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Hanf

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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig. Weitere Bedeutungen sind unter Hanf (Begriffsklärung) aufgeführt.
Cannabis ist eine Weiterleitung auf diesen Artikel. Weitere Bedeutungen sind unter Cannabis (Begriffsklärung) aufgeführt.
Hanf
Hanfpflanze (Cannabis sativa)

Hanfpflanze (Cannabis sativa)

Systematik
Kerneudikotyledonen
Rosiden
Eurosiden I
Ordnung: Rosenartige (Rosales)
Familie: Hanfgewächse (Cannabaceae)
Gattung: Hanf
Wissenschaftlicher Name
Cannabis
L.

Hanf (Cannabis) ist eine Pflanzengattung in der Familie der Hanfgewächse. Hanf zählt zu den ältesten Nutz- und Zierpflanzen der Welt. Verschiedene Produkte aus Hanfpflanzen werden ebenfalls als Hanf bezeichnet, besonders die Hanffasern.[1] Neben dem Gebrauch als Faser- und Ölpflanze wird Hanf auch, meist in Form von Marihuana und Haschisch, als Rauschmittel und Arzneimittel verwendet. Zudem ist Hanf ein wichtiger nachwachsender Rohstoff und findet in der Bauindustrie Verwendung.

Beschreibung

Hanf ist eine meist einjährige krautige Pflanze.

Die Blätter sind handförmig zusammengesetzt (palmat), der Rand ist gesägt. Die Anzahl der Blättchen an einem Blatt schwankt: Die ersten Blattpaare haben gewöhnlich nur ein Blättchen, nachfolgende können bis zu 13 haben (gewöhnlich sieben bis neun, je nach Genetik und Umweltbedingungen). Zur endständigen Blüte hin nimmt die Blättchenzahl wieder bis auf ein Einzelblättchen ab. Die Blätter sind im unteren Bereich vorwiegend gegenständig, weiter oben wechselständig.

Hanf-Arten und -Kulturformen sind zweihäusig getrenntgeschlechtig (diözisch). Die Blüten des Hanfs sind imperfekt; männliche und weibliche Blüten wachsen in der Regel auf unterschiedlichen Pflanzen,[2] allerdings sind auch monözische Pflanzenexemplare beschrieben.[3] Die männlichen Blüten sind lose in Rispen, die weiblichen in Trauben angeordnet.[4] Unter monözischen Exemplaren kommen die unterschiedlichen Blütentypen manchmal in separaten Blütenständen, manchmal in einem Blütenstand vor.[3] Alle bekannten Formen des Hanfs sind windbestäubt.[5]

Die Früchte des Hanfs sind Achänen.[6]

In der Natur ist Hanf diploid, die Chromosomenzahl beträgt 2n=20, in Kultur wurden auch polyploide Pflanzenlinien gezüchtet.[7] Das Genom des Hanfes wurde am 18. August 2011 zum ersten Mal komplett sequenziert und beträgt 131 Milliarden Basen. Nach Sortierung wird es auf etwa 400 Millionen Basenpaare geschätzt.[8]

Inhaltsstoffe

Cannabinoide, Terpenoide und andere flüchtige Substanzen werden von Trichomen, die fast ausschließlich auf den Kelchblättern und Tragblättern weiblicher Pflanzen auftreten, abgegeben.[9]

Verbreitung

Hanf am Fuße des Dhaulagiri in Nepal

Ursprünglich war Hanf vermutlich in Zentralasien beheimatet. Da er durch menschliches Zutun seit Tausenden von Jahren immer weiter verbreitet wurde, lässt sich das natürliche Verbreitungsgebiet jedoch nicht mehr sicher genau eingrenzen. Heute ist Hanf fast weltweit in den gemäßigten bis tropischen Zonen zu finden, sowohl kultiviert als auch verwildert.[10][11]

Systematik

Die Gattung Cannabis wurde ursprünglich anhand von Cannabis sativa (Gewöhnlicher Hanf) als monotypische Gattung von Carl von Linné 1753 aufgestellt. Lamarck teilte dann 1785 die indische Sippe anhand morphologischer Merkmale und der berauschenden Fähigkeit als Cannabis indica ab und der russische Botaniker Dmitrij E. Janischewsky beschrieb als Erster 1926 Cannabis ruderalis (Ruderalhanf). Im 20. Jahrhundert war die Systematik der Gattung jedoch weitgehend umstritten, neben dem Modell dreier eigenständiger Arten fassten einige Autoren die drei Sippen sämtlich als Unterarten von Cannabis sativa auf, vereinzelt wurden auch noch weitere Arten beschrieben, die sich allerdings meist nicht durchsetzten.

