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Gnade (Theologie)

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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig. Weitere Bedeutungen unter Gnade (Begriffsklärung).

Das Wort Gnade (hebräisch חֵן ḥen חֶסֶד ḥesed, griechisch χάρις cháris, lateinisch gratia) drückt ein Beziehungsgeschehen zu Gott aus. Die Übersetzung dieses theologischen Begriffes ist bedeutungsreich, denn die hebräischen und griechischen Begriffe können mit den deutschen Wörtern Gefälligkeit, Gnade, Geschenk und Gabe übersetzt werden, aber auch mit Wohlwollen oder Gunst, die dem Menschen – gratis – entgegen gebracht wird. Da es für dieses Verhalten keine Verpflichtung gibt, ist jeder Gnadenerweis per se ein unverdientes Gnadengeschenk.

Im Christentum ist Gnade eine der Grundeigenschaften Gottes. Gott lässt die Gnade dem Gläubigen bzw. der gesamten Menschheit zukommen. Insofern wird hierdurch ein Beziehungsgeschehen zwischen Gott und den Menschen beschrieben. Die theologische Rede über Gnade ist immer mit den Fragen nach Sünde, Leiden und freiem Willen verknüpft. Eng verwandte theologische Begriffe sind Heil, Barmherzigkeit, Güte und Gerechtigkeit Gottes.

Einen einheitlichen Begriff von Gnade bezüglich unterschiedlicher Religionen gibt es nicht, da die Begrifflichkeit der Gnade in unterschiedlichen Religionen immer auch in unterschiedlichen Kontexten zu verstehen ist. Daher ist allenfalls eine analoge Betrachtung in Bezug auf die Verwendung im Christentum möglich.[1]

Christentum

Biblische Grundlegung

Altes Testament

Die hebräischen Worte חֵן (ḥen) und חֶסֶד (ḥesed) bezeichnen im Alten Testament im Wesentlichen das, was die deutschen Bibelausgaben mit Gnade, Güte oder auch Gunsterweis übersetzen. Im Alten Testament wird Gnade als ein Beziehungsgeschehen zu Gott beschrieben, das sich in Begriffen wie Bund, Befreiung sowie Gebet und Geistausgießung erfasst. Andere Begriffe sind: Gunsterweis, Gerechtigkeit, Erbarmen, Treue.[2] Aber immer ist die Beziehung auf das Volk Israel bezogen und nicht die Beziehung zu Individuen gemeint. Gott schenkt Israel seine Freundschaft in Form des Bundes. Gott bleibt aber dabei der absolute Souverän, der Herr des Bundes. Allerdings bricht Gott die Beziehung nie ab (obwohl er könnte), wohl aber das Volk seinerseits. Das Gebet ist die Antwort des Menschen auf die freie Zuwendung Gottes in Dankbarkeit und Anbetung. Gott antwortet darauf mit der Verheißung des Geistes. Verheißen wird in den späteren Schriften auch das Reich des Menschensohns (Daniel 7,1–28 EU).

Neues Testament

Die Einheitsübersetzung sowie die Lutherbibel übersetzen das griechische Wort χάρις im Neuen Testament überwiegend mit dem deutschen Begriff Gnade. Auch in den Schriften des Neuen Testaments drückt der Begriff ein Beziehungsgeschehen aus. Dieses Beziehungsgeschehen wird aber jetzt im heilenden Zugehen Jesu Christi auf den Menschen thematisiert und in Form der Taten und Wunder Jesu Christi sowie durch die entgegenkommende Liebe Gottes beschrieben. Die Begegnung mit Jesus Christus konkretisiert das heilende Zugehen auf Menschen und macht dieses Heilsgeschehen beziehungsweise die Gnade tatsächlich erlebbar. Dabei ist Gott immer frei in seinem Handeln (denn er kann nicht gezwungen werden). Das zeigt die Souveränität und Unverfügbarkeit Gottes. Der Kreuzestod und die Auferweckung Jesu sind konstituierend für das Gnadengeschehen.

