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Glyptothek (München)

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Glyptothek
Glyptothek in München in 2013.jpg

Glyptothek am Münchner Königsplatz
Daten
Ort München
Art Antike Skulpturensammlung
Architekt Leo von Klenze
Eröffnung 1830
Betreiber Staatliche Antikensammlungen Bayerns
Leitung Florian Knauß
Website www.antike-am-koenigsplatz.mwn.de
Leo von Klenze: Glyptothek (sog. Pariser Vorentwurf 1815)

Die Glyptothek (Audio-Datei / Hörbeispiel Anhören?/i) im Kunstareal München ist ein unter Ludwig I. errichtetes Museum für die Sammlung antiker Skulpturen und wurde von 1816 bis 1830 nach Plänen Leo von Klenzes am Königsplatz in München errichtet.

Nur ein Teil der Sammlung stammt aus dem alten Besitz der Wittelsbacher, ein Großteil geht auf die Sammelaktivität Ludwigs I. zurück.[1] Hauptwerke der Sammlung sind vor allem der Barberinische Faun, die sogenannte Trunkene Alte, der Knabe mit der Gans, die Eirene mit dem Ploutosknaben und die 1813 erworbenen wertvollen Giebelfiguren vom Aphaia-Tempel in Ägina, die so genannten Ägineten sowie die beiden Kouroi, der Münchner Kouros und der Kouros von Tenea.

Das Pendant zur Glyptothek sind die ehemals als Museum antiker Kleinkunst bezeichneten Staatlichen Antikensammlungen. Sie liegen auf der Südseite des Königsplatzes gegenüber der Glyptothek und beherbergen antike Gebrauchs- sowie Kunstobjekte in Form von Tongefäßen, Statuetten aus Ton und Bronze, Goldschmuck, Glas, Gemmen etc.

Das Gebäude

Inneres, um 1900
Fassade, um 1900
Fassade während der Generalsanierung 2019

Baugeschichte

Das Bauwerk wurde im Auftrag von Kronprinz Ludwig, dem späteren König Ludwig I., am Königsplatz errichtet. Der Architekt Leo von Klenze schuf ab 1815 diesen Platz nach vorausgegangenen Entwürfen von Karl von Fischer in der Art eines antiken Forums, an dessen Nordseite die Glyptothek liegt. Erbaut wurde das Gebäude von 1816 bis 1830 nach Plänen von Leo von Klenze.

Nach der partiellen Zerstörung bei den Luftangriffen auf München im Zweiten Weltkrieg wurde 1947 mit der Rekonstruktion begonnen, 1972 erfolgte die Wiedereröffnung. Der Wiederaufbau wurde maßgeblich vom späteren Museumsleiter Dieter Ohly (Leitung 1962–1978) betrieben. Die 1820 bis 1830 durch Peter Cornelius ausgeführten bedeutenden Fresken Die Götter Griechenlands wurden im Zweiten Weltkrieg zerstört und nicht wiederhergestellt. Es sind nur vereinzelte Fragmente erhalten, und die Nationalgalerie in Berlin besitzt die Kartons. Der 1864 von Klenze im Innenhof errichtete Assyrische Saal wurde nach dem Krieg ebenfalls nicht wiederhergestellt, die acht assyrischen Reliefs und der babylonische Löwe befinden sich heute in der Ägyptischen Staatssammlung. Die im Innenhof aufgestellte große Säule stammt aus dem früheren Vestibül des gegenüberliegenden im Inneren modern wieder aufgebauten Gebäudes der Antikensammlungen.

Seit Oktober 2018 erfolgt eine umfassende Generalsanierung. Die Wiedereröffnung ist für Oktober 2020 geplant.[2]

Baubeschreibung

Die dreizehn rechteckigen, quadratischen oder runden Säle sind um einen Innenhof angeordnet, das Vestibül im Mittelbau überragt die Säle an Höhe. Vor dem Vestibül befindet sich die Säulenvorhalle mit zwölf ionischen Säulen. Die darüber liegende Giebelgruppe von Johann Martin von Wagner stellt Athena als Beschützerin der plastischen Künste dar. Die Außenwände sind mit sich in Nischen befindenden Skulpturen geschmückt, während sich die Fenster zum Innenhof hin öffnen. Die Skulpturen stellen mythische oder geschichtliche Repräsentanten der Künste dar, an der Vorderseite zum Königsplatz hin sind es Dädalos, Prometheus, Hadrian, Perikles, Phidias und Hephaistos. An der westlichen und östlichen Seite des Gebäudes sind es Bildhauer der Renaissance und der Entstehungszeit der Glyptothek (darunter Bertel Thorvaldsen und Antonio Canova), deren Werke früher im Saal der Neueren ausgestellt waren und später in die Neue Pinakothek verbracht wurden.

