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Haseki-Sultan-Imaret

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Der linke kleinere Torbogen führt zum Haseki-Sultan-Imaret
Teil der Waqfiyya (Stiftungsurkunde) für das Haseki-Sultan-Imaret

Das Haseki-Sultan-Imaret ist ein 1552 erbauter Gebäudekomplex in der Jerusalemer Altstadt. Seinen Mittelpunkt bildete eine wohltätige Suppenküche, in der morgens und abends kostenlos Suppe, Brot und Fleisch verteilt wurden. Neben der Suppenküche gab es dort auch eine kleine Moschee, eine kleine Karawanserei für Pilger und Reisende, 55 Räume für Sufis, eine Bäckerei, eine Getreidemühle und im Hof einen eigenen Brunnen, den Sabil Haseki Sultan, der vom Qanat as-Sabil gespeist wurde. Der Komplex wurde von Roxelane, der Lieblingsfrau von Suleiman dem Prächtigen, gestiftet und unter ihrer Leitung erbaut.[1][2][3][4]

Name

Osmanisch عمارت ʿİmāret, deutsch ‚Gebäude, Bauwerk‘ ist die Bezeichnung für eine Suppenküche. Osmanisch خاصکى سلطان İA Ḫāṣekī Sulṭān, deutsch ‚Favoritin, Lieblingsgemahlin‘ war der Titel der Hauptgemahlin des Sultans des Osmanischen Reichs Süleyman I. Ihr Name war Aleksandra Lisowska, genannt Roxelane. Sie war die Stifterin und befahl den Bau dieser Einrichtung.[1][2] Ein anderer Name ist osmanisch تكية خاصکى سلطان Takiyya Haseki Sultan, deutsch ‚Sufi-Konvent der Haseki Sultan‘ (vgl. türkisch Tekke, „Sufi-Konvent“). Bis heute trägt der Straßenname „Aqabat al-Takiyya“ im Jerusalemer Sprachgebrauch die Bedeutung „Platz des kostenlosen Essens“.

Geographie

Das Haseki-Sultan-Imaret31.7788135.23215 steht auf der Südseite der Aqbat at-Takija, 80 m westlich ihrer Einmündung in die Al-Wad-Straße. 120 m weiter westlich des Imarets mündet die Aqbat at-Takija in den Suq Chan ez-Zeit. Direkt auf der Westseite grenzt der Tunschuq-Palast31.77875535.231964 an das Haseki-Sultan-Imaret.[5][6] Der Nordeingang des Haseki-Sultan-Imaret befindet sich in der Straße Aqabat al-Takiyya31.7788835.23212. Der Südeingang liegt in der Straße Aqabat al-Saraya (deutsch: „Platz des Regierenden“)31.7782535.23224. Im Osten des Haseki-Sultan-Imaret stehen die Mawardiyya-Schule und das Ribat Bayram Jawisch. Alle diese Gebäude bilden einen großen Komplex, der „Dar al-Aytam al-Islamiyyah“ (deutsch: „Das muslimische Waisenhaus“) genannt wird.[7]

Geschichte

Seit dem 14. Jahrhundert wurden im Osmanischen Reich Suppenküchen gegründet. Hier wurde kostenlos Essen an spezielle Gruppen von Menschen ausgeteilt.[1]

In diesen Rahmen fällt die Gründung des Haseki-Sultan-Imaret 1552. Allerdings wurde die Gruppe der Nutznießer dieser Einrichtung nicht besonders klar definiert. In der Waqfiyya (Stiftungsurkunde) werden als Begünstigte genannt:

  • die Armen, die Demütigen, die Schwachen und die Bedürftigen
  • die wahren Gläubigen und die Rechtschaffenen, die nahe den heiligen Stätten leben
  • diejenigen, die der Scharia und den Geboten der Sunna gehorchen[2]

Diese Definition der Empfangsberechtigten der Speisen wurde im Laufe der Zeit immer weiter ausgelegt und umfasste immer größere Personengruppen. Besonders Reiche und Mächtige wussten sich dieser Privilegien zu versichern. Das führte schließlich zum Niedergang dieser Einrichtung.[2]

