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Hans Glatzel

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Hans Glatzel (* 22. August 1902 in Göppingen; † 21. März 1990) war ein deutscher Ernährungsphysiologe.

Leben

Hans Glatzel war der Sohn des Arztes Friedrich Glatzel. Nach Ablegung des Abiturs begann er 1921 ein Medizinstudium an der Universität Tübingen, wo er sich der Burschenschaft Germania Tübingen anschloss. Das Studium setzte er an den Universitäten Berlin, Königsberg und Wien fort, und beendete es 1926 in Berlin mit dem Staatsexamen. Danach folgte in Hamburg sein Medizinalpraktikum, die Volontärarztzeit und nach der 1927 erfolgten Approbation erhielt er dort seine erste Assistenzarztstelle.[1] Danach war er als Assistenzarzt an der Medizinischen Universitätsklinik Heidelberg bei Ludolf von Krehl beschäftigt. Als Assistent war er von Oktober 1929 bis Februar 1931 am Kaiser-Wilhelm-Instituts für Anthropologie, menschliche Erblehre und Eugenik bei Otmar von Verschuer tätig.[2] Er veröffentlichte zum „Anteil von Erbanlagen und Umwelt an der Variabilität des normalen Blutbildes“, anhand einer vergleichenden Untersuchung von 44 eineiigen sowie 48 zweieiigen Zwillingspaaren. Er beforschte zudem „bei je 12 eineiigen und zweieiigen Zwillingspaaren mittels Magenspülung nach Alkoholeinnahme die Bedeutung von Erb- und Umweltfaktoren für die normale Magenfunktion.“ [3] Zwischenzeitlich wurde er in Hamburg 1930 zum Dr. med. promoviert und hatte seine Facharztausbildung für Innere Medizin abgeschlossen. An der Medizinischen Universitätsklinik Göttingen setzte er 1931 seine Assistenzarztzeit bei Hermann Straub fort, wo er sich 1936 habilitierte und dort danach als Privatdozent wirkte.[4]

Zur Zeit des Nationalsozialismus gehörte er ab 1934 dem NS-Dozentenbund und der SA an, bei der er 1943 bis zum Obertruppführer aufstieg. Des Weiteren trat er 1935 der NSV, 1936 der DAF, 1937 in die NSDAP und 1938 in den NS-Ärztebund ein.[4]

Ab 1938 war er Oberarzt unter Hanns Löhr an der Medizinischen Klinik für Innere Medizin der Universität Kiel. Nach Beginn des Zweiten Weltkrieges war er beratender Ernährungsphysiologe beim stellvertretenden Generalkommando X und ab 1940 als Abteilungs- und Regimentsarzt eingesetzt. Von 1942 bis 1945 war er außerplanmäßiger Professor für Innere Medizin an der Universität Kiel und leitend an einem Reservelazarett in der Stadt tätig.[4] Bei dem Bevollmächtigten für das Gesundheitswesen Karl Brandt gehörte Glatzel ab 1944 dem wissenschaftlichen Beirat an.[5]

Von 1946 bis 1947 leitete er die Innere Abteilung der Diakonissenanstalt Flensburg und praktizierte danach knapp zehn Jahre als Internist in Flensburg.[4] Zudem wurde er Sachverständiger beim Oberversicherungsamt und dem Landessozialgericht in Schleswig. Glatzel verhalf dem unter dem Aliasnamen Fritz Sawade lebenden NS-Euthanasie-Täter Werner Heyde, der Glatzel seine wahre Identität offenbarte, über die Kontaktherstellung zum Präsidenten des Landessozialgerichts Ernst Siegfried Buresch zu einer Beschäftigung als psychiatrischer Gutachter.[5] Von 1957 bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand 1967 leitete er die klinisch-physiologische Abteilung am Max-Planck-Institut für Ernährungsphysiologie.[4] Er gehörte der Senatskommission für Ernährungsforschung der DFG an.[5]

Glatzel betrieb unter anderem „die Klarstellung der psychosomatischen Genese von Magen- und Zwölffingerdarmgeschwür (»Ulkuskrankheit) und erarbeitete die wissenschaftliche Grundlage für die Bedeutung der Gewürze in der Diätetik.“[6] Er war Verfasser vieler ernährungsphysiologischer Publikationen.

