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Haflinger

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Dieser Artikel beschäftigt sich mit dem Haflinger als Pferderasse. Das gleichnamige Geländefahrzeug der Steyr ist unter Steyr-Puch Haflinger beschrieben.
Haflinger
Haflinger 3607 by Flominator.jpg
Wichtige Daten
Ursprung: Südtirol
Hauptzuchtgebiet: Bayern, Österreich, Südtirol (Italien)
Verbreitung: Weltweit
Stockmaß: 138 bis 150 cm[1]
Farben: Füchse oder Hellfüchse mit hellem Langhaar
Haupteinsatzgebiet: Sport- und Freizeitpferd, Saumpferd, mittelschweres Zugpferd, landwirtschaftliche Arbeiten, Freiheitsdressur

Der Haflinger ist ein Gebirgspferd, das heute in erster Linie als robustes Freizeitpferd zum Reiten eingesetzt wird. Offiziell zählt der Haflinger zu den Ponyrassen bzw. Kleinpferderassen. Das erste geklonte Pferd, Prometea, ist von dieser Rasse.

Hintergrundinformationen zur Pferdebewertung und -zucht finden sich unter: Exterieur, Interieur und Pferdezucht.

Exterieur

Farbe

Während es anfangs auch Braune und Rappen gab, ist heute nur noch die Fuchsfarbe in Kombination mit dem Gen Flaxen, sogenannte Lichtfüchse vorhanden. Die Fuchsfarbe kommt in allen Variationen von Kohlfuchs bis zum Hellfuchs vor. Die Kohlfuchsfarbe ist jedoch selten.[2] Stichelhaar oder „Edelflecken“ sind unerwünscht und können zum Ausschluss aus der Zucht führen. Das Langhaar variiert von Flachsfarben bis weiß, Farbunreinheiten sind unerwünscht und können zum Ausschluss aus der Zucht führen.[3][Schwark 1]

Häufig werden Bauch und Beininnenseiten durch das Gen Pangaré aufgehellt und es tritt ein Mehlmaul auf. Kopfabzeichen von der Flocke bis zur Blesse sind erlaubt und erwünscht, aber nicht Bedingung. Stärker ausgeprägte Abzeichen, wie beispielsweise eine Laterne, sind unerwünscht und können zum Zuchtausschluss führen. Beinabzeichen sind unerwünscht, ein einzelnes Beinabzeichen bis zu einer halben Schiene wird jedoch nicht negativ beurteilt, während mehrere und größere Beinabzeichen zu Punktabzügen bis hin zum Ausschluss führen können.[Schwark 2][3][4]

Kopf und Körperbau

Kopf

Haflinger haben einen absolut und relativ kleinen und kurzen, sowie edlen und trockenen Kopf mit breiter und langer Stirnpartie. Die Augen sind groß, die Nüstern weit und die Ohren klein und beweglich.[Schwark 3]

Während der Stammhengst Folie 150 cm hoch war und seine zur Zucht verwendeten Söhne eine Widerristhöhe zwischen 139 und 146 cm hatten,[Schwark 4] war der durchschnittliche Haflinger kleiner. Von 1925 bis 1980 lag die Widerristhöhe in allen Untersuchungen durchschnittlich etwa bei 137 cm.[Schwark 5] Inzwischen wurde sie im Welt-Haflinger-Verband durch gezielte Zuchtwahl auf 140 bis 155 cm erhöht. Bei der Deutschen Reiterlichen Vereinigung dürfen Haflinger 138 bis 148 cm groß sein.[1][Schwark 6][5]

Zuchtziel ist ein gut bemuskelter, jedoch schlanker Hals ohne Unterhals, ein langer Rücken mit guter Gurttiefe und eine kräftige Lendenpartie, Beine mit trockenen Gelenken und harten Hufen, stark gefesselt. Teilweise kommt ein schwach ausgeprägtes Sprunggelenk mit starker Gliedmaßenwinkelung als Fehler vor.[Schwark 7]