2003 verfasste der Amerikaner Karl W. Hillig eine ausführliche genetische Untersuchung anhand von 157 Populationen weltweit,[12] die den Artrang von Cannabis sativa und Cannabis indica bestätigte. Die Eigenständigkeit von Cannabis ruderalis konnte jedoch nicht sicher nachgewiesen werden, eine spätere Arbeit zur Chemotaxonomie der Gattung[13] bestätigte diese Ergebnisse und verengte den Umfang der Gattung auf zwei Arten:

  • Hanf (Cannabis sativa) L.
    • Kultur-Hanf Cannabis sativa var. sativa
    • Wild-Hanf Cannabis sativa var. spontanea Vav.
  • Indischer Hanf (Cannabis indica) Lam.

Im September 2005 berichteten Forscher vom Canberra Institute of Technology im New Scientist, dass sie eine neue Unterart von Cannabis identifiziert hätten, basierend auf der Analyse der mitochondrialen und chloroplasten DNA.[14][15]

Geschichte

Koevolution

Die Endocannabinoide werden seit 600 Millionen Jahren in den Körpern unterschiedlichster Lebewesen, vom Molusken bis hin zum Menschen, gebildet und regulieren homöostatisch zahlreiche biologische Vorgänge, die in jedem organisierten System im Körper ablaufen. Sie wirken biochemische Ungleichgewichten entgegen, die charakteristisch für zahlreiche krankhafte Zustände sind.[16]

Wenn das Phytocannabinoid-reiche Harz oder die Blüten und Blätter von Hanf nach dem Erwärmen eingenommen werden, bewirken sie robuste, nicht-tödliche, Rezeptor-basierte Effekte über das menschliche Endocannabinoidsignalsystem, die pharmakologisch als cannabinerg (eng."cannabinergic.") bezeichnet werden.[17]

Der Grund für diese Effekt ist eine lange, koevolutionäre Geschichte die die Menschheit dem Hanf teilt.[17]

Koevolution ist die Evolution in der zwei oder mehr Entwicklungseinheiten, die durch wechselseitige selektive Effekte zwischen den Einheiten geprägt ist.[18]

Die Evolution von Arten findet in der Regel über Tausende oder Millionen statt; und es gibt Hinweise darauf, dass ausreichend Zeit für eine Koevolution von Mensch und Cannabis war, da in Taiwan Tonscherben mit dekorativen Streifen aus Hanfschnur entdeckt worden sind die etwa 10.000 Jahren alt sind. Es ist jedoch davon auszugehen, dass Menschen bereits lange vorher mit dem Hanf gearbeitet haben, denn die Entwicklung von nützlichen Hanffasern zur Schnurherstellung dürfte über Tausende von Jahren erfolgt sein.

Daher ist es möglich, dass, wenigstens in der Indo-China-Region, Hanf Materialien durch den Menschen bereits tief in der Steinzeit hergestellt und verwendet wurden.

Der offensichtlichste evolutionären Vorteil für die Cannabis-Pflanze, THC anzureichern, sind dessen psychoaktiven Eigenschaften, die die menschliche Aufmerksamkeit auf die Pflanze lenkten und ihre weltweite Verbreitung einzuleiten.