Der Apostel Paulus führt seine Berufung auf die Gnade Gottes zurück (Galater 1,15 EU; 1. Korinther 15,10 EU). Er beschreibt sein Apostolat als die ihm gegebene Gnade (Römer 13,3 EU; Römer 15,15 EU) und setzt diese zugleich in den Zusammenhang der Gnadengaben, die den Gläubigen von Gott verliehen werden (Charismen; Römer 12,6 EU). Die paulinische Rechtfertigungslehre, die später von Martin Luther unter der Verwendung der Formel sola gratia wieder aufgenommen wird, wird im Römerbrief erstmals ausgearbeitet.[3] Hier wird die Gegensätzlichkeit von ungeschuldeter Gnade und der Werkgerechtigkeit beschrieben und zugleich der Gegensatz zwischen Gerechtigkeit aufgrund des Glaubens an Christus und Gerechtigkeit aufgrund von Werken unter den Gesetzen thematisiert (Römer 3,23–24 EU).[4]

Gnade in der Patristik

Westliche Patristik

Gerade im Christentum der westlichen Patristik hat die Frage nach der Willensfreiheit im engeren Sinne eine wichtige Stellung, weil damit das Problem angesprochen wird, inwiefern der Mensch aus eigener Kraft vor Gott gerecht werden und sich dem Heil zuwenden kann. Im christlichen Kontext behandelt die Frage nach der Willensfreiheit demnach das Verhältnis von Freiheit und Gnade Gottes. Augustinus von Hippo betont die Wichtigkeit der Gnade Gottes, weil der Mensch von sich aus die Sünde nicht überwinden kann (eingeschränkte Willensfreiheit). Das Wesen der Sünde ist der Bruch des Verhältnisses zu Gott bzw. die Abwendung von Gott. Die Ursünde Adams hat mit der grundsätzlichen Abwendung von Gott zu tun und geschah nach Augustinus in freier Entscheidung. Die Erbsünde aller Nachkommen Adams kommt jetzt aus der Natur des Menschen und ist ein Zustand der Gottesferne. Laut Augustinus wirkt Gott dem entgegen und erlöst den Menschen aus diesem Zustand, denn in der Nachfolge Jesu Christi könne der Weg zum Guten eingeschlagen werden. Wirkliche Freiheit wird so zu einem Geschenk Gottes.

Die Synode von Karthago im Jahr 418 regelte dogmatisch vor allem die Lehre von der Erbsünde (Kanones 1 bis 3) und die Lehre von der christlichen Gnade der Erlösung (Kanones 3 bis 8). Die Bischöfe verurteilten die Lehre des Pelagianismus, ebenso den Pelagianer Caelestius und sie erneuerten die Exkommunikation von Pelagius. Das abendländische Christentum ist von der Gnadenlehre des Augustinus und dessen Bestätigung auf der Synode von Karthago wesentlich geprägt.[5]

Östliche Patristik

Die Entwicklung der Gnadenlehre hängt stark an den Auseinandersetzungen von Augustinus und Pelagius und der Etablierung der Erbsündenlehre in der Westkirche. Die Orthodoxie kennt keine Erbsündenlehre in dieser ausgeprägten Form. Daher kennt östliche Patristik auch keine Gnadenlehre im engeren Sinn, weil sie nicht explizit zwischen Heilshandeln und Gnade unterscheidet. Denn Gottes ganzes Heilshandeln wird als Gnade angesehen. Sie entfaltet demgemäß die Lehre von der Gnade in Verbindung mit Trinitätslehre und Geistlehre. Weil die ostkirchliche Tradition stark pneumatologisch orientiert ist, wird das Wirken des Heiligen Geistes nicht zuletzt auch durch die Liturgie im Sinne der Vergöttlichung des Menschen gesehen.

Mittelalter

Ab dem 12. Jahrhundert ist die Scholastik die wesentliche theologische Richtung, die auch die weitere Entwicklung der Gnadenlehre prägt. Dessen bekannteste Vertreter sind Anselm von Canterbury und Thomas von Aquin.

