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Gustav II. Adolf (Schweden)

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Gustav II. Adolf 1630
Unterschrift von Gustav II. Adolf

Gustav II. Adolf (geb. 9. Dezemberjul./ 19. Dezember 1594greg. in Stockholm; gest. 6. Novemberjul./ 16. November 1632greg. bei Lützen) aus der Herrscherfamilie der Wasa stammend, war von 1611 bis 1632 König von Schweden und eine der wichtigsten Figuren der schwedischen Geschichte und des Dreißigjährigen Krieges. Er trug durch Reformen und sein militärisch-politisches Handeln wesentlich dazu bei, Schweden eine Hegemonialstellung im nördlichen Europa zu verschaffen, welche bis Anfang des 18. Jahrhunderts Bestand hatte. Sein Eingreifen in den Dreißigjährigen Krieg in Deutschland verhinderte einen Sieg des kaiserlichen Lagers der Habsburger und sicherte indirekt damit die Existenz des deutschen Protestantismus.

Herkunft und Ausgangssituation

Gustav II. Adolf war der sechste König aus der Familie der Wasa, die erst unter Gustaf Wasa den Aufstieg vom mittleren Adel zum Königtum geschafft hatte. Aus einem Aufstand gegen die dänisch geprägte Kalmarer Union war dieser als Widerstandsführer siegreich hervorgegangen und König geworden (Schwedischer Befreiungskrieg). Zu dessen Zeit fasste in Schweden die lutherische Reformation Fuß und wurde auf dem Reichstag von Västerås 1527 verbindlich eingeführt. Dies gab dem König Gelegenheit, auf den Kirchenbesitz zuzugreifen und seine Familie zum größten Landeigentümer Schwedens zu machen,- Basis für die Machtposition der Wasa. Obwohl als Land ständisch weiterhin stark konstitutionalisiert, gelang es Gustav Wasa durch einen Vertrag mit dem Reichstag, Schweden zugunsten seiner Familie zu einer Erbmonarchie zu machen.

Gustav Adolfs eigener Vater Karls IX. war erst Reichsverweser neben und unter dem aus der eigenen Familie stammenden katholischen Doppelkönig von Schweden und Polen, Sigismund III. Wasa gewesen, ehe er in einem kurzen Bürgerkrieg gegen Sigismund selbst nach der Krone gegriffen hatte. Sein Recht auf die Königsherrschaft war insofern nicht unumstritten und wurde von den verdrängten polnischen Wasa nicht akzeptiert, von Ständen, lutherischer Kirche, Volk und Adel aber überwiegend anerkannt, da das evangelische Schweden einen katholischen König nicht länger bereit war zu dulden. Dennoch war die Herrschaft von König Karl IX. nicht unangefochten. Seine Konflikte mit dem Adel waren ernst, da er versuchte, seine königliche Machtbasis auf dessen Kosten konfrontativ auszubauen. Die Herrschaft der Wasa war insofern prekär und auch durch wenig erfolgreiche Kriege Karls IX. gegen Polen-Litauen um den Besitz Livlands und gegen Dänemark (Kalmarkrieg) geprägt, die das Land wirtschaftlich zerrütteten.

Gustav II. Adolfs Ausgangssituation war insofern von einer für die schwedischen Wasa nicht vollständig konsolidierten Herrschaft über Schweden, einem spannungsreichen Verhältnis zum schwedischen Hochadel, der Rivalität mit Dänemark, dem Konflikt mit den polnischen Wasa im Baltikum, einer stark ständisch geprägten Gesellschaft und politischen Ordnung Schwedens und der lutherischen Grundhaltung seines Landes bestimmt. Aus dieser Ausgangssituation schaffte er es, Schweden zur dominierenden Macht des Nordens und zu einem der modernsten Staaten Europas zu machen.

Leben

Die ersten Jahre

Der älteste Sohn des damaligen Reichsverwesers und späteren Karls IX. von Schweden und dessen zweiter Frau Christine von Holstein-Gottorp wurde am 9. Dezember 1594 im Schloss Tre Kronor geboren. Nachdem sein Vater König des verarmten Schwedens wurde, stieg er schon frühzeitig in das öffentliche Leben ein. Mit acht Jahren nahm er auf Wunsch des Vaters an Sitzungen des Senats teil, und im Alter von zwölf Jahren hatte er öffentliche Auftritte, wie etwa den Empfang von ausländischen Gesandten. Als Gustav fünfzehn Jahre alt war, hielt er seine erste Thronrede. Er erhielt eine gründliche humanistische und politische Erziehung, unter anderem durch Johannes Bureus und Johan Skytte.[1] Militärisch wurde er von dem erfahrenen Berufssoldaten Jakob de la Gardie ausgebildet, der ihn mit den Heerereformen des Moritz von Oranien vertraut machte. Mit seiner Mutter sprach er nur Deutsch, so dass Gustav zwei Sprachen fließend beherrschte. Unterrichtet wurde er in allen Fächern auf Latein, dazu lernte er noch Französisch und Niederländisch und auch Altgriechisch. Später lernte er durch Gespräche während seiner Feldzüge auch etwas Russisch und Polnisch.

Regierungszeit in Schweden

Denkmal für Gustav II. Adolf in Göteborg

Gustav wurde während des laufenden Kalmarkrieges mit Dänemark, in dem er bereits als Thronfolger mitgekämpft hatte, vorzeitig für mündig erklärt und bestieg 1611 erst 17-jährig den Thron Schwedens. Er übernahm kein gefestigtes Reich, sondern ein verarmtes Land, das in einen tiefen Konflikt mit seinem Nachbarn Dänemark verstrickt war, den er unter für Schweden sehr harten Bedingungen im Frieden von Knäred 1613 beenden musste. Seine Machtposition war keinesfalls absolut, sondern in vielerlei Hinsicht von der Kooperation des schwedischen Reichstag abhängig, der seine Unterstützung nicht kostenlos zu geben gewillt war. Während sein Vater gegenüber dem Adel noch konfrontativ regiert hatte, konnte Gustav Adolf sich das machtpolitisch nicht mehr leisten.