Frühgeschichte und Antike

Hanf (Cannabis sativa L.) wurde in China schon seit Langem genutzt. Ma, wie die Chinesen den Hanf nannten, lieferte ihnen nicht nur wohlschmeckende und nahrhafte Samen, auch die Stängel mit ihren besonders langen und nahezu unverwüstlichen Fasern wusste man schon früh zu schätzen. Bereits im Shen nung pen Ts'ao king, einem frühestens 2800 v. Chr., aber eher zwischen 300 v. Chr. und 200 n. Chr. verfassten chinesischen medizinischen Text, beschreibt der Autor, wie Hanf als Heilmittel gegen Malaria, Rheuma und viele andere Unpässlichkeiten eingesetzt werden kann.[19]

In einem 2700 Jahre alten Grab der in China bestehenden Gushi-Kultur wurde ein ausschließlich mit stark psychoaktiven Cannabisblüten gefüllter Behälter als Teil der Grabbeigabe entdeckt.[20][21][22]

Über Indien und die antiken Hochkulturen im heutigen Irak trat der Hanf seinen Weg um die Welt an. In Europa sind die ältesten Funde ca. 5500 Jahre alt und stammen aus dem Raum Eisenberg (Deutschland). Ursprünglich stammt Cannabis wahrscheinlich aus Kasachstan.[23] Aus der Gegend des heutigen Litauen stammen Funde von Hanfsamen ca. 2500 v. Chr. und eines Hanffadens ca. 2300 v. Chr. Die alten Griechen und ihre ägyptischen Nachbarn kleideten sich oft mit Hanf; Kleidung aus Hanfgewebe wird von Herodot (450 v. Chr.) erwähnt. Hanf, Nessel und Flachs waren lange Zeit die wichtigsten Faserpflanzen Europas. Plinius der Ältere schreibt, dass Hanf Schmerzen lindere, und Pedanios Dioscurides berichtet von der Wirksamkeit des Saftes der Hanfsamen gegen Ohrenschmerzen. Vom Mittelalter bis in die Neuzeit wurden aus Hanf Mittel zur Linderung von Wehenkrämpfen und nachgeburtlichen Schmerzsymptomen gewonnen.

Mittelalter und Neuzeit

Hanf blieb auch nach der Antike in Europa eine wichtige Nutzpflanze. Kaiser Karl der Große erwähnte 812 im Kapitel LXII seiner Landgüterverordnung Capitulare de villis vel curtis imperii den Hanf (canava), wenngleich er ihn auch nicht in die Liste der als verpflichtend anzubauenden Pflanzen aufnahm.

Viele mittelalterliche Waffen wie etwa der Langbogen, dessen Sehnen aus Hanf bestanden, wären ohne die robuste und widerstandsfähige Hanffaser, die enorme Zugkräfte aushält, nicht anzufertigen gewesen.

Illustration aus dem Jahr 1885

Über Spanien fand im 13. Jahrhundert eine weitere Anwendung der Hanffaser ihren Weg nach Europa – die Papierherstellung. Da die Papierherstellung aus Holz damals noch nicht beherrscht wurde, war Hanf neben Lumpen, die selbst oft aus Hanf bestanden, der wichtigste Rohstoff für die Papierproduktion. So entstand in Nürnberg 1290 eine erste Papiermühle auf deutschem Boden, und Gutenberg druckte 1455 seine berühmte Gutenberg-Bibel auf Hanfpapier. Ebenso ist auch die amerikanische Unabhängigkeitserklärung von 1776 auf Hanfpapier gedruckt. Der erste amerikanische Präsident George Washington baute selbst im großen Stil Hanf an.

Hanfseile und Segeltuch aus Hanf waren in der Schifffahrt wichtig, da die Faser sehr widerstandsfähig gegenüber Salzwasser ist und weniger Wasser aufnimmt als beispielsweise Baumwolle – Baumwollsegel würden bei Regen derartig schwer, dass die Masten brechen könnten. Auch Flachsleinen war ein schlechter Ersatz, da es bei Kontakt mit Wasser anders als Leinwand aus Hanf binnen weniger Monate verrottet. Venedig erreichte seine Vormachtstellung als bedeutendes Handelszentrum im Mittelalter unter anderem durch die hohe Qualität der Seilerei. In Südwestdeutschland ging der Hanfanbau mit dem Aufkommen des für die Bauern rentableren Tabakanbaus sowie mit der Einfuhr von Sisalfasern zurück und kam bis zum Ersten Weltkrieg bis auf wenige Ausnahmen praktisch zum Erliegen.

