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Geschichte Bulgariens

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Dieser Artikel beschäftigt sich mit der Geschichte Bulgariens von der ersten Besiedlung Bulgariens und dessen unmittelbarer Umgebung bis zur Gegenwart.

Vor der Staatsgründung

Thrakische Kunst. Rhyton aus dem Goldschatz von Panagjurischte.

Vorgeschichte und Antike

Das Gebiet des heutigen Bulgarien ist bereits seit der Steinzeit besiedelt (Beispiel: Karanowo-Kultur). Ein 1972 im Gräberfeld von Warna gefundener Goldschatz wird auf die Zeit zwischen 4600 bis 4200 v. Chr. datiert und gilt damit als älteste derartige Ausgrabung weltweit. Die in der Bronzezeit dort lebenden Thraker wurden bereits von Homer erwähnt. Außerdem besiedelten Makedonier das Gebiet. Vom 11. bis 6. Jahrhundert v. Chr. bestand ein erstes thrakisches Staatsgebilde, welches im 7. Jahrhundert v. Chr. seine Blüte erlebte.

29 v. Chr. wurde die Region von Rom erobert, wobei sich die Provinzen Macedonia, Thrakien, Moesia und Dacia auf dem Gebiet des heutigen Bulgarien erstreckten. Die Thraker wurden romanisiert und nach der Teilung des Römischen Reichs verblieben sie im 5. Jahrhundert bei Byzanz. Nach der slawischen Besiedlung der Balkanhalbinsel ab dem 7. Jahrhundert (Landnahme der Slawen auf dem Balkan) verschmolz die verbliebene romanische und griechische Bevölkerung (siehe dazu auch den Artikel Jireček-Linie) allmählich mit den Neuankömmlingen. Übrig blieben vereinzelte Gruppen von romanischsprachigen Walachen (Rumänen im Nord-Westen und Aromunen im Süden) und Griechen (entlang der Schwarzmeerküste).

Ab der 2. Hälfte des 3. Jh. n. Chr. begann die Völkerwanderung mit einer Bewegung der Stämme und Völker von Ost nach West und von Nord nach Süd – mit Richtung auf die großen kulturellen Zentren der Alten Welt. Das Römische Reich durchlebte eine große Krise. Barbaren aus Asien und Zentraleuropa drangen leicht in die römische Provinzen ein, besonders in die römischen Provinzen auf dem Balkan. Die Grenze (der Limes) verschob sich allmählich von der Donau bis an die Hänge des Balkangebirges. Goten, Gepiden, Karpen, Sarmaten, Alanen, Hunnen und andere Völker durchqueren das Gebiet des heutigen Bulgarien oder ließen sich dort lange nieder. So brachten sie auch ihre Tradition und Kultur mit in dieses Gebiet.

Nach dem Tode des Hunnenführers Attila (453) spalteten sich die bulgarischen Stämme auf, um 482 vom byzantinischen Kaiser Zenon gegen die Ostgoten zu Hilfe gerufen zu werden. 493 erschienen die ersten Bulgaren südlich der Donau.[1] In der folgenden Zeit beteiligten sich die Bulgaren an Streif- und Plünderungszügen auf byzantinisches Territorium und erreichten 619 mit den Awaren Thessaloniki und 626 Konstantinopel.

Großbulgarisches Reich

Das Großbulgarische Reich und seine Spaltung


Das alte Großbulgarische Reich, wie es von byzantinischen Gelehrten genannt wurde (griechisch ἣ παλαιά μεγάλη Βουλγαρία hē palaia megalē Boulgaria ‚das alte große Bulgarien‘), entstand nach der Befreiung der bulgarischen Stämme von der Herrschaft der Göktürken um 632 als militärisches Völkerbündnis unter Khan Kubrat zwischen dem Fluss Kuban und dem Asowschen Meer. Im Jahr 635 schloss Kubrat einen Friedensvertrag mit dem byzantinischen Kaiser Herakleios. Um 654 teilte sich Großbulgarien in drei Teile, die Reiche der sogenannten Schwarzen, Weißen und Blauen Bulgaren, auf.

