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Gottfried Fuchs

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Dieser Artikel behandelt den Fußballspieler; für den Geistlichen siehe Gottfried Fuchs (Geistlicher).
Gottfried Fuchs
Spielerinformationen
Geburtstag 3. Mai 1889
Geburtsort KarlsruheDeutsches Reich
Sterbedatum 25. Februar 1972
Sterbeort MontrealKanada
Position Sturm

Gottfried Fuchs (geb. 3. Mai 1889 in Karlsruhe; gest. 25. Februar 1972 in Montreal, Québec, Kanada) war ein deutscher Fußballspieler.

Fußballsport

Fuchs spielte als Stürmer für den Düsseldorfer SC 99 in der deutschen Meisterschaft 1907 und danach, wesentlich erfolgreicher, für den Karlsruher FV. An der Seite von Fritz Förderer und Julius Hirsch „entwickelte sich Fuchs spielerisch und konnte so als Mittelstürmer seine Torjägerqualitäten besser zur Geltung bringen“.[1] Schließlich wurde er mit dem KFV 1910 Deutscher Fußballmeister. Auch in den folgenden beiden Endrunden war er in dessen Team, das 1912 noch einmal Vizemeister wurde.

Im Februar desselben Jahres hatte Süddeutschland durch ein 6:5 gegen Brandenburg den Kronprinzenpokal gewonnen. Vor 7000 Zuschauern auf dem Union-Platz in Mariendorf erzielte Gottfried Fuchs drei Tore.[2] Insgesamt brachte er es in diesem Wettbewerb auf sieben Treffer in sechs Spielen.

Später kehrte Fuchs nach Düsseldorf zurück; während des 1. Weltkrieges lief er zeitweise als quasi Gastspieler für Wacker Halle auf.[3]

Er war von 1911 bis 1913 sechsmal für die A-Nationalmannschaft in internationalen Spielen aktiv und erzielte 13 Tore. Dies ist bis heute (Stand Juni 2018) die beste Quote (2,17) eines deutschen Nationalspielers. Im olympischen Fußballturnier 1912 in Stockholm erzielte er im Spiel gegen die Nationalmannschaft Russlands zehn Tore zum Endstand von 16:0, eine bis heute in einem Länderspiel eines deutschen Nationalspielers unübertroffene Zahl. Den Weltrekord hält seit 2001 der Australier Archie Thompson, dem beim 31:0 gegen Amerikanisch-Samoa 13 Tore gelangen. Mit diesen zehn Toren übertraf Fuchs den bis dahin führenden deutschen Länderspiel-Rekordtorschützen Eugen Kipp, der es zuvor in elf Länderspielen auf acht Tore gebracht hatte. Sein sechstes und letztes Länderspiel bestritt er 1913 bei der 2:6-Niederlage in Belgien, in dem er sein 13. Tor für die Nationalmannschaft erzielte.

Militärdienst / Berufliche Tätigkeit

Im Ersten Weltkrieg diente Fuchs als Artillerieoffizier, wurde ausgezeichnet[4] und viermal verwundet. Nach Kriegsende spielte er noch einmal für kurze Zeit für den Karlsruher FV und beendete dann seine Karriere. Sein Bruder war der Architekt und Komponist Richard Fuchs.

Beruflich im väterlichen Familienbetrieb, die Holzhandlung Fuchs Söhne, eingestiegen, zog Fuchs 1928 nach Berlin, wo er bis 1935 dem dortigen Tennisclub angehörte, ehe er aufgrund seiner jüdischen Abstammung gezwungen war, den Verein zu verlassen.[5]

Emigration

Da Fuchs jüdischer Herkunft war, musste er 1937 über die Schweiz zunächst nach Frankreich und 1940 schließlich nach Kanada emigrieren, wo er – nunmehr unter dem Namen Godfrey Fochs – 1972 in Montreal an einem Myokardinfarkt starb. Wegen der Nürnberger Rassengesetze wurde sein Name aus einigen deutschen Fußballstatistiken gelöscht.[6] Der Journalist Karl-Heinz Jens rief Fuchs im Allwissenden Fußball 1959 (wieder) in Erinnerung.[7] Das klare Bekenntnis Sepp Herbergers zu seinem früheren fußballerischen Idol (dem „Franz Beckenbauer seiner Jugend“) trug wesentlich dazu bei, dass in der Öffentlichkeit Fuchs’ Leistungen für den deutschen Fußball allmählich wieder gewürdigt wurden.[8]

Der Spiegel schrieb 2012:

„Am 24. Mai 1972 schien die Gelegenheit gekommen, das neue Münchner Olympiastadion sollte mit einem Spiel gegen die Sowjetunion eingeweiht werden. Herberger schlug dem damaligen DFB-Vize Hermann Neuberger in einem Schreiben vor, Gottfried Fuchs als Ehrengast auf Verbandskosten einzuladen. Dies würde ‚als ein Versuch der Wiedergutmachung willfahrenen Unrechtes sicherlich nicht nur im Kreis der Fußballer und Sportler, sondern überall in Deutschland ein gutes Echo finden‘. Er hoffe, so schloss Herberger, auf Billigung des Vorstands. […] Die Antwort des DFB an Herberger war perfide. Es bestehe ‚keine Neigung, im Sinne Ihres Vorschlages zu verfahren‘, schrieb der damalige Schatzmeister Hubert Claessen. Das Präsidium sei der Ansicht, ‚dass ein Präzedenzfall geschaffen würde, der auch für die Zukunft noch erhebliche Belastungen mit sich bringen könnte‘. Es folgte ein dürrer Hinweis auf die ‚angespannte Haushaltslage‘.

