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Geschichte Kolumbiens

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Präkolumbische Epoche

Als die spanischen Eroberer Ende des 15. Jahrhunderts Südamerika erreichten, betraten sie einen Kontinent, der schon seit Jahrtausenden von Menschen bewohnt war. Allerdings gab es vor Ankunft der Spanier im Gebiet des heutigen Kolumbiens kein Großreich wie etwa das der Inka, das große Teile des südlicheren Südamerikas umfasste. Die präkolumbischen Kulturen bestanden, der geographischen Zerstückelung des Landes entsprechend, aus kleineren und voneinander relativ unabhängigen Volksstämmen.

Die Epoche vor dieser Entdeckung durch Christoph Kolumbus wird präkolumbisch genannt. Sie ist nicht zu verwechseln mit der präkolumbianischen Epoche. Dieser Begriff bezeichnet die Zeit vor der Gründung Großkolumbiens.

Ureinwohner

Die Besiedlung Amerikas erfolgte sehr wahrscheinlich von Norden. Die ersten Siedler erreichten den Doppelkontinent vor frühestens 18.000 Jahren. Sie waren Nomaden, die langsam über Zentralamerika nach Südamerika kamen. In den Felsvorsprüngen von El Abra, die im Osten von Zipaquirá liegen, wurden 1967 Steinwerkzeuge gefunden, die auf das Jahr 10460 v. Chr. ± 160 datiert werden. Die ersten Menschen müssen dementsprechend schon vor diesem Datum das Gebiet des heutigen Kolumbiens erreicht haben. Neuere Funde kommen aus Pubenza in Cundinamarca. Sie wurden älter datiert.

In der Sabana von Bogotá wurden bei Tequendama Werkzeuge aus Stein gefunden, die etwa tausend Jahre jünger sind. Unter den Werkzeugen befinden sich Pfeil- und Lanzenspitzen, Messer und Kratzwerkzeuge. Sie zeugen von einer aufwendigen Herstellung und weisen auf spezialisierte Jäger hin. Aus der Zeit zwischen 7.500 und 6.500 v. Chr. wurden nur wenige Objekte gefunden. Diese bestehen zum größeren Teil aus Holz, nur wenige sind aus Stein gefertigt. Außerdem wurden aus dieser Zeit vermehrt Tierknochenwerkzeuge gefunden. Erste komplette Menschenskelette werden auf um 5.000 v. Chr. datiert und zeugen von einer anderen körperlichen Statur als die der Muisca, die diese Region später besiedelt haben.

Agrikultur (5.000 v. Chr. - 1.200 n. Chr.)

Die ersten Hinweise auf Pflanzenproduktion im Gebiet des heutigen Kolumbien befinden sich in der Gegend der Montes de María, die in den heutigen Departamentos von Bolívar, Sucre und Atlántico liegen. Im Atlántico wurden Töpfe und andere Tonobjekte gefunden, die auf die Zeit zwischen 5.000-4.000 v. Chr. datiert werden. Diese ersten Menschengruppen, die sich mit Ackerbau beschäftigten, lösten sich teilweise auf. Man vermutet, dass sie ihr Wissen der Fischerei und Töpferei in die spätere Zenú-Kultur einbrachten als sie in den Norden migrierten.

Erstaunlich war der Fund von agrikulturellen Niederlassungen mit Töpfereien inmitten des Amazonasregion (Arararcuara), die aus dem Jahr 2.700 v. Chr. kommen. Die Ausgrabungsstelle Zipacón 1 weist außerdem darauf hin, das die Pflanzenproduktion in der Gegend von der Sabana de Bogotá bis nach 1320 v. Chr. gepflegt wurde.

Indigene Völker

San Agustín

Die Spuren der Besiedlung um San Agustín reichen bis in das 600 Jahrhundert v. Chr. zurück. Der Blütezeit der Kultur von San Augustín fällt in die ersten Jahrhunderte unserer Zeitrechnung. Aus dieser Zeit stammen auch die meisten der noch heute zu besichtigenden megalithischen Statuen, die den Figuren auf der Osterinsel ähneln. Die Erbauer der Statuen lebten im heutigen Departamento Huila und im Norden vom Caquetá.