Erstes Bulgarisches Reich

In der 2. Hälfte des 7. Jahrhunderts kam es zum Zerfall des Großbulgarischen Reiches der Protobulgaren im Nordosten des Schwarzen Meers. Der älteste Sohn Kubrats, Khan Batbajan musste sich den Chasaren unterwerfen. Im Zuge des Krieges gegen die Chasaren zogen sich die Bulgaren unter Khan Asparuch, dem dritten Sohn des Khan Kubrats, Richtung Südwesten zur Donau zurück und übertraten den Fluss an der Grenze zur inzwischen verwaisten oströmischen Provinz Moesia secunda. 679 erhoben sie Anspruch auf die Gebiete im Raum der Dobrudscha und ließen sich dort nieder. Die dort bis dahin staatenlos siedelnden Slawen wurden unterworfen und tributpflichtig gemacht. Außerdem sollten sie den Protobulgaren zukünftig Heerfolge gegen Ostrom leisten.[2] Wenig später erfolgte unter Khan Asparuch die Gründung eines großen Stammesverbandes, der im Nachhinein als Erstes Bulgarisches Reich, auch Donaubulgarisches Reich oder Reich der Blauen Bulgaren bekannt wurde. Als Hauptstadt wurde später die slawische Gründung Pliska gewählt.

Im Sommer des Jahres 680 unternahm der byzantinische Kaiser Konstantin IV Pogonatos einen Feldzug gegen die Bulgaren. Der Krieg endete 681 mit einem Friedensvertrag, der faktisch den neuen Staat Bulgarien anerkannte. Darüber hinaus regelte der geschlossene Vertrag die neuen Staatsgrenzen, ein Flottenmoratorium und eine Tributpflichtigkeit Konstantinopels. Somit wurde Bulgarien zum dritten anerkannten Staat in Europa und einer der wenigen, dem das Oströmische Reich tributpflichtig war.

Territoriale Ausdehnung Bulgariens unter Khan Krum
Das Bulgarische Reich unter Simeon
Donaubulgarien, Wolgabulgarien und Europa um das Jahr 1000
Die byzantinische Themenverwaltung auf dem Balkan um 1045

Das Territorium des Reiches wurde unter Asparuchs Nachfolger Khan Terwel (700–721) beträchtlich erweitert. In dieser Zeit entwickelte sich Bulgarien zu einer ernstzunehmenden politischen Kraft. Unter Khan Krum (803–814) wurde es zu einem der drei mächtigsten Staaten Europas. Im Bündnis mit dem fränkischen Kaiser Karl dem Großen wurde das Awarische Khanat vernichtet. Das bulgarische Herrschaftsgebiet dehnte sich fortan im Norden bis an die Flüsse Theiß und im Osten bis zum Fluss Dnister, im Westen grenzte es nun unmittelbar an das Fränkische Reich, im Süden reichte es bis zur Mariza und Adrianopel. Reformen nach byzantinischem Muster stärkten die Stellung des Herrschers und beseitigten den Einfluss des konkurrierenden bulgarischen Adels (dadurch Slawisierung des Staates).

Nachdem Knjas Boris I. Michail (852–889) im Jahr 864 das Christentum zur offiziellen Religion erklärte, verschwanden nach und nach die ethnischen Unterschiede zwischen Slawen, Protobulgaren sowie den Nachfahren der antiken Bevölkerung und es bildete sich eine bulgarische Nationalität heraus. Seit der Christianisierung bis 1018 entwickelte sich in Bulgarien eine Hochkultur. Am Ende des 9. Jahrhunderts entwarfen die aus Thessaloniki stammenden Brüder Kyrill und Method das erste slawische Alphabet (Glagolica) und übersetzten als erste das Neue Testament in eine heute Altkirchenslawisch genannte Sprache. 893 wurde in einem Konzil der Bulgarischen Kirche Altslawisch als Liturgiesprache eingeführt. Am Hof der bulgarischen Zaren reformierte einer ihrer Schüler, Kliment von Ohrid, das glagolitische Alphabet und gründete eine Universität in Ohrid. Er war aber vor allem Missionar und Schriftsteller und leistete einen entscheidenden Beitrag zur Entstehung der slawischen Literatur. Auch die typisch bulgarische Kirchenmusik begann sich in dieser Zeit zu entwickeln.

Zar Simeon I. (893–927), der den Beinamen der Große trug, machte Weliki Preslaw zur Hauptstadt, um mit den alten heidnischen Traditionen komplett zu brechen. Ohrid, Pliska und die neue Hauptstadt wurden zu Zentren des Goldenen Jahrhunderts der slawischen Kultur. Während seiner Regierungszeit, wahrscheinlich in der Schule von Preslaw, wo der Heilige Naum tätig war, wurde das kyrillische Alphabet entwickelt und eingeführt. Simeon gründete die Bulgarische Patriarchalkirche. Unter ihm wurde Bulgarien zu einem der mächtigsten Staaten Europas, dessen Gebiet nahezu die gesamte Balkanhalbinsel umfasste und sich fast bis an die Mauern Konstantinopels erstreckte.