Moderne und Gegenwart

Hanferntemaschine "Blücher 02" für die Fasergewinnung

In der Mitte des 20. Jahrhunderts verdrängten Kunstfasern besonders des Herstellers Du Pont den Hanf auch aus der Bekleidungsherstellung, unterstützt von der Anti-Cannabis-Kampagne von Harry J. Anslinger. Ausnahmen bildeten hier die „Hemp-for-Victory“-Kampagne des US-Militärs, das dringend den Rohstoff Hanf für die Rüstung brauchte,[24] sowie die Landwirtschaftspolitik im nationalsozialistischen Deutschland, die den Anbau von Hanf als nachwachsenden Rohstoff vor Kriegsbeginn in wenigen Jahren vervierfachte.[25]

Der landwirtschaftliche Anbau von Hanf hat seit seiner „Wiedergeburt“ Anfang der 1990er Jahre kontinuierlich zugenommen. Trotzdem liegt die Produktion in Europa weit hinter der Nachfrage zurück.

Dank seiner Eigenschaften konnte Hanf in vielen Bereichen der Wirtschaft wieder Fuß fassen. Er eignet sich zum Hausbau ebenso wie als Basis für Farben, Lacke, Waschmittel und vieles mehr. Die Hanffaser ist der Baumwollfaser in vielerlei Hinsicht überlegen und auch für die Herstellung bestimmter Papiere geeignet.

Hanferzeugnisse zeigen eine sehr gute Widerstandsfähigkeit gegen Verschleiß, so dass die Fasern oft recycelt werden können und auch frühe, geschichtliche Druckerzeugnisse eine gute Haltbarkeit aufweisen.

In der Pflanzenzüchtung wird Hanf als Parzellenisolation von Zuchtgärten genutzt, in denen mit Windbestäubern wie Beta-Rüben gearbeitet wird.

Hanfsamen finden auch als Futtermittel Verwendung. Sie kommen vor allem in Vogelfuttermischungen und Kornfuttermischungen für Nagetiere (häufig für Meerschweinchen und Kaninchen) vor. Sie haben wie alle Sämereien einen hohen Fettgehalt und sorgen daher gerade bei Jungtieren für schnelles Wachstum.

Verwendung

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Nutzhanf

Hauptartikel: Nutzhanf
Hanffasern sind der Rohstoff für sehr widerstandsfähige Textilien.
Längsschnitt durch einen Stamm.

Kultur-Hanf ist als Nutzpflanze erstmals um 2800 v. Chr. in China in Gebrauch gekommen, das älteste erhaltene Hanfprodukt ist ein Textilfragment aus einem Grab der Chou-Dynastie (1122 bis 249 v. Chr.). Ebenfalls in China ist eine erste Verwendung für Hanf-Papier (die erste bekannte Verwendung von Papier überhaupt) zwischen 140 und 87 v. Chr. belegt.

Von der Antike bis tief ins 20. Jahrhundert war Hanf ein anerkannter und unentbehrlicher Rohstoff zur Herstellung einer Vielzahl von Gegenständen, darunter Kleidung, Taue und Takelagen für Schiffe und Papier.

In den Jahren nach 1985 kam es zu einem regelrechten Hanf-Boom, der den Anwendungen der Nutzpflanze immensen Vortrieb einbrachte. Im Zuge dieser Hanfwelle entstanden in aller Welt Strukturen, die sich für eine Normalisierung der gesetzlichen Lage oder schlicht eine vollständige Legalisierung einsetzten. Das weltweit wachsende Engagement und der damit wachsende politische Druck führten dazu, dass man sich auf europäischer Ebene mit Hanfanbau beschäftigte und heute (2008) 14 Nutzhanf-Sorten in der EU zum Anbau erlaubt sind.

Hanf ist als nachwachsender Rohstoff wegen seiner problemlosen Zucht und vollständigen Nutzbarkeit beliebt. Es werden keinerlei Herbizide benötigt, weil die Pflanzen bereits nach wenigen Tagen den Boden vollständig beschatten, sodass kein Unkraut mehr Licht findet. Außerdem ist er äußerst schädlingsresistent und pflegeleicht. Hanf produziert mehr Biomasse als jede andere heimische Nutzpflanze. In der Wirtschaft ist Hanf äußerst vielseitig einsetzbar und wird wegen seiner hohen Haltbarkeit, Umweltverträglichkeit und niedrigen Energiebilanz geschätzt.