Die dabei genutzten Bautechniken liegen genauso im Dunkeln wie die Herkunft der ersten Siedler. Die These, dass es sich bei den ersten Siedlern um Mitglieder der Teotihuacán- und Oayaca-Kulturen gehandelt habe, die auf dem Wasserwege oder über Zentralamerika in die Gegend von San Augustín gezogen seien, wird in Fachkreisen weitgehend abgelehnt.

Chibcha

Die Chibcha siedelten vor allem in den Hochebenen, in der im Norden des Landes gelegenen Sierra Nevada de Santa Marta sowie in den kühleren Regionen im Zentrum des Landes. Die Angehörigen der Chibcha-Kultur bildeten die zahlenmäßig größte und am weitesten entwickelte Kultur im heutigen Kolumbien. Sie verfügten über fortgeschrittene Kenntnisse auf dem Gebiet der Mathematik, benutzten für ihre landwirtschaftlichen Tätigkeiten und religiösen Feste einen Kalender und besaßen eine Hieroglyphenschrift. Da sie zerstreut lebten, bildeten sie kein geschlossenes Volk. Die herausragendsten Gruppen innerhalb der Familie der Chibcha waren die Muisca und die Tayrona.

Arawak

Die Arawaks bewohnten die Regionen der Flüsse Amazonas, Putumayo und Caquetá. Ihre Kultur war weit fortgeschritten und sie waren spezialisiert auf Ackerbau sowie auf die Verarbeitung von Gold und Baumwolle.

Kolonialzeit

Nach der Entdeckung Mittelamerikas durch spanische Seefahrer entstanden mit Santa Marta (gegr. 1527) und Cartagena de Indias (gegr.1533) die ersten kolonialen Stützpunkte an der kolumbianischen Karibikküste.

Großkolumbien

Als im Jahr 1537 die ersten spanischen Entdecker unter Gonzalo Jiménez de Quesada in das Andengebiet vordrangen, wurden die Chibcha unterjocht. Die Spanier erbauten einige Siedlungen, die die ehemaligen indianischen Handelszentren ersetzten, so zum Beispiel Santa Fé de Bogotá und Tunja (gegr. beide 1539). Wenig später erfolgte die Gründung einer Provinz, aus der sich das Vizekönigreich Neugranada entwickelte.

Seit den ersten Unabhängigkeitsbestrebungen 1810

Bereits neun Jahre vor der eigentlichen Unabhängigkeit Kolumbiens wurde die erste Republik gegründet, die immerhin sechs Jahre Bestand hatte. Kolumbien wurde 1819 nach der Schlacht von Boyacá als Teil Groß-Kolumbiens unabhängig. Simón Bolívar wurde der erste Präsident. Nachdem sich Groß-Kolumbien, das die heutigen Staaten Venezuela, Ecuador, Panama und Kolumbien umfasste, 1831 auflöste, wurde Kolumbien selbständig, bis 1858 behielt man allerdings den Namen Neugranada. 1858 bis 1863 hieß das Land dann Granada-Konföderation, bis man es zu Ehren von Christoph Kolumbus in Kolumbien umbenannte. Von 1863 bis 1886 war der offizielle Name des Staats „Vereinigte Staaten von Kolumbien“, seit 1886 trägt er seinen heutigen Namen „Republik Kolumbien“. Das heutige Panama blieb bis 1903 Teil Kolumbiens. Grenzstreitigkeiten nach dem Vertrag von Salomón-Lozano gipfelten 1933 im Kolumbianisch-Peruanischen Krieg. Diese kurze militärische Auseinandersetzung, die Kolumbien gewann, kostete auf beiden Seiten etwa 200 Soldaten das Leben (die meisten starben durch Dschungelkrankheiten) und führte zu keiner Grenzverschiebung. Kolumbien hatte den Status quo ante gesichert.