Die Erlaubnis, in der Suppenküche essen zu dürfen, wurde als Privileg und Ehre betrachtet, anders als heute, da Essen in einer Suppenküche eher als Makel gilt.[1]

Finanziert wurde die Suppenküche aus Einnahmen, die speziell diesem Zweck gewidmet waren. Diese Einnahmen kamen aus Grund- und Immobilienbesitz, Steuereinnahmen aus Dörfern in Gaza, Ramle, Lydda und in der Umgebung von Jerusalem. Auch Einnahmen aus öffentlichen Bädern, Karawansereien, Geschäften, Märkten, zwei Seifenfabriken und 11 Getreidemühlen trugen zum Einkommen der Suppenküche bei.[2]

Später diente das Haseki-Sultan-Imaret als Waisenhaus.

Im 19. Jahrhundert befand sich im Haseki-Sultan-Imaret die Residenz des osmanischen Gouverneurs von Jerusalem.[8]

Von 1999 bis 2004 wurde der gesamte Dar-al-Aytam-al-Islamiyyah-Komplex für 3,5 Millionen Dollar restauriert. Das Geld wurde zum Teil aus privaten Spenden aufgebracht, die auf dem Sharja-Festival 1998 gesammelt wurden. Weitere Gelder kamen von der Islamischen Entwicklungsbank und aus eigenem Kapital des Komplexes. Nach Abschluss der Arbeiten beherbergte der Komplex eine Schule für Jungen, eine industrielle Berufsschule, Druckerei, Buchbinderei und Tischlerei, einen Internatsschlafsaal, eine traditionelle islamische Suppenküche und eine kleine Moschee. Es wurde die Infrastruktur modernisiert und für die Schule ein Computerlabor eingerichtet. Die Fassaden wurden restauriert.[9]

Leistungen der Suppenküche

Es wurde jeden Morgen eine Reis-Suppe ausgegeben. Diese Suppe bestand aus Reis, Butter, Kichererbsen, Zwiebeln, Salz, Kürbis, Joghurt, Zitrone, Pfeffer. Am Abend wurde eine Bulgur-Suppe ausgegeben. Diese Suppe bestand aus Bulgur, Butter, Kichererbsen, Zwiebeln, Kreuzkümmel. Morgens und abends gab es Brot zur Suppe.

An den Abenden von Feiertagen gab es statt der Suppe Schaffleisch mit Reis und mit Honig gesüßten Reis mit Safran. Als Feiertage zählten alle Abende des Ramadan, das Fest des Fastenbrechens am Ende des Ramadan, der Abend vom Donnerstag auf Freitag, die Abende vor dem Aschura, dem Maulid an-Nabī, dem Regaib, dem Berat, dem Islamischen Opferfest.

Die Angestellten der Suppenküche erhielten eine Kelle Suppe und zwei Laibe Brot. Die Sufis und die Armen erhielten eine halbe Kelle Suppe und einen Laib Brot. An Feiertagen erhielten die Armen ein halbes Stück Fleisch und alle anderen ein ganzes Stück.

Gegessen wurde in Schichten: Zuerst kamen die Angestellten der Suppenküche, dann die Gäste der Karawanserei, dann die Armen. Bei den Armen wiederum kamen zuerst die armen Gelehrten, dann die Männer mit größeren Söhnen und zum Schluss die Frauen mit kleinen Kindern und größeren Töchtern. Wenn das gekochte Essen nicht ausreichte, blieben die armen Frauen und Kinder hungrig.[1][7]

Über die Bestandteile der Speisen existierten strenge und detaillierte Vorschriften, nicht aber über die Menge von Wasser in der Suppe. So konnte die Suppe bei Bedarf durch Zugabe von Wasser jederzeit, speziell bevor die Armen an die Reihe kamen, auf die benötigte Menge verlängert werden.