Machtgleichgewicht mit den Ständen

Bei Regierungsantritt des jungen Königs wurden durch eine königliche Erklärung Reichsrat und Reichstag politische Mitspracherechte eingeräumt – Ausdruck eines prekären Machtgleichgewichts zwischen Krone, Adel und den anderen Ständen des Landes. Der Reichsrat bekam eine deutliche Rolle im Rahmen der Regierung, und in Fragen um Krieg und Frieden, Steuern und Aushebungen mussten Beschlüsse des Reichstages eingeholt werden. Daraus entwickelte sich eine Rechtspraxis, die für das Land konstitutiv wurde. Die vier im Reichstag vertretenen Stände spiegelten die Gesellschaftsstruktur dieser Zeit wider: Der Adel, dem Gustav Adolf 1612 umfassende Privilegien einräumen musste, hatte das Monopol auf alle höheren Ämter. Gleichzeitig erwies sich diese Standesgrenze – hierin vom Rest Europas sehr verschieden – als durchlässig und für einen Aufstieg durch Leistung offen. Der geistliche Stand der lutherischen Kirche spielte eine wichtige Rolle bei der Verwaltung des Landes, wie etwa bei der Formung eines evangelisch geprägten Staats- und Nationalbewusstseins. Das Bürgertum erlangte im Rahmen einer merkantilistischen Wirtschaftspolitik insbesondere in den Städten eine wachsende Bedeutung. Dass auch die Bauern als vierter Stand im Reichstag vertreten waren, war in Europa einzigartig und lässt sich historisch damit erklären, dass mehr als ein Drittel des Grundbesitzes in der Hand freier Bauern war. Sie spielten, vor allem durch ihre lokalen Institutionen, in Steuerfragen und in Fragen der (von den Pfarrämtern mitkoordinierten) Aushebung von Soldaten eine wichtige Rolle. Erst sechs Jahre nach seinem Regierungsantritt wurde er am 12. Oktoberjul./ 22. Oktober 1617greg.im Dom zu Uppsala zum König von Schweden gekrönt.

Zusammenarbeit mit Axel Oxenstierna

Bei der Austarierung eines sich als sehr produktiv erweisenden Gleichgewichtes, in der König und Stände sich auf eine gemeinsame Staatspolitik verständigen konnten, spielte Axel Oxenstierna als der Kanzler des Reiches eine besondere Rolle. Neben seinem König Gustav Adolf war er die dominierende politische Gestalt seines Landes, und es gelang beiden, ein enges Arbeitsverhältnis aufrechtzuerhalten, in dem innere Reformen mit einer ehrgeizigen Außenpolitik die Grundlage schwedischer Großmacht schufen.

Modernisierung Schwedens durch innere Reformen

Gustav Adolf nutzte seine Regierungszeit, um gemeinsam mit Axel Oxenstierna Schweden umfassend zu modernisieren.

Gerichtsbarkeit

Mit dem Svea hovrätt schufen beide ein schwedisches Höchstgericht, das erstmals in der schwedischen Geschichte abschließendes Recht im Namen des Königs ohne dessen persönliche Beteiligung nach einer überprüfbaren und von Axel Oxenstierna ausgearbeiteten Prozessordnung sprechen konnte. Den königlichen Gesetzen wurde damit, zumindest theoretisch, Vorrang vor der königlichen Person eingeräumt,[2] wobei der König sich allerdings ein Kassationsrecht vorbehielt.[3]

Reichsrat

Die Aufgaben des Reichsrates und der einzelnen Ämter in ihm wurden klarer geregelt und der Rat wurde unter dem Kanzler Oxenstierna zunehmend zu einer Art Regierung neben und unter dem König.

Reichstag und Adelsordnung

Der Reichstag wurde stärker konstitutionalisiert und festen Regularien unterworfen. Die in ihm dominierende Schicht des Adels wurde in Klassen eingeteilt und einerseits gegen reiche Aufsteiger, die sich einen adligen Lebensstil leisten konnten und früher gewohnheitsrechtlich zum Adel zählten, abgegrenzt. Andererseits aber wurden Aufsteiger nun durch Verdienst durch den König häufiger geadelt: Neben den einheimischen schwedisch-finnischen Erbadel trat ein vom König geförderter Briefadel, der durch die Einwanderung von Spezialisten und die Rolle Schwedens als baltische Großmacht zunehmend international geprägt war und auch eine Reihe bürgerlicher Experten umfasste, die dem schwedischen Staate dienten. So adelte Gustav Adolf seinen alten Lehrer Johan Skytte, der als Kanzler der Universität Uppsala diese entscheidend prägte.

Bildungssystem

Besonderes Augenmerk des Königs lag auf dem schwedischen Bildungssystem, das unter ihm ausgebaut und als staatliche Aufgabe begriffen wurde. Die Universität Uppsala wurde massiv gefördert. Die Unterstützung des Königs ermöglichte eine Vergrößerung der Anzahl der Lehrstühle, eine bessere Bezahlung der Professoren und die Aufnahme neuer Fächer und Methoden. Finanziell wurde die Universität Uppsala durch eine beträchtliche Stiftung von Landgütern wirtschaftlich eigenständig.[4] Neben den humanistischen Gymnasien – das erste wurde 1623 gegründet – versuchte er auch, praktisch orientierte weiterführende Trivialschulen zu etablieren, scheiterte aber an der Umsetzung durch die von der lutherischen Kirche dominierte und mit ihr teilweise identische Lehrerschaft. Erfolgreicher war die Gründung zahlreicher elementarer Schulen, in denen die Grundlagen des Lesens und Schreibens vermittelt wurden. Die Alphabetisierungsrate Schwedens nahm allmählich spürbar zu.[5]

