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Gewaltfreie Aktion

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Gewaltfreie Greenpeace-Aktion gegen Esso

Als gewaltfreie Aktion (GA, englisch: nonviolent action) werden alle politischen oder sozialen Widerstands- und Auseinandersetzungsformen bezeichnet, die bewusst auf Gewalt gegen andere Menschen verzichten (Gewaltfreiheit). Gene Sharp hat die Methoden der GA in folgende Untergruppen klassifiziert:

Das Spektrum der von ihm zusammengestellten 198 Aktionsformen reicht von Protestschreiben und Flugblättern über Demonstrationen, Kundgebungen, Sit-ins, Straßentheater, Aufrufen zum Konsumentenboykott, Streiks, „Dienst nach Vorschrift“ bis hin zu kalkulierten Regelverletzungen und bestimmten Formen der Sachbeschädigung.[1]

Je nach Rechtssystem und Regierung des Landes, in dem diese Methoden angewendet werden, können die genannten Aktionsformen zu direkten Gewaltreaktionen staatlicher Kräfte führen und strafrechtliche Konsequenzen für die Beteiligten haben.

Beispiele

Mahatma Gandhi, ein bekannter Menschenrechts-Aktivist und Vertreter der Gewaltfreiheit
Aktion gegen die Waldschlösschenbrücke und die damit verbundene CO2-Emission

In seinem 1937 erschienenen Buch "An Encyclopaedia of Pacifism"(deutsch: "Plädoyer für den Weltfrieden und Enzyklopädie des Pazifismus", Knaur 1993) gibt Aldous Huxley eine Definition von gewaltlosem Widerstand:

"Gewaltloser Widerstand bedeutet nicht Nichtstun. Er bedeutet, die ungeheure Kraftanstrengung zu unternehmen, die nötig ist, um das Böse mit dem Guten zu besiegen. Diese Kraftanstrengung baut nicht auf starke Muskeln und teuflische Waffen: Sie baut auf moralische Tapferkeit, auf Selbstbeherrschung und auf das unvergessliche, zähe Bewusstsein, dass es auf Erden keinen Menschen gibt - so brutal, so persönlich feindselig er auch sei - ohne angeborenes Fundament von Güte, ohne Liebe zur Gerechtigkeit, ohne Achtung vor dem Wahren und Guten; all dies ist für jeden erreichbar, der die geeigneten Mittel verwendet."

Berühmte Beispiele gewaltfreier Aktionen sind der von Gandhi initiierte Salzmarsch im indischen Unabhängigkeitskampf und der von Martin Luther King jr. mit organisierte Montgomery Bus Boycott. International wurde die Diskussion in den 60er Jahren in der War Resisters International (WRI) geführt. Emmeline Pankhurst entwickelte ein Konzept des gewaltfreien Widerstands für die Frauenbewegung, das auch Hungerstreikaktionen umfasst.

Wenn bewusst Methoden eingesetzt werden, die in dem betreffenden Land gesetzeswidrig sind, handelt es sich um zivilen Ungehorsam.

Eine weitere Perspektive der Gewaltfreie Aktion kann die Gewaltfreie Revolution darstellen. Der Begriff entstand nach dem Zweiten Weltkrieg im Zusammenhang mit der Herausbildung der Neuen Linken vor allem in Europa und Nordamerika und vereinigt zwei politik-theoretische Strömungen, nämlich die pazifistische Tradition der Gewaltfreiheit und die sozialrevolutionäre Tradition der Arbeiterbewegung. Es entsteht eine Verbindung von Gewaltkritik und Staatskritik, die in sozialen Bewegungen wirksam wird. Theoretische Wurzeln finden sich im Anarchosyndikalismus (oder USA: IWW, Industrial Workers of the World) und im Pazifismus.

Deutschland

In Deutschland gibt es Diskussionen zur Gewaltfreien Revolution[2] in den Gruppen um die Zeitschrift Graswurzelrevolution und in der Internationale der Kriegsdienstgegner/innen (IDK). Zahlreiche Vereine und Initiativen befassen sich in Deutschland mit Theorie und Praxis gewaltfreier Aktionen, darunter die Föderation Gewaltfreier Aktionsgruppen (FöGA), die Werkstatt für gewaltfreie Aktion Baden, der Bund für Soziale Verteidigung, die Pressehütte Mutlangen, die Kurve Wustrow, das Archiv aktiv und die Humanistische Bewegung. Die Zeitschriften „Gewaltfreie Aktion“ und „Graswurzelrevolution“ befassen sich mit Theorie und Praxis der GA.

Bekannte deutsche Beispiele sind die Aktionen gegen den NATO-Doppelbeschluss vom 12. Dezember 1979 zur Stationierung von Pershing II und Cruise Missile Raketen in der Bundesrepublik und die Montagsdemonstrationen 1989/1990 in der DDR.

Siehe auch

Weblinks

Literatur

  • Sharp, Gene: Methods of Nonviolent Action. Boston 1973, ISBN 0-87558-071-8
  • Sharp, Gene: Von der Diktatur zur Demokratie - Ein Leitfaden für die Befreiung. Das Lehrbuch zum gewaltlosen Sturz von Diktaturen, Beck, München 2008, ISBN 978-3-406-568176
  • Wolfram Beyer (Hrsg.), G. Lakey / M. Randle: Gewaltfreie Revolution – Beiträge für eine herrschaftslose Gesellschaft, Oppo Verlag Berlin 1988
  • Gewaltfreie direkte Aktion – Merkblatt auf den Seiten von netzwerkB
  • Tempel, Konrad Anstiftung zur Gewaltfreiheit. Über Wege einer achtsamen Praxis und Spirituatlität, Aphorisma, Berlin 2008, ISBN 978-3-86575-005-1

Einzelnachweise

  1. Gene Sharp "Von der Diktatur zur Demokratie - Ein Leitfaden für die Befreiung. Das Lehrbuch zum gewaltlosen Sturz von Diktaturen", Beck, München 2008, S. 101.
  2. Howard Clark: Gewaltfreiheit und Revolution. Wege zur fundamentalen Veränderung der Gesellschaft, Berlin 2014 Verlag Internationale der Kriegsdienstgegner/innen, IDK
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Gewaltfreie Aktion aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.