Unter Zar Peter I. und Zar Boris II. verringerte sich die Macht durch innere Streitigkeiten, 963/69 spaltete sich ein Westbulgarisches Reich ab. Im Jahr 971 eroberte Byzanz das ostbulgarische Restreich, und die Hauptstadt wurde nacheinander nach Sredez, Skopje, Prespa, Bitola und Ohrid verlegt. Unter Zar Samuil (976–1014) wurde Ohrid Hauptstadt des Samuilschen Reiches. Nach der Niederlage des Heeres unter Samuil in der Schlacht von Kleidion 1014 und unter Iwan Wladislaw im Jahr 1018 wurde unter Knjaz Presian II. ganz Bulgarien durch Basileios II. von Byzanz, dem sogenannten Bulgarentöter, unterworfen. Nach der Eroberung wurde Bulgarien in fünf byzantinische Themen (Provinzen) gegliedert: Makedonien, Bulgarien, Paristrion, Thrakien und Strimon.

Zweites Bulgarisches Reich

1040 kam es unter Peter Deljan zu einem Aufstand unter Beteiligung der Warägergarde (in der der spätere norwegische König Harald Hardråde Mitglied war), der von Byzanz niedergeschlagen wurde. Deljan behauptete, Nachkomme des großen bulgarischen Zaren Samuil zu sein, der von Basileios II. 1014 besiegt worden war. Ein weiterer Restaurationsversuch fand unter Konstantin Bodin statt, der 1072 mit seinem Vater an der Spitze eines Aufstandes gegen Byzanz im heutigen Mazedonien teilnahm und sich in Prizren zum bulgarischen Zaren krönen ließ. Er stammte mütterlicherseits aus der Dynastie der Komitopuli.

Zwischen Balkangebirge und Donau waren die von den Brüdern Assen und Peter geführten Aufstände 1185–1187 erfolgreich und gipfelten 1186 in der Errichtung des Zweiten Bulgarischen Reiches. Da die ersten Herrscher aus dem Haus Assen stammten, wurde das Reich anfangs auch „Reich der Assenen“ oder „Assenidenreich“ genannt. Das Zentrum der Bewegung war die Stadt Tarnowo, die daher die vierte Hauptstadt wurde. In den folgenden Jahrzehnten konnte Bulgarien die Schwäche des Byzantinischen Reiches ausnutzen, das nach der Eroberung Konstantinopels durch die Lateiner 1204 schließlich in mehrere Teilstaaten zerfiel.

Zwischen 1197 und 1207 war Kalojan, der jüngere Bruder Peters und Assens, Zar Bulgariens. Dessen militärische Erfolge festigten den Staat. Gegen byzantinische Beeinflussungsversuche schloss der Zar einen Bund mit Papst Innozenz III. Bulgarien sollte zur römisch-katholischen Kirche übertreten, im Gegenzug wurde Kalojan der Titel Rex verliehen. Der Bund war jedoch nur von kurzer Dauer. Kalojans Truppen zogen erfolgreich gegen die Ritter des Vierten Kreuzzuges. Sie schlugen am 14. April 1205 einen Teil des Kreuzritterheeres in der Schlacht von Adrianopel und konnten den Kaiser des Lateinischen Kaiserreiches Balduin von Flandern gefangennehmen.

Bulgarien unter Iwan Assen

Zar Iwan Assen II. regierte von 1218 bis 1241. Seine Herrschaft war durch eine Reihe militärischer Erfolge und seine diplomatischen Fähigkeiten geprägt. Nach der siegreichen Schlacht von Klokotniza am 9. März 1230 erstreckte sich der bulgarische Staat wieder über ein großes Territorium zwischen dem Schwarzen Meer im Osten, der Adria im Westen, dem Ägäischen Meer im Süden, den Karpaten und dem Fluss Dnister im Norden und Nordosten. Somit stieg Bulgarien wieder zur stärksten Macht auf der Balkanhalbinsel auf. Als Zeichen seines Sieges ließ Iwan Assen die Kirche Heilige 40 Märtyrer in seiner Hauptstadt Weliko Tarnowo erbauen. In einer in ihr eingebauten Säule ließ er folgende Inschrift meißeln:

