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Hellmuth Reinhard

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Hellmuth Reinhard, Geburtsname Hermann Gustav Hellmuth Reinhard Patzschke (geb. 18. Dezember 1911 in Unterwerschen, Landkreis Weißenfels; gest. unbekannt) war ein deutscher Jurist und SS-Führer bei der Gestapo.

Leben

Patzschke schloss seine Schullaufbahn am Leipziger König-Albert-Gymnasium mit dem Abitur ab und absolvierte danach an den Universitäten Wien, Berlin und Leipzig ein Studium der Rechts- und Staatswissenschaft. Das Studium beendete er im Januar 1934 mit der ersten juristischen Staatsprüfung. Sein Referendariat absolvierte er an Sächsischen Gerichten, bei der Leipziger Staatsanwaltschaft und im SD-Hauptamt. Das zweite juristische Staatsexamen bestand er im Januar 1938. Seinen Nachnamen ließ er Ende der 1930er Jahre von Patzschke in Reinhard ändern.

Bereits zu seiner Schulzeit gehörte er dem NS-Schülerbund und während seiner Studienzeit dem NS-Studentenbund an. Noch während seines Studiums war er nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten im März 1933 der SS (SS-Nr. 121.174) und im Mai 1933 der NSDAP (Mitgliedsnr. 2.382.157) beigetreten. Als Angehöriger des SD wurde er nach Beginn des Zweiten Weltkrieges im September 1939 in die Sicherheitspolizei übernommen.

Von August bis November 1941 leitete er beim Befehlshaber der Sicherheitspolizei und des SD (BdS) die Zentralstelle für jüdische Auswanderung in Amsterdam. Ende Januar 1942 wurde er als Nachfolger von Werner Knab im deutsch besetzten Norwegen zunächst kommissarisch dann offiziell Leiter der Gestapo unter dem BdS Norwegen mit Dienstsitz Oslo. In dieser Funktion war er an der Deportation der norwegischen Juden in das KZ Auschwitz-Birkenau maßgeblich beteiligt.

„Aus besonderen Gründen kann ich erst heute mitteilen, das am 26.11.1942 ein Schiffstransport von ungefähr 7-900 männlichen und weiblichen Juden in allen Altersstufen von Oslo nach Stettin durchgeführt werden wird. Die Überfahrt wird wahrscheinlich ungefähr 3 Tage beanspruchen. Da das von der Kriegsmarine zur Verfügung gestellte Schiff nach seiner Ankunft in Stettin sofort wieder benötigt wird, bitte ich, die sofortige Ausschiffung und Unterbringung der Juden nach ihrer Ankunft vorzubereiten. Die Juden sollen nach Auschwitz verbracht werden.“

Reinhard in einem Fernschreiben an die Gestapo in Stettin vom 25. November 1942[1]

Im November 1943 erhielt er das Kriegsverdienstkreuz I. Klasse mit Schwertern.[2] Im selben Jahr erreichte er den Rang eines SS-Sturmbannführers.[3] Zu Anfang Februar 1945 wurde er nach Reichenberg in das Sudetenland versetzt, wo er kommissarisch Leiter der örtlichen Gestapo wurde und in Personalunion den örtlichen Kommandeur der Sicherheitspolizei und des SD (KdS) vertrat.

Bei Kriegsende tauchte Reinhard in Schleswig-Holstein unter und nahm wieder seinen Geburtsnamen an. Nachdem er 1951 für tot erklärt worden war, heiratete ihn seine Ehefrau erneut. Er lebte in Baden-Württemberg, wo er schließlich Leiter eines juristischen Fachverlages wurde. Nach Ermittlungen wurde seine Identität offenkundig und im Dezember 1964 wurde er festgenommen. Aufgrund seiner leitenden Tätigkeit bei der Gestapo in Oslo und Reichenberg wurden gegen ihn Ermittlungsverfahren in Hamburg, Frankenthal, Nürnberg-Fürth sowie Baden-Baden eingeleitet. Durch das Schwurgericht Baden-Baden wurde er wegen der Beteiligung an der Deportation norwegischer Juden 1967 zu fünf Jahren Haft verurteilt. Dieses Urteil wurde durch den Bundesgerichtshof 1969 wegen Mängeln in der Urteilsbegründung aufgehoben. Das Landgericht Karlsruhe sprach ihn 1970 frei, da der Sachverhalt nicht mehr eindeutig rekonstruierbar war. In Norwegen wurde der Freispruch mit Empörung aufgenommen.

Reinhards alias Patzschkes Kurzvita wurde im Braunbuch der DDR aufgeführt.[4]

Literatur

  • Stein Ugelvik Larsen, Beatrice Sandberg, Volker Dahm (Hg.): Meldungen aus Norwegen 1940–1945: Die geheimen Lageberichte des Befehlshabers der Sicherheitspolizei und des SD in Norwegen, Oldenbourg, München 2008, ISBN 978-3-486-55891-3. (Kurzbiografien, S. 77f.)
  • Ernst Klee: Auschwitz. Täter, Gehilfen, Opfer und was aus ihnen wurde. Ein Personenlexikon. S. Fischer, Frankfurt am Main, ISBN 978-3-10-039333-3., S. 332.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Zitiert bei Ernst Klee: Auschwitz. Täter, Gehilfen, Opfer und was aus ihnen wurde. Ein Personenlexikon, Frankfurt am Main 2013, S. 332
  2. Ernst Klee: Auschwitz. Täter, Gehilfen, Opfer und was aus ihnen wurde. Ein Personenlexikon, Frankfurt am Main 2013, S. 332, S. 332
  3. Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich, Frankfurt am Main 2007, S. 488
  4. Norbert Podewin (Hrsg.): Braunbuch - Reprint der Ausgabe 1968. Berlin 2002, ISBN 3-360-01033-7, S. 98
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Hellmuth Reinhard aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.