Interieur

Haflinger in Südtirol

Haflinger waren auf Hochalmen gezogene Gebirgspferde. Durch ihre Herkunft von kleinen Bergbauernhöfen fand eine Auslese zugunsten der Genügsamkeit statt, sodass Haflinger sehr leichtfuttrig sind.[Schwark 8] Sie galten ursprünglich als spätreif, da ihre Entwicklung durch knappe Fütterung im Winter verzögert wurde und Stuten deshalb das erste Mal mit vier Jahren gedeckt wurden. Inzwischen werden sie gewöhnlich schon mit drei Jahren gedeckt. Im Vergleich zu anderen Rassen haben Haflinger eine besonders lange Zuchtverwendungsdauer: Hengste und Stuten, die im Alter von fünfundzwanzig Jahren noch zur Zucht verwendet werden, sind keine Seltenheit. Außerdem weisen sie eine sehr hohe Fruchtbarkeit auf.[Schwark 9]

Werden sie angemessen behandelt, sind Haflinger sehr leistungsbereit, gutmütig und nervenstark. Außerdem sind sie trittsicher und vielseitig verwendbar.[Schwark 10]

Zuchtgeschichte

Haflinger wurden anfangs als Saumpferde verwendet

Bis zum Ende des Ersten Weltkrieges

Die engere Heimat des Haflingers ist der in Südtirol gelegene Tschögglberg, ein Hochplateau zwischen Etsch und Talfer. Es weist Höhenlagen zwischen 1.500 und 2.000 Metern auf. Viele der dortigen Orte waren damals nur über Saumpfade zu Fuß oder mit Hilfe der einheimischen Pferde erreichbar. Das Heimatgebiet des Haflingers hatte recht karge Futterverhältnisse, was ein kleines, untersetztes und anspruchsloses Gebirgspferd entstehen ließ, das zwischen dem Etsch- und Sarntal anzutreffend war. Staffler beschrieb sie 1847 in seiner Topographie von Tirol und Vorarlberg als „kleine leichtfüßige Pferdchen“, die „besonders ausgezeichnet sind“. Unter den Orten, in denen dieser Landschlag anzutreffen ist, wird auch Hafling, das den Haflingern seinen Namen gab, aufgezählt. Dieser Landschlag wurde durch orientalische und Noriker-Hengste beeinflusst, die im Sarntal aufgestellt wurden.[Schwark 11]

1874 wurde in der Ortschaft Schluderns im Vinschgau, der Hengst 249 Folie geboren, ein Sohn des halborientalischen Hengstes 133 El Bedavi XXII und einer einheimischen Stute. Seine Fohlen waren so vielversprechend, dass das damalige Ackerbauministerium den Auftrag gab, alle guten edlen Fohlen aufzukaufen und die Zucht mit seinen Nachkommen bei den Bauern stark zu subventionieren. Auf drei von Folies Söhnen, nämlich 14 Folie, 37 Laas und liz. 252/233 Hafling gingen schon vor dem Ersten Weltkrieg alle Beschäler der Haflingerzucht zurück.[Schwark 12]

Nach dem Ersten Weltkrieg fiel mit der Auflösung der Donaumonarchie Südtirol und damit auch das Sarntal und der Tschögglberg an Italien. Da das nach Abschluss der Decksaison geschah, befanden sich bis auf fünf Hengste alle Vatertiere im steirischen staatlichen Hengstdepot in Österreich, während sich in Italien die Stutengrundlage der Rasse befand.[Schwark 13]

Haflingerzucht in Italien, vor allem Südtirol: Aveligneser

Haflinger in Meran

Von Italien wurden nach dem Ersten Weltkrieg einige Zuchthengste zugekauft und auf die Deckstationen verteilt, um die Zucht wieder aufzubauen. Aufgrund der schlechten wirtschaftlichen Lage exportierte Italien etwa 350 Zuchtstuten nach Bayern und Österreich, sodass in Südtirol 1938 nur noch 168 reingezogene Zuchtstuten vorhanden waren. 1931 erschien der erste Band des Stammbuches der in Südtirol gezüchteten Haflinger, wodurch die Rasse eine Aufwertung erfuhr.[Schwark 14]