Allein die Sufis hatten das Privileg, jemanden zu senden, der ihren Anteil holte, den sie dann zu Hause verzehren konnten. Alle anderen mussten ihren Anteil in der Suppenküche aufessen.[1]

Über die Qualität der gereichten Speisen gibt es unterschiedliche Aussagen.[1] Teilweise wurde die Suppe wegen ihres besonders guten Geschmacks gepriesen. Außerdem bestand auch der Glaube, dass diejenigen, die diese Suppe essen, dadurch besonders gesegnet seien.[7]

Beschreibung

Der Nordeingang zum Haseki-Sultan-Imaret wird von einem Kleeblattbogen umfasst. Der umrahmende Wulst des Eingangsportals ist mit Kielbögen verziert. Im Portal befindet sich eine rechteckige Eingangstür, deren Türsturz mit Rosetten geschmückt ist. Das Blumenmuster der mittleren Rosette ist ähnlich dem Zierstein über dem Eingang des Haseki-Sultan-Komplex in Istanbul.

Der Nordeingang führt in eine Halle, die in einen offenen Hof mündet. An diesem Hof liegen die Küche, die Speicher, ein Brunnen, die Bäckerei.

Der Südeingang zum Haseki-Sultan-Imaret ähnelt in seiner Form und in den Verzierungen dem Damaskustor31.7816535.23038. Der Südeingang bildet einen Durchgang zu einem offenen Hof. Dieser Hof ist von Arkaden umgeben, die die Karawanserei beherbergen. Im Osten des Hofes auf dem Platz des ursprünglichen Ribāt (Sufi-Konvent) steht ein im 19. Jahrhundert gebautes großes Gebäude, das al-‘Adliyya31.77857635.232349 heißt. Es hat vier offene Höfe, mehrere Treppen, mehrere Teilgebäude in verschiedenen Stilen.

Eine Halle mit vier Kreuzgewölben gegenüber diesem Gebäude gehörte zur ursprünglichen Moschee. Auf der Ostseite der Halle ist eine Kuppel über einem Schrein31.77842335.232153. Dieser Schrein ist das Grab von Sa'ad al-Din al-Rasafi, dem Autor des Werkes al-Manhal al-Safi wa al-Mashrab al-Wafi („Die reine Quelle und der sprudelnde Brunnen“).[4][10]

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 1,5 1,6 Amy Singer: Serving Up Charity: The Ottoman Public Kitchen, 2005, in Journal of Interdisciplainary History, Band 35, S. 482–494 online, PDF bei mitpressjournals.org. Abgerufen am 27. Mai 2020.
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 Oded Peri: Waqf and Ottoman Welfare Policy, The poor kitchen of Hasseki Sultan in eighteenth-century Jerusalem, 1989, in Journal of the Economic and Social History of the Orient, Vol. XXXV, S. 167–186 online, PDF, download möglich oder online und PDF-Download. Abgerufen am 27. Mai 2020.
  3. Amy Singer: Constructing Ottoman Beneficence: An Imperial Soup Kitchen in Jerusalem, State University of New York Press, Albany, 2002, ISBN 0-7914-5352-9 online. Abgerufen am 27. Mai 2020. online. Abgerufen am 27. Mai 2020.
  4. 4,0 4,1 al-‘Imara al-‘Amira bei enjoyjerusalem.com. Abgerufen am 27. Mai 2020.
  5. Haseki-Sultan-Imaret bei OSM. Abgerufen am 27. Mai 2020.
  6. Max Küchler: Jerusalem: Ein Handbuch und Studienreiseführer zur Heiligen Stadt. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2007, ISBN 978-3-525-50170-2, S. 536.
  7. 7,0 7,1 7,2 My Memories of Khassaki Sultan or „The Flourishing Edifice“ bei palestine-studies.org download, PDF. Abgerufen am 27. Mai 2020.
  8. Das „Imaret Haseki Sultan“ in Jerusalem bei theologische-links.de. Abgerufen am 27. Mai 2020.
  9. Dar al-Aytam al-Islamiyya Restoration bei archnet.org. Abgerufen am 27. Mai 2020.
  10. ‘Imara al-‘Amira (Flourishing Edifice) bei islamicart.museumwnf.org. Abgerufen am 27. Mai 2020.
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