Anselm von Canterbury thematisiert die Erlösung durch das Kreuz als wesentliches Geschehen für die Gnadenlehre. Der Mensch schuldet Gott als seinem Schöpfer Ehre und Anbetung, aber die Sünde verletzt Gottes Ehre und zerstört die Beziehung zu Gott. Die Wiederherstellung dieser Ehre Gottes kann nur durch ein ebenbürtiges Gegenüber wieder hergestellt werden. Anselm kommt zu dem Schluss, dass nur ein Gott-Mensch für alle Menschen vor Gott eintreten kann. Jesus Christus stellt durch die freiwillige Hingabe die Ordnung wieder her. Jesus Christus erweist dem Vater die von der Schöpfung her geschuldete Ehre. Gott schenkt dem Menschen die Ehre – hier gleichbedeutend mit Gnade und Erbarmen.

Thomas von Aquin knüpft an Augustinus an und prägte die westliche Lehre von Gnade. Er thematisiert die Gnade im Zusammenhang mit der Sehnsucht nach Gottes Gemeinschaft, nach der sich der Mensch sehnt. Es gibt ungeschaffene Gnade (in Gott selbst bestehend) und geschaffene Gnade gegenüber dem Menschen. Gott schenkt seine Freundschaft freiwillig. Der Menschen kann dieses Geschenk annehmen. Er kann sich dieses Geschenk der Gnade aber nicht verdienen, sondern nur darum bitten. Die frei geschenkte Gnade ist eine Gnadengabe (Charisma), um den Menschen in die Lage zu versetzen, anderen zu helfen und zur Rechtfertigung zu kommen.

Reformation

Die wachsende Autonomie der menschlichen Freiheit fordert die staatskirchliche Sichtweise von der Freiheit von Gottes Gnade heraus. Martin Luther versteht das Gnaden- und Heilshandeln Gottes zuerst als Rechtfertigung des Menschen vor Gott. Der Mensch als Sünder kann allein durch den Glauben an Gott Gnade erwarten, aber nicht aus der Werkgerechtigkeit heraus. Es gibt keine geschaffene Gnade und die Werkgerechtigkeit kann keine Gnade „erkaufen“, denn dann besteht die Gefahr, dass der Mensch sich die Gnade Gottes zu eigen machen kann. Jesus hat als Einziger das Gesetz vollkommen erfüllt, d. h. Jesus Christus allein ist der Weg zur Gnade (sola gratia – die Gnade allein). Und die Gnade kann alleine aus dem Glauben (Antwort auf Offenbarung) geschehen (sola fide – allein aus Glauben).

Konzil von Trient

Das Konzil von Trient bestätigt im Wesentlichen die Gnadentheologie, die von Thomas von Aquin entwickelt wurde. Es wird die Notwendigkeit der Gnade festgestellt und durch die Betonung der helfenden Gnade (gratias actualis) sichert die absoluten Souveränität Gottes vor allem menschlichen Handeln. Die Freiheit des Menschen und die mögliche verdienstvolle Mitwirkung werden gegenüber der reformatorischen Haltung der Ablehnung der Einbeziehung der Werke in das Rechtfertigungsgeschehen beibehalten.[6]

Neuzeit

Verständnis der römisch-katholischen Kirche

Die Gnade ist auch im heutigen Glaubens- und Lebensverständnis ein Schlüsselbegriff für das geglaubte Verhältnis von Gott und Mensch und des göttlichen Heilshandeln zugunsten des Menschen. Die Gnade ist in erster Linie Gott selbst, der dem Menschen seine Liebe schenkt (ungeschaffene Gnade). In seinem Gnadenhandeln ist Gott völlig souverän und frei, so dass die Gnade Gottes ungeschuldet ist. Das Gnadenhandeln Gottes ermöglicht zwar die Freiheit des Menschen, in eine Beziehung zu Gott zu treten, verweigert sich der Mensch dem Gnadenangebot aber, so verzeiht Gott diese Ablehnung und erbarmt sich des Sünders.

Insofern Gott allerdings eine dialogische Beziehung mit dem Menschen eingeht, zwingt sich seine Gnade diesem nicht auf, sondern ist Anruf an den für ihn offenen und zur Antwort fähigen Menschen.[7]

Die Offenheit kommt aus der Natur des Menschen heraus. Dieser Naturbegriff ist formal als Geschöpflichkeit des Menschen zu fassen – als eine Geschöpflichkeit, die auf Gott als Urheber seiner Existenz verwiesen bleibt. Die Gnade der Selbstmitteilung Gottes führt so auf die Vollendung in der personalen Beziehung zu Gott hin, bedeutet aber auch, dass Natur und Gnade hier als gegensätzliche Begriffe verwendet werden und daher Nichtidentität voraussetzen.