Präzedenzfall? Gottfried Fuchs war 1972 der einzige lebende jüdische Fußballer, der jemals für Deutschland gespielt hatte.

Angespannte Haushaltslage? Der DFB zahlte im Sommer 1972 jedem Nationalspieler für den Sieg bei der Europameisterschaft 10 000 Mark. Ein Hin- und Rückflug mit der Lufthansa von Montreal nach Frankfurt kostete zu jener Zeit in der Economy-Klasse 1760 Mark.“[8]

„Im Vorstand des DFB saßen damals 13 Männer. Zwei, der Schweinfurter Hans Deckert und der Kölner Degenhard Wolf, waren Mitglieder der NSDAP gewesen. Ein Präsidiumsmitglied, der Frankfurter Rudolf Gramlich, später Träger des Bundesverdienstkreuzes und der Goldenen Ehrennadel des DFB, hatte unmittelbar nach Kriegsbeginn einem SS-Totenkopfverband angehört, der in Polen mordete.“[8]

Herberger schrieb am 22. März 1972 seinem Brieffreund Fuchs tief enttäuscht von der Absage des DFB. Die Nachricht erreichte Fuchs nicht mehr. Er war bereits einen Monat zuvor verstorben.[8]

Auszeichnungen

Am 16. Juni 2013 beschloss der Gemeinderat von Karlsruhe die Umbenennung eines Teilstücks des Karlsruher Weges in Gottfried-Fuchs-Platz.[9]

Die drei baden-württembergischen Fußballverbände Baden, Südbaden und Württemberg zeichnen in Erinnerung an Gottfried Fuchs seit der Fußballsaison 2016/17 mit einem nach Fuchs benannten Jugendpreis Vereine, Abteilungen oder einzelne Mannschaften aus dem Jugendbereich der drei Verbände aus. Das Motto des Jugendpreises lautet: „Für Menschlichkeit und Toleranz – gegen Rassismus und Antisemitismus“.[10]

Literatur

  • Harald Kaiser: Als Fuchs auf Torjagd ging: Zehn Treffer in einem Spiel. In: Der Kicker, 29. Juni 2009, S. 78–79.
  • Werner Skrentny: Gottfried Fuchs – Nationalspieler mit Torrekord. In: Schulze-Marmeling (Hrsg.): Davidstern und Lederball. Die Werkstatt, Göttingen. ISBN 3-89533-407-3. S. 123–130.
  • „Gotti“ schoss zehn Tore in einem Länderspiel. In: Badische Neueste Nachrichten, 24. Mai 2003.
  • Karlsruher Fußballstar flüchtet vor Nazi-Schergen nach Kanada. In: Badische Neueste Nachrichten, 28. Mai 2003.
  • Gottfried Fuchs auf dem Weg ins Exil / Ein Briefwechsel mit Herberger. In: Skrentny: Julius Hirsch. Nationalspieler. Ermordet. Biografie eines jüdischen Fußballers. Die Werkstatt, Göttingen, 2012, ISBN 978-3-89533-858-8, S. 226–236 und S. 281–293

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Libero spezial deutsch, hg. vom IFFHS, No D 3, 1. Quartal 1992, Seite 31
  2. Libero spezial deutsch, hg. vom IFFHS, No D 3, 1. Quartal 1992, Seite 45
  3. „kulturfalter.de“, aufgerufen am 26. Juli 2019
  4. Badische Presse vom 28. Dezember 1914, Seite 4: „Das Eiserne Kreuz erhielten (...) Offz.-Stellv. Gottfried Fuchs, Spieler vom Karlsruher Fußball-Verein. (...)“
  5. Gottfried Fuchs in der Karlsruher stadtwiki.net-Version
  6. Jedoch nicht aus dem Kicker Almanach, dessen Ausgabe 1941/42 Fuchs an mehreren Stellen erwähnt.
  7. Karl-Heinz Jens (Hg.): Der allwissende Fußball, Nürnberg 1959, hier: Teil 2, Seite 21; vgl. auch Libero spezial deutsch, hg. vom IFFHS, No D 3, 1. Quartal 1992, Seite 32
  8. 8,0 8,1 8,2 8,3 M. Wulzinger: Herbergers Held. In: Der Spiegel Ausgabe 14, 2012, S. 107.
  9. Pressemitteilung des Karlsruher FV: Einweihung der Julius Hirsch-Straße und des Gottfried Fuchs-Platzes
  10. Jugendpreis Gottfried Fuchs für Vereine mit besonderem Engagement. Pressemitteilung des Badischen Fußballverbandes, abgerufen am 26. August 2016.
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Gottfried Fuchs aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.