Glatzel war zweimal verheiratet. Aus der ersten Ehe gingen zwei Söhne und eine Tochter hervor und aus der zweiten Ehe zwei Töchter.[7]

Schriften (Auswahl)

  • Über An-bzw. Merencephalie, Aus: "Zs. f. d. ges. Neurol. u. Psychiatrie", Band 111, Springer, Berlin 1927 (zugleich Universität Hamburg, Med. Dissertation, 1930
  • Kochsalz und Ernährung: Untersuchungen über d. Kochsalzbedürfnis d. gesunden Menschen, s. Ursachen u. AuswirkungenGöttingen, Med. Hab.-Schr., 1936, Universität Göttingen, Med. Habilitationsschrift, 1936
  • Nahrung und Ernährung: Altbekanntes u. Neuerforschtes vom Essen, Springer, Berlin 1939 (gehört zu: Verständliche Wissenschaft ; Bd. 39)
  • Krankenernährung: Ein diätetisches Lehrbuch, Springer, Berlin/Göttingen/Heidelberg 1953
  • Gutachtenschlüssel für Richter und Verwaltungsbeamte : Ein Hilfsmittel zum Verständnis med. Gutachten, Asgard-Verlag, Bad Godesberg 1955
  • Zusammen mit Josef Nöcker: Die Ernährung des Sportlers, Frankfurt a.M.: Nationales Olympisches Komitee f. Deutschland, 1963 (gehört zu: Schriftenreihe des Ausschusses zur wissenschaftlichen und methodischen Förderung des Leistungssports im NOK ; Bd. 1)
  • Die Gewürze : Ihre Wirkungen auf d. gesunden u. kranken Menschen, Nicolai, Herford 1968
  • Die Ernährung in der technischen Welt : Nahrungsbedarf, Gegenwartssituation, Zukunftsperspektiven, Hippokrates-Verl., Stuttgart 1970
  • Der gesunde und der kranke Mensch : Krankheitsentstehung, Krankheitserkennung, Krankheitsbehandlung, Krankheitsverhütung, Klett, Stuttgart 1970
  • Verhaltensphysiologie der Ernährung : Beschaffung, Brauchtum, Hunger, Appetit, Urban und Schwarzenberg, München, Berlin, Wien 1973
  • Tabulae diaeteticae : ein Nachschlagewerk f. d. Arzt z. Ernährung d. Gesunden u. Kranken, Aesopus-Verlag, Milano, München, Lugano 1973
  • Ernährung im Büroberuf und bei geistiger Arbeit : Praxisleitfaden f. Gemeinschaftsverpflegung u. Küche, Schilling, Herne 1973
  • Ernährung, Ernährungskrankheiten, Appetitlosigkeit, Urban und Schwarzenberg, München, Berlin, Wien 1976
  • Sinn und Unsinn in der Diätetik, Urban und Schwarzenberg, München, Wien, Baltimore 1978
  • Wege und Irrwege moderner Ernährung, Hippokrates-Verl., Stuttgart 1982
  • Sinn und Unsinn der Vitamine, Kohlhammer, Stuttgart ; Berlin ; Köln ; Mainz 1987

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Hans Glatzel im Kieler Gelehrtenverzeichnis
  2. Hans-Walter Schmuhl: Grenzüberschreitungen. Das Kaiser-Wilhelm-Institut für Anthropologie, menschliche Erblehre und Eugenik 1927–1945. Geschichte der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft im Nationalsozialismus, Band 9. Wallstein, Göttingen 2005, S. 77
  3. Hans-Walter Schmuhl: Grenzüberschreitungen. Das Kaiser-Wilhelm-Institut für Anthropologie, menschliche Erblehre und Eugenik 1927–1945. Geschichte der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft im Nationalsozialismus, Band 9. Wallstein, Göttingen 2005, S. 104f.
  4. 4,0 4,1 4,2 4,3 4,4 Jörg Melzer: Vollwerternährung. Diätetik, Naturheilkunde, Nationalsozialismus, sozialer Anspruch, Stuttgart 2003, S. 283
  5. 5,0 5,1 5,2 Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich, Frankfurt am Main 2007, S. 185
  6. Brockhaus Enzyklopädie in zwanzig Bänden, 1969, Band 7, S. 379
  7. Wer ist wer?: Das deutsche Who's who, Band 34, 1995, S. 409
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