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Chaim Kanievsky

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Chaim Kanievsky
Rabbi Chaim Kaniewski (Dezember 2021)
Beerdigung von Raw Chaim am 20. März 2022

Maran Schemarjahu Joseph Chaim Kanievsky, שמריהו יוסף חיים קַניֶבסקִי; genannt Sar HaTorah ("Fürst der Tora", "Prinz der Tora"), geb. 8. Januar 1928 in Pinsk in der Zweiten Polnischen Republik, heute Belarus; gest. 18. März 2022 in Bne Brak, Sohn des Steiplers, war israelischer Rabbiner und Posek, Gadol HaDor und eine leitende haredische Autorität weltweit.

Leben

HaRav Chaim Kanievsky wurde am 8. Januar 1928 in Pinsk, in der Zweiten Polnischen Republik, als Sohn von Rabbi Yaakov Yisrael Kanievsky, bekannt als "Steipler Gaon", und Rebbitzen Miriam Karelitz, Schwester von Rabbi Avraham Yeshayahu Karelitz, bekannt als "Chazon Ish", geboren. 1934 wanderte der junge Chaim mit seiner Familie ins damalige Palästina ein. 1951 heiratete er Batsheva Elyashiv, die Tochter von Rabbi Yosef Sholom Eliashiv. Mit ihr hatte er acht Kinder. Der Schidduch wurde vom Chason Isch arrangiert.

In seiner Jugend war er als brillantes Wunderkind bekannt, das sich mit einem fotografischen Gedächtnis an die Texte der Tora erinnern und trotz seines jungen Alters komplizierte rabbinische Lehren erklären konnte. Während des israelischen Unabhängigkeitskrieges wurde Rabbi Kanievsky, damals Student an der Lomza Yeshiva, zu den israelischen Verteidigungskräften mobilisiert. Er wurde beauftragt, auf einem Hügel in der Nähe von Jaffa Wache zu halten.

HaRav Kanievskys Frau starb im Jahr 2011. Zuletzt lebt er in Bnei Brak und erhielt jedes Jahr Tausende von Besuchen von Juden, die religiösen und halachischen Rat suchen. Er war der offizielle Rabbiner und spirituelle Führer der gemeinnützigen Organisation Belev Echad, die 2011 in Israel gegründet wurde und sich der Unterstützung kranker und behinderter Kinder und Erwachsener widmet.

Seit dem Tod von Rabbi Aharon Yehuda Leib Shteinman im Dezember 2017 galt HaRav Kanievsky zusammen mit dem Leiter der Ponevezh Yeshiva, Rabbi Gershon Edelstein, allgemein als einer der unbestrittenen Führer der israelischen Haredi-Gemeinschaft.

Im Oktober 2020 wurde Rav Kanievsky positiv auf COVID-19 getestet.

Reb Chaim starb am 18. März 2022 in Bnei Berak. Israels Präsident Jitzchak Herzog würdigte seine „Liebe zur Torah, seine Bescheidenheit, Demut und geistige Führung“. Der aschkenasische Oberrabbiner David Lau sprach vom Verlust eines „Giganten einer Generation“.[1] Rabbiner Gershon Edelstein (zu diesem Zeitpunkt 99 Jahre alt) sagte bei der Beerdigung: "Wir sind eine verwaiste Generation."

Die Zahl der Trauergäste bei dem Begräbniszug am 20. März 2022 rund um den Friedhof Sichron Meir in Bnei Berak, einem Vorort von Tel Aviv, wurde auf ca. 850 000 geschätzt. Es handelte sich um eines der größten Begräbnisse seit Gründung des Staates Israel.[2] Er wurde an der Seite seiner Frau begraben.

Durch die Beerdigung entstandene volkswirtschaftliche Kosten (Israelnetz 24.3.22): "An der Massenbeerdigung von Rabbi Haim Kanievsky am Sonntag haben rund 850.000 Menschen teilgenommen. Sie kostete die israelische Wirtschaft rund 420 Milionen Euro. Das zeigt eine Analyse des Wirtschaftsdatenunternehmens „CoFace BDI“. Die Schätzung basiert auf dem Arbeitsausfall. Bewohner der Tel Aviver Gegend konnten nicht zu ihrem Arbeitsplatz fahren und Eltern mussten mit ihren Kindern wegen geschlossener Schulen zu Hause bleiben. Die Schätzung umfasse auch die Kosten für die große Anzahl von Sicherheits- und Rettungskräften, die am Ort der Beerdigung in Bnei Brak eingesetzt wurden."