„Im Jahre 1230 ließ ich, Iwan Assen, der in Christus dem Herrn fromme Zar und Selbstherrscher der Bulgaren, Sohn des Alten Assen, diese allerheiligste Kirche von den Grundmauern aus aufbauen und mit Malereien ausschmücken zu Ehren der Heiligen Vierzig Märtyrer, mit deren Hilfe ich im zwölften Jahr meiner Regierung in den Kampf in Thrakien zog, das griechische Heer vernichtete und selbst den griechischen Zaren Theodoros Komnenos mit allen seinen Bojaren gefangen nahm. Ich eroberte alle Länder von Adrianopel bis Durazzo – das griechische, albanische und serbische Land. Die Franken behielten nur die Städte um Konstantinopel und diese Stadt selbst, fügten sich der Obrigkeit meiner Macht, da sie selbst keinen anderen Zaren außer mir hatten, und dank mir ihre Tage verbrachten, denn so befahl es Gott, weil ohne Ihn weder ein Wort noch eine Tat vollbracht wird. Ihn sei Ehre in alle Ewigkeit! Amen.“[3][4]

Die bulgarischen Staaten Mitte des 14. Jahrhunderts

1237 unterlag Iwan Assen I. einer mongolischen Streitmacht und starb, noch ehe der Mongolensturm 1242 sein Reich, das kaum Widerstand leistete, zerstörte.[5] Ungarn, Nikäa und Serbien rissen in dem folgenden Chaos Teile Bulgariens an sich.

Seit der Rückeroberung Konstantinopels durch die Byzantiner (1261) kam es wieder zu verstärkten Auseinandersetzungen mit Byzanz, aber auch mit Ungarn, und seit Ende des 13. Jahrhunderts erwuchs dem Bulgarischen Reich im aufstrebenden Serbien ein ernsthafter Konkurrent an der Westgrenze. Im 14. Jahrhundert spaltete sich das Bulgarische Reich in mehrere voneinander unabhängige Staaten und Fürstentümer – am größten war das Tarnower Königreich, etwas kleiner das Königreich von Widin und das Fürstentum Dobrudscha und weitere kleinere Fürstentümer in den Rhodopen und in Makedonien. Mit dem Niedergang von Byzanz während der türkischen Eroberungen wurde auch Bulgarien Teil des erstarkenden türkischen Reichs der Osmanen.

Die Schule von Tarnowo steht stellvertretend für die bulgarische Kunst während der Zeit des zweiten Bulgarenreichs, als Architektur, Kunst und Literatur, Musik und geistliches Leben eine rege Entwicklung erlebten. Nach dem Fall Bulgariens wanderten bulgarische Schriftgelehrte, Architekten, Maler und Bauhandwerker aus den Gebieten von Tarnowo, Widin, Dobrudscha in die umliegenden Länder aus und beeinflussten dort die kulturelle Entwicklung erheblich, so in Serbien, der Walachei, der Moldau, Transsilvanien und Russland.

Osmanische Herrschaft

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Am Ende des 14. Jahrhunderts musste sich Bulgarien dem Osmanischen Reich unterwerfen. Nach der Schlacht an der Mariza am 26. September 1371 wurde eine vom Bulgarischen Heer unterstützte antiosmanische Koalition unter dem serbischen König Vukašin Mrnjavčević von den Osmanen geschlagen. Der bulgarische Zar Iwan Schischman war gezwungen, die osmanische Souveränität über sein Reich anzuerkennen. Da Bulgarien in den nächsten Jahrzehnten nicht vor osmanischen Angriffen verschont blieb, kündigte Iwan Schischman den Vasallenstatus 1373. Dies führte dazu, dass Bulgarien zu einem Hauptaufmarschgebiet der osmanischen Eroberer auf der Balkanhalbinsel wurde. 1378 fiel Ichtiman, dem Serdica (das heutige Sofia) 1383 folgte, 1393 wurde die Hauptstadt Tarnowo erobert, was auch das Ende des Zweiten Bulgarischen Reiches bedeutete. Zar Iwan Schischman überlebte zwar in der Festung Nikopol, wurde aber 1395 auf Befehl Sultan Bayezids I. hingerichtet. Nach der Schlacht von Nikopolis 1396 fiel schließlich auch das letzte bulgarische Teilreich um Widin.