Die göttliche Gnade und die Freiheit der Antwort auf diese stehen nicht in Widerspruch, denn Mensch und Gott sind keine gegensätzlichen Kausalitäten, die sich der anderen gegenüber jeweils durchsetzen müssen. Weil die geschenkte Gnade zugleich auch die frei gesetzte Freiheit bedeutet, kann sich der Mensch in seiner Antwort der Gnade verweigern. Denn die freie Zuwendung Gottes ist erst dann verwirklicht, wenn diese vom Menschen in Freiheit bejaht wird.

Demgegenüber ist die geschaffene Gnade (gratias creata) ein Relationsbegriff, der ein Beziehungsgeschehen beschreibt, wie und auf welche Weise Gott sich dem Menschen zuwendet. Höhepunkt dieser Zuwendung ist Jesus Christus als menschgewordene Gnade. Die geschaffene Gnade hängt unlöslich mit der ungeschaffenen Gnade (gratias increata), dem gnädigen Gott zusammen. Diese Unterscheidung von ungeschaffener Gnade (Gott selbst in seiner Liebe) und geschaffener Gnade (Mensch in der Weise, wie Gottes Zuwendung an ihm wirksam wird) ist in der katholischen Theologie wichtig. Die Freiheit des Menschen und die mögliche verdienstvolle Mitwirkung des Menschen werden betont.

Die Gnade zeigt sich in verschiedenen Gnadenarten. Die heilende Gnade (gratias sanans) erlöst den Menschen von seinen Sünden und gibt ihm als heiligmachende Gnade (gratias santificans) Anteil am ewigen Leben. Die heiligmachende Gnade erneuert den Menschen in grundlegender Weise (erstmals und grundlegend durch die Taufe), die helfende Gnade erleuchtet den Verstand und stärkt den Willen, Gott und den Nächsten zu lieben. Die wirkende (zuvorkommende) Gnade (gratias operans, gratias praeveniens) ist jene Gnade, die die menschliche Freiheit befähigt.

Im römisch-katholischen Verständnis wendet sich der Gläubige im Sakrament der Beichte an Gott. Gott vergibt dem Sünder durch einen bevollmächtigten Priester, der die Funktion des Stellvertreters Jesu Christi einnimmt, die Sünden. Denn nach katholischem Verständnis kann allein Gott – durch einen zum sakramentalen Dienst Bevollmächtigten im Namen Gottes – einem Menschen seine Sünden vergeben.

Der neuzeitliche Freiheitsbegriff fordert die Definitionen der Gnadentheologie von Augustinus von Hippo und Thomas von Aquin heraus. Der Mensch wird in seiner Natur nicht mehr auf die Teilhabe an Gott bezogen. Der katholische Theologe Karl Rahner überwindet die Theorie, dass Gnade dem Menschen etwas Äußerliches ist. Gnade erscheint ihm als etwas Subjektives, nämlich die Unmittelbarkeit zu Gott. Denn der Mensch will in das Geheimnis Gottes hineinwachsen. Neu ist hierbei die Sichtweise, dass Gott der Horizont der Freiheit ist und nicht mehr der gnadenhafte Geber der Freiheit.[8] Die Gnade Gottes wird so zur Ermächtigung zur rechten Freiheit.

Auf den Begriff der Gnade wird heute (in Predigten) zunehmend verzichtet und dieser durch Begriffe wie „Hand Gottes“, „Liebe Gottes“, „Rettung“ oder auch „Befreiung durch Menschenliebe Gottes“ ersetzt.[9]

Reformatorisches Verständnis

Motiv Gesetz und Gnade auf dem Mittelteil des Cranach-Altars in Weimar

Im reformatorischen Verständnis wendet sich der Gläubige im Gebet direkt an Jesus Christus, damit dieser ihm seine Sünden vergibt. Es ist also in beiden Fällen Jesus Christus, der handelt – beim römisch-katholischen Gläubigen durch das Sakrament seiner Kirche, in den protestantischen Kirchen durch das direkte Gebet zu Jesus Christus. Der sündige Mensch muss dabei Gott im Gebet um Vergebung bitten.

