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HAP Grieshaber

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HAP Grieshaber (1970)

HAP Grieshaber (geb. 15. Februar 1909 in Rot an der Rot; gest. 12. Mai 1981 in Eningen unter Achalm; eigentlich Helmut Andreas Paul Grieshaber) war ein deutscher Maler und Grafiker. Sein bevorzugtes Medium war der großformatige, abstrahierende Holzschnitt.

Leben

Der in Rot an der Rot in Oberschwaben geborene Grieshaber verbrachte seine Schulzeit von 1915 bis 1926 zuerst in Nagold und später in Reutlingen, wo er von 1926 bis 1927 auch eine Schriftsetzerlehre absolvierte. Nach abgelegtem Examen an der Kunstgewerbeschule betrieb HAP Grieshaber zunächst mit seinem Studienfreund und Lithographen Erich Mönch das graphische Atelier „Igel“. Zwischen 1926 und 1928 studierte er Kalligraphie in Stuttgart und setzte seine Studien von 1928 bis 1931 in London und Paris fort.

Zwischen 1931 und 1933 führten ihn seine Reisen nach Ägypten und Griechenland. Zu Beginn der NS-Herrschaft 1933 mit einem bis 1940 andauernden Berufsverbot belegt, hielt er sich in dieser Zeit als Hilfsarbeiter in Reutlingen über Wasser. 1940 wurde Grieshaber als Soldat in die Wehrmacht eingezogen und war u. a. in Hagenau im Elsass stationiert. 1945 geriet er in einjährige Kriegsgefangenschaft und wurde in Mons (Belgien) interniert.

1947 kehrte er in den Reutlinger Raum zurück, wo er ab dieser Zeit an der Ostflanke der Achalm bei Eningen, einer unmittelbaren Nachbargemeinde Reutlingens, lebte und arbeitete. 1950 wirkte er an der Neugründung des Deutschen Künstlerbundes mit. Zwischen 1951 und 1953 arbeitete er als Lehrer an der Bernsteinschule bei Sulz am Neckar und wurde 1955 Nachfolger Erich Heckels an der Kunstakademie Karlsruhe, wo er bis 1960 lehrte. Grieshaber gab seine Professur auf, als einige seiner Studenten das Zweite Staatsexamen nicht bestanden, da ihre Prüfungsarbeiten als nicht naturgetreu genug angesehen und ihnen mangelnde handwerkliche Fähigkeiten attestiert wurden. Dieser Vorgang löste eine in der Öffentlichkeit stark beachtete Debatte darüber aus, was Kunst sei und was Kunst nicht sein dürfe und führte in der Folge dazu, dass die Prüfungsordnung der Karlsruher Akademie, die noch aus der Zeit des Nationalsozialismus stammte, geändert wurde.[1][2]

HAP Grieshabers Vater

Er war Herausgeber von Zeitschriften wie dem Engel der Geschichte.

In den folgenden Jahren erhielt Grieshaber verschiedene Preise und Auszeichnungen; so 1957 den Oberschwäbischen Kunstpreis, 1961 den Kunstpreis der Stadt Darmstadt, 1962 den Cornelius-Preis der Stadt Düsseldorf, 1968 den Kulturpreis des Deutschen Gewerkschaftsbundes, 1971 den Dürer-Preis der Stadt Nürnberg und 1978 den Gutenberg-Preis der Stadt Leipzig. Gemeinsam mit Rolf Szymanski begründet er den Jerg-Ratgeb-Preis, der 1977 als erstem dem Bildhauer Rudolf Hoflehner verliehen wurde.

Grieshaber engagierte sich auch politisch-gesellschaftlich, nicht nur gegen die Diktaturen in Griechenland und Chile, sondern auch im Bereich Landschaftsschutz/Ökologie, gegen Atomkraftwerke und für den Brückenschlag zwischen den beiden Deutschländern. Wichtigste Mitstreiterin hierbei wurde die Lyrikerin Margarete Hannsmann, seit 1967 bis zu Grieshabers Tod seine Lebensgefährtin.

Zu seinem 70. Geburtstag 1979 wurden große Retrospektiven in vielen Museen in beiden Teilen Deutschlands gezeigt. Letztmals wurde Grieshaber 1980 mit dem Kunstpreis der Stadt Konstanz ausgezeichnet. 1981 starb Grieshaber im Alter von 72 Jahren in Eningen unter Achalm.

Künstlerische Bedeutung

Datei:DPAG 2009 Hap Grieshaber.png
165 Cent-Sondermarke der Deutschen Post AG zum 100. Geburtstag (Der Feuervogel aus dem Ballett von Strawinski).

HAP Grieshaber erneuerte nach dem Zweiten Weltkrieg den Holzschnitt und entwickelte ihn zum eigenständigen, monumentalen Wandbild.

Während der Diktatur des Nationalsozialismus konnte der in Reutlingen lebende Künstler nur im Verborgenen künstlerisch arbeiten, da er als Gegner der Diktatur faktisch Ausstellungs- und Berufsverbot hatte. Dennoch entstand bereits in dieser Zeit ein beachtliches Holzschnittwerk. Landschaften der Schwäbischen Alb, Tiere, religiöse und mythologische Themen werden immer wieder im zeitgenössischen und politischen Kontext, aber auch davon losgelöst variiert. Während die frühen Arbeiten zunächst stark vom mittelalterlichen Linienholzschnitt ausgingen, gelang Grieshaber seit den späten 1930er Jahren eine überzeugende Synthese des Linienschnittes mit dem Flächenholzschnitt.

Anfang der 1950er Jahre entstanden während seiner Tätigkeit an der Bernsteinschule die ersten lebensgroßen Holzschnitte, die er später zu teilweise mehrteiligen Zyklen erweiterte.

