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Helmuth Karl Bernhard von Moltke

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Generalfeldmarschall Moltke, Gemälde von Franz von Lenbach

Helmuth Karl Bernhard von Moltke, genannt Moltke d. Ä., (Moltke der Ältere) bekannt auch als „der Große Schweiger“ (geb.  26. Oktober 1800 in Parchim; gest.  24. April 1891 in Berlin) war ein preußischer Generalfeldmarschall und hatte als Chef des Generalstabes wesentlichen Anteil an den preußisch/deutschen Siegen im Deutsch-Dänischen Krieg, im Preußisch-Österreichischen Krieg und im Deutsch-Französischen Krieg.

Leben

Helmuth Karl Bernhard Graf von Moltke

Helmuth Karl Bernhard von Moltke stammt aus dem alten mecklenburgischen Adelsgeschlecht Moltke.

Der Vater Friedrich Philipp Victor von Moltke (geb. 1768 in Samow) stand bis 1796 in preußischem Militärdienst, war dann an verschiedenen Orten als Landwirt tätig. Sein unstetes Leben führte ihn 1800 zu entfernten Verwandten nach Parchim, wo sein dritter Sohn Helmuth geboren wurde. 1801 bis 1803 lebte die Familie auf Gut Gnewitz, zog dann nach Lübeck. Nachdem der Vater 1806 in den dänischen Militärdienst getreten war, sorgte er auch dafür, dass seine drei ältesten Söhne 1811 als Kadetten an der Kadettenakademie in Kopenhagen Aufnahme fanden.

Helmuth von Moltke wurde am 20. Januar 1818 zum Secondelieutenant befördert (Anciennität) und diente im dänischen Infanterieregiment Oldenburg in Rendsburg. Moltke erwies sich als Talent und hatte große Ambitionen. Er bemühte sich um Aufnahme in die preußische Armee. Mit dieser Bitte wandte er sich persönlich an den dänischen König Frederik VI.:

„Möge es mir irgendwann in der Zukunft vergönnt sein, die Befähigungen, die ich zu erwerben trachte, zum Nutzen des Königs und Dänemarks einzusetzen“

Seiner Bitte wurde im Januar 1822 stattgegeben, da man annahm, dass er wieder mit internationaler Erfahrung in den dänischen Dienst zurückkehren werde. Doch in Preußen boten sich ihm ganz andere Möglichkeiten. Einer seiner Mentoren im Großen Generalstab war Carl von Clausewitz. Dort trat er als Secondelieutenant in das Leibgrenadier-Regiment König Friedrich Wilhelm III. in Frankfurt/Oder ein. 1823 bis 1826 besuchte er die Kriegsakademie und trat 1833 in den Großen Generalstab ein.

Militärberater im Osmanischen Reich

1835 erhielt er Urlaub für eine Bildungsreise in den Südosten Europas. Auf Wunsch des Sultans des Osmanischen Reiches wurde er von 1836 bis 1839 als Instrukteur der türkischen Truppen abkommandiert. In dieser Zeit bereiste er Konstantinopel, die Schwarzmeerküste, das Taurusgebirge und die Wüste von Mesopotamien und nahm 1838 an einem Feldzug gegen die Kurden teil. Im April und Mai 1837 begleitete er Sultan Mahmud II. auf dessen Reise in die Donaufürstentümer. Er plante dort u.a. eine Verteidigungslinie gegen die Russen. Es wurden nach seinen Plänen 4 Festungen entlang der Donau erbaut. Eine davon ist die Festung Silistra.1838 fühlte sich das Osmanische Reich stark genug, den Kampf gegen die ägyptischen Truppen Mehmet Alis unter dessen Sohn Ibrahim Pascha in Syrien wieder aufzunehmen. Moltke beteiligte sich auch an diesem Feldzug und nahm dabei auch an der entscheidenden Schlacht von Nizip am 24. Juni 1839 teil, die für die Türkei verloren ging. Die Eindrücke seiner Jahre im Osmanischen Reich hat Moltke in seinem Werk Unter dem Halbmond mit dem Untertitel Briefe über Zustände und Begebenheiten in der Türkei aus den Jahren 1835 bis 1839 aufgezeichnet.[1]

Über das untergehende Osmanische Reich, den Kranken Mann am Bosporus, urteilte er:

„Es ist lange die Aufgabe der abendländischen Heere gewesen, der osmanischen Macht Schranken zu setzen. Heute scheint es die Sorge der europäischen Politik zu sein, ihr das Dasein zu fristen.[2]

Chef des Generalstabs

von links: Otto von Bismarck, Albrecht von Roon und Helmuth von Moltke
Eine französische Propaganda-Karikatur aus dem Jahr 1870:
Moltke am Pranger
Komplize des Vampirs Wilhelm
Vergewaltigung, Raub, Brandstiftung
Mitglieder der Reichstagsfraktion der Deutschkonservativen Partei (von links nach rechts): Rudolph Wichmann, Otto von Seydewitz, Helmuth von Moltke, Graf Konrad von Kleist-Schmenzin, Otto von Helldorff, Karl Gustav Ackermann.