Orthodoxie

In der orthodoxen Theologie gilt die Gnade grundsätzlich als ungeschaffene Energie (Tätigkeit) Gottes, die Idee von Gnade als einer geschaffenen Substanz wird hier abgelehnt. Die Heiligung steht hier im Vordergrund, die Rechtfertigung wird kaum thematisiert. Die orthodoxe Kirche kennt die gleichen sieben Sakramente wie die römisch-katholische Kirche. Sie kennt ebenso die gleichen Ämter (Diakon, Priester und Bischof). Die Vergebung der Sünden ist weitgehend mit dem katholischen Verständnis übereinstimmend. Eine wichtige Unterscheidung liegt in den Ämtern. In der katholischen Kirche dürfen nur Priester die Beichte abnehmen, in der orthodoxen Kirche dürfen alle Geistlichen die Beichte, im Sinne des Sündenbekenntnisses, abnehmen, die Absolution erfolgt durch einen Priester oder Bischof.

Befreiungstheologie

Die Grunddimension der Befreiungstheologie in Lateinamerika ist gnadentheologisch und spirituell.[10] Die Befreiung der Armen ist in Analogie zur Befreiung und dem Heilswirken am Volk Israel zu betrachten. Die Kirche geht zu den Armen und folgt so ihrer ursprünglichen Bestimmung, so dass dem Reich Gottes in der Geschichtlichkeit Sinn verliehen wird. Die feministische Theologie der Theologinnen in Lateinamerika knüpft an die spirituelle und gnadentheologische Ausrichtung der Befreiungstheologie an, interpretiert diese aber als Befreiung im Alltäglichen, von den großen Ereignissen in der Geschichte her zur Befreiung im Alltäglichen. Die feministische Theologie kritisiert hierbei ein Sünden- und Gnadenverständnis, das den Menschen unfrei macht.

Analoge Betrachtungen für andere Religionen

Im Judentum ist die Gnade eine Grundeigenschaft eines allmächtigen Gottes, die dieser seinem auserwählten Volk Israel gewährt. Im Islam sendet Gott in einem Gnadenakt seinen Propheten, der den Koran empfängt. Die unterschiedlichen religiösen Strömungen innerhalb des Hinduismus als weitere Offenbarungsreligion interpretieren Gnade in unterschiedlicher Weise. Im nichttheistischen Buddhismus hängt die Befreiung (Nirvana) aus dem Kreislauf des Leidens und der Wiedergeburt nicht von überirdischer Gnade ab.