Mit dem Niedergang des Hauses Schischman begann die mehr als 500 Jahre währende Herrschaft der Osmanen. Bis Ende des 16. Jahrhunderts war die bulgarische Bevölkerung vom Sklavenhandel betroffen, der zwischen dem Osmanischen Reich und den italienischen Seerepubliken betrieben wurde.[6] Nichtmuslime mussten nicht in der Armee des Sultans dienen, mit Ausnahme derjenigen, die in der Elitetruppe als Janitscharen ausgebildet wurden, wobei bis zum 17. Jahrhundert die Knabenlese (bulgarisch: Кръвен данък kraven danak, „Blutzoll“) als Mittel zur Zwangsrekrutierung angewendet wurde. Die osmanische Herrschaft sicherte außerdem zumindest in den ersten drei Jahrhunderten ihres Bestehens politische Stabilität, religiöse Toleranz und im Vergleich zur vorangegangenen Zeit moderate Steuerlasten. Bulgarien verlor aber seinen Adel, der bei der Eroberung getötet, geflohen oder zum Islam konvertiert und schnell in die osmanische Oberschicht assimiliert worden war. Im Rahmen des osmanischen Millet-Systems wurden die nichtislamischen Untertanen zudem nicht durch territoriale Vertreter, sondern durch das Oberhaupt ihrer jeweiligen Religionsgemeinschaft vertreten. Die Millets genossen erhebliche Autonomie bei Familienrecht, Religion und Erziehung. Die Bulgaren wurden aber dem orthodoxen Millet zugerechnet, das vom griechischen Patriarchat dominiert wurde. Das bulgarische Patriarchat in Tarnovo wurde aufgelöst. Dies sollte später die nationale Wiedergeburt erschweren, denn damit ging ein erheblicher Verlust an kultureller Identität einher, die vor allem in abgelegenen Klöstern in den Dörfern überlebte. Eine mit den frühneuzeitlichen europäischen Fürstentümern und Königreichen vergleichbare Administrative Durchdringung der Gesellschaft fand im Osmanischen Reich dagegen nicht statt. Von den Steuerzahlungen abgesehen regulierten sich die Dörfer weitgehend selbst. Wirtschaftlich wurde Bulgarien mit seinem fruchtbaren Land in der Nähe der Hauptstadt Istanbul Ziel vieler Zuwanderer, vor allem Griechen, Türken und Juden, die die Städte und das wirtschaftliche Leben dominierten.[7]

1404/1408–1413 führte Konstantin II. Assen, Sohn des letzten bulgarischen Zaren Iwan Strazimir, mit Unterstützung der serbischen und walachischen Herrscherhäuser den ersten erfolglosen Aufstand gegen die osmanischen Herrscher an. 1444 scheiterte eine erneute Befreiung Bulgariens durch ein polnisch-ungarisches Heer unter Wladyslaw I., König von Polen und Ungarn, das in der Schlacht bei Warna vernichtet wurde. Der Niedergang des Osmanischen Reiches und die erfolglosen Kriege gegen die Habsburger lösten unter anderem in Tarnowo (1598, 1686 und 1856), in Gabrowo (1686), in Tschiprowzi (1688 und 1737/1738), in Widin (1850), in Belogradtschik (1856) weitere Aufstände aus, die jedoch ebenfalls blutig niedergeschlagen wurden.

Seit dem 16. Jahrhundert bilden die Pomaken unter den bulgarischen bzw. slawischen Muslimen eine eigene Gruppe.

Siehe auch: Islam in Bulgarien

Nationale Wiedergeburt

Hauptartikel: Bulgarische Wiedergeburt
Bulgarische kulturelle und geistliche Einrichtungen im Osmanischen Reich im 18./19. Jahrhundert

Eingangs des 18. Jahrhunderts begann sich unter dem Einfluss der entstehenden bulgarischen Aufklärung langsam ein eigenes Nationalgefühl zu entwickeln, welches in der Forderung nach staatlicher Unabhängigkeit gipfelte. Das 1760–1762 von dem Mönch Paisij Hilendarski geschriebene Buch Slawisch-bulgarische Geschichte gab dazu einen wichtigen Anstoß. Sie verbreitete sich bis zum ersten Druck 1844 ausschließlich handschriftlich. Sie führte dazu, dass die schmale gräzisierte bulgarische Oberschicht ihr eigenes Volkstum und ihre Vergangenheit wiederentdeckten.[8]

Die Veränderungen im kulturellen und geistigen Leben wurden angetrieben durch die Gründung der Neubulgarischen Aufklärungsbewegung (bulg. новобългарското просветно движение) und das Streben nach einer eigenen bulgarischen Kirche. Ziel war die Loslösung der Bildung und Kultur von griechischen Einflüssen sowie die Begründung einer eigenen materiellen und geistigen Kultur. Eine wesentliche Seite dieser Entwicklung zur nationalen Unabhängigkeit war der Kampf gegen die griechische Kirchenmacht und die Errichtung bulgarischer Klosterschulen.