Hanf als Arzneimittel

Medizinisches Cannabis aus den USA
Hauptartikel: Hanf als Arzneimittel

Die pharmakologischen Wirkungen von Cannabis sind in jüngster Zeit stark in den Fokus der medizinischen Forschung gerückt. Verantwortlich für die Wirkungen sind Inhaltsstoffe, die als Cannabinoide bezeichnet werden; allen voran Δ9Tetrahydrocannabinol (THC) und Cannabidiol (CBD).

Gut dokumentiert und nachgewiesen ist die Wirksamkeit des Cannabis in der Schmerztherapie, bei multipler Sklerose, Übelkeit, Erbrechen und Kachexie. Viele Studien weisen auf das arzneiliche Potential von medizinischem Cannabis bei gewissen Krebsformen, psychiatrischen Symptomen (z.B. Schlafstörungen, Angststörungen, ADHS, bipolare Störungen, schizophrene Psychosen, endogene Depressionen), entzündlichen Schmerzsyndromen (z.B. Colitis ulcerosa, Arthritis), sowie bei Autoimmunerkrankungen (z.B. Morbus Crohn) hin.[26][27][28][29][30][31] Die medizinische Anwendung von Cannabis und Cannabinoiden wird derzeit intensiv erforscht.[32][29][30]

Die Verschreibungsfähigkeit von Cannabisblüten und Cannabisextrakte ist national unterschiedlich geregelt. In Deutschland ist Cannabis („Pflanzen und Pflanzenteile der zur Gattung Cannabis gehörenden Pflanzen“) ein verkehrs- und verschreibungsfähiges Arzneimittel – sofern es sich um „Zubereitungen, die als Fertigarzneimittel zugelassen sind“ handeln.[33] In Österreich sind Zubereitungen aus Cannabisextrakten gemäß § 14 Zif. 3 Suchtgiftverordnung verschreibbar.[34] In Belgien, Holland, Spanien, Italien, Finnland, Portugal, Tschechien, Israel, Kanada, Großbritannien, Neuseeland und 20 Bundesstaaten der USA kann Cannabis oder seine Wirkstoffe arzneilich genutzt werden.[35][36][37][38][39][40][41]

Als Medizinalhanf kommen sowohl Cannabis sativa als auch Cannabis indica zur Verwendung. Kulturhanf wird nur selten, in weitgehend naturbelassener Form, als Hanföl und ätherisches Hanföl eingesetzt. Häufiger dient er als Grundstoff zur Gewinnung zugelassener Arzneimittel wie beispielsweise Dronabinol, da Nutzhanf nur pharmakologisch unwirksame THC-Gehalte von unter 1 % aufweist.[42]

Hanf als Rauschmittel

Hauptartikel: Hanf als Rauschmittel

Die getrockneten, meist zerkleinerten harzhaltigen Blütentrauben und blütennahen, kleinen Blätter der weiblichen Pflanze werden Marihuana oder umgangssprachlich Gras genannt und nach dem Trocknen konsumiert. Das extrahierte Harz wird auch zu Haschisch oder Haschischöl weiterverarbeitet. In Deutschland ist Cannabis die am häufigsten konsumierte illegale Droge.[43] Hauptsächlich psychoaktiv ist das Cannabinoid THC. THC beeinflusst unter anderem das Zentralnervensystem des Menschen. Es ist vorrangig für relaxierende, sedierende und antiemetische Wirkungen verantwortlich.

Anbau

Hanffeld in der Uckermark

Die Wurzeln des Hanfs können bei entsprechenden Bodenverhältnissen (auf Braunerde, deren Humushorizont jedoch durch einen feinerdereichen Horizont unterlagert ist) bis zu 140 cm in den Boden eindringen – das ist wesentlich tiefer als bei vergleichbaren Nutzpflanzen. Aus diesem Grund wurde Hanf früher häufig auf ausgelaugten, verhärteten Böden gepflanzt, um den Boden zu lockern und gegebenenfalls für den späteren Anbau anspruchsvollerer Pflanzen wie etwa Getreide vorzubereiten. Hanf wurde ebenfalls in versteppten Gebieten verwendet, um den Boden nicht nur zu lockern, sondern zugleich zu beschatten. Erst wenn der Boden gebessert war, wurden andere Nutzpflanzen gesät.

