Jewiki unterstützen. Jewiki, die größte Online-Enzy­klo­pädie zum Judentum.

Helfen Sie Jewiki mit einer kleinen oder auch größeren Spende. Einmalig oder regelmäßig, damit die Zukunft von Jewiki gesichert bleibt ...

Vielen Dank für Ihr Engagement! (→ Spendenkonten)

How to read Jewiki in your desired language · Comment lire Jewiki dans votre langue préférée · Cómo leer Jewiki en su idioma preferido · בשפה הרצויה Jewiki כיצד לקרוא · Как читать Jewiki на предпочитаемом вами языке · كيف تقرأ Jewiki باللغة التي تريدها · Como ler o Jewiki na sua língua preferida

Heilfasten

Aus Jewiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Heilfasten ist eine Form des nicht religiös motivierten Fastens und soll zumeist der „Entschlackung“ oder Regeneration des Körpers dienen. Oft ist damit auch der Wunsch nach einer „seelischen Reinigung“ verbunden.

Arten des Heilfastens

  • Beim Buchinger-Heilfasten (Otto Buchinger, deutscher Arzt, 1878–1966) wird mit Gemüsebrühe, Säften und Honig eine geringe Menge an Energie (200–500 kal) (siehe: physiologischer Brennwert), Vitaminen und Mineralstoffen zugeführt. Das verringert die Belastung für den Stoffwechsel. Hinzu kommen Einläufe, die der Darmreinigung dienen sollen, sowie stoffwechselunterstützende Maßnahmen (täglich körperliche Bewegung, Trockenbürsten, Leberwickel)
  • Beim Fasten nach Mayr (Franz-Xaver-Mayr-Kur) ist die Grundlage die „Milch-Semmel-Diät“, es wird ein individueller Ernährungsplan aufgestellt.
  • Beim Saftfasten werden nur Obst- und Gemüsesäfte getrunken, wie etwa bei der Breuß-Kur.
  • Die Markert-Diät kombiniert Gemüsebrühe mit einem Eiweißzusatz.
  • Beim Früchtefasten werden nur Früchte, Gemüse, Kräuter und Nüsse konsumiert.
  • Beim eiweißergänzten (modifizierten) Fasten wird täglich ein Quantum Buttermilch oder ein spezielles Eiweißkonzentrat (Ulmer Trunk) verzehrt. Dies soll große Eiweißverluste des Körpers verhindern und ihn veranlassen, mehr Fett als Eiweiß abzubauen.
  • Beim Molke-Fasten wird auf die Aufnahme fester Lebensmittel komplett verzichtet. Man nimmt über den Tag verteilt 1 Liter Molke zu sich (soll den Eiweißverlust des Körpers reduzieren), ferner 0,5 Liter Obstsaft (Zufuhr von Vitaminen, Mineralien und Energie) und 3 Liter kohlensäurefreies Wasser, welches bestimmte Körperfunktionen und die sogenannte Entschlackung und Entgiftung fördern und das Hungergefühl reduzieren soll. Zusätzlich wird jeden Morgen ein Glas (0,2 Liter) Sauerkraut- oder Pflaumensaft getrunken. Er soll den Darm „reinigen“ und helfen, im Körper vermutete Schadstoffe aus dem Körper zu entfernen.
  • Beim Teefasten wird ebenfalls auf feste Nahrung verzichtet, ebenso auf das Trinken von Säften. Man trinkt ausschließlich Tee und (kohlensäurearmes) Wasser. Diese extremere Form des Fastens wird von Ärzten und einschlägigen Büchern nur vollkommen gesunden Menschen erlaubt bzw. empfohlen.
  • Auch die Schrothkur gilt als Fastenkur. Hier wechseln sich Trinktage und so genannte Trockentage ab.
  • Beim intermittierenden Fasten (auch Intervallfasten) wechseln sich Zeiten der normalen Nahrungsaufnahme und des Fastens, während denen nur noch Wasser getrunken wird, ab. Dabei wird entweder jeden Tag mindestens 16 Stunden lang gefastet oder es werden abwechselnd komplette Fastentage und solche ohne Nahrungskarenz abgehalten. Da zwischen den nur kurzen Fastenperioden von maximal ein oder zwei Tagen am Stück normal gegessen wird, kann das intermittierende Fasten als dauerhafte Ernährungsform praktiziert werden. In verschiedenen Tiermodellen führte dieser Essrhythmus zu einer höheren Lebenserwartung und zu einer geringeren Rate an altersbedingten Erkrankungen.[1]