Die Auseinandersetzung mit dem orthodoxen Patriarchat von Konstantinopel führte zur sogenannten Unionsbewegung (bulg. Униатско движение), die sich für eine mit der römisch-katholischen Kirche unierte Kirchenorganisation einsetzte. Geführt wurde diese Bewegung von Dragan Zankow und Georgi Mirkowitsch. So entstand im Osmanischen Reich 1860 die bulgarisch-katholische Kirche, welche auf die Union von Kilkis von 1859 zurückging. Französische Lazaristen hatten sich die Unzufriedenheit der örtlichen Bevölkerung mit den orthodoxen phanariotischen Bischöfen zunutze gemacht und der Bevölkerung eine nationale Kirchenhierarchie versprochen. 1861 war mit Josif Sokolski der erste katholische Erzbischof eingesetzt worden, der auch vom Sultan als Repräsentant der Bulgarischen Christen anerkannt wurde. Die so entstandene Kirche verstand sich als Teil der bulgarischen Nationalbewegung und hatte bis zu 60.000 Gläubige.[9]

Dieser Entwicklung stellte sich das orthodoxe Russland entgegen, das die orthodoxe Kirche noch massiver, auch gegenüber dem osmanischen Sultan unterstütze. So führte die Bulgarische Nationale Wiedergeburt (bulg. Възраждане) mit dem Sultansferman von 1870 auch zur Errichtung der selbständigen Bulgarisch-Orthodoxen Kirche und zum Erstarken bulgarischer Bildung und Kultur. Mit der Errichtung der Bulgarisch-Orthodoxen Kirche wurde die katholische Kirche wieder verdrängt. Der ökumenische Patriarch von Konstantinopel, der den Ferman nicht anerkannte, erklärte bereits 1872 das bulgarische „Exarchat“ für schismatisch.[10]

Die erste weltliche Schule wurde 1835 durch die Kaufleute Wasil Aprilow (1798–1847) und Nikola Palausow (1776–1853) in ihrer Heimatstadt Gabrowo gegründet und finanziert. Diese Reformierung der Klosterschulen wurde durch den Leiter der Schule Neofit Rilski begonnen. Die Schule in Gabrow wurde schnell zum Vorbild für den Aufbau des bulgarischen Schulwesens im 19. Jahrhundert.

1864 wurde aus dem Zusammenschluss der osmanischen Großprovinzen Silistrien, Niş und Widin das Vilâyet Tuna gebildet, welches bis 1878 existierte. Es umfasste Gebiete, in denen die Bulgaren die Bevölkerungsmehrheit stellten: das heutige Südostserbien und Nord-Bulgarien (nördlich des Balkangebirges und südlich der Donau), sowie die ab 1878 rumänische Norddobrudscha,[11] weswegen es auch Vilayet Bulgarien genannt wurde. Das Vilâyet wurde nach französischem Vorbild aufgebaut; es sollte nach der Vorstellung der Hohen Pforte als Musterprovinz für eine Provinzial-Neuordnung fungieren und somit der bulgarischen Unabhängigkeitsbewegung den Boden entziehen.[12]

Das Vilayet war, den Verwaltungsaufgaben eines Départements entsprechend, in mehrere Sandschaks aufgeteilt, die ihrerseits die Aufgabe der französischen Arrondissements übernahmen. An der Spitze des Vilayets stand der Wali anstelle des früheren Beylerbeys. Die Sandschaks wurden von einem mutasarrif, anstelle des bisherigen Sandschakbegs geleitet. Der beratende Diwan wurde abgeschafft und an seiner Stelle sowohl auf Vilayets- als auch auf Sandschakebene ein Verwaltungsrat eingesetzt, dem neben muslimischen Würdenträgern auch drei nichtmuslimische Religionsgemeinschaften (Armenier, Griechisch-Orthodoxe und Juden) angehörten. Damit sollte die nichtmuslimische Bevölkerung mit einbezogen werden. Verwaltungszentrum des Vilayets war Russe (osmanisch Rusçuk), die wichtigste osmanische Festung an der Donau und damals blühende Stadt im Nordosten Bulgariens.[12]