Siehe auch: Outdoor-Growing

Züchtung

Hanf ist eine zweihäusig getrenntgeschlechtige (diözische) Pflanze, das heißt, die beiden Geschlechter kommen auf getrennten Pflanzenexemplaren vor. Das bringt Probleme mit der Fasererzeugung mit sich, weil die männlichen Pflanzen früher erntereif werden als die weiblichen. An sich sterben die männlichen Exemplare weit früher als die weiblichen ab, was in einem ersten Arbeitsgang die Ernte der männlichen Pflanzen erforderte. Auch für eine maschinelle Ernte hätte es erhebliche Schwierigkeiten gegeben. Deshalb züchtete man einhäusigen (monözischen) Hanf. Der Vorteil liegt vor allem in der gleichmäßigen Abreifung aller Pflanzen eines Bestandes. Allerdings sind einhäusige Sorten den zweihäusigen ertragsmäßig klar unterlegen.

Die männliche Pflanze des Hanfs heißt „Femel“. Der „Femel“ reift früher und ist von schwächerem Wuchs als die weibliche Pflanze. Beides galt lange Zeit als Indiz für die weibliche Geschlechtlichkeit, worauf die Wortherkunft von der lateinischen Bezeichnung Femella für Weibchen hindeutet.

Das Femeln oder Fimmeln ist das selektive Ernten der reifen Femel. Es verschafft den weiblichen Pflanzen mit ihrer längeren Reifezeit mehr Raum und vereinfacht ihre Ernte bei ohnehin bis dato nicht ausgereifter Erntetechnik. Auch aus diesem Grunde ist die Doppelernte selbst unwirtschaftlich, weshalb bevorzugt einhäusiger Hanf angebaut wird.

Ein weiteres Zuchtziel war die Erzeugung von Sorten, die einen gegen Null gehenden THC-Gehalt aufwiesen. Zur Rauscherzeugung sind aktuelle Sorten deshalb nicht mehr geeignet.

In der Sortenliste der EU waren Ende 2000 nur noch monözische Sorten mit einem Gehalt von weniger als 0,2 % THC aufgelistet.[44]

Gesundheitliche Risiken

Hanffasern und deren Stäube können, wie alle Cellulosefasern, aufgrund der glykosidischen Bindung der Art β1→4 nicht von Säugetieren abgebaut werden.[45] Je nach Reinigungsprozess kommen zudem unterschiedliche Mengen an verbliebenen pflanzlichen und bakteriellen Antigenen aus dem Ausgangsmaterial vor.[46] Es wird diskutiert, ob häufiges Einatmen der Stäube von Cellulosefasern zu einer Bioakkumulation in der Lunge führen kann, die sich dann eventuell in dem Krankheitsbild der Byssinose äußern könnte.[47][48][49]

