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Haile Selassie

Aus Jewiki
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Haile Selassie, um 1923

Haile Selassie I. (amharisch ቀዳማዊ ኀይለ ሥላሴ, Qädamawi Haylä Səllase, deutsch Macht der Dreifaltigkeit, der Erste; geb. 23. Juli 1892 als Täfäri Mäkʷännən (ተፈሪ መኰንን) in Edjersso, Äthiopien; gest. 27. August 1975 in Addis Abeba, Äthiopien) war Regent Äthiopiens (1916–1930) und der letzte Kaiser von Abessinien (1930–1936; 1941–1974). Sein Herrschertitel war Neguse Negest (deutsch König der Könige) und er selbst nannte sich 225. Nachfolger des Königs Salomon. Im November 1954 war Haile Selassie das erste ausländische Staatsoberhaupt überhaupt, das der jungen Bundesrepublik Deutschland einen offiziellen Staatsbesuch abstattete. Von der Glaubensrichtung der Rastafari wird Haile Selassie als der wiedergekehrte Messias verehrt.

Leben

Tafari Makonnen mit seinem Vater Ras Makonnen Woldemikael, um 1900
Tafari Makonnen im Alter von drei Jahren, 1895
Haile Selassie, photographiert von Walter Mittelholzer, Februar 1934
Haile Selassie in seinem Büro in Addis Abeba, um 1942

Haile Selassie wurde unter dem Namen Tafari Makonnen in der äthiopischen Provinz Hararghe, östlich der Hauptstadt Addis Abeba, als Sohn des dortigen Gouverneurs (siehe Ras) geboren. Nach einem Putsch der christlich-orthodoxen Aristokratie gegen den Thronfolger des verstorbenen Kaisers Menelik II. und Unterstützers der Mittelmächte Li'ul Lij Iyasu V. wegen dessen islamfreundlicher Politik, wurde er am 2. November 1930 unter dem Namen Haile Selassie I. zum Kaiser (amharisch Neguse Negest, deutsch König der Könige) von Äthiopien gekrönt. Bereits im Juli 1931 erließ er im Zuge des Modernisierungsprozesses die erste Verfassung des Landes, die Verfassung des Kaiserreichs Abessinien von 1931, die das Land zwar formell in eine konstitutionelle Monarchie umwandelte, tatsächlich aber seine absolute Machtposition festigte.

Nach dem Angriff der italienischen Armee unter Benito Mussolini im Italienisch-Äthiopischen Krieg zwischen 1935 und 1936 floh er nach Großbritannien, von wo aus er dem äthiopischen Widerstand vorstand. Am 24. Januar 1941 kehrte er mit britischer Unterstützung nach Addis Abeba zurück. Als Politiker leitete er im Inland eine Epoche der gesellschaftlichen und ökonomischen Modernisierung ein, behielt sich jedoch die absolute Herrschaft vor und ließ keine nennenswerte politische Opposition zu. Auf der politischen Ebene versuchte er einen dem europäischen Modell ähnlichen Nationalstaat zu errichten, ein Unterfangen, das auf einer linguistisch-kulturellen Amharisierung besonders der südlichen Ethnien der Oromo basierte. Die Elite seines Herrschaftsapparates fußte auf amharischen und amharisierten oromischen Beamten, Adligen und Generälen. Haile Selassie genoss im Ausland hohes Ansehen als Staatsoberhaupt des ältesten afrikanischen Landes und Gründungsmitgliedes der Vereinten Nationen genauso wie als graue Eminenz und Integrationsfigur eines afrikanischen Kontinents in der Dekolonialisierungsphase. Unabhängig davon fallen in seine Amtszeit mehrere Kriege, unter anderem mit Somalia um das Grenzgebiet des Ogaden sowie gegen Separatisten in der ehemaligen italienischen Kolonie Eritrea, das seit Ende des Zweiten Weltkrieges beziehungsweise 1950 föderaler Teil Äthiopiens war, dann aber vom Kaiser zur Verwaltungsprovinz herabgestuft wurde.

Mitte der 1970er Jahre zeigte sich dann auch immer mehr die Unzufriedenheit der Bevölkerung, insbesondere der Studenten, mit der Machtfülle des Kaisers, der zu keiner Reform des konservativ-aristokratischen Staatsaufbaues bereit war, was sich in den Parlamentswahlen in Äthiopien 1973 zeigte. Diese Unzufriedenheit führte zusammen mit einer akuten Verschlechterung der Nahrungsmittelversorgung der Landbevölkerung 1974 zu gewaltsamen Protesten von Studenten der Haile-Selassie-Universität (heute Addis-Abeba-Universität) und anderer Hochschulen sowie schließlich zur Revolution, in deren Verlauf die Forderung nach einer parlamentarischen Monarchie schnell unter Führung des Hauptmanns und späteren Obersten Mengistu Haile Mariam einer marxistisch-leninistischen Doktrin wich. Nach einem Militärputsch musste der Kaiser am 12. September 1974 abdanken und starb bald darauf im Arrest unter ungeklärten Umständen. Sein Großneffe Asfa Wossen Asserate schrieb in seinen Erinnerungen, Haile Selassie sei mit seinem Kopfkissen erstickt worden.[1]

Der spätere Diktator Mengistu Haile Mariam ließ den Leichnam Selassies unter einer Toilette einmauern. Erst nach dem Ende der kommunistischen Herrschaft wurde im Jahr 2000 die Bestattung nachgeholt.[2]

Nachkommen

Bereits 1960 war sein Sohn, der Kronprinz Asfa Wossen (siehe Amha Selassie I.), in einen Putsch gegen ihn verwickelt, 1973 versuchte sein Enkel Iskander Desta, damals Oberbefehlshaber der äthiopischen Marine, erneut, einen Umsturz zu erzwingen. Noch 1974 ernannte Haile Selassie einen anderen Enkel, Asfa Wossens Sohn Zere Yacobe Selassie, zum neuen Thronfolger. Sein Enkel Ermias Sahle Selassie ist heute Präsident des äthiopischen Kronrats.

