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Gut Melaten

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Eingang zum Siechen- und Leprahaus Gut Melaten

Das Gut Melaten ist ein ehemaliges Siechenhaus und mittelalterliches Leprosorium in Aachen. Es wurde laut Ausgrabungsergebnis im 8. Jahrhundert an der Königsstraße nach Maastricht gegründet. Es diente in der Zeit bis 1550 als Quarantänestation für Leprakranke und Aussätzige. Der Name leitet sich ab von mal'ladre, die „Krankheit des Lazarus“. Es ist ein geologisches und archäologisches Bodendenkmal der Stadt Aachen und auch als Aachener Aussätzigenhaus (Leprosorum Aquensis Leodiensis Diocesis) bekannt.

Lage

Gut Melaten liegt in direkter Nähe zum Universitätsklinikum Aachen, an der damaligen Königsstraße zwischen Aachen und Maastricht. Gut isoliert lag der Hofkomplex, zu dem auch ein Weiher gehörte, vor den Toren der Stadt Aachen, da man eine Ansteckung der restlichen Bevölkerung durch die Leprakranken befürchtete.

Geschichte

Blick auf den Innenhof
Gedenkkreuz für die Bestatteten
Ehemalige Kapelle mit Erinnerungskreuz

Erstmals wird Gut Melaten im Jahr 1230 urkundlich erwähnt. Die mittelalterliche Leprastation gehörte zur Diözese Lüttich und nahm bis ins Jahr 1966 eine wichtige Rolle in der Aachener Hospitalgeschichte ein. Die Leprösen und anderen Kranken, die auf dem Gutshof untergebracht waren, verdienten ihren Lebensunterhalt mit landwirtschaftlichen Arbeiten und durch Betteln an der Hauptstraße, weshalb Gut Melaten absichtlich an der via regia, der damaligen Königsstraße, erbaut wurde.

Aufgaben des Hofes waren die Bewirtschaftung und die religiöse Betreuung der Kranken, die vermutlich in Holzhütten auf dem Gelände des Hofes lebten und nach ihrem Tod hinter der zum Hof gehörigen Kapelle bestattet wurden. Bei Ausgrabungen fand man dort ebenfalls Sonderbestattungen, die darauf hindeuten, dass hier auf dem nahe liegenden Galgenberg Hingerichtete beerdigt wurden. Hinweis hierfür sind die abweichenden Körperhaltungen. Zur Desinfektion und Konservierung der Gebeine der Toten diente der in der Region vorkommende Vyiener Kalk, ein Kalkmergel der Limburger Kreidetafel.

Man vermutet, dass der Gutshof nach dem Jahr 1550 weiterhin als Hospital geführt wurde, bevor er letztendlich gänzlich für die Landwirtschaft genutzt wurde. Im Jahr 1557 wird erstmals ein Pächter des Gutshofs namentlich erwähnt. Nelles Ortmann und seine Hausfrau Anna bewirtschaften zu dieser Zeit den Hof.[1] Am 23. Juli 1703 wurden auf Gut Melaten acht Pferde, sieben Kühe und ein Rind registriert.

Im Jahr 1787 wurde auf Gut Melaten die letzte bisher bekannte Bestattung durchgeführt. In Gedenken an die Bestatteten wurde von der Melaten-Gesellschaft und Förderern ein Kreuz gestiftet, das 2011 auf dem ehemaligen Gräberfeld außerhalb des Gutes errichtet wurde.

Am 28. Mai 1895 beschloss die Stadtverordnetenversammlung die „Niederlegung“ der baufälligen Kapelle Melaten. Noch im Juni wurde sie teilweise abgebrochen. Zum Ende des Jahres 1896 wurde die Kapelle endgültig bis zu den Fundamenten abgerissen. An sie erinnert ein Kreuz, das anstelle des vormaligen Altars errichtet wurde und die Inschrift trägt: „Zur Erinnerung an die wegen drohenden Einsturzes niedergelegte Melaten-Kapelle wurde an der Stelle des Altars dieses Kreuz errichtet. 1897“

In den 1950er Jahren bewirtschaftete ein Bauer Kappertz den Hof. Heute gehört Gut Melaten zur RWTH Aachen.

Durch Ausgrabungen von Egon Schmitz-Cliever 1969 bis 1973 wurde die Funktion der Anlage auf Gut Melaten als Leprastation bestätigt.

Die am 22. Februar 2008 gegründete Melaten-Gesellschaft Aachen e.V. bemüht sich seitdem um die Erhaltung und Pflege des Bau- und Bodendenkmals Melaten und seines gewachsenen natürlichen Umfelds. Einige Ziele der sog. Melatenfreunde sind es,

  • langfristig am Ort der ehemaligen Melatenkapelle eine Stätte der Begegnung und Kommunikation zu erschaffen,
  • den mittelalterlichen Friedhof wieder in einen würdigen Zustand zu versetzen.

Karlsgarten

Karlsgarten bei Gut Melaten

Bei Gut Melaten entstand der Karlsgarten nach dem Capitulare de villis vel curtis imperialibus Karls des Großen. In ihrer Bedeutung kommen die Pflanzen des Karlsgartens einer mittelalterlichen Apotheke gleich. Sie waren weniger Nahrungsmittel als vielmehr Heilmittel der Menschen im Mittelalter.

Literatur

  • Egon Schmitz-Cliever: Topographie und Baugeschichte des Leprosoriums Melaten bei Aachen. In: Sudhoffs Archiv 56 (1972), S. 197–206.
  • Egon Schmitz-Cliever: Das mittelalterliche Leprosarium Melaten bei Aachen in der Diözese Lüttich (1230–1550). In: Clio medica 7 (1972), S. 13–33.
  • Egon Schmitz-Cliever: Zur Osteoarchäologie der mittelalterlichen Lepra: Ergebnis einer Probegrabung in Melaten bei Aachen. In: Medizinhistorisches Journal 6 (1971), S. 249–263.

Weblinks

 Commons: Gut Melaten (Aachen) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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