Verwaltung

Die Verwaltung reformierten Gustav Adolf und Oxenstierna mit Rücksicht auf alte schwedische Formen der Selbstverwaltung.[6] In bereits bestehende, aber nunmehr genau festgelegte und mit standardisierten Ämtern versehene Provinzen (län) und Kreise eingeteilt, wurde deren Verwaltung einerseits auf die Verantwortung gegenüber dem eigenen Län und Heimatkreis festgelegt, die in Versammlungen kontrolliert wurde, andererseits aber auch auf den Gesamtstaat bezogen. Zwischen Zentralisierung und lokaler Verwurzelung wurde damit ein Mittelweg gewählt, der die Effektivität des schwedischen Staates steigerte, ohne partikulare Teilhabe verschwinden zu lassen. Dies ermöglichte eine sehr genaue Steuererhebung und Aushebung von Soldaten, die eingezogen wurden und für viele Jahre hinweg als Soldaten oder Seeleute in der Flotte dienen mussten, dafür aber durch Zuweisung von prozentualen Einkünften der Erträge von Bauernhöfen ihres Kreises auch entlohnt wurden. Die Auswahl der Soldaten oblag dabei den lokalen Verwaltungen, die die geeignetsten Kandidaten verpflichteten und andere aus sozialen Belangen zurückstellten (siehe auch Einteilungswerk).

Wirtschaftsförderung

Ohne eine einheitliche Wirtschaftspolitik zu verfolgen, förderte Gustav Adolf verschiedene Handelsgesellschaften, die etwa die Kupferförderung und auch eine Frühindustrialisierung Schwedens betrieben. Dafür setzte er auch auf eine Einwanderung ausländischer Experten und Kaufleute, wie etwa von Louis de Geer, die eine wichtige Rolle bei der Entwicklung Schwedens spielten. Gustaf Adolf gründete die Stadt Göteborg als von deutschen, schottischen und niederländischen Einwanderern geprägte Musterstadt mit Sonderrechten.[7]

Er bemühte sich ferner darum, durch eine erste Sozialgesetzgebung die Armut im Lande zu bekämpfen. Mit der Einrichtung von Armenhäusern sorgte er einerseits für eine Arbeitspflicht der Armen, andererseits für ihre Versorgung.

Privatleben

Privat war er nicht sehr glücklich. Eine Liebesbeziehung mit der schwedischen Adligen Ebba Brahe scheiterte am bitteren Widerstand der Mutter des Königs, die eine Heirat rundweg ablehnte. Der König verheiratete seine Jugendliebe 1618 mit seinem Freund und militärischem Erzieher Jakob de la Gardie, wobei er es nicht ertrug, an der Hochzeit teilzunehmen. In einer unehelichen Beziehung mit der Frau eines niederländischen Ingenieurs und Offiziers in schwedischen Diensten wurde er Vater eines Sohnes, den er, für diese Epoche unüblich, anerkannte (Gustav Gustavson). Die Affäre machte ihn zum Gegenstand öffentlicher Verurteilung durch die lutherische Kirche, vertreten durch seinen eigenen Hofprediger Johannes Rudbeckius,[8] ein im damaligen Europa einmaliger Vorgang, der deutlich machte, dass in Schweden, wo Ehebruch mit der Todesstrafe geahndet werden konnte, auch der König nicht frei von der evangelischen Moral handeln konnte.

Eine gemeinsame Reise mit seinem Schwager Johann Kasimir unter falschem Namen als „Kapitän Gars“ (= Gustavus Adolphus Rex Sueciae) nach Deutschland nutzte er 1618, um sich ein Bild von den dortigen politischen Verhältnissen zu machen und selbständig auf Brautschau zu gehen. Er entschied sich für die Tochter des brandenburgischen Kurfürsten, Maria Eleonora von Brandenburg, die er 1620 heiratete und mit der er in einer schwierigen Ehe zwei Töchter hatte, von denen eine, Christina von Schweden, ihn überleben sollte.

Hegemonialpolitik im Ostseeraum

Kriege um das Baltikum

Gustav Adolf führte nach dem Frieden mit Dänemark mit einer nach seinen Vorstellungen allmählich modernisierten Armee und Kriegsflotte erfolgreiche Kriege gegen Russland und Polen. Im Ingermanländischen Krieg, den er mit dem Frieden von Stolbowo 1617 für Schweden günstig beendete, trennte er Russland von der Ostsee und zwang es damit, seine Handelsströme teilweise über schwedisch kontrolliertes Gebiet laufen zu lassen. Er erneuerte ferner den gegen das vom katholischen Zweig der Wasa regierte Polen gerichteten polnisch-schwedischen Krieg und beendete ihn 1629 faktisch mit dem Waffenstillstand von Altmark, wodurch er insgesamt den schwedischen Herrschaftsbereich im Baltikum erheblich ausdehnte und die Grundlage schwedischer Dominanz im Norden legte. Darüber hinaus hatte die Eroberung preußischer Häfen und Flüsse mit der damit verbundenen Möglichkeit der Steuer-und Zollerhebung erhebliche finanzielle Bedeutung für den schwedischen Staatshaushalt.

Kampf um Stralsund

Auf den Griff des kaiserlich-katholischen Lagers nach dem Norden Deutschlands reagierte er mit Sorge. Weder hatte er ein Interesse daran, dass die Habsburger näher an Skandinavien heranrückten, noch dass der für Schweden konstitutive Protestantismus in seinem Heimatland Deutschland dauerhaft gegenüber dem Katholizismus unterlag. Der als Herzog von Holstein in den später als Dreißigjährigen Krieg bekannten Konflikt verwickelte Christian IV. von Dänemark unterlag 1626 in mehreren Schlachten mit seinen deutschen Verbündeten den ligistischen und kaiserlichen Feldherrn Tilly und Wallenstein. Es war absehbar, dass der Krieg mit einem Erfolg des Kaisers enden würde. So sehr Gustav Adolf die Schwächung des dänischen Konkurrenten um die Vorherrschaft in Skandinavien begrüßen musste, so wenig gefiel ihm die Aussicht eines kaiserlichen Endsieges. Gleichfalls sorgte ihn die militärische Unterstützung des Kaisers für seinen verfeindeten Vetter Sigismund III. Wasa von Polen, die schwedische Interessen in Preußen gefährdete. Die Übertragung Mecklenburgs an Wallenstein und seine Ernennung zum General des Ozeanischen und Baltischen Meeres als Absichtsbekundung, eine kaiserliche Flotte aufzubauen, eröffnete für die Seemacht Schweden ungute Aussichten.

