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Hans von Beseler

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General von Beseler; Postkarte (1914)
Hans von Beseler

Hans Hartwig Beseler, seit 1904 von Beseler (geb. 27. April 1850 in Greifswald; gest. 20. Dezember 1921 in Neu-Babelsberg) war ein preußischer Generaloberst und Politiker der Wilhelminischen Zeit.

Leben

Familie

Beseler entstammte einer Familie aus dem Herzogtum Schleswig und war der Sohn des berühmten Rechtsgelehrten Georg Beseler (1809–88). Sein Bruder war der preußische Justizminister Max von Beseler. Er war mit Clara (geborene Cornelius) verheiratet. Das Ehepaar hatte drei Töchter. Zu Kaisers Geburtstag wurde er am 27. Januar 1904 geadelt.

Karriere

Propagandapostkarte zur Eroberung Antwerpens, Oktober 1914

Beseler trat am 1. April 1868 beim Garde-Pionier-Bataillon in Berlin in den preußischen Militärdienst ein und nahm 1870/71 als Leutnant am Deutsch-französischen Krieg teil. Am 15. Juni 1875 wurde er Oberleutnant und besuchte ab 1. Oktober 1876 die Kriegsakademie in Berlin. Am 24. September 1884 trat er als Hauptmann (Rang ab 18. April 1882) in den Generalstab der 30. Division in Straßburg ein. Ab 19. September 1888 wurde er Major und am 26. November 1892 Generalstabsoffizier beim IX. Armeekorps in Altona. Seit 22. März 1897 zum Oberst befördert, übernahm er am 10. August 1898 das Kommando über das Rheinische Infanterie-Regiment Nr. 65 in Köln. Am 17. Oktober 1893 wurde er Oberstleutnant und war seit 17. November 1893 Abteilungschef im Kriegsministerium, am 17. Oktober 1899 und stieg er im Generalstab zum Oberquartiermeister auf. Am 27. Januar 1900 erfolgte seine Ernennung zum Generalmajor und ab 18. April 1903 die zum Generalleutnant, gleichzeitig übernahm er die Führung der 6. Division in Brandenburg an der Havel. Seit langem als Nachfolger des Generalstabschefs Alfred von Schlieffen vorgesehen, wurde Beseler am 15. September 1904 jedoch nur zum Generalinspekteur der Festungen ernannt. Am 9. November 1907 wurde Beseler zum General der Infanterie ernannt und schließlich am 11. Mai 1911 zur Disposition gestellt.

Beseler trat nach seiner Verabschiedung der Freikonservativen Partei bei und war für diese seit 1912 Abgeordneter im Preußischen Herrenhaus. Er war Offizier à la suite des Garde-Pionier-Bataillons.

Zu Beginn des Ersten Weltkriegs wurde Beseler, ähnlich wie Paul von Hindenburg, wieder zum aktiven Dienst herangezogen, zunächst als Kommandierender General des III. Reserve-Korps. Der Verband kam in der Anfangsphase des Krieges an die Westfront und nahm an der Belagerung der Festung Antwerpen teil. Beseler gab man schließlich am 27. September 1914 das Kommando über alle Angriffstruppen in Form einer der OHL unmittelbar unterstehenden Armeegruppe Beseler. Bis zum 10. Oktober eroberten Beselers Soldaten die Stadt und Festung, was im Deutschen Reich als großer Erfolg gefeiert wurde. Im Herbst hatte das III. Reservekorps schwere Kämpfe an der Front in Flandern zu bestehen. 1915 wurde Beseler an die Ostfront verlegt. Erneut bekam er eine Armeegruppe Beseler, welche die Nowogeorgiewsk belagerte (sowie die dortige Festung Modlin am Zusammenfluss von Weichsel und Bug, etwa 50 km nordwestlich von Warschau) und vom 4. bis 20. August 1915 eroberte. Wenige Tage später wurde die Armeegruppe wieder aufgelöst.