Nach Teilnahmen an der documenta 1 (1955) und der documenta II (1959) führte er mit der documenta-Wand für die documenta III 1964 in Kassel sowie in vielen Großbildern für öffentliche Bauten den Weg zur Monumentalisierung des Holzschnitts fort. Zu seinen größten Arbeiten zählt der 1965 für den Neubau des Rathauses von Reutlingen entstandene Sturmbock, ein zum Holzstock verarbeiteter Baumstamm von 12 Meter Länge, der im Foyer des Rathauses ausgestellt ist.

Seine Themen spannen sich von der Flora und Fauna der Schwäbischen Alb über Liebespaare, religiöse und mythologische Darstellungen bis hin zu politischen, sozialen und ökologischen Fragen. Im Zentrum seines Werks stand dabei stets der Mensch und die Menschenwürde, wofür er sich engagierte, wann immer es ihm nötig erschien.

Neben der Staatsgalerie Stuttgart verfügt das Städtische Kunstmuseum Spendhaus Reutlingen über einen der umfangreichsten Bestände an Arbeiten Grieshabers, darunter zahlreiche Unikate und Künstlerexemplare.

HAP Grieshabers Arbeiten sind unter anderem in dem Nachschlagewerk Reutlinger Künstlerlexikon dokumentiert.[3]

Werke (Auswahl)

  • 1935 Die Marienkirche in Reutlingen I: Buch mit 7 Holzschnitten, 24,4 x 15,5 cm
  • 1935 Die Marienkirche in Reutlingen II: Buch mit 7 Holzschnitten, 24,5 x 15,6 cm
  • 1935 Passion: 30 Holzschnitte teilweise handcoloriert, 50 x 35 cm
  • 1936 The Swabian Alb / a book of woodcuts: gemeinsam mit Klaus Vrieslander angefertigte Holzschnittmappe: 39,5 x 50 cm
  • 1946 Die zwölf Monate: 12 Farbholzschnitte in versch. Größen (ca. 9 x 9 cm)
  • 1949 Ulmer Tuch I: 16 Farbholzschnitte auf Leinwand gedruckt, 270 x 221 cm
  • 1950 Die Koppel Farbholzschnitt 16,50 x 12,25cm
  • 1952 Schmerzensbild (Diptychon): Farbholzschnitt, 151 x 133 cm
  • 1952 Deutschland: Farbholzschnitt, 105 x 200 cm
  • 1956 Janusköpfe: Mappe mit 6 Farbholzschnitten, 50 x 35 cm
  • 1960 Afrikanische Passion (Triptychon): Farbholzschnitte, 120 x 90 cm, 120 x 68 cm, 120 x 103 cm
  • 1961 Dem Feuervogel: 10 Farbholzschnitte
  • 1964 The Lord’s black nightingale gewidmet: Mappe mit sechs Farbholzschnitten und vier Holzschnitten in schwarz, 67,5 x 54 cm
  • 1964 Osterritt: Mappe mit 39 Holzschnitten, 32 x 27 cm
  • 1965 Holzschnittwand: Der Rhein im Stadttheater Bonn
  • 1965 Carl Orff: Carmina Burana / HAP Grieshaber / Jacques Prévert: Mappe mit 14 Farbholzschnitten, 68,5 x 54 cm
  • 1965 Sturmbock: 14 Holzschnitte mit Motiven aus der Reutlinger Stadtgeschichte in einem 90 cm hohen und 1200 cm langen Abachi-Stamm für das Rathaus Reutlingen, Stamm über dem Eingang zum Ratssaal angebracht
  • 1966 Totentanz von Basel: 40 Farbholzschnitte, 45 x 35 cm
  • 1970 Josefs-Bilderwand in der Stadtkirche Stuttgart-Untertürkheim: 36 etwa 140 cm x 117 cm große Tafeln zeichnen in sechs Reihen den Lebensweg von Josef nach
  • Kreuzweg der Versöhnung in der Hofkirche Bruchsal
  • 1973 Neues Rathaus Pforzheim, Ratssaal: 13 Holzschnitte zeigen 6 Szenen der Stadtgeschichte, im oberen Foyer Wandbild mit Textildrucken aus dem Zyklus „Männerwald“
  • 1974 Bücher brennen, werden auch Menschen verbrannt. Farbholzschnitt auf Zeichenkarton

Ehrungen

Literatur

  • Margot Fürst (Hrsg.): Grieshaber – Das Werk. Hommage zum 80. Geburtstag. Cantz, Stuttgart 1989.
  • Eckhart Gillen (Hrsg.): Deutschlandbilder. Kunst aus einem geteilten Land. Katalog zur Ausstellung der 47. Berliner Festwochen im Martin-Gropius-Bau, 7. September 1997 bis 11. Januar 1998, DuMont, Köln 1997, ISBN 3-7701-4173-3. (Katalogausgabe)
  • Paul Swiridoff: Die Holzwege des Hap Grieshaber. Künzelsau, 1999, ISBN 978-3-934350-11-3.
  • Margarete Hannsmann: Pfauenschrei. Die Jahre mit HAP Grieshaber. Albrecht Knaus, München/Hamburg 1986, ISBN 3-8135-0744-0

Weblinks

 Commons: HAP Grieshaber – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Fotos von Grieshaber

Einzelnachweise

  1. BNN vom 18. Februar 2011; Michael Hübl: Mit dem Motorroller von Atelier zu Atelier
  2. Richard W. Eichler: Könner, Künstler, Scharlatane, J. F. Lehmann Verlag, Erstausgabe 1960, 1978 erste Ausgabe mit ISBN 3-85002-093-2
  3. Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel HAP Grieshaber aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.