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Hans Hirschfeld

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Dieser Artikel befasst sich mit dem Mediziner Hans Hirschfeld. Zum Journalisten siehe Hans Emil Hirschfeld; zum Diplomaten siehe Hans-Richard Hirschfeld.
Stolperstein in Berlin

Hans Hirschfeld (geb. 20. März 1873 in Berlin; gest. 26. August 1944 in Theresienstadt) war ein deutscher Hämatologe und Herausgeber der ersten Auflage des „Handbuchs der Allgemeinen Hämatologie“.

Leben

Hirschfeld stammte aus einer Berliner Kaufmannsfamilie. Nach dem Besuch des Lessinggymnasiums studierte er von 1891 bis 1897 Medizin an der Friedrich-Wilhelm-Universität, promovierte am dortigen Pathologischen Institut und begann seine Assistenzzeit am Krankenhaus Moabit in Berlin. Ab 1910 übernahm er die Patientenbetreuung am Krebsinstitut der Berliner Charité. 1919 habilitierte Hirschfeld mit einer Arbeit über die perniziöse Anämie und erhielt 1922 die Ernennung zum Professor.

Nach Inkrafttreten des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums im April 1933 wurde er im Mai 1933 mit sofortiger Wirkung beurlaubt. Er verlor seine Lehrbefugnis und im September 1938 auch seine Bestallung als Arzt. Die Nationalsozialisten deportierten das Ehepaar Hirschfeld am 30. Oktober 1942 in das Konzentrationslager Theresienstadt. Ihren beiden Töchtern gelang rechtzeitig die Emigration. Hans Hirschfeld starb am 26. August 1944 im KZ Theresienstadt.

Werk

Hirschfelds Interesse galt schon früh den Bluterkrankungen. Seine ca. 160 Publikationen beschäftigten sich mit histologischen und hämatologischen Fragestellungen, besonders intensiv mit der Pathologie der Milz. Ein weiterer Schwerpunkt war, gemeinsam mit Artur Pappenheim, die mikroskopische Differenzierung von Blutzellen. Frühzeitig engagierte er sich in der 1908 gegründeten Berliner Hämatologischen Gesellschaft, Vorgängerin der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie (DGHO). Hans Hirschfeld war einer der international renommierten Hämatologen seiner Zeit. Ein wesentliches Verdienst war 1932 die erste Herausgabe des vierbändigen „Handbuch der allgemeinen Hämatologie“, gemeinsam mit Anton Hittmair. Ebenfalls war er Herausgeber mehrerer hämatologischer Fachzeitschriften u. a. der „Folia haematologica“.

Nachwirken und Rezeption

Das von Hirschfeld und Hittmair begründete „Handbuch der allgemeinen Hämatologie“ blieb bis in die 1970er Jahre ein unverzichtbares Standardwerk im deutschen Sprachraum. Die von Hirschfeld maßgeblich geprägte Zeitschrift „Folia haematologica“ wurde bis 1990 bei der Leipziger Akademischen Verlagsgesellschaft weitergeführt.[1] Von 1956 bis 1964 vertrieb die Akademische Verlagsgesellschaft in Frankfurt am Main eine konkurrierende Zeitschrift unter dem Namen „Folia haematologica. Neue Folge.“[2] Entgegen akademischen Gepflogenheiten verschwiegen nach dem Kriege Ludwig Heilmeyer und Viktor Schilling als Herausgeber des Lehrbuchs respektive der Zeitschriften in der DDR und der Bundesrepublik Hirschfeld als historischen Herausgeber und eigneten sich so Hirschfelds geistiges Eigentum an.[3][4]

Während Hirschfeld und seine Leistungen nahezu vergessen wurden, erlangten Heilmeyer und Schilling akademische Würden und Ämter an den Universitäten Freiburg und Rostock. Erst 2011 wurde Hirschfelds Name wieder gewürdigt: in der Charlottenburger Droysenstraße in Berlin wurde ein Stolperstein zu seinem Gedenken verlegt.

Schriften

  • mit W. Alexander: Ein bisher noch nicht beobachteter Befund bei einem Fall von akuter (myeloider?) Leukämie. In: Berliner Klinische Wochenschrift. 39, 1902, S. 231–235.
  • Über atypische Myeloidwucherung. In: Folia Haematologica. 2, 1905, S. 665–670.
  • Über Leukanämie. In: Folia Haematologica. 3, 1906, S. 332–339.
  • mit A. Buschke: Über Leuko-sarcomatosis cutis. In: Folia Haematologica. 12, 1911, S. 73–98.
  • mit A. Weinert: Klinische und experimentelle Untersuchungen über den Einfluss der Milz auf die erythroplastische Tätigkeit des Knochenmarks. In: Berliner Klinische Wochenschrift. 61, 1914, S. 1026–1028.

Literatur

  • P. Chevallier: Le professeur Hans Hirschfeld. In: Sang. 3, 1929, S. 51–52.
  • A. Hittmair: In memoriam Dr. Hans Hirschfeld. In: Blood. 3, 1948, S. 821.
  • P. Voswinckel: In memoriam Hans Hirschfeld (1873–1944). In: Folia Haematologica. Leipzig 114, 1987, S. 707–736.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. US National Library of Medicine: Folia haematologica (Leipzig, Germany : 1928). Abgerufen am 15. Juli 2011.
  2. US National Library of Medicine: Folia haematologica. Internationales Magazin für Blutforschung. Abgerufen am 15. Juli 2011.
  3. Wolfram Fischer (Hrsg.): Exodus von Wissenschaften aus Berlin. de Gruyter, Berlin 1994, ISBN 3-11-013945-6, S. 565 (Digitalisat)
  4. Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie e.V.: 16. März 2011 : Stolperstein für den Berliner Arzt Prof. Hans Hirschfeld. Abgerufen am 15. Juli 2011.
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Hans Hirschfeld aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.