Nach seiner Rückkehr nach Deutschland wurde Moltke zum Major befördert und 1846 Adjutant des Prinzen Karl Heinrich von Preußen in Rom. Nach dessen Tod wurde er zum Generalkommando am Rhein versetzt. Von 1849 bis 1855 war Moltke Chef des Generalstabs des IV. Armeekorps und ab 1856 Adjutant des späteren Kaisers Friedrich III.

Er wurde am 29. Oktober 1857 im Range eines Generalmajors beauftragt „mit Wahrnehmung der Geschäfte des Chefs des Generalstabs der Armee“ und am 18. September 1858 in der Dienststellung des Generalstabschefs bestätigt.

In seiner Eigenschaft als solcher erhielt er 1862 den Auftrag einen Plan für den Fall eines Krieges gegen Dänemark auszuarbeiten. In Kenntnis derer Stärken und Schwächen entwickelte Moltke einen Plan, der heute als ein Vorläufer des später so berühmten Schlieffen-Plans gilt.

Aus dem durch die Reformen während der Befreiungskriege geschaffenen Generalstab wurde spätestens mit der Kabinettsorder König Wilhelms I. vom 2. Juni 1866 ein Zentrum des militärischen und auch politischen Einflusses. Moltke wurde zum General ernannt und erhielt als Chef des Generalstabs das Recht, dem Feldheer im Namen des Königs direkt und ohne Vermittlung des Kriegsministers Befehle zu erteilen, so dass er militärische Operationen unmittelbar selbst leiten konnte. Dieser gestiegene Einfluss kam in der nach der Reichsgründung üblichen Bezeichnung Großer Generalstab zum Ausdruck.

Moltke galt als genialer Stratege und war in leitender Verantwortung maßgeblich an der Ausarbeitung der Pläne für den Deutsch-Dänischen Krieg 1864, den Deutschen Krieg gegen Österreich, Sachsen, Hannover und Kurhessen (Preußisch-Österreichischer Krieg) 1866 und den Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 beteiligt. Dabei erkannte er früh die Bedeutung moderner Transportmittel wie der Eisenbahn für den Aufmarsch großer Heere.

Die entscheidende Schlacht bei Königgrätz gegen Österreich führte Moltke persönlich. Nach den siegreichen Kämpfen gegen Frankreich erhielt er am 28. Oktober 1870 den erblichen Titel eines Grafen und am 16. Juni 1871 die Ernennung zum Generalfeldmarschall. Er blieb bis zu der aus Altersgründen erfolgten Verabschiedung am 9. August 1888 in der Dienststellung des Chefs des Großen Generalstabs.

Für seine Verdienste in den Kriegen 1866 und 1870-71 erhielt er hohe Dotationen.

Er war seit 1867 als Angehöriger der Konservativen Partei Mitglied des Norddeutschen bzw. Deutschen Reichstags und war seit 1881 dessen Alterspräsident. Seit 1872 war er auch Mitglied des Preußischen Herrenhauses.

Moltke und Bismarck gelten als Schmiede der Reichseinigung von 1871, Moltke aus militärischer und Bismarck aus politischer Sicht. Obwohl Moltke seit 1871 Immediatrecht beim Kaiser hatte und damit faktisch die Möglichkeit, militärische Entscheidungen zusammen mit dem Oberbefehlshaber unter Ausschluss von Reichstag und Kanzler zu treffen, war er stets bereit, sich dem von Bismarck geforderten Primat der Politik zu unterwerfen. Noch in seiner letzten Reichstagsrede, die er als fast 90-jähriger am 14. Mai 1890 hielt (also wenige Monate nach Bismarcks Entlassung), warnte er eindringlich vor einem neuen Krieg in Europa mit den Worten:

„Meine Herren, es kann ein siebenjähriger, es kann ein dreißigjähriger Krieg werden – und wehe dem, der zuerst die Lunte in das Pulverfaß schleudert!“

Moltkes Motto war berühmt; es lautete:

„Erst wägen, dann wagen“

Tonaufnahmen Moltkes – angefertigt im Oktober 1889 – sind die einzigen bis heute überlieferten Aufnahmen eines im 18. Jahrhundert geborenen Menschen.[3]

Strategieverständnis Moltkes

Moltke begriff die Strategie als ein System von Aushilfen. Wegen der Vielzahl der zu berücksichtigenden Faktoren hielt er nur den Beginn eines Feldzuges für planbar. („Kein Plan überlebt die erste Feindberührung.“) Daher sah er seine Aufgabe vor allem in der umfassenden Planung der militärischen Auseinandersetzung unter Ausnutzung aller technischen Möglichkeiten. Den Unterführern gewährte er weitgehende Handlungsfreiheit in der Durchführung des Kampfauftrages. Mit diesen Prinzipien wurde Moltke in seiner Zeit zum Vorbild in der Führung moderner Massenheere.[4]