Die Direktion der Glyptothek befindet sich im Haus der Kulturinstitute. Direktor der Münchener Glyptothek ist seit 2011 der Archäologe Florian Knauß.

Die Sammlung

Sammlungsgeschichte

Die Glyptothek besitzt Skulpturen, Mosaike und Reliefs von archaischer Zeit (ca. 650 v. Chr.) bis in die spätrömische Zeit (ca. 550 n. Chr.). Einige Skulpturen befanden sich schon lange im Besitz der Wittelsbacher, so war Die trunkene Alte ein Geschenk an den Kurfürsten Johann Wilhelm von der Pfalz. Die Sammlung geht jedoch in erster Linie auf König Ludwig I. zurück, der bereits als Kronprinz seit 1804 begann, antike Skulpturen systematisch zu erwerben. Sein Vater hatte dafür wenig Verständnis. "Mein verrückter Sohn will wieder Geld ausgeben, dessen bin ich mir sicher, um alten Plunder zu kaufen, und er hofft, dadurch Griechen und Römer aus dieser Rasse von Biertrinkern zu machen", charakterisierte Max I. Joseph in einem Brief das Hobby des Thronfolgers.[3] Ludwigs Kunstagent Johann Martin von Wagner erwarb in Rom 1813 den Barberinischen Faun und im selben Jahr in Griechenland die Giebelfiguren vom Aphaia-Tempel in Ägina, die so genannten Ägineten. Leo von Klenze ersteigerte 1815/16 in Paris die in Rom aufgefundenen Bildnisse der Göttin Eirene und des Diomedes, während der aus der Sammlung Kaiser Rudolfs II. in Prag stammende Ilioneus von Ludwig 1814 in Wien selbst erworben wurde. Eine Statue die vermutlich den Schmiedegott Hephaistos darstellt ist der sogenannte Münchner König, den Ludwig I. im Jahre 1815 in Paris aus der Sammlung Albani erwarb. In späterer Zeit gelangen weitere Erwerbungen, so gelangte 1853 der Apoll von Tenea und 1909 der sogenannte Münchner Kouros in die Glyptothek. Der 1938 gekaufte, ebenso berühmte Diskuswerfer von Esquilin (Diskuswerfer von Myron) musste zehn Jahre später auf Druck der amerikanischen Besatzungsmacht an Italien zurückgegeben werden.

Detail der Ägineten

Archaische Periode (700–490 v. Chr.)

Hauptwerke der archaischen Kunst sind insbesondere die frühgriechischen Jünglingsstatuen (Kouroi), darunter der Münchner Kouros (Jüngling aus Attika, ca. 540 v. Chr.) und der Apoll von Tenea (Kouros aus Tenea bei Korinth, ca. 560 v. Chr.) sowie die Ägineten (Giebelfiguren des Aphaia-Tempels von Ägina, ca. 500-480 v. Chr.).

Klassische Periode (490–323 v. Chr.)

Unter den bekanntesten Werken der griechischen Klassik sind zu nennen: das Bildnis des Homer (460 v. Chr.), der Münchner König (460 v. Chr.), die Statue des Diomedes (430 v. Chr.), die Medusa Rondanini (440 v. Chr.), die Grabstele des Mnesarete (380 v. Chr.), die Statue der Eirene (370 v. Chr.), der Alexander Rondanini (ca. 338 v. Chr.) und der kniende Jüngling Ilioneus (ca. 320 v. Chr.).

Hellenistische Periode (323–146 v. Chr.)

Bekanntestes Werk des Hellenismus ist der Barberinische Faun (220 v. Chr.). Weitere römische Kopien berühmter griechischer Bildwerke aus dieser Zeit sind unter anderen der Knabe mit der Gans (ca. 250 v. Chr.) und Die trunkene Alte (ca. 200 v. Chr.).

Römische Skulpturen (150 v. Chr. – 550 n. Chr.)