Am 26. August 1915 wurde Beseler zum Generalgouverneur des Generalgouvernement Warschau – einem Teilgebiet des bisherigen Russisch-Polen, das deutscher Zivilverwaltung unterstellt wurde. Als deutscher Generalgouverneur proklamierte er 1916 die von den Besatzungsmächten Deutsches Reich und Österreich-Ungarn vereinbarte Errichtung eines selbständigen Königreiches Polen (sogenanntes Regentschaftskönigreich). Mit tätiger Hilfe seines nahen Mitarbeiters, des polnisch-preußischen Aristokraten Bogdan Graf von Hutten-Czapski, schuf er die neue polnischsprachige Universität Warschau und die Technische Hochschule Warschau. Es gelang ihm indessen nicht, eine „Polnische Wehrmacht“ aufzustellen, was einer der Hauptzwecke der Mittelmächte bei der Errichtung eines „unabhängigen“ Polens war: Die Legionäre des Józef Piłsudski, die das Offizierskorps der neuen Wehrmacht stellen sollten, verweigerten den Eid auf die beiden Kaiser Wilhelm II. und Karl I. und wurden danach interniert, Piłsudski selbst in der Festung Magdeburg.


Am 27. Januar 1918 erhielt Beseler noch seine Beförderung zum Generaloberst. Er scheiterte schließlich mit seiner Politik; er betrieb eifrig den Aufbau des Königreiches Polen und widersetzte sich energisch den Bestrebungen Erich Ludendorffs, eine vierte Teilung Polens durchzuführen und einen „Schutzstreifen“ aus Grenzgebieten Kongresspolens dem Deutschen Reich anzugliedern. Er verlor gleichzeitig Anhänger unter den Polen, als die kommende Niederlage der Mittelmächte sichtbar wurde.

Grab von Hans Hartwig von Beseler auf dem Invalidenfriedhof Berlin (Zustand 2013)

Aus Angst vor den deutschen Soldatenräten floh Beseler (als Arbeiter verkleidet, am 12. November gegen 17 Uhr) mit seinen zwei Adjutanten und zwei von Piłsudski zu Verfügung gestellten polnischen Offizieren auf einem Schiff der Weichselschifffahrt aus Warschau nach Thorn und von dort nach Berlin. Als gebrochener Mann starb er 1921 bei Potsdam. Beseler wurde auf dem Invalidenfriedhof Berlin beigesetzt. Sein Grab ist erhalten.

Seine Zeitgenossen Hutten-Czapski, Hermann Fürst von Hatzfeldt und Maria Fürstin Lubomirska – Ehefrau von Zdzisław Lubomirski – äußerten sich lobend über ihn: Hutten-Czapski: „Als Generalinspekteur des Ingenieur- und Pionierkorps und der Festungen hatte er sich auch Verwaltungserfahrungen angeeignet. Diese Anlagen und Fähigkeiten verbanden sich mit einem vornehmen und ideal gerichteten Charakter. Durchdrungen von dem Gefühl seiner großen Aufgabe und Stellung verleugnete er doch nicht die schlichte Menschlichkeit seines Wesens. Für die Lage der ihm anvertrauten Bevölkerung, für ihre nationale und kulturelle Eigenart hatte er wirkliches Verständnis.“ Hatzfeldt: „Er ist ein kristallklarer Kopf, und man hätte keinen besseren als ihn nach Warschau schicken können. Ein Anderer wäre, als er gefragt wurde, wie er sich die Zukunft Polens denke, sofort mit seinem Plane fertig gewesen. Beseler sagte nur: Lassen Sie mir Zeit, wenn ich heute schon meine Ansicht äußern sollte, wäre es nur die Ansicht der anderen.“ Fürstin Lubomirska: „Unser Generalgouverneur Beseler ist ein guter Mensch, voll von guten Absichten, regieren kann er aber nicht, seine Spezialität sind Festungen: er wird im Geschichtsgedächtnis als Eroberer von Antwerpen und Modlin bleiben, als ein Mensch mit gründlichen Kenntnissen, voll von Wissen und mit hoher künstlerischer Kultur“.

Literatur

Weblinks

 Commons: Hans_Hartwig_von_Beseler – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien
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