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Gisèle Halimi

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Gisèle Halimi, geboren als Zeiza Gisèle Élise Taïeb, (geb. 27. Juli 1927 in La Goulette, Tunesien; gest. 28. Juli 2020 in Paris[1]) war eine französische Anwältin, Feministin und Bürgerrechtsaktivistin tunesischer Abstammung.

Leben

Halimi war die Tochter eines Berbers und einer Jüdin, besuchte das französische Gymnasium (Lycée) in Tunis und studierte dann Jura und Philosophie an der Universität Paris. 1948 machte sie ihren juristischen Abschluss und war ab 1956 in Paris als Rechtsanwältin zugelassen.[2] Sie war Beraterin der Front de Libération Nationale (FLN) und insbesondere 1960 mit dem Fall der gefolterten FLN-Aktivistin Djamila Boupacha befasst, worüber sie 1961 ein Buch schrieb, dem Simone de Beauvoir ein Vorwort beisteuerte. Halimi war auch Mitglied des Russell-Tribunals gegen vermutete Kriegsverbrechen der Amerikaner in Vietnam 1967. Sie verteidigte auch viele baskische Terrorverdächtige und wurde bekannt durch frauenrechtlich relevante Prozesse, wie den eines minderjährigen Mädchens im Pariser Vorort Bobigny 1972, das nach einer Vergewaltigung abgetrieben hatte (Procès de Bobigny[3]). 1971 gründete sie mit Simone de Beauvoir, Jean Rostand, Christiane Rochefort und Jacques Monod die feministische Gruppe Choisir la cause des femmes,[4] um Frauen zu verteidigen, die das „Manifest der 343“ unterzeichnet hatten, in dem sie zugaben illegal abgetrieben zu haben.[5] Gisèle Halimi war bis zu ihrem Tod Vorsitzende des Vereins. Ihre Kampagne spielte eine große Rolle in den Gesetzesreformen zur Legalisierung von Verhütung und Schwangerschaftsabbruch, die Simone Veil 1974 bzw. 1975 als französische Justizministerin durchbrachte. 1981 wurde sie in die französische Nationalversammlung gewählt, wo sie bis 1984 als unabhängige Sozialistin Abgeordnete des Departements Isère war. 1985–1986 war sie französische Delegierte bei der UNESCO (nachdem sie der französische Präsident 1984 beauftragt hatte, deren Effizienz zu untersuchen), 1987 dort französische Vertreterin im Exekutivkomitee und 1989 Beraterin der französischen Delegation bei der UNO. Halimi ist eine der Gründer von Attac. 1994 unterstützte sie Jean-Pierre Chevènement bei den Wahlen zum Europaparlament und kandidierte selbst auf der Liste der MDC (Mouvement des citoyens). 1995 wurde sie offiziell beauftragt, einen Bericht über die Gleichstellung von Frauen in der französischen Politik zu verfassen, den sie 1997 abgab.

Halimi war u. a. die Anwältin von Jean-Paul Sartre (mit dem sie auch befreundet war), Simone de Beauvoir, Françoise Sagan, Henri Cartier-Bresson und Roberto Matta.

Halimi war dreimal verheiratet (u. a. mit Paul Halimi und Charles Faux, dem ehemaligen Sekretär von Jean-Paul Sartre). Sie hat drei Söhne. Ihr Sohn Serge Halimi ist Direktor der Monatszeitschrift „Le Monde diplomatique“. 2013 wurde sie Kommandeur der Ehrenlegion, nachdem sie schon 2006 Offizier und 1997 Ritter der Ehrenlegion war. 2008 machte sie einen Vorschlag von Gleichstellungsgesetzen für Europa „Die Meistbegünstigungsklausel – das Beste für Europas Frauen“.[6]

Sie starb am 28. Juli 2020, einen Tag nach ihrem 93. Geburtstag, in Paris.

Schriften

  • Alles was ich bin – Tagebuch einer ungeliebten Tochter. Malik 2000, Piper 2002 (französisch Fritna, Plon 1999, Erinnerungen von Halimi an ihre Mutter).
  • mit Simone de Beauvoir: Djamila Boupacha. 1962, Gallimard 1991.
  • Le Procès de Burgos. 1971 (sie nahm 1970 an dem Prozess teil).
  • Le lait de l´oranger. Autobiographie. Gallimard 1988.
  • La Cause des femmes. Grasset 1973, 1992.
  • Avortement, une lois en procès. 1973.
  • Mitautorin: Le programme commun des femmes. Grasset 1978.
  • Une embellie perdue. Gallimard 1994.
  • La nouvelle cause des femmes. 1997.
  • Avocate irrespectueuse. Edition Plon, 2002.
  • La Kahina. 2006.
  • L´étrange Mr.K. Plon 2004.
  • Le Procès de Bobigny. Choisir la cause des femmes. Gallimard 2006 (Vorwort Beauvoir).

Weblinks

 Commons: Gisèle Halimi – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. L'avocate et figure du féminisme Gisèle Halimi est morte à 93 ans
  2. in Tunis war sie schon 1949 als Anwältin zugelassen
  3. verfilmt 2006 von François Luciani für das französische Fernsehen mit Sandrine Bonnaire
  4. choisirlacausedesfemmes.org (dort ist fälschlicherweise das Gründungsjahr 1977 angegeben)
  5. darunter Halimi selbst, Simone de Beauvoir, Christine Delphy, Catherine Deneuve, Marguerite Duras, Brigitte Fontaine, Bernadette Lafont, Violette Leduc, Ariane Mnouchkine, Jeanne Moreau, Marie Pillet (die Mutter von Julie Delpy), Marie-France Pisier, Yvette Roudy, Françoise Sagan, Delphine Seyrig, Nadine Trintignant, Agnès Varda, Marina Vlady, Monique Wittig
  6. Stefan Simons: Frauenrechte: Gleichberechtigung durch juristischen Kunstgriff. In: Der Spiegel. 27. November 2008.
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Gisèle Halimi aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.