La Violencia

Brennende Straßenbahn vor dem Kongressgebäude während der Bogotazo genannten Unruhen 1948

1948 wurde Jorge Eliécer Gaitán, aussichtsreichster Kandidat für die anstehenden Präsidentschaftswahlen, ermordet. Er hatte sich als Anwalt einen Namen gemacht und über Massaker an der Arbeiterbewegung in Kolumbien berichtet. Ihm wurde zugetraut, eine Landreform durchzuführen und die Armut der Landbevölkerung zu bekämpfen. In der Unterschicht erfreute er sich großer Beliebtheit, bei den etablierten Liberalen und vor allem den Konservativen war er indes gefürchtet. Am 9. April 1948 wurde Gaitán von einem geistig verwirrten Attentäter erschossen. Spontan entzündeten sich schwere Unruhen; vor allem in Bogotá verloren Polizei und Militär vorübergehend die Kontrolle (Bogotazo). Um so blutiger erfolgte die Reaktion der staatlichen Sicherheitsorgane und der von konservativen Politikern bezahlten Banden, den so genannten pájaros und chulavitas. Diese operierten vor allem in ländlichen Räumen, wo sie zahlreiche Massaker an Zivilisten verübten. Der bereits seit 1946 tobende Konflikt - La Violencia (wörtlich "die Gewalt") - zwischen konservativen Kampfgruppen und liberalen Guerillagruppen erreichte unter der Präsidentschaft des radikal-konservativen Laureano Gómez (1950 - 53) seinen Höhepunkt. Nach einem Militärputsch unter General Gustavo Rojas Pinilla ebbte die Violencia dank einer großzügigen Amnestiegesetzgebung zunächst ab. In dieser zweiten Phase des Konfliktes (1953 - 57) machten sich jedoch zunehmend radikale Gruppen bemerkbar, die Rojas' Amnestie ablehnten und unter dem Einfluss der kommunistischen Partei agierten. Die aus den liberalen bäuerlichen Selbstverteidigungsgruppen (repúblicas independientes) hervorgegangenen Guerillagruppen sollten die Herrschaft des Generals überdauern. Daneben überlebten auch solche Banden, die ausschließlich ökonomische Motive verfolgten. Aus diesem Grunde beschränkte sich die Violencia im Wesentlichen auf das kolumbianische Hochland, insbesondere auf Zonen des Kaffeeanbaus (Tolima, Valle del Cauca, Cauca, Boyacá, Antioquia, Viejo Caldas). In den Küstenregionen kam es hingegen kaum zu Massakern und Vertreibungen. In der östlichen Region der Llanos erhob sich weiterhin die schlagkräftige Guerillatruppe der Llanos unter Guadalupe Salcedo. In der dritten Phase der Violencia (1958 - 63) hatte es der nunmehr demokratische Staat schließlich mit den so genannten "Bandoleros", sprich marodierenden Banden, zu tun. Diese verfolgten zumindest in offizieller Lesart keinerlei politische Interessen mehr. Unter der Regierung von Alberto Lleras Camargo (Frente Nacional) war es ebenfalls zu einer Amnestie gekommen, die zur Auflösung zahlreicher Guerillagruppen und konservativer Gegen-Guerilla-Truppen geführt hatte. Sowohl die ökonomisch motivierten Bandoleros als auch die unter dem Einfluss der kubanischen Revolution (1959) stehenden kommunistischen Guerilleros leisteten jedoch weiterhin Widerstand. Die Bombardierung der ehemaligen república independiente Marquetalia im Departement Huila führte im Jahre 1964 schließlich zur Gründung der noch heute aktiven Guerillaorganisation FARC. Die "historische" Violencia war damit jedoch zu Ende und einer neuen Phase verschiedener, eng miteinander verwobener violencias gewichen. Zwischen 1946 und 1953 waren mehr als 200.000 Zivilisten den Kämpfen zum Opfer gefallen.

Militärdiktatur (1953–1957)

Unterstützt von einem Teil der politischen Eliten verhinderte der General Gustavo Rojas Pinilla im Juni 1953 den drohenden Zerfall des Landes durch einen der - im Vergleich zu anderen lateinamerikanischen Ländern - wenigen Putsche in der Geschichte Kolumbiens. Rojas errichtete für vier Jahre eine Militärdiktatur. Die meisten Kampfgruppen der Liberalen und der Konservativen lösten sich infolge einer Amnestiegesetzgebung auf. Viele ihrer ehemaligen Mitglieder wurden jedoch in den folgenden Jahren ermordet. Diese Erfahrung bestärkte die kommunistischen Gruppen in dem Vorhaben, ihre Waffen nicht abzugeben.