Mit seiner ersten Frau Altayech hatte er eine Tochter:

  • Prinzessin Romana Worq († 14. Oktober 1940)

Mit seiner zweiten Frau, Kaiserin Menen II. (Menen Asfaw) (* 25. März 1889, † 15. Februar 1962), hatte er sechs Kinder:

  • Prinzessin Tenagne Worq (* 30. Januar 1913, † 6. April 2003)
  • Prinz Asfa Wossen (* 27. Juli 1916, † 17. Januar 1997)
  • Prinzessin Zannaba Worq (* 25. Juli 1918, † 25. März 1933)
  • Prinzessin Tsahai Worq (* 13. Oktober 1919, † 17. August 1942)
  • Prinz Makonnen (* 16. Oktober 1923, † 13. Mai 1957)
  • Prinz Sahle Selassie (* 27. Februar 1931, † 23. April 1962)

Rastafari

Die vor allem in der Karibik vertretene Rastafaribewegung (deren Name sich von seinem ursprünglichen Namen Ras Tafari Makonnen ableitet) betrachtet Haile Selassie als den Messias. Als er am 21. April 1966 (seither als Groundation Day gefeiert) auf einem Staatsbesuch in Jamaika war, wurde er von Anhängern der Rastafaribewegung „erkannt“. Die messianische Rolle innerhalb dieser Bewegung geht neben der Rolle der äthiopischen Geschichte (als einzigem genuin unabhängigen afrikanischen Staat bis 1957) auf die legendäre Abstammung des ersten äthiopischen Kaisers Menelik I. von dem israelitischen König Salomo, der wiederum, laut Bibel, einer der Ahnen Jesu ist, und der Königin von Saba (siehe Axum) zurück. Unter dem Ehrentitel Löwe von Juda findet er unter einigen Rastafaris gottgleiche Verehrung, wird er doch als der in der Bibel angekündigte wiedergekehrte Erlöser gesehen. Die Ausdrücke Auserwählter Gottes und Siegreicher Löwe Judas sind jedoch nicht wie oft angenommen die Krönungstitel Selassies, sondern Teil eines Glaubensbekenntnisses, mit dem die äthiopischen Kaiser traditionell ihre Briefe einleiteten.[3] Die Farben der äthiopischen Nationalflagge sind zugleich die panafrikanischen Farben und die Farben der Rastafaribewegung.

Auszeichnungen (Auswahl)

Literatur

  • Haile Selassie: My Life & Ethiopias Progress. Autobiographie. Chicago, Ill.: Research Associates School Times Publications, 1997. ISBN 0-948390-39-5.
  • Christian Potyka: Haile Selassie. Der Negus Negesti in Frieden und Krieg. Dissertation. Bad Honnef: Osang, 1974.
  • Ryszard Kapuściński: König der Könige. Frankfurt am Main: Eichborn, 2000. ISBN 3-8218-4708-5.
  • Gerald Steinacher (Hrsg.): Zwischen Duce, Führer und Negus. Südtirol und der Abessinienkrieg 1935–1941. Bozen 2006. ISBN 978-88-8266-399-5.
  • Daniel K. W. Trepsdorf: "Wenn der Herrscher aufsteht, kommt das Land zum Erliegen". Das Beispiel Haile Selassie als Parabel eines afrikanischen Machtverlusts, in: Michael Meißner, Katarina Nebelin, Marian Nebelin (Hrsg.): Eliten nach dem Machtverlust? Fallstudien zur Transformation von Eliten in Krisenzeiten. Berlin: Wissenschaftlicher Verlag Berlin 2012, S. 175-198. ISBN 978-3-86573-665-9.
  • Evelyn Waugh: Befremdliche Völker, seltsame Sitten. Frankfurt am Main: Eichborn, 2007. ISBN 978-3-8218-4761-0.
  • Ein Prinz aus dem Hause David: Und warum er in Deutschland blieb. Die Erinnerungen von Asfa Wossen Asserate. Frankfurt am Main: Fischer, 2007.
  • Asfa-Wossen Asserate: Der letzte Kaiser von Afrika: Triumph und Tragödie des Haile Selassie. Propyläen Verlag, Berlin 2014. ISBN 978-3549074282.

Weblinks

 Commons: Haile Selassie – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Ein Prinz aus dem Hause David: Und warum er in Deutschland blieb. Die Erinnerungen von Asfa Wossen Asserate. Frankfurt am Main: Fischer, 2007.
  2. Christoph Plate: Letzte Ruhe für den Löwen in: Berliner Zeitung, abgefragt am 21. Juni 2012
  3. http://www.die-tagespost.de/2008/index.php?option=com_content&task=view&id=100043782&Itemid=28 Artikel von Asfa-Wossen Asserate, einem Nachfahren Haile Selassies, in der Tagespost
  4. Jean Schoos: Die Orden und Ehrenzeichen des Großherzogtums Luxemburg und des ehemaligen Herzogtums Nassau in Vergangenheit und Gegenwart. Verlag der Sankt-Paulus Druckerei AG. Luxemburg 1990. ISBN 2-87963-048-7. S. 343.


Vorgänger Amt Nachfolger

Zauditu
Viktor Emanuel III.
Kaiser von Äthiopien
1930–1936
1941–1974

Viktor Emanuel III.
Amha Selassie I.
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