten Weltkrieg als Österreicher heimatverpflichtet, 1917 zum Landsturm eingezogen, bewarb er sich in Wien um einen Posten als Kriegsmaler in der Kunstgruppe des k.u.k. Kriegspressequartiers, welcher er im März 1918 zugeteilt wurde. Bis Kriegsende malte er sowohl Soldatenportraits, als auch Landschaftsbilder, Städteansichten und folkloristische Motive, u. a. bei Exkursionen nach Feltre an der Piave-Front, Sarajevo und Cetinje.

Seine große Familie mit sieben Kindern ernährte der Künstler durch Auftragsarbeiten im In- und Ausland sowie Ausstellungsverkäufe. Beim Brand des Glaspalastes am 6. Juli 1931 gingen sechs seiner Werke verloren.

Befreundet war er mit dem ebenfalls in Fürstenfeldbruck ansässigen Malerehepaar Selma Des Coudres und Adolf Des Coudres, dem Architekten Adolf Voll und dem Schriftsteller Dr. Owlglass. Mit Fritz Behrendt entwickelte er in dessen Farbenfabrik in Grafrath die weltweit vertriebene Behrendt-Moor-Tempera.

Henrik Moor, der 1929 die deutsche und bayerische Staatsbürgerschaft erhalten hatte, gelang es, seine jüdische Herkunft im Dritten Reich nur mit Hilfe des ihm wohlgesinnten Landrats Karl Sepp geheim zu halten. Sein Gemälde Motiv aus Bern wurde 1937 aus dem Besitz der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen als „entartet“ beschlagnahmt. Es gilt bis heute als verschollen. Im selben Jahr übernahm er die nach dem Tod von Moritz Heymann kurzzeitig von Oswald Malura weitergeführte „Schule für zeichnende Künste und Malerei“ in der Türkenstraße in Schwabing und unterrichtet dort, bis er im November 1940 unerwartet an einem Blinddarmdurchbruch verstarb.

Sein Nachlass wird von der Henrik und Emanuel Moor Stiftung betreut.[1]

Werk

Künstlerisches Schaffen

Henrik Moor hat ein ambitioniertes Werk geschaffen. Zeit seines Lebens war er auf der Suche nach einer eigenen künstlerischen Aussage und hat sich dabei weder motivisch noch stilistisch auf irgendeine Art von Verkaufskunst festgelegt.

An seinen Bilderfindungen ist abzulesen, dass er das zeitgenössische Kunstgeschehen aufmerksam verfolgte. So scheinen in den verschiedenen Schaffensphasen Eigenheiten der Freilichtmalerei, des Jugendstils, des Expressionismus, sowie auch der abstrakten Malerei und des Futurismus auf.

Schon zu Beginn der 1920er Jahre löste er sich von der gegenständlichen Malerei und experimentierte mit rhythmischen, nahezu gestischen Strukturen. Um 1930 erfand er eine spezielle Art des Futurismus, die Aufspaltung der Bildfläche in kleinste geometrische Formen. Ein theoretisches Fundament für seine avantgardistische Kunst ist nicht bekannt.

Moor hat ein umfangreiches Œuvre hinterlassen. Über 700 Gemälde sind überliefert, die sich in privatem oder öffentlichem Besitz befinden. Von 1900 bis 1931 wurden mehr als 100 seiner Werke in den Jahresausstellungen im Münchner Glaspalast gezeigt, noch einmal so viele waren in Kunstvereinen und Galerien zu sehen. Nur wenige konnten bislang eindeutig identifiziert werden.

Gemälde (Auswahl)

Ausstellungen (Auswahl)

Literatur

  • Hildegard Marchand: Henrik Moor. In: Der Zwiebelfisch. Zeitschrift über Bücher, Kunst und Kultur. München, 23. Jg. 1930/31, Heft 2, S. 64–67.
  • Heeresgeschichtliches Museum (Militärwissenschaftliches Institut): Fliegen 90/71. Katalog zur Ausstellung. Band II: Fliegen im Ersten Weltkrieg, Gemälde und Zeichnungen. Wien 1971.
  • Erwin Steinbeißer: Henrik Moor, ein Brucker Maler. In: Amperland. Heimatkundliche Vierteljahresschrift für die Kreise Dachau, Freising und Fürstenfeldbruck. 18. Jg., Heft 1, 1982, S. 233–236.[5]
  • Walter G. Well: Maler im Fürstenfeldbrucker Land. Herausgegeben von der Kreis- und Stadtsparkasse Fürstenfeldbruck. Hirmer Verlag, München 1988, ISBN 3-7774-4970-9, S. 72–75.
  • Horst Ludwig (Bearb.): Münchner Maler im 19./20. Jahrhundert. Band 6, Bruckmann, München 1994, ISBN 3-7654-1806-4, S. 91–94.
  • Henrik Moor. Eine Ausstellung im Stadtmuseum Fürstenfeldbruck 16. Dezember 1995 bis 26. Februar 1996. Veranstaltet und herausgegeben von Kester-Haeusler-Stiftung, Sparkasse und Stadt Fürstenfeldbruck (mit einer Werkstudie von Renate Wedl-Bruognolo). Fürstenfeldbruck 1995, ISBN 3-931548-08-2.
  • Klaus Wollenberg: Wir fordern Sie auf, Ihre arische Abstammung nachzuweisen... Der jüdische Maler Henrik Moor in den Jahren des Dritten Reiches. In: Amperland. Heimatkundliche Vierteljahresschrift für die Kreise Dachau, Freising und Fürstenfeldbruck. 41. Jg., Heft 1, 2005, S. 5–11. ISSN 0003-1992
  • Angelika Mundorff, Eva von Seckendorff (Hrsg.): Henrik Moor. Avantgarde im Verborgenen. Katalog zur gleichnamigen Ausstellung. 2016, ISBN 978-3-9817387-3-5. Zweite, korrigierte Auflage, 2017, ISBN 978-3-9817387-5-9.

Rundfunk

  • Julian Ignatowitsch: Henrik Moor-Ausstellung in Fürstenfeldbruck. Deutschlandfunk (Kultur heute), 15. Mai 2016
  • Gaby Weber: Henrik Moor-Ausstellung 'Avantgarde im Verborgenen'. BR Fernsehen (Rundschau-Magazin), 15. Mai 2016
  • Sarah Khosh-Amoz: Die Wiesen blau, die Wolken schwefelgelb – Der Maler Henrik Moor in Fürstenfeldbruck. Bayern 2 (Land und Leute), 11. September 2016[6]

Weblinks

Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Henrik Moor aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.