Körperliche Vorgänge

Hauptartikel: Hungerstoffwechsel

Wenn dem Körper keine Nahrung zugeführt wird, verschiebt sich der Stoffwechsel über einige Tage in den Katabolismus. Blutdruck und Blutzuckerspiegel sinken. Zur Energiebereitstellung wird auf die Fettreserven zurückgegriffen. Muskeln werden abgebaut, um Proteine zu erhalten. Bei längerem Fasten stellt sich der Fettabbau um und es bilden sich Ketokörper wie Acetoacetat, Aceton und 3-Hydroxybutyrat. Dies kann zu einer Ketose führen und einem charakteristisch fruchtigem Ketongeruch im Atem. Bei längerem Fasten schüttet der Körper auch Endorphine aus. Diese körperlichen Effekte konnten in einer 2019 erschienenen Studie über das Heilfasten von Françoise Wilhelmi de Toledo in Zusammenarbeit mit Andreas Michalsen von der Charité Berlin festgestellt werden.[2]

Vorgehen

Schon an ein bis zwei Vorbereitungstagen wird nur sehr wenig gegessen: fettarm und ballaststoffhaltig. Auf Süßwaren und Genussmittel wird bereits verzichtet.

Zur Darmentleerung sind grundsätzlich zwei Methoden verbreitet, die sich wiederum in verschiedene Variationen aufspalten.

  • Einlauf (Klistier): Es wird eine hyperosmolare Flüssigkeit über den Mastdarm in den Darm eingebracht. Durch die Hyperosmolarität wird Wasser im Darminneren gebunden und ein Entleerungsreiz ausgelöst.
  • Abführmittel: Hier gibt es mehrere Mittel, zum Beispiel Glaubersalz oder das jenem ähnliche F.X.-Passage-Salz.

Indikationen

Bei folgenden Krankheitsbildern sowie Beschwerden soll Heilfasten nach Ansicht seiner Befürworter hilfreich sein:[3]

Die Ergänzung von Chemotherapien zur Behandlung von Krebs durch vorheriges oder anschließendes Fasten könne den Schutz gesunder Zellen beim Abtöten von Tumorzellen ermöglichen. Es besteht die Hoffnung, die Behandlungen zu verlängern, indem die hochgradig toxischen Effekte der eingesetzten Zytostatika beschränkt werden, ohne gleichzeitig den Tumor ungewollt zu schützen.[5][6]

Kontraindikationen

Viele Ärzte raten von dieser Methode ab. Kurzfristig heilfasten sollten nur gesunde Menschen, vor längeren Fastenkuren ohne ärztliche Überwachung wird gewarnt.

Bestimmte Gruppen von Menschen sollen nicht fasten:

Menschen mit psychischen Krankheiten sollten ihren Arzt befragen, bevor sie fasten.

