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Hans Oelze

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Hans Oelze (* 21. September 1896 in Beeskow, Brandenburg; † 31. Mai 1963 in Hann. Münden) war ein deutscher Polizeibeamter und Oberst. Oelze fungierte im NS-Staat u. a. als Abteilungsleiter im Geheimen Staatspolizeiamt in Berlin und als Regimentskommandeur im Zweiten Weltkrieg.

Leben und Tätigkeit

Frühe Jahre und Erster Weltkrieg

Nach dem Beginn des Ersten Weltkriegs trat Oelze am 21. August 1914 als Freiwilliger in das Leib-Grenadier-Regiment „König Friedrich Wilhelm III.“ (1. Brandenburgisches) Nr. 8 der Preußischen Armee ein. Mit diesem nahm er von 1914 bis 1918 am Krieg teil, wobei er u. a. in Frankreich und Russland zum Einsatz kam. Am 16. Mai 1918 bestand Oelze das Abiturexamen im Rahmen einer Kriegsteilnehmerprüfung in Berlin. Bei Kriegsende hatte er den Rang eines Leutnants erreicht und wurde 1919 mit dem Charakter als Oberleutnants der Reserve aus der Armee entlassen. Für seine Leistungen im Krieg wurde er mit beiden Klassen des Eisernen Kreuzes sowie dem Ritterkreuz des Königlichen Hausordens von Hohenzollern mit Schwertern ausgezeichnet.

Am 18. Oktober 1918 geriet Oelze in französische Kriegsgefangenschaft. 1919 gelang es ihm, aus dieser zu entkommen und über die Schweiz nach Deutschland zurückzukehren.

Weimarer Republik

In den Jahren 1919 bis 1925 arbeitete Oelze als Angestellter bei einer Bank und in der Presse.

In den Jahren 1924 und 1925 betätigte Oelze sich in dem von dem ehemaligen Hauptmann Paul Röhrbein geführten rechtsgerichteten Wehrverband Frontbann Nord, einer im Berliner Raum aktiven Nachfolgeorganisation der nach dem gescheiterten Hitler-Putsch von 1923 aufgelösten Sturmabteilung (SA) der NSDAP.

Aufgrund der gegen den Bestand der Weimarer Republik gerichteten Tätigkeit des Frontbanns Nord – bzw. der illegalen Methoden mit denen die Organisation ihre Ziele zu erreichen versuchte – wurde im Herbst 1925 eine Reihe von Verhaftungen unter führenden Funktionären desselben wegen des Verdachtes der Geheimbündelei vorgenommen und ein Verfahren beim Landgericht Berlin III eingeleitet. Neben Röhrbein, seinem Adjutanten Karl Ernst und den drei Frontbann-Bezirksführern Waldemar Geyer, Ludwig Dargel und Kurt Daluege sowie Ernst Wetzel wurde auch Oelze für einige Wochen in Haft genommen.

Ein weiteres Verfahren, in das Oelze zu dieser Zeit verwickelt war, betraf einen Vorgang der sich im Jahre 1925 bei einem Frontbannaufmarsch in Zossen zugetragen hatte: Dabei war eine schwarz-rot-gold Fahne durch die vom Regen stark verschmutzte Strasse gezogen worden. Im Jahre 1924 war Oelze außerdem im Grunewald wegen der Führung einer verbotenen militärischen Formation angezeigt worden.

Zum 1. November 1925 trat Oelze in die preußische Schutzpolizei ein. In dieser wurde er im März 1929 zum Polizeileutnant befördert. Einem zeitgenössischen Aktenvermerk zufolge erklärte er am 11. Dezember 1928 gegenüber dem Berliner Polizeivizepräsidenten Weiss, dass er sich von seinem bisherigen politischen Standpunk losgesagt habe und nunmehr der Republik innerlich treu verbunden sei. Intern wurde jedoch angenommen, wie eine Beurteilung aus den 1930er Jahren - nunmehr lobend gemeint - berichtete, „dass er innerlich nach wie vor die verfassungsfeindliche und auf offenen Kampf gegen den Staat gerichtete Einstellung des Frontbann für richtig hielt und sogar teilte.“ Dafür dass diese Einschätzung korrekt war spricht, dass Oelze sich innerhalb der Schutzpolizei von Ende der 1920er Jahre bis zum Machtantritt der Nationalsozialisten im Frühjahr 1933 nachweislich im Sinne der NSDAP betätigte, u. a. indem er im Kreis seiner Kollegen bei der Polizei Agitation zugunsten der NS-Bewegung betrieb und indem er den Nationalsozialisten interne Informationen über von der Polizei geplante, gegen sie gerichtete Aktionen (Razzien, Hausdurchsuchungen usw.) zuspielte. 1931 trat Oelze heimlich in die NSDAP ein (Mitgliedsnummer 346.936).