Nachdem die Zuchtarbeit während des Zweiten Weltkriegs zum Erliegen gekommen war und 1946 wieder aufgenommen wurde, kam es 1947 zur Gründung des Verbands der Südtiroler Haflinger-Pferdezuchtgenossenschaft Alto Adige. Infolgedessen breiteten sich die Haflinger in ganz Italien bis Sizilien aus. Die Hengste, die sich in Besitz der Genossenschaft befanden, wurden je nach Bedarf in den unterschiedlichen Landesteilen eingesetzt.[Schwark 15]

Einige Autoren betrachteten den italienischen Haflinger unter der Bezeichnung Aveligneser als eigenständige Rasse.[6] Da der Italienische Verband der Haflingerzüchter (ANACRHAI – Associazione Nazionale Allevatori Cavalli di Razza Haflinger Italia) inzwischen Mitglied der Welt Haflinger Vereinigung ist, muss diese Ansicht als veraltet gelten.[7]

1984 umfasste der Zuchttierbestand in Südtirol etwa 2000 Haflingerstuten und 28 Hengste. Jedoch waren 1/3 der Stuten nicht reinrassig. In ganz Italien gab es 5700 Zuchtstuten und 251 Hengste.[Schwark 16] 2007 gab es in Italien etwa 5500 Zuchtstuten mit höchstens 1,57 % Fremdblut und 248 Hengste, der Gesamtbestand lag bei gut 10.000 Haflingern.[8]

Herkunft des Namens

Der Name Haflinger stammt vom Dorf Hafling in Südtirol. Der Haflinger wurde nach diesem Dorf benannt, der italienische Ausdruck „Avelengneser“ stammt auch von dieser Ortschaft, denn der Faschist Ettore Tolomei benannte Hafling in der Zeit der Italianisierung als Avelengo. Diese beiden Namen blieben dem Pferd bis heute.

Haflingerzucht in Österreich, vor allem Nordtirol

Haflinger Deckhengst am Fohlenhof Ebbs

Nach dem Ersten Weltkrieg wählte das Ackerbauministerium das in seinen natürlichen Bedingungen ähnlich gelagerte und dem Ursprungszuchtgebiet benachbarte Nordtirol, um die Haflingerzucht dort neu aufzubauen. Bereits 1919 bezogen die in deutscher Hand verbliebenen Zuchthengste dort ihre neuen Beschälstationen. Neben Huzulen, die zur Verdrängungszucht verwendet werden sollten, wurden 100 original Haflingerstuten aus Italien zugekauft. 1921 wurde dort der erste Zuchtverband gegründet, weitere folgten nach, 1938 bildeten insgesamt zehn Zuchtvereine den Südtiroler Zuchtverband.[Schwark 17]

Ab 1938 stieg die Haflingerzucht sprunghaft an, da die Wehrmacht einen großen Bedarf an Tragtieren hatte und alle verfügbaren Haflinger und haflingerähnlichen Tiere ankaufte. Im Fohlenhof von Zams wurden die Junghengste aufgezogen, die am besten den Ansprüchen der Wehrmacht entsprachen und deshalb im Alter von vier Jahren daraus vor allem die kleinsten und edelsten Hengste als Zuchthengste ausgesucht. Da diese im Typ und Modell nicht dem klassischen Haflingertyp entsprachen, wurde dies nach Kriegsende als züchterischer Rückschritt betrachtet.[Schwark 18]