Kritik

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) steht dem Heilfasten eher kritisch gegenüber. In einer Stellungnahme der DGE wird dem Heilfasten zwar indirekt eine mögliche positive Wirkung eingeräumt, da es „oftmals zu einer gesundheitsbewussteren Lebensführung und Änderung des Ernährungsverhaltens“ führe. „Das Heilfasten kann damit ein Impuls für die Änderung des Lebensstils und zur Verbesserung der Ernährungsgewohnheiten sein.“ Weiter heißt es jedoch:

„Als Maßnahme für die Gewichtsreduktion wird das Heilfasten nicht eingeordnet. […] Viele positive Wirkungen des Heilfastens sind wissenschaftlich kaum oder nur ungenügend belegt. Der in Zusammenhang zum Heilfasten immer wieder genannte Begriff ‚Entschlacken‘ ist wissenschaftlich nicht begründbar. In einem gesunden menschlichen Körper gibt es keine Ansammlung von Schlacken und Ablagerung von Stoffwechselprodukten. Nicht verwertbare Stoffe werden bei ausreichender Flüssigkeitszufuhr über den Darm und die Nieren ausgeschieden. Grundsätzlich sollten Heilfastenkuren nur nach vorheriger Gesundheitsuntersuchung möglichst stationär oder unter ärztlicher Begleitung durchgeführt werden. Zu beachten ist, dass durch das Fasten die Wirkung von Medikamenten beeinflusst wird und evtl. eine Anpassung/Reduzierung der Dosierung erfolgen sollte. Kontraindiziert ist das Fasten beispielsweise bei Kachexie, Anorexia nervosa, in Schwangerschaft und Stillzeit. Menschen mit erhöhtem Purinspiegel ist wegen des Risikos eines akuten Gichtanfalls das Fasten nicht anzuraten. In jedem Fall ist eine Absprache mit dem Arzt notwendig.“[7]

Die beim Fasten entstehenden Ketokörper müssen über die Nieren ausgeschieden werden. Der Harnsäurewert steigt an, was die Entstehung von Blasensteinen und Nierensteinen begünstigen kann.

Weblinks

Literatur

  • Hellmut Lützner: Wie neugeboren durch Fasten. Gräfe und Unzer, 2008
  • Hans Peter Bischoff, Volker Schmiedel: Praxisleitfaden Naturheilkunde. Methoden, Diagnostik, Therapieverfahren in Synopsen. 3., vollst. überarb. Auflage. G. Fischer Verlag, Ulm/Stuttgart/Jena/Lübeck 1999, ISBN 3-437-55130-2, S. 878.

Einzelnachweise

  1. R. M. Anson u. a.: The diet restriction paradigm: a brief review of the effects of every-other-day feeding. In: Age. 27, 2005, S. 17–25. doi:10.1007/s11357-005-3286-2 (Review)
  2. Françoise Wilhelmi de Toledo, Andreas Michalsen, Stefan Drinda, Audrey Bergouignan, Franziska Grundler: Safety, health improvement and well-being during a 4 to 21-day fasting period in an observational study including 1422 subjects. In: PLOS ONE. 14, Nr. 1, 2019-01-02 ISSN 1932-6203, S. e0209353, doi:10.1371/journal.pone.0209353, PMID 30601864 (https://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0209353).
  3. Bischoff/Schmiedel, S. 165 f.
  4. G. Hölz: Archivlink (Memento vom 6. Februar 2013 im Internet Archive) Therapeutisches Fasten – Großes Potential. In: UGB-Forum 6, S. 277–279, 2011.
  5. Fernando M. Safdie, Tanya Dorff, David Quinn, Luigi Fontana, Min Wei: Fasting and cancer treatment in humans: A case series report. In: Aging. 1, Nr. 12, S. 988–1007, doi:10.18632/aging.100114 (http://www.aging-us.com/article/100114).
  6. Gustav van Niekerk, Suzèl M. Hattingh, Anna-Mart Engelbrecht: Enhanced Therapeutic Efficacy in Cancer Patients by Short-term Fasting: The Autophagy Connection. In: Frontiers in Oncology. 6, 2016 ISSN 2234-943X, doi:10.3389/fonc.2016.00242 (http://journal.frontiersin.org/article/10.3389/fonc.2016.00242/full).
  7. Die DGE zum Thema Heilfasten
Gesundheitshinweis Bitte den Hinweis zu Gesundheitsthemen beachten!
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Heilfasten aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.