Familie

Moltke heiratete am 20. April 1842 die aus Itzehoe stammende Marie Burt,[5] eine angeheiratete Tochter seiner Schwester Auguste. Für sie, die am 24. Dezember 1868 im Alter von 43 Jahren früh verstarb, baute er ein Mausoleum, das noch heute zu finden ist. Moltke erwarb Gut Kreisau als Alterssitz. Er starb 1891 in seiner Dienstwohnung im Alsenviertel, nördlich des Königsplatzes in Berlin. Der Bildhauer Otto Lessing (1846-1912) nahm im Auftrag der Heeresleitung die Totenmaske und Abdrücke der Hände ab. Auf Grundlage dieser Abformungen schuf Lessing bis 1894 eine Halbfigur Moltkes aus Marmor (Kriegsverlust). Der Sarg wurde im Mausoleum auf Gut Kreisau beigesetzt. Seine Gebeine gingen am Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 verloren.

Moltke war Onkel des preußischen Generaloberst und Chef des Generalstabes Helmuth Johannes Ludwig von Moltke und Urgroßonkel des Widerstandskämpfers Helmuth James Graf von Moltke.

Auszeichnungen

Orden

Die Rang- und Quartier-Liste der Königlich Preußischen Armee für 1884[6] verzeichnet folgende Orden:

Ehrungen und Ehrenbürgerschaften

Wappen des Grafen von Moltke
  • Ehrenmitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften (1860)
  • Moltke wurde am 28. Oktober 1870 in den erblichen preußischen Grafenstand für sich und seine Nachkommen erhoben
  • Nach Moltke wurde 1935 der Mondkrater Moltke benannt.
  • Moltke ist Ehrenbürger der Städte (alphabetisch geordnet) Aachen (Oktober 1890), Berlin (16. März 1871), Bremen (1871), Dresden (11. Juli 1871), Görlitz (1871), Hamburg (1871), Kolberg (1866), Köln (9. Juni 1879), Lübeck (1871), Magdeburg (1870), München (1890) und Parchim (4. Mai 1867).
  • In seiner Geburtsstadt Parchim ist ihm am Moltkeplatz 1876 ein Denkmal, das erste überhaupt, gesetzt worden.
  • In vielen anderen deutschen Städten stehen Denkmale von ihm. (siehe: Liste der Moltkedenkmäler)
  • In vielen anderen Städten sind Straßen, Plätze und Brücken nach ihm benannt worden, wobei diese Bezeichnungen teilweise auch wieder rückgängig gemacht wurden, z. B. in Wien zu Dunantgasse.
  • Das Land Guinea gab am 10. Dezember 2012 eine Briefmarke heraus, die Molke und eine preußische Bahn G 12 zeigen. (Michel Katalog: Nr. 9601 und Block Nummer 2184)

Werke

Erste Seite Aus den Verordnungen für die höheren Truppenführer vom 24. Juni 1869
  • Zwei Freunde (Novelle), 1827
  • Briefe über die Zustände und Begebenheiten in der Türkei 1835–39. 1841 (Auswahl in: Unter dem Halbmond)
    • Neuere Auswahl mit einer Einleitung von Max Horst: Briefe aus der Türkei, Albert Langen-Georg Müller Verlag, München 1938
  • Der russisch-türkische Feldzug 1828–29. 1845
  • Briefe aus Russland. Berlin, Paetel 1877
  • Wanderbuch: Handschriftl. Aufzeichnungen aus d. Reisetagebuch. Berlin, Paetel 1879
  • Geschichte des Deutsch-Französischen Krieges von 1870–71. 1891
  • Briefe an seine Braut und Frau. 1893
  • Gesammelte Schriften und Denkwürdigkeiten. 1899
  • Moltke. Aufzeichnungen, Briefe, Schriften, Reden. 1922

Denkmäler

Siehe auch: Liste der Moltkedenkmäler

Denkmal für Moltke am Großen Stern in Berlin

Literatur

Siehe auch

  • Bedeutende Vertreter der Familie Moltke

Weblinks

 Commons: Helmuth Karl Bernhard von Moltke – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien
 Wikisource: Helmuth Karl Bernhard von Moltke – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise

  1. Unter dem Halbmond
  2. German Werth: Der Krimkrieg
  3. Amory Burchard: Bismarcks Stimme aus der Vergangenheit. In: Der Tagesspiegel. 31. Januar 2012.
  4. Meyers Enzyklopädisches Lexikon, 9. Auflage, Mannheim 1976, Band 16, Seite 406
  5. Dunkle Zeiten und neue Stadtteile
  6. Rang- und Quartier-Liste der Königlich Preußischen Armee für 1884, Ernst Mittler und Sohn, Berlin 1885
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Helmuth Karl Bernhard von Moltke aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.