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs brach der Absatz der Fohlen zusammen, da das Militär nicht mehr so viele Tragtiere benötigte. Deshalb schlossen zuerst der Haflinger Zuchtverein Zams und ab 1947 die anderen Zuchtvereine alle nicht reinrassigen Stuten aus der Zucht aus. 1947 wurde der Fohlenhof Ebbs gegründet, um eine geordnete Hengstaufzucht zu sichern. Im gleichen Jahr und erneut 1958 wurde das Stutenmaterial gesichtet und alle Stuten der Qualitätsklasse IV aus der Zucht ausgeschlossen. Dadurch wurde die Durchschnittsqualität des Stutenbestands deutlich angehoben und Tirol zum Hochzuchtgebiet des Haflingers. Seit 1948 sind etwa 180 Zuchthengste in andere Länder verkauft worden, so dass Österreich die weltweite Haflingerzucht entscheidend beeinflusst hat.[Schwark 19]

1985 gab es in Österreich etwa 5000 Zuchtstuten, etwa 1600 davon standen in Tirol. In Österreich gab es 163 Zuchthengste, 36 davon in Tirol.[Schwark 20]

Datei:BriefmarkeHaflinger.jpg
Briefmarke der Deutschen Post
Haflingerzucht in Westfalen

Haflingerzucht in Deutschland

Die ersten Haflingerimporte nach Bayern gab es schon vor dem Ersten Weltkrieg. 1928 importierte der Pferdekaufmann Benedikt Mösl aus Trostberg Südtiroler Haflingerwallache nach Bayern. Diese waren als Trag- und Zugtiere so ideal geeignet, dass Staatsministerium und Zuchtleitung den züchterischen Aufbau der Rasse beschlossen. Bis zum Beginn der staatlichen Förderung der Haflingerzucht waren etwa 80 Stuten vorhanden. 1936 importierte die Wehrmacht 30 Haflingerstuten und stellte sie im Haflinger Gestüt Wiesen bei Oberaudorf auf. Nach dem Anschluss von Österreich an das Deutsche Reich 1938 wurden 168 weitere Stuten aus Österreich und 112 Stuten aus Südtirol nach Bayern importiert.[Schwark 21]

Bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die Haflingerzucht für die Zwecke des Militärs massiv gefördert, sowohl durch Ankauf und Aufzucht der Fohlen durch den Staat als auch durch Beihilfen beim Ankauf und Haltung von Zuchtstuten. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs brach der Absatzmarkt wie in Österreich zusammen.[Schwark 22]

Dennoch hielten diverse Züchter der Rasse die Treue und der Haflinger breitete sich ins gesamte Bundesgebiet aus. 1984 gab es in der BRD etwa 5700 Zuchtstuten und 309 Zuchthengste, davon standen etwa 2500 Stuten und 92 Hengste in Bayern.[Schwark 23]

Die DDR importierte zwischen 1956 und 1961 die ersten 51 Haflinger-Zuchtstuten und 5 Hengste zur Zucht für landwirtschaftliche Zwecke. Als später eher ein vielseitiger Pferdetyp gewünscht wurde, wurden partiell Vollblutaraber eingekreuzt, um die Reitpferdeeigenschaften zu verbessern. 1985 umfasste der Zuchtbestand in der DDR 60 Hengste, 1984 etwa 1700 Stuten, von denen viele einen arabischen Blutanteil hatten.[Schwark 24]

Seit 2008 werden deutsche Haflinger in das Zuchtbuch für Haflinger und das Zuchtbuch für Edelbluthaflinger aufgeteilt. Es gibt in Deutschland etwa 4.450 reinblütige Haflinger-Zuchtstuten und etwa 2.260 Edelbluthaflinger-Zuchtstuten.[9]

Haflinger beim Springen

Weitere Länder und die Welt Haflinger Vereinigung

Während die meisten schweren Kaltblutrassen nach dem Zweiten Weltkrieg durch die Einführung des Traktors erheblich an Bedeutung verloren, verbreitete sich der Haflinger gerade in dieser Zeit als Ergänzung zum Traktor auf alle Kontinente.[Schwark 25] Zwei Haflinger, die Königin Elisabeth II. anlässlich eines Staatsbesuches 1971 in Österreich geschenkt wurden, weckten das Interesse an dieser Pferderasse in Großbritannien. Das britische Königshaus initiierte die Gründung einer Zucht in Brampton (Norfolk).