Die Bildung des Vilayet Tuna konnte die unzufriedene bulgarische Bevölkerung, welche die Mehrheit stellte nicht besänftigen, da sie auch im neuen Verwaltungssystem nicht repräsentiert war. Denn mit dem griechisch geprägten ökumenischen Patriarchat von Konstantinopel, welches sie vertreten sollte, kämpfte sie um eine unabhängige bulgarische Kirche (Bulgarisch-griechischer Kirchenkampf).[12]

Einen herben Rückschlag musste die Befreiungsbewegung im Januar/Februar 1873 mit der Festnahme und Hinrichtung ihres Ideologen Wassil Lewski hinnehmen. Lewski, der heute in Bulgarien als Nationalheld gefeiert wird, baute innerhalb des Osmanischen Reiches die Strukturen der Befreiungsbewegung auf. Weitere bedeutende Persönlichkeiten der Befreiungsbewegung waren beispielsweise Georgi Rakowski, Ljuben Karawelow, Todor Kableschkow, Sophronius von Wraza und Christo Botew.

Mit dem Aufstand von Stara Sagora (1875) und der Aprilaufstand von 1876 kam es zum blutigen Höhepunkt der Befreiungsbewegung. Es ist umstritten, ob es sich, wie von bulgarischen Historikern behauptet, um eine nationale Erhebung der „bulgarischen“ Bevölkerung gegen eine Fremdherrschaft gehandelt habe.[10] Die Zahl der nationalbulgarischen Revolutionäre war immer zu gering und örtlich zu isoliert um Einfluss auf die ländliche analphabetische Bevölkerung zu erlangen. Letztlich konnten die Anführer des Aprilaufstandes lediglich einige hundert Aufständische organisieren und waren schnell besiegt.[10] Von einem „nationalen Befreiungskampf“ kann letztlich nicht gesprochen werden.[10]

Fürstentum und Zarentum Bulgarien

Hauptartikel: Zarentum Bulgarien

Entwicklung bis zu den Balkankriegen

Datei:April Uprising 1876small8ur.jpg
Die aufständischen Gebiete während des Aprilaufstands von 1876 und die Grenzen Bulgariens nach der Konferenz von Konstantinopel
Grenzen Bulgariens nach dem Frieden von San Stefano (3. März 1878) und dem Berliner Kongress (Juni 1878)
Appell der mazedonischen Bulgaren an die Großmächte gegen die Entscheidungen des Berliner Kongresses
Bulgarien um 1888

Der Aprilaufstand von 1876 war ein Versuch, Bulgarien von der osmanischen Herrschaft zu befreien. Nach seiner Niederschlagung wurde von dem damaligen britischen Premierminister Benjamin Disraeli zwischen 23. Dezember 1876 und 20. Januar 1877 die internationale Konferenz von Konstantinopel einberufen. Großbritannien entsandte dafür Lord Salisbury als außerordentlichen Botschafter, wo er gemeinsam mit dem russischen Botschafter Graf Ignatiew derartige Forderungen an die Türkei stellte, dass die Konferenz ohne Resultat blieb.[13] Für Bulgarien wurde die Grenzziehung einer oder mehrerer künftiger autonomer bulgarischer Provinzen innerhalb des Osmanischen Reiches vorgeschlagen. Sultan Abdülhamid II. weigerte sich jedoch diese durchzuführen und löste die Konferenz schließlich auf.[14]

Die blutige Niederschlagung des Aprilaufstandes durch die Türken 1876 und das Scheitern der Konferenz von Konstantinopel nahm das Russische Reich im Rahmen der panslawistischen Ideologie als Legitimation zur Kriegserklärung. Der Russisch-Osmanische Krieg wurde mit Härte und großen Verlusten auf beiden Seiten geführt. Nach einer Überquerung der Donau und des Balkangebirges mitten im Winter siegten die russischen Truppen und rückten bis kurz vor Konstantinopel vor. Hier wurde der Frieden von San Stefano geschlossen, in welchem große Gebiete vom Osmanischen Reich abgetrennt und dem neuen Staat Bulgarien zugeschlagen wurden. Dieser sollte zunächst von Russland durch den Generalgouverneur Alexander Michailowitsch Dondukow-Korsakow verwaltet werden.