Positionen und Entscheidungen

Im Jahr 2012 entschied HaRav Kanievsky, dass es verboten ist, ein Smartphone ohne individuelle Erlaubnis einer halachischen Autorität zu besitzen oder zu benutzen, und dass Besitzer ihre Telefone nicht verkaufen dürfen, sondern sie stattdessen verbrennen sollten.

2015 wies er die Sanitäter von United Hatzalah an, im Falle eines Terroranschlags die Terroristen nicht zeitlich vor den Opfern zu behandeln, selbst wenn der Terrorist schwerer verletzt ist, die Sanitäter könnten den/die Terroristen sogar sterben lassen.

Im Jahr 2016 erklärte HaRav Kanievsky, dass der medizinische Gebrauch von Cannabis koscher lePessach sei, solange der Besitz von Cannibis nicht gegen das Gesetz des Landes verstoße.

Im Jahr 2017 entschied er, dass die Meldung von Fällen sexuellen Kindesmissbrauchs an die Polizei im Einklang mit dem jüdischen Recht steht.

Harav Kanievsky hatte wiederholt Aussagen gemacht, die darauf hindeuteten, dass er der Meinung ist, dass das Kommen des Messias möglicherweise unmittelbar bevorsteht. Im Jahr 2011 interpretierte er Aufstände im Arabischen Frühling als Beweis dafür, dass der Messias nahe sein könnte. Nach dem Angriff auf die Jerusalemer Synagoge im Jahr 2015 verwies er wiederholt auf die bevorstehende Ankunft des Messias und forderte die Diaspora-Juden auf, Aliyah zu machen, was Berichten zufolge zur Ankunft einer beträchtlichen Anzahl französischer Juden führte.

Im Februar 2020, kurz vor den israelischen Parlamentswahlen, berichtete ein Rabbiner, HaRav Kanievsky habe erklärt, dass das Kommen des Messias möglicherweise unmittelbar bevorstehe.

Während der COVID-19-Pandemie im Jahr 2020 befahl HaRav Kanievsky ursprünglich seinen Hunderttausenden von Anhängern, sich dem Befehl des israelischen Gesundheitsministeriums zu widersetzen, alle Schulen zu schließen. Die beste Möglichkeit zur Bekämpfung des Virus sei die Vermeidung von Lashon Hara. Infolge dieser Entscheidung wurde er im März 2020 von hochrangigen Regierungsvertretern besucht, die ihn davon überzeugten, wie wichtig es ist, die Anweisungen der Mediziner zu befolgen. Am 29. März 2020, nachdem die ultraorthodoxe Gemeinschaft sich am härtesten vom Virus betroffen zeigte und Bnei Brak den höchsten Prozentsatz an Coronavirus-Fällen in Israel im Verhältnis zu seiner Bevölkerung aufwies, entschied Rav Kanievsky, dass einer, der den Regierungsanweisungen in bezug auf die Pandemie nicht folge, wie jemand betrachtet werden müsse, der einen anderen Menschen mit Mordabsicht verfolgt. Er entschied auch, dass Telefonanrufe am Schabbat beantwortet werden dürfen, um COVID-19-Testergebnisse zu erhalten, und dass Minyanim während der Pandemie überhaupt nicht gebildet werden dürfen, eine noch strengere Anforderung als das, was das Gesundheitsministerium vorgeschrieben hatte, das es Gemeinden ermöglichte, sich im Freien zu treffen, solange die Teilnehmer einen Mindestabstand von zwei Metern einhalten.

Werke

Kanievsky war Verfasser zahlreicher Werke des jüdischen Rechts, wie u. a. Derech Emunoh ("Der Weg des Glaubens"), über Agrargesetze, Derech Chochmoh ("Der Weg der Weisheit"), über die Gesetze des Tempels und Shoneh Halachos (eine systematische Darstellung des berühmten Werkes Mishnah Berurah). Seine halachischen Entscheidungen zu Gebeten sind aufgezeichnet in Ishei Yisroel und die Entscheidungen in Bezug auf Shiluach haken in Shaleiach T'Shalach.

In Kanievskys Privatarchiv befinden sich mehr als 70 000 Anfragen, die alle beantwortet worden sind. Er überliess es seiner Frau Batsheva, Anfragen von Frauen zu beantworten. Nach deren Tod im Jahre 2011 hat eine Tochter, Rebbetzin Lea Kolodetzky, diese Aufgabe übernommen.

Weblinks (Auswahl)

Einzelnachweise

  1. Rachel Avraham: Rabbi Chaim Kanievsky, Israels führender Thora-Gelehrter. In: israelheute.com. Israel Heute, 20. März 2022, abgerufen am 21. März 2022.
  2. The New York Times: Revered Jewish Sage Buried in One of the Largest Gatherings in Israel’s History, 20. März 2022.

Andere Wikis

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