Jewiki unterstützen. Jewiki, die größte Online-Enzy­klo­pädie zum Judentum.

Helfen Sie Jewiki mit einer kleinen oder auch größeren Spende. Einmalig oder regelmäßig, damit die Zukunft von Jewiki gesichert bleibt ...

Vielen Dank für Ihr Engagement! (→ Spendenkonten)

How to read Jewiki in your desired language · Comment lire Jewiki dans votre langue préférée · Cómo leer Jewiki en su idioma preferido · בשפה הרצויה Jewiki כיצד לקרוא · Как читать Jewiki на предпочитаемом вами языке · كيف تقرأ Jewiki باللغة التي تريدها · Como ler o Jewiki na sua língua preferida

Hans von Campenhausen

Aus Jewiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Stammwappen derer von Campenhausen

Hans Erich Freiherr von Campenhausen (* 16. Dezember 1903 in Rosenbeck, Livland; † 6. Januar 1989 in Heidelberg) war ein deutsch-baltischer evangelischer Theologe. Er gilt als einer der bedeutendsten evangelischen Kirchenhistoriker im 20. Jahrhundert.

Hans von Campenhausen entstammte dem grundbesitzenden Adel. Von Campenhausen wurde Opfer der russischen Revolution. Er verlor seinen Vater und kam ins Gefängnis. Seiner Familie gelang schließlich die Flucht nach Deutschland. 1922 legte er das Abitur in Heidelberg ab. Anschließend studierte er an den Universitäten Heidelberg und Marburg Theologie und Geschichte. Besonders prägten ihn die Theologen Rudolf Bultmann und Hans Freiherr von Soden. Methodisch übte Martin Dibelius größten Einfluss auf ihn aus. Campenhausen wurde 1926 in Heidelberg promoviert mit der von Hans von Schubert betreuten Arbeit über Ambrosius von Mailand als Kirchenpolitiker. Seine Habilitation erfolgte 1928 mit einer von Hans von Soden angeregten Arbeit über Passionssarkophage. 1930 erhielt er die wenig lukrative Stelle eines Inspektors am Theologischen Stift in Göttingen.

Trotz einer gelegentlichen Zustimmung stand von Campenhausen dem Nationalsozialismus distanziert gegenüber. Am 11. November 1933 gehörte er zu den Unterzeichnern des Bekenntnisses der Professoren an den deutschen Universitäten und Hochschulen zu Adolf Hitler und dem nationalsozialistischen Staat.[1] Damit bekannte er sich weniger zum Regime, sondern hielt vielmehr die Handlungsfreiheit Deutschlands nach innen und außen für notwendig.[2] Er trat der Bekennenden Kirche bei.[3] Die Distanz zum Nationalsozialismus verhinderte auch, dass er bis zum Kriegsende Professor wurde. Seit 1935 übernahm er Lehrstuhlvertretungen und Lehraufträge an den Universitäten in Gießen, Greifswald, Göttingen, Kiel, Heidelberg und Wien. Zwei Berufungen scheiterten aus politischen Gründen: 1935 sollte er die Nachfolge Heinrich Bornkamms in Gießen und 1937 die Nachfolge Walther Köhlers als Professor für Kirchengeschichte an der Universität Heidelberg antreten.

Seit 1945 war er als Nachfolger seines Lehrers Hans von Schubert Professor für Kirchengeschichte in Heidelberg. 1946 wurde er zum Rektor gewählt. In Heidelberg entstanden mit Kirchliches Amt und geistliche Vollmacht in den ersten drei Jahrhunderten (1953) und Die Entstehung der christlichen Bibel (1968) seine wichtigsten Werke. Seine Darstellungen über die historischen Kirchenväter (Lateinische Kirchenväter und Griechische Kirchenväter) wurden mehrfach neu aufgelegt und vielfach übersetzt. Außerdem veröffentlichte er zahlreiche Studien zur alten Kirche. Er war seit der Gründung der Patristischen Kommission der Westdeutschen Akademien der Wissenschaft von 1960 bis 1980 ihr Präsident. Nicht weniger bedeutend war von Campenhausen als akademischer Lehrer. Aus seiner Lehrtätigkeit gingen 15 spätere Hochschullehrer hervor. Es ist wohl die größte Schülerschar im 20. Jahrhundert eines protestantischen Kirchenhistorikers nach Adolf von Harnack.[4] Eine starke Sehbehinderung erschwerte ihm zunehmend das wissenschaftliche Arbeiten in seinen letzten Lebensjahren und macht es schließlich ganz unmöglich.

Ihm wurden Ehrendoktorwürden der Universitäten Göttingen, Oslo, St. Andrews, Uppsala und Wien verliehen. Mehr als 40 Jahre gehörte er der Heidelberger Akademie der Wissenschaften an. Er war korrespondierendes Mitglied der British Academy und der Göttinger Akademie der Wissenschaft. Er war außerdem Ehrenmitglied der American Academy of Arts and Sciences.

Sein Sohn Axel Freiherr von Campenhausen wurde Professor für Kirchenrecht.

Schriften (Auswahl)

  • Ambrosius von Mailand als Kirchenpolitiker. de Gruyter, Berlin 1929.
  • Die Passionssarkophage zur Geschichte eines altchristlichen Bildkreises . Marburg 1929.
  • Die Idee des Martyriums in der alten Kirche. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1936.
  • Kirchliches Amt und geistliche Vollmacht in den ersten drei Jahrhunderten. Mohr, Tübingen 1953.
  • Griechische Kirchenväter. Kohlhammer, Stuttgart 1955; 8. Auflage 1993, ISBN 3-17-012887-6.
  • Lateinische Kirchenväter. Kohlhammer, Stuttgart 1960; 7. unveränd. Auflage 1995, ISBN 3-17-013504-X.
  • Aus der Frühzeit des Christentums : Studien zur Kirchengeschichte des 1. und 2. Jahrhunderts. Mohr, Tübingen 1963.
  • Die Entstehung der christlichen Bibel. Mohr, Tübingen 1968; Nachdruck 2003.
  • Theologenspieß und -spaß. Hamburg 1973, ISBN 3-7990-0133-9 (formal falsche ISBN).
  • Die "Murren" des Hans Freiherr von Campenhausen: Erinnerungen, dicht wie ein Schneegestöber. Hrsg. von Ruth Slenczka. Books on Demand, Norderstedt 2005.

Literatur

Weblinks

Anmerkungen

  1. Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. 2. aktualisierte Auflage, Frankfurt 2005, S. 90, sowie Namensliste (PDF)
  2. Adolf Martin Ritter: Die Heidelberger Kirchenhistoriker in der Zeit des „Dritten Reiches“. In: Leonore Siegele-Wenschkewitz, Carsten Nicolaisen (Hrsg.): Theologische Fakultäten im Nationalsozialismus. Göttingen 1993, S. 169–180, hier: S. 174.
  3. Bernd Moeller: Nekrolog Hans Freiherr von Campenhausen, 16.12.1903 bis 6.1.1989. In: Historische Zeitschrift 249, 1989, S. 740–743, hier: S. 741.
  4. Adolf Martin Ritter: Hans Frhr. v. Campenhausen. In: Zeitschrift für evangelisches Kirchenrecht 34, 1989, S. 113–116, hier: S. 114.

Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Hans von Campenhausen aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.