1628 griff er deswegen an der Seite des dänischen Königs ein, als Wallenstein begann, die strategisch wichtige und auf ihre Eigenständigkeit pochende Stadt Stralsund zu belagern. Er sandte gemeinsam mit Christian IV. Soldaten in die Stadt, die unter dem Kommando von Heinrich Holk Stralsund erfolgreich verteidigen konnten. Schwedische Unterstützungslieferungen ermöglichten dabei der Stadtbevölkerung das Durchhalten. Wallenstein brach die verlustreiche Belagerung ergebnislos ab. Anders als Christian IV. war Gustav Adolf klug genug, sich seine Hilfsleistungen durch einen Bündnisvertrag mit Stralsund bezahlen zu lassen. Die Stadt verlor damit ihre Eigenständigkeit zwar nicht gegenüber dem fernen Kaiser, sehr wohl aber gegenüber dem nahen Schweden. Für die nächsten zweihundert Jahre blieb Stralsund unter schwedischer Herrschaft.

Dreißigjähriger Krieg

Landung in Pommern

„Schwedenstein“ bei Serno

Das nun auch offizielle Eingreifen Gustav Adolfs in den Dreißigjährigen Krieg kam in einem Moment, als die Situation der deutschen Protestanten aufgrund der Niederlagen gegen die von Wallenstein geführten kaiserlichen Truppen hoffnungslos zu sein schien. Ein Mandat hierfür hatte ihm der schwedische Reichstag am 18. Januar 1629 erteilt. Daraufhin landete Gustav Adolf am 6. Juli 1630 mit einer 13.000 Mann starken Armee in Pommern,[9] die sich durch Zulauf bald auf 40.000 Kämpfer erhöhte, und zwang Herzog Bogislaw in eine Allianz. Einen Teil seiner Kriegskosten konnte er durch den Vertrag von Bärwalde auf das Königreich Frankreich abwälzen, das an einer schwedischen Präsenz im Reiche ein Interesse hatte und sie durch Zahlungen absichern wollte. Er sicherte Frankreich zu, gegenüber den Katholiken Deutschlands Toleranz in der Religionsausübung walten zu lassen, was er auch tat. Er eroberte das von kaiserlichen Truppen gehaltene Frankfurt an der Oder im Sturm, um die anrückende kaiserliche Armee zu sich herzulocken. Diese marschierte aber auf das mit Schweden sympathisierende Magdeburg zu und begann mit einer Belagerung. Die daraus folgende Katastrophe von Magdeburg konnte er trotz Entsendung von Dietrich von Falkenberg nicht verhindern, obgleich die Stadt sich auf seine Unterstützung verlassen hatte und Gustaf Adolf mit dem zögernden brandenburgischen Kurfürsten um Durchmarschrechte für eine Entsetzung der Stadt verhandelte. Dieser Misserfolg nutzte aber dem schwedischen König, indem der Schock über die brutale Eroberung Magdeburgs die anfangs zögerlichen deutschen protestantischen Fürsten auf seine Seite trieb und er sich in einer Allianz mit dem Kurfürstentum Sachsen und der Landgrafschaft Hessen-Kassel verbünden konnte.

Schlacht von Breitenfeld als Wendepunkt des Krieges

Er vereinigte sein Heer mit den Sachsen und schlug die kaiserlich-katholische Armee, deren Führer Wallenstein abgesetzt worden war, am 7. Septemberjul./ 17. September 1631greg. unter ihrem Feldherrn Johann t’Serclaes von Tilly in der ersten Schlacht bei Breitenfeld vernichtend. Der Sieg war eine Bestätigung der schwedischen Modernisierung des Militärwesens unter Gustaf Adolf, denn die schwedische Armee konnte größere Feuerkraft mit größerer Beweglichkeit und besserer Koordination von Kavallerie, Infanterie und Artillerie verbinden und damit einen anfangs ungünstigen Schlachtverlauf – der von den Sachsen gehaltene Flügel löste sich auf und die sächsische Armee floh vom Schlachtfeld – durch eine schnelle Schwenkung in einen Vorteil verwandeln.

Das Eingreifen des schwedischen Königs in den Krieg zerschlug die kaiserliche Stellung im Norden Deutschlands und kehrte die bis dahin erreichten Erfolge der katholischen Habsburger nachgerade um.

Im Zuge ihres weiteren Vormarsches setzten die Schweden am 21. Dezember 1631 bei Erfelden über den Rhein und eroberten das von Spaniern besetzte Oppenheim. An diese Aktion erinnert noch heute eine Schwedensäule. Die katholische Residenzstadt Mainz wurde dann am 23. Dezember 1631 kampflos besetzt, und Gustav Adolf überwinterte dort. Während dieser Zeit erkannte er die strategische Bedeutung der Mainz gegenüberliegenden Mainspitze und gab den Befehl zum Bau einer Festung und einer Stadt, die nach dem schwedischen König „Gustavsburg“ genannt wurde, er selbst erlebte die Fertigstellung Ende 1632 jedoch nicht mehr.

Zug nach Bayern

Gustav Adolf wandte sich nach der Winterpause wieder nach Süden, um das mit den Habsburgern verbündete Kurfürstentum Bayern zu erobern. In der Schlacht bei Rain am Lech siegte er am 14. April 1632 noch einmal über Tilly, der tödlich verwundet wurde. Ingolstadt und Regensburg waren zu stark befestigt und mit starken Garnisonen versehen, München und Landshut als bayerische Residenzstädte ergaben sich aber kampflos und wurden gegen Kontributionen verschont, das umliegende Land jedoch mit Billigung des schwedischen Königs geplündert und verheert. Dem in der Not zurückberufenen Wallenstein gelang es, die Schweden und ihre Verbündeten zum Rückzug aus Bayern zu zwingen. Von Mitte Juli bis Anfang September 1632 konnte Wallenstein den bis dahin unbesiegten schwedischen König in Nürnberg blockieren und ihm in der Schlacht an der Alten Veste am 24. Augustjul./ 3. September 1632greg. Paroli bieten. Die Schweden mussten die Schlacht, in der es ihnen aufgrund des durch regnerisches Wetter aufgeweichten Boden nicht gelang, die Schanzen Wallensteins zu überwinden, ergebnislos abbrechen.