Nationale Front (1958–1974)

Die Militärdiktatur wurde 1957 nach einem Generalstreik beendet. Auf Initiative des ehemaligen konservativen Präsidenten Laureano Gomez (1950-1953) und des ehemaligen liberalen Präsidenten Alberto Lleras Camargo (1945-1946, 1958-1962) wurde die Regierung ab 1958 durch die Nationale Front, einem Zusammenschluss aus liberaler und konservativer Partei, gestellt. Nachdem sich die Mitglieder des Partido Liberal und des Partido Conservador («los godos») seit ihrer Gründung bekämpft hatten, wurde nun erstmals eine von beiden Parteien friedliche Übereinkunft bei Regierungs- und Verwaltungsangelegenheiten erzielt. Der Präsident kam alle vier Jahre abwechselnd aus den Reihen der Liberalen bzw. der Konservativen und die Legislative sowie die öffentlichen Organe wurden unabhängig vom jeweiligen Wahlergebnis paritätisch aufgeteilt.[1]

Die Präsidenten des Frente Nacional waren: Alberto Lleras Camargo (Partido liberal)1958 - 62, Guillermo Leon Valencia (Partido conservador) 1962 - 66, Carlos Lleras Restrepo (Partido liberal) 1966 - 70 und Misael Pastrana Borrero (Partido conservador) 1970 - 74.

Carlos Lleras Restrepo war der bedeutendste Präsident des Frente Nacional, wenn auch manche seiner Reformen, beispielsweise die Landreform, Fehlschläge mit weitreichenden Auswirkungen waren.

Seit Mitte des 20. Jahrhunderts

Kolumbien gehört zu der 1969 gegründeten Andengemeinschaft, die seit 1995 eine Freihandelszone zwischen den Mitgliedsstaaten aufgebaut hat.

Seit Jahrzehnten dauert nun schon ein Bewaffneter Konflikt in Kolumbien an. Nach einer weiteren Welle von Gewalt und Terror verhängte Präsident Álvaro Uribe Vélez am 12. August 2002 für 90 Tage den Ausnahmezustand.

Der im Jahre 2003 von Uribe begonnene Demobilisierungsprozess mit den Paramilitärs drohte zu scheitern. Ein Grund dafür war das spurlose Verschwinden des Gründers der Paramilitärs, Carlos Castaño, ein anderer die Forderung der Paramilitärs, für ihre Taten, einschließlich des Drogenhandels, nicht bestraft und an die USA ausgeliefert zu werden. Bis April 2006 wurden 30.000 tatsächliche oder angebliche Mitglieder der AUC-Paramilitärs entwaffnet.

Ein beschlagnahmter Computer des ehemaligen Kommandanten Jorge 40 enthält Hinweise auf Pläne, Bauern anzuheuern, die sich als ehemalige Paramilitärs ausgeben und eine Demobilisierung vortäuschen sollen. Die Zahl der tatsächlich demobilisierten Paramilitärs kann dementsprechend nicht mit Sicherheit angegeben werden.

Trotz der Demobilisierung vieler Paramilitärs agieren in weiten Teilen des Landes weiterhin entsprechende Gruppen. Einige paramilitärische Einheiten wurden seit Beginn des Demobilisierungsprozesses gar neu gegründet, so z.B. die Aguilas Negras (span. Schwarze Adler).

Siehe auch

Literatur

  • Thomas Fischer: 40 Jahre FARC in Kolumbien. Von der bäuerlichen Selbstverteidigung zum Terror. In: Sozial.Geschichte, 20:1 (2005), S. 77-99.
  • Hans-Joachim König: Kleine Geschichte Kolumbiens, Verlag C.H.Beck oHG, München 2008, ISBN 978-3-406-56804-6.
  • Marco Palacios: Between Legitimacy and Violence: A History of Colombia, 1875-2002, Durham: Duke University Press 2006. ISBN 0-8223-3767-3.
  • Gonzalo Sánchez: Bandoleros, gamonales y campesinos. El caso de la Violencia en Colombia, El Áncora, Bogotá, 1983

Weblinks

 Commons: Geschichte Kolumbiens – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Frente Nacional. Quetzal, März 2008, abgerufen am 26. Dezember 2008.
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