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Hans Lipschis

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Hans Lipsky (bekannt als Hans Lipschis) (* 7. November 1919 in Litauen) arbeitete als Mitglied der Waffen-SS als Aufseher im KZ Auschwitz. 2013 setzte ihn das Simon-Wiesenthal Center auf seine Liste der 10 meistgesuchten Nazi-Kriegsverbrecher. Am 6. Mai 2013 wurde er von der Polizei Baden-Württemberg in Aalen verhaftet. Ihm wird Beihilfe zum Mord in 9.000 Fällen vorgeworfen.

Leben

Aus historischen Dokumenten, aus den Archiven der Justiz und Dokumenten in Auschwitz konnte Lipschis' Lebensgeschichte umfangreich rekonstruiert werden.

Lipsky immigrierte in die USA und lebte dort Jahrzehnte unbehelligt in Chicago. 1983 sollte er aufgrund neuer Ermittlungen der US-Justiz nach Deutschland abgeschoben werden und verließ schließlich freiwillig das Land. Er war damit der erste mutmaßliche NS-Kriegsverbrecher der freiwillig die USA verließ und nach Deutschland kam.

Im Jahr 1982 war der Auschwitz-Überlebende Mivo Vogel von einem Ermittler der "Office for Special Investigation" (OSI), einer Sondereinheit des US-Justizministeriums, kontaktiert worden. Der Beamte hatte dessen Namen von einem anderen Auschwitz-Überlebenden bekommen. Er identifizierte damals für das OSI Hans Lipsky als Auschwitz-Wärter, allerdings konnte er seinen Namen nicht mehr nennen. Vogel war lediglich noch in Erinnerung, dass die abgebildete Person ein "widerlicher SS-Mann" gewesen sei, der sich ständig Eigentum von Häftlingen angeeignet habe.[1]

Rolle in Auschwitz

Unklar ist, welche Funktion Lipsky im KZ Auschwitz-Birkenau hatte und welche Verbrechen er begangen hat. Es sind keine Fotos aus seiner Zeit als SS-Wachmann bekannt. Unklar ist, ob er als Wachmann, der seinen Dienst an der Rampe verrichtete, möglicherweise sogar über Leben und Tod von Häftlingen entschied.

Miso Vogel ist ein slowakisch-stämmiger Jude war vom Mai 1942 bis Oktober 1944 im Konzentrationslager Auschwitz. Er erlebte Lipsky. In einem Video, das auf der Webseite des United States Holocaust Memorial Museum zu finden war, berichtete Vogel von der Kindserschießung durch den SS-Mann "Hans Lipsky": Nach seinen Aussage von 1989 arbeitete Lipsky an den Eisenbahngleisen, wo die Gefangenentransporte ankamen. Laut Vogel hat Lipsky u.a. ein kleines Kind in den Händen eines helfenden Gefangenen erschossen.

Lipschis gab im persönlichen Gespräch mit Redakteuren der Welt am Sonntag zu, in Auschwitz gewesen zu sein. Er sei allerdings nur Koch gewesen und habe für die Mannschaften, nicht für die Häftlinge gekocht. Bei Kriegsende sei er an der Ostfront gewesen. Somit habe er das Morden in Auschwitz nicht miterlebt und nicht gesehen. Er habe nur davon gehört.[2]

Ermittlungen und Verhaftung ab 2013

Das Simon-Wiesenthal Center hatte Lipschis 2013 erstmals auf eine Liste der zehn meistgesuchten NS-Verbrecher gesetzt. In Deutschland ermittelt seit einiger Zeit die Zentrale Stelle der Landesjustizverwaltungen zur Aufklärung nationalsozialistischer Verbrechen in Ludwigsburg gegen den damals 93-jährigen.

Reporter der Welt am Sonntag konnten Lipschis vor seiner Verhaftung im baden-württembergischen Aalen ausfindig machen.

Die Staatsanwaltschaft Stuttgart ermittelte gegen Hans Lipschis wegen dem Vorwurf der Beihilfe zum Mord in mehr als 9000 Fällen. Er wurde 2013 verhaftet. Lipschis sitzt in Untersuchungshaft, da die Staatsanwaltschaft Stuttgart davon ausging, das Fluchtgefahr besteht. Da er 93 Jahre alt ist und bei bei einer Verurteilung eine hohe Strafe zu erwarten sei müsse er damit rechnen, dass er nie wieder freikomme. Zudem laut Staatsanwaltschaft habe Lipschis Kontakte ins Ausland, wie die USA und ein weiteres außereuropäisches Land. In der Anklageschrift wird ihm vorgeworfen von Herbst 1941 bis zur Auflösung des Lagers Anfang 1945 Morde im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau unterstützt zu haben.

Juristischer Hintergrund

Die Ludwigsburger Zentralstelle hatte Lipschis bereits überprüft, als er in den achtziger Jahren nach Deutschland zurückkam. Laut einem Mitarbeiter der Zentralstelle habe aber das damalige Rechtsverständnis dazu geführt, dass man annahm, dass es nicht für ein Verfahren reichen würde. Der Spiegel sieht in der Verhaftung Lipschis ein Zeichen dafür, dass sich bei Juristen eine "allmählich ... neue Sichtweise durchsetzt."[3] Demnach ist es nicht mehr notwendig, dass Tätern bei Nazi-Verbrechen Einzeltaten nachgewiesen werden. Dies war über viele Jahre juristische Praxis. Stattdessen gelte nun wer beteiligt gewesen sei, machte sich mitschuldig. Dies lässt das Argument von Tätern ins Leere laufen, sie hätten selbst niemanden getötet, sondern nur Befehle befolgt und bei Nichtgehorchen um das eigene Leben fürchten müssen. Jahrzehnte nach Kriegsende ist es für die Justiz laut Der Spiegel oft nahezu unmöglich, eine konkrete Tat nachzuweisen. Dies ist auch im "Fall Lipschis" so.

Diese neue Rechtsauffassung hatte sich erstmals im Verfahren gegen den früheren KZ-Aufseher John Demjanjuk durchgesetzt.

Einzelnachweise

Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Hans Lipschis aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.