Tod bei Lützen

Der Tod Gustav Adolfs in der Schlacht bei Lützen. Gemälde von Pieter Meulener, HGM.

Nach mehreren Versuchen, Wallenstein, der in den Norden auswich und damit schwedische Ausgangsbasen und das verbündete Kurfürstentum Sachsen bedrohte, zur Schlacht zu stellen, kam es am 6. Novemberjul./ 16. November 1632greg. im heutigen Sachsen-Anhalt gegen das eigentlich im Abrücken in die Winterquartiere befindliche Heer Wallensteins, der seine Truppen bei Dunkelheit hastig und überrascht in Gefechtsordnung aufstellen musste, zur Schlacht bei Lützen.

In dieser Schlacht, die nicht weit vom alten Schlachtfeld von Breitenfeld stattfand, gelang es den schwedischen Truppen anfangs gegen den zähen Widerstand der Kaiserlichen, langsam an Boden zu gewinnen. Gustav II. Adolf, der als Heerführer immer persönliche Gefahren in Kauf nahm, wurde jedoch bei einem Reiterangriff getötet, als er bei Nebel und Pulverdampf den Kontakt zu seinen småländischen Reitern verlor, worauf die eroberten Positionen des Feldes wieder verlorengingen. Unter der Führung von Bernhard von Weimar gelang es, die durch die Nachricht vom Tode des Königs erst verunsicherten, dann erbitterten Soldaten erneut zum Angriff zu führen und die Schlacht - knapp - zu gewinnen[10] Untersuchungen an der in der Rüstungskammer des Königlichen Palastes in Stockholm befindlichen Kriegskleidung des gefallenen Königs ergaben, dass der gezielte Schuss eines kaiserlichen Reiters aus nächster Nähe (nicht mehr als 6 m) ausgeführt worden war. Sein teilweise entkleideter, ausgeraubter Leichnam wurde auf dem Schlachtfeld geborgen und nach Weißenfels ins heutige Geleitshaus gebracht. Dort wurde er am 17. November 1632 aufgebahrt und vom Apotheker Casparus König seziert und einbalsamiert.

Grab in Schweden

Der Sarkophag Gustav II. Adolfs in der Riddarholmskyrkan

Von dort aus wurde er in einem großen Leichenzug – Stationen waren u. a. die Poststation „Zum Roten Hirsch“ in Eilenburg, die Brandenburger St.-Katharinenkirche, die Bernauer St.-Marienkirche und das Wolgaster Schloss – nach Wolgast übergeführt und am 16. Juli 1633 am Dreilindengrund in Wolgast eingeschifft und nach Schweden gebracht, wo er in der Stockholmer Riddarholmskyrkan beigesetzt wurde. Seine Frau Maria Eleonora von Brandenburg soll ihn derart exzessiv betrauert haben, dass es schwierig war, seine Leiche zur Beerdigung freizubekommen.[11]

Den Krieg, wie die Gesamtpolitik Schwedens, führte politisch sein Kanzler Axel Oxenstierna weiter, da Gustav Adolfs Tochter und Thronfolgerin Christina noch ein Kind war.

Zeitgenössische Wirkung und Motive des Königs

Von den deutschen Protestanten wurde Gustav II. Adolf als Vorkämpfer, Held und Retter des deutschen Protestantismus und „Leu aus Mitternacht“ (Löwe aus dem Norden) idealisiert. Sein Eingreifen in den Krieg verhinderte einen katholischen Sieg, sein Schlachtentod machte ihn in der öffentlichen Wahrnehmung zum Märtyrer des Glaubens. Dieses Bild hielt an, bis zunehmende Gräueltaten schwedischer Soldaten es verdüsterten. Zwar war der König ohne Zweifel religiös und von persönlichem Mut, gleichzeitig jedoch auch ein machtorientierter Realpolitiker, dessen Hauptziel das Dominium Maris Baltici (die Herrschaft Schwedens über den Ostseeraum) und die Absicherung Schwedens als Großmacht im nordeuropäischen Raum war. Evangelische Überzeugungen und nationaler Ehrgeiz gingen in ihm eine untrennbare Verbindung ein. Dabei hatte er auch keine Hemmungen, im 1631 geschlossenen Vertrag von Bärwalde die Unterstützung des katholischen Frankreich anzunehmen, das seine protestantischen Bürger selbst unterdrückte, aber eben mit den gegnerischen Habsburgern verfeindet war.

Seine politischen Vorstellungen für Deutschland sind undeutlich geblieben. Bei seinem Tod in Lützen war er mit seinen Planungen nicht fertig. Möglich ist, dass er ein dem Kaiser entgegengesetztes Bündnis der Protestanten unter einem militarisierten und von Schweden dominierten Staatenbund anstrebte. Ebenso möglich ist, dass er sich ein Bündnis protestantischer Staaten und Reichsstädte unter seiner Führung als Reichsfürst (etwa des Herzogtums Pommern) innerhalb des Heiligen Römischen Reiches unter offizieller Oberhoheit des Kaisers vorstellen konnte. Entsprechende Vorstellungen nannte er gegenüber dem Rat der befreundeten Reichsstadt Nürnberg. Die Vorstellungen seines Kanzlers Axel Oxenstierna waren im Gegensatz dazu stärker auf die Vorfeldsicherung Schwedens bezogen.

Gustav II. Adolf als Militärreformer

Gustav II. Adolf während der Schlacht bei Breitenfeld

Militärisch hatte Gustav II. Adolf als Reformer für die europäische Militärgeschichte eine herausragende Bedeutung.