Siehe auch

 Portal:Hanf – Übersicht zu Wikipedia-Inhalten zum Thema Hanf

Literatur

Weblinks

 Commons: Hanf (Cannabis) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Hanf – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Duden online: Hanf
  2. S. Lebel-Hardenack, S. R. Grant: Genetics of sex determination in flowering plants. In: Trends in Plant Science 2 (4), 1997,S. 130–136.
  3. 3,0 3,1 V. M. Cristiana Moliterni, L. Cattivelli, P. Ranalli, G. Mandolino: The sexual differentiation of Cannabis sativa L.: A morphological and molecular study. In: Euphytica 140, (1-2), 2005, S. 95–106, doi:10.1007/s10681-004-4758-7.
  4. R. J. Bouquet: http://www.unodc.org/unodc/bulletin/bulletin_1950-01-01_4_page003.html (Memento vom 11. November 2007 im Internet Archive)Vorlage:Webarchiv/Wartung/Linktext_fehlt Cannabis, in: United Nations Office on Drugs and Crime, 1950. Gelesen am 23. Februar 2007.
  5. Robert C. Clarke: Marijuana Botany. 2. Auflage. Ronin Publishing, California 1991, ISBN 0-914171-78-X.
  6. E. Small: Morphological variation of achenes of Cannabis. In: Canadian Journal of Botany 53 (10), 1975, S. 978–987
  7. E. Small: Interfertility and chromosomal uniformity in Cannabis, In: Canadian Journal of Botany, 50 (9), 1972, S. 1947–1949.
  8. Nature: Weed Sequenced - no really weed, 18. August 2011.
  9. Paul G. Mahlberg, Eun Soo Kim: THC (tetrahydrocannabinol) accumulation in glands of Cannabis (Cannabaceae). In: The Hemp Report, 3 (17), 2001. Gelesen am 23. Februar 2007.
  10. Zhengyi Wu, Zhe-Kun Zhou, Bruce Bartholomew: Cannabaceae. In: Flora Of China, Bd. 5, S. 75 Online.
  11. Ernest Small: Cannabaceae. In: Flora Of North America, Bd. 3, Online.
  12. Karl W. Hillig: Genetic evidence for speciation in Cannabis (Cannabaceae). In: Genetic Resources and Crop Evolution 52, 2005, S. 161–180
  13. Karl W. Hillig, Paul G. Mahlberg: A chemotaxonomic analysis of cannabinoid variation in Cannabis (Cannabaceae). In: American Journal of Botany, 91, 2004, S. 966–975, doi:10.3732/ajb.91.6.966 .
  14. Rasta lends its name to a third type of Cannabis. In: New Scientist Band 2517, Nr. 12, 2005. Retrieved on 24 February 2007.
  15. Gilmore, S., R. Peakall, and J. Robertson: Organelle DNA haplotypes reflect crop-use characteristics and geographic origins of Cannabis sativa. In: Forensic Science International Band 172, Nr. 2–3, 2007, S. 179–190, doi:10.1016/j.forsciint.2006.10.025.
  16. R. Melamede: Harm reduction–the cannabis paradox. In: Harm reduction journal. Band 2, September 2005, S. 17, doi:10.1186/1477-7517-2-17, PMID 16179090, PMC 1261530 (freier Volltext).
  17. 17,0 17,1 S. K. Aggarwal: 'Tis in our nature: taking the human-cannabis relationship seriously in health science and public policy. In: Frontiers in psychiatry. Band 4, 2013, S. 6, doi:10.3389/fpsyt.2013.00006, PMID 23447745, PMC 3581812 (freier Volltext).
  18. Definition of Coevolution http://www.ucl.ac.uk/~ucbhdjm/courses/b242/Coevol/Coevol.htmlml
  19. Geschichte - Geschichte Hanf http://www.hanfhaus.de/geschichte-i-2.html
  20. Archäologie: Ur-Kiffer in China. In: Der Spiegel. Nr. 52, 2008, S. 111 (online).
  21. Researchers find oldest-ever stash of marijuana. In: Online-Artikel. Abgerufen am 14. Dezember 2015.
  22. World's Oldest Stash of Marijuana. In: Online-Artikel. Abgerufen am 14. Dezember 2015.
  23. BBC: Exklusiv – Die Wahrheit über Cannabis auf VOX vom 27. Mai 2009.
  24. Barbara Ann Chobocky, Michael Cordell: Hanf – Das Milliarden-Dollar-Kraut. Dokumentation, en. DVD: ISBN 1-59458-321-8, dt. online-version bei google Zeitstempel: (0:39)-(0:44).