Die Welt Haflinger Vereinigung wurde 1976 am Fohlenhof Ebbs gegründet. Sie ist eine weltweit agierende Organisation, bei der alle wichtigen haflingerzüchtenden Länder und alle wichtigen Haflinger-Zuchtorganisationen außer Deutschland Mitglied sind. Die Welt Haflinger Vereinigung wurde durch den Österreicher Otto Schweisgut, Willi Krapf aus der Schweiz, Leon Le Petit aus Frankreich und Mary Bromiley aus England gegründet und geleitet. Im Laufe der Zeit wuchs die Anzahl der Mitglieder. Von der Gründung bis zum Jahr 2000 war Otto Schweisgut Präsident, danach wurde der Zuchtleiter des Tiroler Verbandes, Johannes Schweisgut, zu seinem Nachfolger gewählt. Die Welt Haflinger Vereinigung legt Zuchtziel und Typausrichtung des Haflingers zu einem modernen Freizeitpferd weltweit fest, regelt die Beurteilungskriterien für internationale Veranstaltungen und legt das Reglement für Leistungsprüfungen im Haflinger-Eignungstest fest. Heute hat die Welt Haflinger Vereinigung 21 Mitgliedsorganisationen in 22 verschiedenen Nationen und 4 Kontinenten. Die Welt Haflinger Vereinigung erlaubt Haflinger bis 1,56 % Fremdblut, besteht aber für die Weiterzucht auf Reinzucht. Die Welt Haflinger Vereinigung bildet die internationalen Richter aus und legt jährlich eine neue Liste solcher Haflingerexperten auf und sie genehmigt Europa- und Weltausstellungen für Haflinger.[7]

1980 gab es weltweit etwa 14.000 Zuchtstuten und 720 Zuchthengste, der Gesamtbestand belief sich auf 44.500 Tiere.[Schwark 26] Im Jahr 2005 deckten weltweit etwa 2000 Haflinger-Hengste ungefähr 45.000 eingetragene Stuten. Es gab im selben Jahr nahezu 250.000 Haflinger.[1] 1980 gab es schon in über 30 Ländern Haflinger,[Schwark 27] inzwischen sind es über 70.[10]

Arabereinkreuzungen

Teilweise, z. B. in der DDR, Bayern und den Niederlanden, wurden zur Verbesserung der Reitpferdeeigenschaften Araber in die Haflingerpopulation eingekreuzt, während in anderen Länder wie Tirol und Frankreich nur Reinzucht betrieben wurde.[Schwark 28]

Beim Haflinger Pferdezuchtverband Tirol ist eine Einkreuzung mit einem Pferd einer anderen Rasse nach dem Hengst Folie auf Hengstseite nicht erlaubt. Bei Stuten gilt das Schließen des Zuchtbuches 1920. Danach ist keinerlei Fremdbluteinkreuzung erlaubt.[4] Die Welt Haflinger Vereinigung hat ebenfalls Reinzucht zum Ziel, erlaubt aber einen Fremdblutanteil bis zu 1,56 %.[3] Tiere mit höherem Fremdblutanteil werden nicht akzeptiert.

Für Haflinger mit einem Anteil Araberblut wurden eigene Zuchtbücher als Edelbluthaflinger[5] und Araber-Haflinger[11] eröffnet.