Durch eine Verzahnung innenpolitischer (Aushebung von Soldaten, geregelte Steuererhebung, Ressourcenmobilisierung, vgl. Einteilungswerk) mit militärischen Reformen gelang es ihm, ein hochmodernes Heer und eine starke Kriegsflotte aufzustellen, die Schwedens Großmachtstatus begründeten.

Er führte eine Form der Aushebung ein, die der Wehrpflicht nahekam (allerdings sehr lange Dienstzeiten hatte), und schuf die erste vom Staat aufgestellte, bezahlte, ernährte und ausgerüstete Nationalarmee. So rekrutierte er mehr als 40 000 Schweden, die „starkgliedrig und, soweit festgestellt werden kann, tapfer waren – im Alter von 15 bis 30 Jahren“. Zeitweise standen mehr als 3 % der schwedischen Bevölkerung unter Waffen.[12] Angehörige von Sonderberufen, wie etwa die in der Munitionsherstellung und im Transportwesen Arbeitenden, wurden freigestellt. Die Armee war wirtschaftlicher und lange mit einer besseren Kampfmoral ausgestattet als die zumeist aus Söldnern bestehenden Armeen des Gegners, mit denen er später in Deutschland allerdings seine Truppen ergänzte, bis sie das Gros seiner Armee stellten.

Taktische Zusammensetzung und Ausrüstung der schwedischen Armee unterschieden sich deutlich von denen anderer europäischer Heere der Zeit, denn sie entsprachen den taktischen Neuerungen des Königs, der größten Wert auf Feuerkraft und Beweglichkeit legte. Die wichtigste Waffe wurde die Muskete und wie sein Vorbild Moritz von Nassau teilte er seine Verbände in kleinere Einheiten und Untereinheiten auf. Eine Kompanie bestand aus 72 Musketieren und 54 Pikenträgern. Vier Kompanien bildeten ein Bataillon, zwei Bataillone ein Regiment und zwei Regimenter eine Brigade, die nun die wichtigste taktische Einheit auf dem Schlachtfeld wurde. Das Laden der Musketen wurde vereinfacht und durch Drill standardisiert, Radschloss und die Papierpatrone gehörten zur Standardausrüstung.

Schwedischer Soldat des Altblau Regiments (1624-1650)

Die Pike diente nicht mehr allein der Abwehr der Reiter, sondern auch als infanteristische Angriffswaffe und die Rüstungen waren leichter geworden (siehe auch: Geschichte der militärischen Taktiken). In seiner Armee, die aus zahlreichen kleineren Einheiten bestand, gab es mehr Offiziere als früher, und es entstand eine militärische Rangordnung, die jedem einen festgefügten Aufgabenbereich zuordnete. Seine Offiziere rekrutierte er aus dem schwedisch-finnischen (und deutschen) Adel, befördert wurden sie jedoch nach Verdienst und Leistung. Der Verantwortungsbereich der Unteroffiziere wurde erweitert. Die Einführung von (groben) Uniformen durch Zuteilung von Tuch und Rangabzeichen trug zur Vereinheitlichung bei und förderte Kampfmoral und Korpsgeist. Der Einsatz von Feldpredigern und eine rigide Disziplinarordnung sicherte in der Anfangszeit des Krieges oft die Disziplin in der Schlacht und auch gegenüber der Zivilbevölkerung, im Verlauf des Krieges zeichneten sich die schwedischen Truppen aber zunehmend nicht durch Schonung von Zivilisten aus.

Auch nichtschwedische Soldaten (die im Verlauf des deutschen Krieges das Gros der Truppen ausmachten) wurden von schwedischen Ausbildern geschult und nach schwedischen Vorstellungen geformt.

Seine Kavallerie (wie etwa seine finnischen Hakkapeliitta) schulte er im Gegensatz zur damals üblichen Caracolla im direkten Angriff auf feindliche Reiter und Infanterie,[13] wodurch ihnen eine schlachtenentscheidende Rolle zukam.

Grundlegend waren seine Innovationen im Bereich der Artillerie, die er als eigene Waffengattung begründete: Er modernisierte sie durch die Einführung neuer und leichter Geschütztypen, wie die bereits bald durch das Regimentsstück als Nachfolgemodell ersetzte Lederkanone, die sich durch Anzahl und Beweglichkeit und Verwendung der Kartusche flexibel in der Schlacht einsetzen ließen[14] und fasste sie dann kompanieweise zusammen. Unter Lennart Torstensson gründete er das erste Artillerieregiment der Geschichte.

Sowohl Infanterie wie Artillerie und Kavallerie kämpften in der Schlacht in enger Abstimmung, was seinem Heer ermöglichte, auch prekäre Situationen wie in der Schlacht bei Breitenfeld, als die sächsische Armee vom Schlachtfeld floh und die Schweden den von den Sachsen zuvor gehaltenen Flügel durch eine schnelle und für sie selber unerwartete Schwenkung absichern mussten, zu bewältigen.

Familie

Gustav II. Adolf vermählte sich am 25. November 1620 mit Maria Eleonora von Brandenburg, mit der er zwei Töchter hatte:

  • Christina Augusta (* 16. Oktober 1623; † 21. September 1624), Prinzessin von Schweden und
  • Christina (* 18. Dezember 1626; † 19. April 1689), Königin von Schweden.

Zudem war er Vater des unehelichen Sohnes Gustav Gustavson (* 24. Mai 1616; † 25. Oktober 1653 im alten Wildeshauser Rathaussaal; Graf von Wasaborg) mit der Holländerin Margarethe Cabeliau.

