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Henriette Goldschmidt

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Henriette Goldschmidt

Henriette Goldschmidt, geb. Henriette Benas (geb. 23. November 1825 in Krotoszyn, Posen; gest. 30. Januar 1920 in Leipzig), war eine deutsche Frauenrechtlerin, Pädagogin und Sozialpädagogin.

Leben und Wirken

1853 heiratete sie den verwitweten Rabbiner Abraham Meyer Goldschmidt. Unter dem Motto Leben ist Streben rief Henriette Goldschmidt im März 1865 einen Frauenbildungsverein ins Leben, dessen Gründung „von Mißtrauen begleitet, von den Ängstlichen gemieden und von der großen Menge der Gleichgiltigen kaum beachtet“[1] wurde. Noch im Oktober des gleichen Jahres folgte die erste Frauenkonferenz Deutschlands. Dort wurde, gemeinsam mit Auguste Schmidt, Louise Otto-Peters und Ottilie von Steyber, die Gründung des Allgemeinen Deutschen Frauenverein (ADF) beschlossen. Henriette Goldschmidt war von 1867 bis 1906 Vorstandsmitglied im ADF. Hier setzte sie sich besonders für gleiche Bildungschanchen für Mädchen und Frauen sowie deren gleichberechtigte Teilnahme am öffentlichen Leben ein.

Ein weiterer Schwerpunkt war für Henriette Goldschmidt die Kinderfrüherziehung. In Leipzig kam sie in Kontakt mit dem Werk des Pädagogen Friedrich Wilhelm August Fröbel. Ihr entsprachen dessen Ansichten über das weibliche Geschlecht, die auch ihre waren: „Es ist das Charakteristische der Zeit, das weibliche Geschlecht seiner instiktiven, passiven Tätigkeit zu entheben und es von seinem Wesen aus und um seiner Menschheit pflegenden Bestimmung willen, zu ganz gleicher Höhe wie das männliche Geschlecht zu erheben“.[2] Henriette Goldschmidt übernahm Friedrich Fröbels Leitspruch „Kommt, und laßt uns unsern Kindern leben!“ und gründete 1871, um ihren und Friedrich Fröbels Ideen eine breitetere Basis zu verschaffen, den „Verein für Familien- und Volkserziehung“, dem auf Anhieb 150 bedeutende Leipziger Persönlichkeiten als Förderer beitraten. Dessen Ziel diente der Verbreitung von Kindergärten und der Ausbildung qualifizierter Kindergärtnerinnen sowie der „erzieherischen Bildung der Jungfrauen und Mütter“. Schon 1872 gründete dieser Verein ein Kindergärtnerinnenseminar, das Frauen die Möglichkeit zur Weiterbildung gab. Ab 1874 wurden regelmäßig wissenschaftliche Vorträge gehalten.[3]

1898 verfassten Schmidt und Goldschmidt für den ADF eine Petition, die unter anderem die Forderung nach staatlicher Aufsicht über Kindergärten, deren Integration in das staatliche Erziehungssystem sowie einen verpflichtenden Kindergartenbesuch forderte. Die Petition wurde nach einer teilweise polemisch geführten öffentlichen Diskussion abgelehnt.

Aus den Vortragsreihen in Leipzig entwickelte sich ein „Lyzeum für Damen“. Der Musikverleger Henri Hinrichsen ermöglichte Goldschmidt im Jahre 1911 die Gründung der „Hochschule für Frauen“, die 1917 unter Aufsicht des Sächsischen Ministeriums für Kultur und öffentlichen Unterricht gestellt wurde und so den Charakter einer staatlichen Bildungsanstalt erhielt. Namhafte Persönlichkeiten gehörten dem Kuratorium und Ehrenvorstand an: Ricarda Huch, Eduard Spranger, Georg Kerschensteiner, Marie von Ebner-Eschenbach, Wilhelm Wundt, Marie Stritt und andere mehr. Die Frauenhochschule erreichte bald nationale und internationale Anerkennung und avancierte zum Vorbild ähnlicher „weiblicher Bildungsstätten“.

Als Henriette Goldschmidt 1920 starb, wurde die Hochschule für Frauen durch den Fröbelforscher Johannes Prüfer als „Sozialpädagogisches Frauenseminar“ zur kommunalen berufsbildenden Einrichtung profiliert.

Die Nationalsozialisten verbannten nach 1933 alles, was an die Schulgründerin und den Schulstifter Henri Hinrichsen erinnerte, aus dem Schulleben. So wurde der Geburtstag von Henriette Goldschmidt an der Schule nicht mehr gefeiert.

Nach 1945 entwickelte sich diese Bildungseinrichtung zur Pädagogischen Schule für Kindergärtnerinnen Henriette-Goldschmidt-Schule des Bezirkes Leipzig.