Blutlinien

Blutlinien dienen der Systematisierung der Zuchtpopulation und geben Aufschluss über Verwandtschaftsverhältnisse im Pedigree eines Pferdes. Der Haflinger wird ausschließlich in Reinzucht gezüchtet und seine Blutlinie ist in seinem Namen immer mit dem Anfangsbuchstaben des Vaters gekennzeichnet. Aus einer veredelten Landstute des Bauern Folie, der am Fuße der Sarntaler Alpen in der Nähe des Dorfes Hafling lebte, und dem orientalischen Hengst El Bedawi XXII stammt der Linienbegründer des Haflingers: Folie 249 geboren 1874. Ausgehend von 249 Folie, der in den Hengststammtafeln die erste Generation darstellt, gibt es in der Haflingerzucht heute grundsätzlich 7 Blutlinien. Es sind dies die Linien A, B, S, M, N, ST, W wobei die Linien B, M und S qualitativ und quantitativ als die schwächeren Linien gelten.

Die A-Linie

Ausgehend vom Hengst 999 Anselmo, der 1926 geboren wurde, entwickelte sich die A-Linie. Heute bei Körungen sehr erfolgreich war diese Linie vor 50 Jahren fast ausgestorben.

Die B-Linie

Als Begründer der B-Linie gilt der Hengst Bolzano, geboren 1915. Auch um diese Linie war es im Jahr 1965 schlecht bestellt und es wurde versucht, sie mit dem Hengst 856 Bozen, geboren 1964, aufzubauen. Insgesamt gesehen ist die B-Linie immer noch schwach, dennoch kann man in den letzten Jahren einen leichten Aufschwung erkennen.

Die M-Linie

Massimo, geboren 1927, war der Begründer der M-Linie. In dieser Linie sorgen einige Hengste namenstechnisch ein wenig für Verwirrung. Nilo (Niggl 5), ein direkter Sohn Massimos, gilt als wichtiger Vertreter der M-Linie, obwohl er einen N-Namen trägt. Der 1977 geborene Midas ist als einer der wichtigsten Vererber der M-Linie zu sehen, ein direkter Sohn und zwei Enkel stehen in Tirol im Deckeinsatz. Zu erwähnen ist auch der 1958 geborene Hengst Mercedes 112, der ein typvoller Hengst, mit sehr guter Schulter und Halsung und viel Gangvermögen war und die M-Linie in Deutschland stärkte. Leider bedarf es bei der M-Linie weiter intensiver Zuchtarbeit. In Tirol versucht man mit einem speziellen Förderprogramm über den Zuchtverband diese Linie qualitativ und quantitativ auf eine breitere Basis zu stellen.

Die N-Linie

Der 1920 geborene Nibbio (Niggl 2) gilt als Begründer der N-Linie, die heute gemeinsam mit der A-Linie zu den stärksten und verbreitetsten Linien zählt. 1514 Nabucco, geboren 1987, selbst kein besonders ansprechender Hengst, zeugte unzählige hervorragende Vererber und steht auch heute noch in Tirol im Zuchteinsatz. Liz. 181/T Nordtirol und der in Deutschland stationierte Elitehengst liz. Notting Hill sind wohl zwei der bekanntesten seiner Söhne, die ihrerseits bereits wieder etliche Söhne im Zuchteinsatz haben.

Die deutsche H-Linie

Über den italienischen Stamm der N-Linie, den Hengst Nautilus wurden die Hengste Hafling und Hofrat 96 gezogen. Über den Hofrat Sohn Hofmeister 101 konnte in Deutschland ein bedeutender Stamm aufgebaut werden, der heute oft als H-Linie bezeichnet wird. Dennoch ist diese Linie nichts anderes als eine Abspaltung der N-Linie. Als einer der bekanntesten Stempelhengste ist sicher der ganggewaltige Hengst Hofmarschall 1042, geboren 1976, zu nennen.

Die S-Linie

Durchaus verwirrend ist die Tatsache, dass die S-Linie einen Hengst mit dem ST-Namen Stelvio, geboren 1923, zum Linienbegründer hat. Die S-Linie stand bereits kurz vor dem Aus, als Tirol den Hengst 857 Salurn gezogen über die italienischen Hengste Ezio, Nunu und Silvio, ankaufte. In relativ kurzer Zeit gelang der Wiederaufbau der Linie.