Literatur

in der Reihenfolge des Erscheinens

  • Emil Brunner: Natur und Gnade. Zum Gespräch mit Karl Barth. J. C. B. Mohr (Paul Siebeck), Tübingen 1934.
  • Karl Barth: Die Botschaft von der freien Gnade Gottes. These 6 der Barmer Erklärung. Evangelischer Verlag, Zollikon-Zürich.
  • Johann Auer: Die Entwicklung der Gnadenlehre in der Hochscholastik. Herder, Freiburg im Breisgau 1951.
  • Artur Michael Landgraf: Dogmengeschichte der Frühscholastik. Die Gnadenlehre. Pustet, Regensburg 1952.
  • Gisbert Greshake: Geschenkte Freiheit. Einführung in die Gnadenlehre. Herder, Freiburg im Breisgau 1977, ISBN 3-451-17963-6.
  • Romano Guardini: Freiheit – Gnade – Schicksal. Drei Kapitel zur Deutung des Daseins. Kösel-Verlag, München 1979; 8. Aufl. 2018: Matthias-Grünewald-Verlag, Ostfildern / Verlag Ferdinand Schöningh, Paderborn, ISBN 978-3-7867-3163-4 (Matthias Grünewald), ISBN 978-3-506-79226-6 (Schöningh).
  • Henning Graf Reventlow, Robert Goldenberg, Eugen Ruckstuhl, Wolf-Dieter Hauschild, Klaus Otte: Gnade: I. Altes Testament, II. Judentum, III. Neues Testament, IV. Dogmengeschichtlich (Alte Kirche bis Reformationszeit), V. Neuzeit/Systematisch-theologisch. In: Theologische Realenzyklopädie (TRE), Bd. 13, 1984, S. 459–511.
  • Gerhard Ludwig Müller (Bearb.): Gnadenlehre (= Texte zur Theologie, Abteilung Dogmatik, Band 7,1). Styria, Graz 1996
  • Hermann Spieckermann: Gnade. Biblische Perspektiven. In: Ders., Gottes Liebe zu Israel: Studien zur Theologie des Alten Testaments (= Forschungen zum Alten Testament. Band 33). Mohr Siebeck, Tübingen 2004, ISBN 3-16-148517-3. S. 20–33.
  • Ulli Roth: Gnadenlehre. Schöningh, Paderborn 2013, ISBN 978-3-506-77647-1.
  • Lenka Karfíková, Vít Hušek, Ladislav Chvátal (Hg.): Gnadenlehre in Schrift und Patristik (= Handbuch der Dogmengeschichte, Band 3: Christologie, Soteriologie, Ekklesiologie, Mariologie, Gnadenlehre, Faszikel 5a). Herder, Freiburg im Breisgau 2016.
  • Johannes Nebel: Zur Entwicklung der Gnadenlehre im 20. Jahrhundert. In: Forum Katholische Theologie, Jg. 32 (2016), S. 127–151.
  • Jonathan Magonet: Gnade und Gerechtigkeit in der Hebräischen Bibel. In: Junge Kirche 1/2017, S. 7–11. (PDF)

Einzelnachweise

  1. M. von Brück: Gnade – I. Religionsgeschichtlich. In: Lexikon für Theologie und Kirche (LThK). 3 Auflage. 4, Herder, Freiburg im Breisgau 2009, ISBN 978-3-451-22100-2, S. 761-763 (hier: 763).
  2. F. Diedrich: Gnade – II. Altes Testament. In: Lexikon für Theologie und Kirche (LThK). 3 Auflage. 4, Herder, Freiburg im Breisgau 2009, ISBN 978-3-451-22100-2, S. 763-765 (hier: 763).
  3. S. Schreiber: D.III. Der Römerbrief. In: Einleitung in das Neue Testament. 2 Auflage. Kohlhammer, Stuttgart 2013, ISBN 978-3-17-018875-4, S. 284.
  4. M. Theobald: Gnade – IV. Neues Testament. In: Lexikon für Theologie und Kirche (LThK). 3 Auflage. 4, Herder, Freiburg im Breisgau 2009, ISBN 978-3-451-22100-2, S. 766-772 (hier: 768).
  5. G. Greshake / E.-M. Faber: Gnade – V. Theologie- und dogmengeschichtlich. In: Lexikon für Theologie und Kirche (LThK). 3 Auflage. 4, Herder, Freiburg im Breisgau 2009, ISBN 978-3-451-22100-2, S. 772-779 (hier: 773/774).
  6. G. Greshake / E.-M. Faber: Gnade – V. Theologie- und dogmengeschichtlich. In: Lexikon für Theologie und Kirche (LThK). 3 Auflage. 4, Herder, Freiburg im Breisgau 2009, ISBN 978-3-451-22100-2, S. 772–779 (hier: 776).
  7. E.-M. Faber: Gnade – VI. Systematisch-theologisch. In: Lexikon für Theologie und Kirche (LThK). 3 Auflage. 4, Herder, Freiburg im Breisgau 2009, ISBN 978-3-451-22100-2, S. 779-785.
  8. K. Rahner: Theologie der Freiheit. In: Schriften. 2 Auflage. Band 6, Benziger, Einsiedeln / Zürich / Köln, S. 215-237.
  9. G. Bitter: Gnade – VIII. Praktisch-theologisch.. In: Lexikon für Theologie und Kirche (LThK). 3 Auflage. 4, Herder, Freiburg im Breisgau 2009, ISBN 978-3-451-22100-2, S. 787-789.
  10. M. Eckholt: Der Mensch in der Gnade Gottes. Würzburg 2019, S. 46-48.
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