Eine römische Nachahmung im klassischen Stil ist auch der Jünglingskopf aus Bronze (um Christi Geburt). Die Glyptothek besitzt eine reiche Sammlung römischer Porträts, darunter die berühmten Bildwerke, die Marius und Sulla (ca. 40 v. Chr.) darstellen sowie zahlreiche Kaiserporträts, darunter Augustus (ca. 40 n. Chr.), Nero (65 n. Chr.), Septimius Severus (200 n. Chr.) und seine Gemahlin Julia Domna (195 n. Chr.). Eine Statue mit Schwertgurt heroisiert Domitian als Prinz (um 75 n. Chr.). Mit Unterstützung der Kulturstiftung der Länder konnte die Glyptothek 2017 aus dem spanischen Kunsthandel einen 1937 in Córdoba ausgegrabenen und zu Lebzeiten entstandenen Kopf des Caligula erwerben. Der Kaiser trägt hier wie das Münchner Porträt seines Vorfahren Augustus (Augustus Bevilacqua) die Corona civica.[4][5] Zu den Attraktionen gehört der „Apollon Barberini“, eine kolossale Statue des Apollon als Kitharöden (1./2. Jh.n. Chr.).

Antike im Kunstareal

Der Bestand der Glyptothek wird durch die antike Vasenkunst, die Bronzen und den Goldschmuck in den Antikensammlungen ergänzt, die mit der Glyptothek als ein Museum geführt wird. Griechisch-römische Plastiken, die seit hellenistischer Eroberung in Ägypten entstanden sind, befinden sich im Staatlichen Museum Ägyptischer Kunst. Für die Abgüsse antiker Skulpturen aus anderen Museen der Welt gibt es an der Ostseite des Königsplatzes eine eigene Sammlung.

Bedeutende Ausstellungen (Auswahl)

Direktoren

Rezeption

Die Ny Carlsberg Glyptotek in Kopenhagen wurde in Anlehnung an die Münchener Glyptothek benannt.

Literatur

  • Alice Klose: Der Wiederaufbau des Neuen Museums in Berlin als Inszenierung der eigenen Geschichte. Der Wandel im Umgang mit Fragmenten im Vergleich mit der Glyptothek in München. Dissertation München 2015 (Universitätsbibliothek LMU München).
  • Adrian von Buttlar und Bénédicte Savoy: Glyptothek and Alte Pinakothek, Munich. Museums as Public Monuments. In: Carole Paul (Hrsg.). The First Modern Museums of Art. The Birth of an Institution in 18th- and Early-19th-Century Europe. The J. Paul Getty Museum, Los Angeles, CA 2012, ISBN 978-1-60606-120-6, S. 304–329.
  • Carole Paul (Hrsg.): The First Modern Museums of Art. The Birth of an Institution in 18th- and Early-19th-Century Europe. The J. Paul Getty Museum, Los Angeles, CA 2012, ISBN 978-1-60606-120-6.
  • Raimund Wünsche: Glyptothek München. Meisterwerke griechischer und römischer Skulptur. Beck, München 2005, ISBN 3-406-42288-8.
  • Leon Krempel und Anthea Niklaus (Hrsg.): Cornelius, Prometheus, der Vordenker. Beiträge zum Symposium. Zur Eröffnung der Ausstellung: Die Götter Griechenlands. Peter Cornelius (1783–1867). Die Kartons für die Fresken der Glyptothek in München. München 2004.
  • Thorsten Marr: Die Münchner Glypthothek und das Dresdner Albertinum. Zur Vermittlung und Wertschätzung von Museumsausstattungen im 19. Jahrhundert. In: Leon Krempel und Anthea Niklaus (Hrsg.). Cornelius, Prometheus, der Vordenker. Beiträge zum Symposium. Zur Eröffnung der Ausstellung: Die Götter Griechenlands. Peter Cornelius (1783–1867). Die Kartons für die Fresken der Glyptothek in München. München 2004, S. 84–97.
  • Franziska Dunkel: „Keiner, der des Preises würdig ware“? Zum Gutachten über den Architekturwettbewerb für Invalidenhaus, Walhalla und Glyptothek. In: Münchner Jahrbuch der bildenden Kunst 53, 2002, S. 253–281.
  • Hugo Meyer: Die erdichtete Glyptothek. Der Weg des Spätaufklärers David Friedrich Strauß in die Münchner Emigration. Herausgegeben von Michaela Fuchs. Phoibos, Wien 2019, ISBN 978-3-85161-205-9.

Weblinks

 Commons: Münchner Glyptothek – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Glyptothek – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Geschichte. In: www.antike-am-koenigsplatz.mwn.de. Abgerufen am 24. November 2015.
  2. Abendzeitung Germany: München: Glyptothek am Königsplatz für zwei Jahre geschlossen. Abgerufen am 29. April 2019.
  3. Verbeugung vor der Antike. Abgerufen am 5. August 2017.
  4. Glyptothek-Ausstellung. Abgerufen am 24. Juli 2017.
  5. Der letzte Kaiser. Abgerufen am 25. Juli 2017.
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