Die ST-Linie

Die ST-Linie hat den 1927 geborenen 1047 Student als Linienbegründer. Besonders über seinen Sohn 128 Stromer, der in Österreich mit dem Hengst 505 Stüber für einen guten Vererber sorgte, konnte diese Linie aufgebaut werden. Über den in Bayern stationierten Hengst Sturmwind 60, geboren 1948, verbreitete sich die ST-Linie in Deutschland.

Die W-Linie

401/liz. Willi ist der Begründer der W-Linie. Stark beeinflusst wurde die W-Linie durch liz.124/T Wirbelwind, geboren 1990, der auch in der künstlichen Besamung eingesetzt wurde. Heute steht der Hengst in Kärnten im Deckeinsatz und hat auch in Österreich einiges an guter Nachzucht zu verzeichnen. Im Jahr 2008 wurde vom Zuchtverband Oberösterreich der Hengst liz. 381 Wonderful angekauft.[12]

Verwendung

Saum- und Arbeitspferde

Auch heute dient der Haflinger noch als Tragtier zur Versorgung von entlegenen Almhütten oder bei verschiedenen Armeen weltweit. Er wird als Rückepferd in steilen oder weichen Waldgebieten eingesetzt und dient als landwirtschaftliches Arbeitspferd auf Höfen, deren Felder zu steil für den wirtschaftlichen Einsatz von Traktoren sind. Dieser Einsatzbereich ist jedoch sehr beschränkt.[1][Schwark 29][13]

Freizeitbereich

Bei sachgemäßer Ausbildung und Haltung sind Haflinger wegen ihres Charakters besonders für Anfänger geeignet. Im Freizeitbereich werden Haflinger unter anderem für Distanzritte, Kutsch- und Schlittenfahrten eingesetzt. Beim Springen und in der Dressur sind die meisten Haflinger eher für die unteren Leistungsklassen geeignet. [5][Schwark 30][1]

Sport

Fahrsport

Als „Domäne“ des Haflingers gilt der Fahrsport, wo er sich seit Jahren auch international auf den vorderen Plätzen etabliert hat. Es gibt mittlerweile viele Fahrer, die sowohl 2- als auch 4-spännig auf Haflinger setzen. Daneben hat der Haflinger sich in den letzten Jahren beim Westernreiten bewährt, wo er vor allem in den Disziplinen Trail und Reining seine Stärken ausspielen kann. Er wird in der Westernszene oftmals liebevoll als Alpenquarter bezeichnet. Auch im Springreiten und Dressurreiten sind heutzutage immer häufiger Haflinger anzutreffen. Die Rasse wird ständig veredelt, so können die Tiere durchaus auch mit sportlicheren Rassen mithalten. Moderne Haflinger zeigen heute ausreichend Ganaschenfreiheit und ein Gangvermögen mit Schub und Raumgriff.

Aufgrund ihrer Gutmütigkeit sind Haflinger aber auch tolle Pferde für Einsteiger und Kinder, weshalb sie auch die Kleinsten und Unerfahrenen sicher durch ihre erste Prüfungen im Reitsport tragen. Allerdings ist auch hier wie bei allen Pferderassen, auf professionelle Ausbildung und Umgang, so wie eine artgerechte Haltung zu achten da der Haflinger seinen Leistungswillen sonst verliert.

Gewinnung von Lebensmitteln

Da er sehr leichtfuttrig ist, dient der Haflinger auch der Gewinnung von Lebensmitteln. So wird der Großteil der in Deutschland für den menschlichen Genuss bestimmten Stutenmilch von Kaltblut- und Haflingerstuten gewonnen.[14] Haflinger produzieren bei ausreichender Fütterung so viel Milch, dass die Hälfte davon abgemolken werden kann, ohne die Entwicklung des Fohlens zu beeinträchtigen.[Schwark 31]

In Italien[15] und Frankreich halten einige Betriebe Haflinger ausschließlich zur Pferdefleischerzeugung. Auch der Zuchtverband Tirol führt Hengstfohlen, die nicht als Hengstanwärter geeignet sind, nach dem Absetzen der Schlachtung zu.[Schwark 32]

Therapeutisches Reiten

Haflinger sind auch für die pädagogische und therapeutische Arbeit mit Menschen mit und ohne Behinderungen/Beeinträchtigungen einsetzbar.