Im Jahre 1932 wurde auf Veranlassung der Abteilung I A des Berliner Polizeipräsidiums (Politische Polizei) eine Haussuchung sowohl in Oelzes Privatwohnung als auch in seinem Dienstzimmer wegen des Verdachtes auf Betätigung für die NSDAP vorgenommen. Außerdem wurde er zu dem Verdacht vernommen, mit dem im Nachrichtendienst der NSDAP tätig gewesenen Oberleutnant a.D. Possanner wegen der Finanzierung des nationalsozialistischen Nachrichtendienstes bei dem Kommerzienrat Ernst Paul Lehmann in Brandenburg vorstellig geworden zu sein. Lehmann war damals Förderer der Matrosenschule Deutschland, in der Oelze sich im Frühjahr 1931 ehrenamtlich als Lehrer betätigt hatte.

Ein gegen Oelze eingeleitetes Disziplinarverfahren mit dem Ziel, ihn als Verfassungsfeind aus dem Polizeidienst zu entfernen, kam aufgrund der zwangsweisen Amtsenthebung der preußischen Regierung vom 20. Juli 1932 (Preußenschlag) nicht mehr zum Abschluss, so dass er in der Polizei verbleiben konnte.

Stattdessen gründete Oelze 1932 zusammen mit Walther Wecke und Franz Nippold die Arbeitsgemeinschaft nationalsozialistischer Polizeibeamter.

NS-Zeit

Kurz nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde Oelze im Februar 1933 in die von Walther Wecke geführte neuaufgestellte Sonderpolizeigruppe des preußischen Innenministeriums (Landespolizeigruppe Wecke z.b.V.) aufgenommen, eine dem seit dem 30. Januar 1933 als preußischer Innenminister (und ab April in Personalunion auch als Ministerpräsident) amtierenden NS-Politiker Hermann Göring unterstehende polizeiliche Spezialeinheit. Oelze übernahm in dieser die Führung einer Hundertschaft. Zum 1. April 1933 wurde er in dieser Einheit aufgrund seiner „besonderen Verdienste um die Wiedererstehung des nationalen Staates“ zum Polizeihauptmann befördert. Heinrich Himmler verlieh Oelze zudem am 29. April 1933 als „äusseres Zeichen der Kameradschaft und Verbundenheit mit der SS“, die er „seit Jahren“ durch sein Handeln bewiesen habe, das SS-Zivilabzeichen, ohne das Oelze der SS selbst angehörte.

Zum 1. Juli 1935 wechselte Oelze in das Geheime Staatspolizeiamt, in dem er bis zum 15. November desselben Jahres die Abteilung IV (Landesverrat und Spionage) leitete. Sein Nachfolger in dieser Position wurde im November 1933 Günther Patschowsky.

Nach der gewaltsamen Zerschlagung der Berliner SA-Führung im Zuge der als Röhm-Putsch bekannt gewordenen politischen Säuberungswelle der NS-Regierung vom 30. Juni 1934 wurde Oelze von Wecke, der am 2. Juli 1934 mit der kommissarischen Führung der Berliner SA beauftragt wurde, als kommissarischer Stabsführer der SA-Gruppe Berlin-Brandenburg eingesetzt, ohne selbst Mitglied der SA zu sein.

Zu Beginn des Jahres 1935 wurde Oelze von der Polizei in die Wehrmacht kommandiert. In dieser wurde er am 1. Juli 1935 als Hauptmann und Kompanieführer dem Pionierbataillon 4 in Magdeburg zugeteilt. Im Oktober 1937 wurde er dort zum Major befördert.

Durch Verfügung vom 13. Mai 1935 wurde Oelze durch die Ortsgruppe Berlin-Westend wegen „Interessenlosigkeit“ aus der NSDAP ausgeschlossen. 1937 wurde er durch eine Entscheidung des Obersten Parteigerichtes der NSDAP, das die Entscheidung von 1935 aufhob, wieder in die Partei aufgenommen, nachdem Oelze dargelegt hatte, dass er seine Parteiverhältnisse aufgrund häufiger Fortbildungskurse und Versetzungen vernachlässigt hatte und er außerdem Empfehlungen einer Reihe hochgestellter Persönlichkeiten (darunter Daluege, Sepp Dietrich, Jurk und Dietrich von Jagow) beigebracht hatte, die seine Rechtfertigungen bestätigten.

Während des Zweiten Weltkriegs wurde Oelze nacheinander zum Oberstleutnant (1. Januar 1941) und Oberst (1. Juli 1942) befördert und als Regimentskommandeur in der Sowjetunion, den Niederlanden und auf den Kanalinseln verwendet. Bei Kriegsende geriet Oelze in französische Kriegsgefangenschaft, aus der er zum 16. März 1946 entlassen wurde.

1967 wurde postum gegen Oelze im Zusammenhang mit der Ermordung des „Hellsehers“ Erik Jan Hanussen im Frühjahr 1933 als potentieller Mitwisser der Umstände, unter denen die Tat erfolgte, ermittelt.

Literatur

  • Hsi-huey Liang: Die Berliner Polizei in der Weimarer Republik. 1977.
  • Bernhard Sauer: Goebbels «Rabauken». Zur Geschichte der SA in Berlin-Brandenburg. in: Uwe Schaper (Hrsg.): Berlin in Geschichte und Gegenwart. Jahrbuch des Landesarchivs Berlin 2006. Berlin 2006, S. 107–164.
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