Populäre Rezeption

Ehrungen

Standbild am Rathaus Lützen
Gustav-Adolf-Gedenkstätte bei Lützen
Büste Gustav Adolfs in Stralsund
  • Gustav II. Adolf wurde aufgrund seines Eingreifens in den Dreißigjährigen Krieg als Bollwerk des Protestantismus stilisiert und wurde im Kirchenraum entsprechend abgebildet – so finden sich in der Stralsunder Heilgeistkirche und der Speyrer Gedächtniskirche der Protestation Glasmalereien mit Gustav Adolf. Auch am Greifswalder Dom befindet sich eine Erinnerungsplakette. Zudem tragen mehrere evangelische Kirchengebäude den Namen Gustav-Adolf-Kirche.
  • Seit 1832 trägt das evangelische Gustav-Adolf-Werk seinen Namen.
  • Gemälde „Auffindung der Leiche Gustav Adolfs nach der Schlacht bei Lützen 1632“ (1838) von Alfred Rethel
  • In Nürnberg trägt seit 2008 ein U-Bahnhof den Namen „Gustav-Adolf-Straße“, welche nach Gustav II. Adolf benannt ist. Der Bahnhof ist mit einer metallenen Replik der Unterschrift Gustav II. Adolfs sowie mit in Leuchtkästen ausgestellten Drucken zeitgenössischer Darstellungen der schwedischen Armee in der Nähe Nürnbergs geschmückt und befindet sich in einem Stadtviertel, in dessen Lage sich im Dreißigjährigen Krieg ein Feldlager der Schweden befunden haben soll.
  • Sein Todestag wird in Schweden am 6. November gefeiert, da Schweden zu seiner Lebenszeit den Julianischen Kalender benutzte. Vor allem in Göteborg, der von ihm gegründeten Stadt, ist der Tag immer noch wichtig, an dem mit einem speziellen Gebäck, dem Gustav-Adolfs-Gebäck, seiner gedacht wird.
  • Seit 1832 findet in der Stadt Lützen alljährlich am 6. November eine Erinnerungsfeier statt, die heute die Bezeichnung „Tag der Begegnung“ trägt.
  • Der 6. November ist auch Gustav II. Adolfs Gedenktag im Evangelischen Namenkalender der Evangelischen Kirche in Deutschland.[15]

Museale Rezeption

Das Koller aus Elchleder, welches Gustav Adolf in der Schlacht bei Lützen getragen hatte, war bereits 1632 als Beutestück der Kaiserlichen nach Wien verbracht und „ganz blutig“ an Kaiser Ferdinand II. übergeben worden.[16] Ab 1888 befand sich das Koller im k.u.k. Heeresmuseum (heute Heeresgeschichtliches Museum Wien). Nach dem Ersten Weltkrieg herrschte in Österreich bittere Not, doch war es v. a. das Schwedische Rote Kreuz, welches durch Kinderkriegshilfe und Lebensmittellieferungen half, die dringendsten Bedürfnisse der nachkriegsleidenden Bevölkerung zu befriedigen. Da die junge Republik Deutschösterreich keine finanziellen Mittel hatte, Schweden für diese Hilfe angemessen zu entschädigen, beschloss die Regierung am 23. April 1920, das Koller Gustav Adolfs an Schweden zu schenken. Am 4. Juni 1920 wurde das Koller in der Leibrüstkammer in Stockholm übergeben, wo es bis heute auf Gustav Adolfs ausgestopftem Pferd Streiff in der Ausstellung zu sehen ist.[17] Überhaupt wurde die Leibrüstkammer („Livrustkammaren“) auf Befehl Gustav Adolfs gegründet, der nach seiner Rückkehr aus dem Feldzug gegen Polen 1628 befahl, dass seine Kleider in der Rüstungskammer als ewiges Angedenken (till en evig åminelse) aufbewahrt werden sollten. Weiters sind dort auch Waffen, weitere Rüstungen und Erinnerungsstücke an Gustav Adolf zu sehen. Am Todesort des schwedischen Königs bei Lützen entstand im Laufe des 19./20. Jahrhunderts die Gustav-Adolf-Gedenkstätte. Den Todesort markiert noch heute ein großer Stein, über dem sich ein gusseiserner Baldachin, entworfen von Karl Friedrich von Schinkel (1837), befindet. 1906/07 wurde eine Kapelle errichtet, die Oskar Ekman aus Göteborg/Schweden stiftete. Der Architekt sowie die Künstler der Innenausstattung kamen aus Schweden. 1932 und 1982 wurden zwei schwedische Holzhäuser aus Dalarna (rote und weisse Farbe) neben die Kapelle gesetzt. Das Museum zählte zu DDR-Zeiten zu den meistbesuchten Privatmuseen, getragen von der Schwedischen Lützen-Stiftung Göteborg. Heute wird die Gedenkstätte zusammen mit dem Museum im Schloss durch die Stadt Lützen verwaltet. Im Museum im Schloss befindet sich seit 1932 ein Großdiorama der Schlacht mit etwa 3600 Zinnfiguren.

Sagen

In der thüringischen Stadt Gotha ist bis heute die Erinnerung an Gustav Adolf in der Sage vom Königsaal[18][19] lebendig. Demnach machte der König am 23. August 1632 in der von seinen Truppen besetzten Stadt Halt, wo er mangels besserer Unterkunft im Saal eines Gasthauses im Brühl einlogiert wurde. Als seine ausgelassen feiernden Söldner versehentlich einen Brand entfachten, der im Laufe der Nacht zum 24. August über die Hälfte der Stadt einäscherte (Chroniken berichten von 1.200 zerstörten Häusern), musste Gustav Adolf fluchtartig das Gasthaus und Gotha verlassen. Von einer Anhöhe östlich der Stadt blickte er auf die Feuersbrunst und deutete es als böses Omen für seine Zukunft, dass er erstmals kampflos einen Ort verlassen musste. Nur ein knappes Vierteljahr später fiel er auf dem Schlachtfeld bei Lützen. Das nach dem Aufenthalt Gustav Adolfs benannte Gothaer Gasthaus „Zum Königsaal“ existiert bis heute.

Gustav II. Adolf-Denkmäler

Musik

Der schwedische Komponist Franz Berwald komponierte 1845 das Chorwerk Gustaf Adolph den stores seger och död vid Lützen (dt.: Gustav Adolfs des Großen Sieg und Tod bei Lützen).

