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Hans-Joachim Klein

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Dieser Artikel behandelt den Terroristen Hans-Joachim Klein. Zum Schwimmer und Sportfunktionär siehe Hans-Joachim Klein (Schwimmer).

Hans-Joachim Klein (* 21. Dezember 1947 in Frankfurt am Main) ist ein ehemaliger deutscher Terrorist der Revolutionären Zellen (RZ).

Leben

Einige Jahre nach ihrer Lagerhaft im KZ Ravensbrück beging seine Mutter im April 1948 Selbstmord. Hans-Joachim Klein war damals erst fünf Monate alt. Danach wuchs er bei einer von ihm bis heute verehrten Pflegemutter auf, bis der Vater ihn nach erneuter Heirat zu sich holte. Die Beziehung zu seinem Vater, einem Polizeibeamten, war geprägt von Konflikten und Gewalt gegen den Jungen. Nach einer Lehre als Autoschlosser und einem Aufenthalt im Jugendgefängnis stieß Klein zum alternativen Milieu im Frankfurter Westend und engagierte sich in der Roten Hilfe für gefangene Mitglieder der Rote Armee Fraktion (RAF). Als Jean-Paul Sartre 1974 nach Stuttgart-Stammheim kam, um Andreas Baader zu besuchen, wurde er von Klein am Frankfurter Flughafen abgeholt und dorthin chauffiert. 1974 wurde er auch für die Revolutionären Zellen angeworben. Klein beteiligte sich 1975 wohl zusammen mit Gabriele Kröcher-Tiedemann und dem weltweit gesuchten Terroristen Ilich Ramírez Sánchez („Carlos“) an der OPEC-Geiselnahme in Wien.

Nach der Teilnahme an dem Attentat auf die OPEC-Konferenz, bei dem Hans-Joachim Klein mittäterschaftlich drei Menschen ermordete (u.a. den Polizisten Anton Tichler), brach Klein mit Unterstützung der Frankfurter linken Szene mit dem Terrorismus und tauchte anschließend in Frankreich unter. Aus dem Untergrund schickte er 1977 eine Waffe an den Spiegel und warnte vor geplanten antisemitischen Mordanschlägen der RZ.[1] Im Jahr darauf enthüllte er weitere Attentats- und Entführungspläne in einem Interview mit dem Spiegel.[2][3][4]

1979 erschien sein Buch Rückkehr in die Menschlichkeit. 1980 teilte er in einem Interview dem Spiegel mit, dass Susanne Albrecht und Peter-Jürgen Boock die RAF verlassen hätten.[5]

1998 wurde Klein nach fast 25 Jahren im Untergrund von zwei Beamten der französischen Polizei in Begleitung zweier BKA-Beamten in seinem Stammlokal in Frankreich festgenommen. Seinen Aufenthaltsort hatte die Polizei ermittelt, indem sie die Telefone einer Journalistin des Stern überwachte, die Kontakt zu Klein hatte. Ein Mobilfunkanschluss und zwei Festnetzanschlüsse der Journalistin und ihres Ehemannes waren auf Anordnung eines deutschen Amtsgerichtes von Februar bis September 1998 überwacht worden, die dabei anfallenden Verbindungsdaten führten die Polizei zu Kleins Versteck [6]. Die Journalistin klagte später gegen diese Überwachung vor dem Bundesverfassungsgericht.

Klein wurde 2000 in Deutschland vor Gericht gestellt. Neben seinem langjährigen Weggefährten aus der gemeinsamen Frankfurter Zeit, Daniel Cohn-Bendit, traten auch Joschka Fischer und Matthias Beltz als Entlastungszeugen auf. Aufgrund der Kronzeugenregelung wurde er am 15. Februar 2001 wegen dreifachen vollendeten Mordes, Mordversuchs und Geiselnahme nicht zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe, sondern zu neun Jahren Haft verurteilt. 2003 wurde der Rest seiner Haftstrafe zur Bewährung ausgesetzt und Klein aus dem Gefängnis entlassen. Die letzten Monate seiner Bewährungsstrafe wurden ihm im März 2009 vom hessischen Justizministerium per Verfügung eines Straferlasses im Gnadenwege erlassen.[7] Er lebt heute in der Normandie, Frankreich, und ist immer noch mit Cohn-Bendit befreundet. Er ist mit einer Französin verheiratet und hat zwei Kinder.[8] 2013 sagte er als Zeuge im Prozess gegen die mutmaßlichen RZ-Mitglieder Christian Gauger und Sonja Suder aus.[9]

2005 drehte der niederländische Filmemacher Alexander Oey die Dokumentation My Life as a Terrorist: The Story of Hans-Joachim Klein,[10] die am 15. August 2006 von der ARD unter dem Titel Ein deutscher Terrorist – Die Geschichte des Hans-Joachim Klein ausgestrahlt wurde und 2007 als DVD erschien.[11]

Hintergründe der KZ-Haft von Kleins Mutter

Lange wurde angenommen, dass Hans-Joachim Kleins Mutter jüdischer Herkunft war und aufgrund dessen während der nationalsozialistischen Herrschaft in Deutschland 18 Monate als Häftling im Konzentrationslager Ravensbrück zubringen musste. Nach von Klein selbst angestellten Recherchen gilt es inzwischen aber eher als wahrscheinlich, dass sie wegen so genannter Rassenschande dort inhaftiert worden war und somit Klein, entgegen seiner eigenen jahrzehntelangen Annahme, ebenfalls nicht jüdischer Abstammung ist.

In der Kunst

Im französischen Film Carlos – Der Schakal aus dem Jahre 2010 wird er von Christoph Bach dargestellt.

Veröffentlichungen

Weblinks

Fußnoten

  1. Ich habe genug angestellt. In: Der Spiegel. Nr. 20, 1977, S. 33–34 (online).
  2. Ich habe blindwütig daran geglaubt. In: Der Spiegel. Nr. 32, 1978, S. 68–70 (online).
  3. Spiegel-Gespräch: Den Papst einen Monat lang ausspioniert. In: Der Spiegel. Nr. 32, 1978, S. 70–82 (online).
  4. Hans-Joachim Klein: Ich bin ein Stinke-Frankfurter Typ. In: Der Spiegel. Nr. 32, 1978, S. 80–81 (online).
  5. Die Waffe niedergelegt und ab in die Büsche. In: Der Spiegel. Nr. 45, 1980, S. 135–138 (online).
  6. Urteil des BVerfG vom 12. März 2003 - 1 BvR 330/96’’
  7. Ex-Terrorist: Hessen begnadigt Hans-Joachim Klein. In: Spiegel Online. 7. März 2009
  8. Gisela Friedrichsen: Niemand setzt mich unter Druck. In: Der Spiegel. Nr. 45, 2000, S. 64–68 (online).
  9. Thomas Kirn: Opec-Attentäter Hans-Joachim Klein: Für die Sympathisanten ein Verräter. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 8. Februar 2013
  10. Films Transit International Inc.: My Life as a Terrorist: The Story of Hans-Joachim Klein (Internet Archive)
  11. Nils Minkmar: Linksterrorismus: Nicht alle waren Bürgerkinder. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 20. Oktober 2007
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Hans-Joachim Klein aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.