Show

Da sich Haflinger oftmals als sehr lernwillig und neugierig zeigen, haben einige auch ein deutliches Talent für Zirzensik bis hin zu professionellen Showauftritten.

Siehe auch

Literatur

  • Hans Joachim Schwark und Petra Petzold: Das Haflinger Pferd: mit 52 Tabellen. Magdeburg: Westarp-Wiss. [u.a.], 1996 ISBN 3-89432-172-5
  1. S.25
  2. S.25
  3. S.24
  4. S.7
  5. S.22
  6. S.23, S.27
  7. S.25
  8. S.114
  9. S.91ff
  10. S.113f, S.95ff
  11. S.5-7
  12. S.7–9
  13. S.9
  14. S.9f
  15. S.10
  16. S.10f
  17. S.11
  18. S.11f
  19. S.12
  20. S.13
  21. S.13
  22. S.13
  23. S.14
  24. S.17ff
  25. S.15
  26. S.16
  27. S.15
  28. S.26ff
  29. S.10
  30. S.113ff
  31. S.132
  32. S.132

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 Haflinger Pferdezuchtverband Tirol: Der Haflinger ein lebendes Tiroler Kulturgut Stand Herbst/Winter 2010
  2. Haflinger Team C. Luber: Unsere Deckhengste, Stand Herbst/Winter 2010 damals auf der Internetseite http://www.kohlfuchshaflinger-luber.de zu finden
  3. 3,0 3,1 3,2 Zuchtziel Welt Haflinger Vereinigung
  4. 4,0 4,1 Zuchtziel Haflinger Pferdezuchtverband Tirol Stand Herbst/Winter 2010
  5. 5,0 5,1 5,2 Deutsche Reiterliche Vereinigung: Pferderassen: Haflinger und Edelbluthaflinger Stand Herbst/Winter 2010
  6. Bonnie L. Hendricks und Anthony A. Dent: International Encyclopedia of Horse Breeds. Univ of Oklahoma Pr (2007) ISBN 978-0-8061-3884-8 S.55f
  7. 7,0 7,1 Welt Haflinger Vereinigung auf der Internetseite des Tiroler Zuchtverbandes Stand Herbst/Winter 2010
  8. Andrea Nardoni: IL CAVALLO HAFLINGER NEL PAESE D'ORIGINE Auf der Internetseite der " Associazione Nazionale Allevatori Cavalli di Razza Haflinger Italia" Stand Herbst/Winter 2010
  9. Haflinger und Edelbluthaflinger modern, sportlich und leistungsbereit auf Haflinger online, dem Internet-Portal für Freunde des Haflinger Pferdes und des Edelbluthaflingers. Stand 22. November 2010
  10. Tirol erleben: Ebbs - Fohlenhof Ebbs, Welt-Haflinger-Zentrum Stand Herbst/Winter 2010
  11. Zentrale Arbeitsgemeinschaft Österreichischer Pferdezüchter (ZAP): Der Araber-Haflinger Stand Herbst/Winter 2010
  12. Barbara Fisch: Haflinger Blutlinien. S. 2. August 2012, abgerufen am 17. April 2014.
  13. Haflinger beim Österreichischen Bundesheer Stand Herbst/Winter 2010
  14. Bundesverband Deutscher Stutenmilcherzeuger e.V. Info und Einführung, Stand 26. April 2010
  15. F. Martuzzi, A.L. Catalano, C. Sussi: Characteristics of horse meat consumption and production in Italy. Annali della Facolta di Medicina Veterinaria - Universita di Parma 2001 v. 21 p. 213-223 (PDF-Datei; 161 kB)

Weblinks

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