Nach der friedlichen Revolution in der DDR trug die Schule seit 1991 den Namen „Fachschule für Sozialpädagogik 'Henriette Goldschmidt' Leipzig“. 1992 wurde die Henriette-Goldschmidt-Schule eines von zwölf beruflichen Schulzentren der Stadt Leipzig, zum "Beruflichen Schulzentrum für Sozialwesen Leipzig, Henriette-Goldschmidt-Schule". Das Erbe Henriette Goldschmidts und Henri Hinrichsens findet im schulischen Leben breite Beachtung.

Würdigung

Die Lebensleistung Goldschmidts als Sozialpädagogin und Frauenrechtlerin ist heute fast unumstritten, jedoch gibt es (manchmal von feministischer Seite) auch Kritik an ihrer Zentrierung auf das als genuin weiblich empfundene Thema der Kindererziehung. So hatte Goldschmidt gesagt: „Der Erziehungsberuf ist der Kulturberuf der Frau. Er verlangt Wissenschaft und Kunst, das Kennen und das Können.“ Gegen die Kritik an Goldschmidt muss vorgebracht werden, dass ihr Wirken im Zeitkontext zu sehen ist. Henriette Goldschmidt setzte einen Meilenstein für die Bildung der Frau und erschloss unter den damals herrschenden gesellschaftlichen Verhältnissen eines der wenigen Betätigungsfelder, in dem Frauen überhaupt wirksam und berufstätig werden konnten.

Werke

  • Die Frauenfrage eine Culturfrage, Leipzig 1870
  • Der Kindergarten in seiner Bedeutung für die Erziehung des weiblichen Geschlechts, Leipzig 1872
  • Die Schule für Praxis und Theorie des Kindergartens. Eine Fortbildungsschule für das weibliche Geschlecht, in: Kindergarten 14 (1873), S. 153-159
  • Kindermädchen, Bone, Kindergärtnerin, in: Kindergarten 14 (1873), S. 91–94
  • Die Stellung der Kindergartenschule in dem Organismus des Fortbildungsunterrichts für die weibliche Jugend, Leipzig 1974
  • Sind die Anstalten zur Erlernung der Erziehungsmethode des Kindergartens als Fortbildungs- oder als Fachschulen zu beachten?, in: Kindergarten 17 (1874), S. 72–77
  • Der Schöpfer eines Kinder-Paradieses, in: Cornelia 10 (1875), S. 24–35
  • Ist der Kindergarten eine Erziehungs-oder Zwangsanstalt?, Wiesbaden 1901
  • Die internationale Bedeutung Friedrich Fröbels für Familien- und Volkserziehung, in: Kindergarten 45 (1904), S. 161–171
  • Was ich von Fröbel lernte und lehrte, Leipzig 1909
  • Vom Kindergarten zur Frauenhochschule, in: Kindergarten 51 (1910), S. 109–112
  • Vom Kindergarten zur Hochschule für Frauen, Leipzig 1911

Literatur über H. Goldschmidt

  • Manfred Berger: Frauen in der Geschichte des Kindergartens. Ein Handbuch; Frankfurt/M.: Brandes & Apsel, 1995; ISBN 3-86099-255-4; S. 50–54
  • Irma Hildebrandt: Provokationen zum Tee. 18 Leipziger Frauenporträts; München: Diederichs, 1998; ISBN 3-424-01417-6; S. 116–129
  • Gerlinde Kämmerer, Annett Pilz (Hrsg.): Leipziger Frauengeschichten. Ein historischer Rundgang; Leipzig: Kunst- und Culturzentrum für Frauen, 1995; S. 121–123
  • Ingaburgh Klatt (Hrsg.): Wir wollen lieber fliegen als kriechen. Historische Frauenportraits; Lübeck: Dräger, 1997; ISBN 3-925402-88-8; S. 57–72
  • Annerose Kemp; Eberhard Ulm: Henriette-Goldschmidt-Schule 1911 - 2001. Leipzig 2001.
  • M. Köck: Das Fröbelverständnis Henriette Goldschmidts (1825–1920). Ein Beitrag zur Fröbelrezeption; München 2001 (unveröffentlichte Diplomarbeit)
  • M. Meyer: Henriette Goldschmidt; in: Der Schweizerische Kindergarten 11 (1921), S. 5–7
  • Rita Sahle (Hrsg.): Wörterbuch zur Geschichte der Sozialen Arbeit in Leipzig; Leipzig: R. Sahle, 1999; S. 41–42
  • Josephine Siebe, Johannes Prüfer: Henriette Goldschmidt. Ihr Leben und Schaffen; Leipzig: Akademische Verlagsgesellschaft, 1922
  • Bärbel Steinhövel: Zum Leben und Werk von Henriette Goldschmidt (1825–1920); Diplomarbeit, Technische Universität Chemnitz, 2004
  • H. Zollikhofer: Frau Dr. Henriette Goldschmidt; in: Der Schweizerische Kindergarten 10 (1920), S. 29

Einzelnachweise

  1. Goldschmidt 1870, S. 2
  2. Goldschmidt 1909, S. 9
  3. vgl. Köck 2001, S. 9 ff.

Weblinks

Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Henriette Goldschmidt aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.