  25. die Anbaufläche stieg um 300 %, vgl. den Abschnitt Einbindung der Landwirtschaft in den Vierjahresplan.
  26. C. Blázquez, L. González-Feria, L. Alvarez, A. Haro, M. L. Casanova, M. Guzmán: Cannabinoids inhibit the vascular endothelial growth factor pathway in gliomas. In: Cancer research. Band 64, Nummer 16, August 2004, S. 5617–5623, ISSN 0008-5472. doi:10.1158/0008-5472.CAN-03-3927. PMID 15313899.
  27. C. Sánchez, M. L. de Ceballos, T. Gomez del Pulgar, D. Rueda, C. Corbacho, G. Velasco, I. Galve-Roperh, J. W. Huffman, S. Ramón y Cajal, M. Guzmán: Inhibition of glioma growth in vivo by selective activation of the CB(2) cannabinoid receptor. In: Cancer research. Band 61, Nummer 15, August 2001, S. 5784–5789, ISSN 0008-5472. PMID 11479216.
  28. NTP Toxicology and Carcinogenesis Studies of 1-Trans-Delta(9)-Tetrahydrocannabinol (CAS No. 1972-08-3) in F344 Rats and B6C3F1 Mice (Gavage Studies). In: National Toxicology Program technical report series. Band 446, November 1996, S. 1–317, ISSN 0888-8051. PMID 12594529.
  29. 29,0 29,1 M. Guzmán, M. J. Duarte, C. Blázquez, J. Ravina, M. C. Rosa, I. Galve-Roperh, C. Sánchez, G. Velasco, L. González-Feria: A pilot clinical study of Delta9-tetrahydrocannabinol in patients with recurrent glioblastoma multiforme. In: British journal of cancer. Band 95, Nummer 2, Juli 2006, S. 197–203, ISSN 0007-0920. doi:10.1038/sj.bjc.6603236. PMID 16804518. PMC 2360617 (freier Volltext).
  30. 30,0 30,1 cannabis-med.org: Clinical Studies and Case Reports
  31. cannabis-med.org: Einsatzgebiete
  32. P. Pacher, S. Bátkai, G. Kunos: The Endocannabinoid System as an Emerging Target of Pharmacotherapy (PDF; 2,7 MB); In: Pharmacological Reviews. 58, 2006, S. 389–462, doi:10.1124/pr.58.3.2. Übersicht über biochemische Zusammenhänge, pharmakologische Wirkungen, und Auswahl aktueller Studien zur arzneilichen Potenz des Cannabis. Siehe Table 1 auf Seite 437 u.f.
  33. Anlage III des BtMGVorlage:§§/Wartung/juris-seite
  34. ris.bka.gv.at: Suchtgiftverordnung
  35. Health Canada: Medical Use of Marijuana
  36. Independent: Medical marijuana goes on sale in Dutch pharmacies, 1. September 2003
  37. Haaretz: Israeli government approves guidelines for medical marijuana, 7. August 2011
  38. IACM Top-Meldungen 20. April 2013
  39. huffingtonpost.de: Deutsche Patienten sind mit Medikamenten auf Cannabisbasis unterversorgt veröffentlicht: 20. August 2014
  40. hanfverband.de: Tschechien legalisiert Cannabis als Medizin
  41. cannabis-med.org: UK, Belgium, New Zealand
  42. Hainer Hai: Das definitive deutsche Hanfhandbuch. 1986, S. 87–88, ISBN 3-922708-73-0.
  43. Webpräsenz der Gesundheitsberichterstattung des Bundes.
  44. EG-Verordnung Nr. 2860/2000 der Kommission vom 27. Dezember 2000.
  45. Jeremy M. Berg, John L. Tymoczko, Lubert Stryer: Stryer Biochemie. 6. Auflage, Spektrum Akademischer Verlag, München 2007. ISBN 978-3-8274-1800-5.
  46. V. Castranova, D. G. Frazer, L. K. Manley, R. D. Dey: Pulmonary alterations associated with inhalation of occupational and environmental irritants. In: Int Immunopharmacol. Band 2, Nr. 2–3, 2002, S. 163–172. PMID 11811921.
  47. E. Tátrai, M. Brozik, Z. Adamis, K. Merétey, G. Ungváry: In vivo pulmonary toxicity of cellulose in rats. In: J Appl Toxicol. (1996), Band 16(2), S. 129–135. PMID 8935786.
  48. L. Rushton: Occupational causes of chronic obstructive pulmonary disease. In: Rev Environ Health (2007), Band 22(3), S. 195–212. PMID 18078004.
  49. D. C. Christiani, X. R. Wang: Respiratory effects of long-term exposure to cotton dust. In: Curr Opin Pulm Med. (2003), Band 9(2), S. 151–155. PMID 12574696.
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