Im Mai 2012 veröffentlichte die schwedische Power Metal Band Sabaton das Album Carolus Rex. Das Album enthält das Lied „The Lion from the North“ über die Person und Ereignisse um Gustav Adolf.

Literatur

  • Felix Berner: Der Löwe aus Mitternacht. Verlag Bechtermünz, 1997.
  • Jörg-Peter Findeisen: Gustav II. Adolf von Schweden: der Eroberer aus dem Norden. Katz, Gernsbach 2005, ISBN 3-938047-08-9.
  • Marcus Junkelmann: Gustav Adolf (1594–1632): Schwedens Aufstieg zur Großmacht. Friedrich Pustet, Regensburg 1993, ISBN 3-7917-1397-3.
  • Hans Pehle: Der „Rheinübergang“ des Schwedenkönigs Gustav II. Adolf. Ein Ereignis im Dreißigjährigen Krieg. Forum-Verlag, Riedstadt 2005, ISBN 3-937316-15-9.
  • Michael Roberts: The Military Revolution 1560–1660. 1956.
  • E. M. Earle (Hrsg.): Makers of Modern Strategy: Military Thought from Machiavelli to Hitler. 1948.
  • Karl Wittich: Gustav II. Adolf. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 10, Duncker & Humblot, Leipzig 1879, S. 189–212.
  • Friedrich Wilhelm Bautz: Gustav II. Adolf (Schweden). In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 2, Hamm 1990, ISBN 3-88309-032-8, Sp. 397–404.
  • Otto Wenke, Claus Daschmann: Chronik von Ginsheim-Gustavsburg. Gemeinde Ginsheim-Gustavsburg, 1976, DNB 770585531.
  • Lajos Kakucs: Das Leben in Ginsheim-Gustavsburg im Wandel der Zeit. Gemeindevorstand der Gemeinde Ginsheim-Gustavsburg, 2005, ISBN 3-00-015225-3.
  • Wolfgang Fritzsche, Erich Weiler: Gustavsburg. ISBN 978-3-00-023378-4.
  • Maik Reichel, Inger Schuberth: Gustav Adolf, König von Schweden. Die Kraft der Erinnerung 1632-2007, Dössel 2007, ISBN 978-3-89923-165-6

Weblinks

 Commons: Gustav II. Adolf (Schweden) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
 Wikisource: Gustav II. Adolf (Schweden) – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise

  1. Felix Berner: Gustaf Adolf. Der Löwe aus Mitternacht. Deutsche Verlagsanstalt, Stuttgart 1982, S. 91.
  2. Felix Berner: Gustaf Adolf. Der Löwe aus Mitternacht. Deutsche Verlagsanstalt, Stuttgart 1982, S. 137.
  3. Günter Barudio: Gustaf Adolf der Grosse. Eine politische Biographie. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 1998, S. 145.
  4. Felix Berner: Gustaf Adolf. Der Löwe aus Mitternacht. Deutsche Verlagsanstalt, Stuttgart 1982, S. 237.
  5. Felix Berner: Gustaf Adolf. Der Löwe aus Mitternacht. Deutsche Verlagsanstalt, Stuttgart 1982, S. 238.
  6. Felix Berner: Gustaf Adolf. Der Löwe aus Mitternacht. Deutsche Verlagsanstalt, Stuttgart 1982, S. 227.
  7. Felix Berner: Gustaf Adolf. Der Löwe aus Mitternacht. Deutsche Verlagsanstalt, Stuttgart 1982, S. 232.
  8. Felix Berner: Gustaf Adolf. Der Löwe aus Mitternacht. Deutsche Verlagsanstalt, Stuttgart 1982, S. 151.
  9. Schwedisch Deutschland: 1630 - 1903. auf: timediver.de (Karte)
  10. Felix Berner: Gustaf Adolf. Der Löwe aus Mitternacht. Deutsche Verlagsanstalt, Stuttgart 1982, S. 476.
  11. Felix Berner: Gustaf Adolf. Der Löwe aus Mitternacht. Deutsche Verlagsanstalt, Stuttgart 1982, S. 477 f.
  12. Felix Berner: Gustaf Adolf. Der Löwe aus Mitternacht. Deutsche Verlagsanstalt, Stuttgart 1982, S. 234.
  13. Felix Berner: Gustaf Adolf. Der Löwe aus Mitternacht. Deutsche Verlagsanstalt, Stuttgart 1982, S. 223.
  14. Felix Berner: Gustaf Adolf. Der Löwe aus Mitternacht. Deutsche Verlagsanstalt, Stuttgart 1982, S. 222.
  15. Gustav II. Adolf im Ökumenischen Heiligenlexikon
  16. Franz Christoph von Khevenhüller: Annales Ferdinandei. Teil 12, Spalte 196, zit. bei: Jenny Öhmann, Richard Hufschmied: 1920 der schwedischen Nation gewidmet. Zur Geschichte des Kollers des Schwedenkönigs Gustav II. Adolf, In: Viribus Unitis. Jahresbericht 2007 des Heeresgeschichtlichen Museums, Wien 2008, 40.
  17. Jenny Öhmann, Richard Hufschmied: 1920 der schwedischen Nation gewidmet. Zur Geschichte des Kollers des Schwedenkönigs Gustav II. Adolf, In: Viribus Unitis. Jahresbericht 2007 des Heeresgeschichtlichen Museums, Wien 2008, 40.
  18. Andreas M. Cramer: Die Gothaer Sagen. Gotha 2005, S. 43.
  19. Der Königssaal auf www.echt-gothsch.de
  20. 20,0 20,1 Beate Mielsch: Denkmäler, Freiplastiken, Brunnen in Bremen 1800-1945. Bremen 1980
  21. 21,0 21,1 Künstlerlexikon von Juckoff-Skopau, Paul. In: Ulrich Thieme, Felix Becker u. a.: Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Band 19, E. A. Seemann, Leipzig 1926, S. 289
  22. Ehrenmal für Gustav II Adolf


Vorgänger Amt Nachfolger
Karl IX. König von Schweden
1611–1632
Christina I.
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