Durch den Berliner Kongress 1878 wurde dies teilweise revidiert. Bulgarien wurde ein autonomes Fürstentum, das aber dem Osmanischen Reich weiterhin tributpflichtig blieb. Ostrumelien blieb zunächst osmanische Provinz, das Osmanische Reich verzichtete jedoch auf eine militärische Präsenz.

Die Reaktionen auf die Entscheidungen des Berliner Kongresses waren im „San-Stefano-Land“ unterschiedlich. Das im Tarnowo in dieser Zeit tagende Parlament wollte sich auflösen und den von den Großmächten vorgeschlagenen Fürsten nicht wählen; Petitionen wurden geschrieben, Appelle und Abgesandte wurden zu den Botschaften in den Hauptstädten der Großmächte entsandt. Im Land selbst wurden Komitees unter der Bezeichnung „Edinstwo“ (Единство/Einheit) gegründet. Das Erste Komitee wurde in Weliko Tarnowo unter anderem von Stefan Stambolow ins Leben gerufen. Die Komitees hatten sich das Ziel gesetzt, diese Entscheidungen zu revidieren und „Bulgarien in seine nationalen Grenzen vom Frieden von San Stefano wiederherzustellen“. Eine ihrer ersten Handlungen war die Vorbereitung und die Durchführung des Kresna-Raslog-Aufstandes (1878) in Makedonien. Die Verweigerung dieser nationalen Ansprüche und „einer Vereinigung aller Bulgaren“ seitens der Großmächte ist bis heute im kollektiven Nationalbewusstsein der Bulgaren verankert.[15]

Die erste demokratische Verfassung wurde im April 1879 in der mittelalterlichen Hauptstadt Bulgariens Tarnowo beschlossen.[16] Als Vorbild der nach der Stadt benannten Verfassung von Tarnowo diente die Verfassung des Königreichs Belgien. Bulgarien wurde konstitutionelle Monarchie und führte als erstes Land der Region das allgemeine Männerwahlrecht ein. Prinz Alexander von Battenberg wurde zum Fürsten gewählt. Am 25. Junijul./ 7. Juli 1879greg. legte er in Tarnowo seinen Eid vor der Großen Nationalversammlung ab und bestätigte dann die erste Regierung Bulgariens. Erster Ministerpräsident wurde der konservative Politiker Todor Burmow. Bis zum Ersten Weltkrieg teilte sich die bulgarische Politik in eine prorussische (bulg. русофили/russophile) konservative Partei und eine prowestliche (bulg. русофоби/russophobe) Liberale Partei. Makedonische Emigranten stellten dauerhaft ein erhebliches Unruhepotenzial dar.[17]

Die erste Wahl von 1879 ergab einen überwältigenden Sieg der Liberalen, die zuvor die Verfassung maßgeblich geprägt hatten; sie erhielten 140 der 170 Mandate. Fürst Alexander I. (1879–1886) versuchte innere Reformen durchzuführen. Er widersetzte sich jedoch der Politik der Liberalen und versuchte mit dem russlandfreundlichen konservativen Lager zu regieren. Mit Hilfe und Billigung Russlands setzte Alexander I. am 1. Juli 1881 die liberale Verfassung aus[16] und herrschte bis September 1883 über das Land durch das Regime der Vollmachten, musste aber schließlich das Parlament anerkennen. Ihm gelang in der Bulgarischen Krise gegen Willen der Großmächte die Vereinigung Ostrumeliens mit dem Fürstentum Bulgarien und unter seiner Führung besiegte Bulgarien die Serben im Serbisch-Bulgarischen Krieg 1885.

Nach dem Frieden von Bukarest am 3. März 1886 weigerte sich Zar Alexander III., Alexander I. als Herrscher des vergrößerten Bulgarien anzuerkennen. Auf russisches Betreiben putschte nun eine Gruppe prorussischer Offiziere gegen den bulgarischen Fürsten Alexander I. und zwang ihn am 9. August 1886 zur Abdankung. Er wurde nach Russland verschleppt. Mit Unterstützung des bulgarischen Parlamentspräsidenten Stefan Stambolow, der mit Hilfe des Militärs einen Gegenputsch durchführte, konnte Alexander nach Bulgarien und nochmals kurz auf den Thron zurückkehren. Am 7. September 1886 verzichtete er dann jedoch endgültig auf die Herrschaft, da er das Vertrauen des russischen Zaren nicht mehr genoss. Zu seinem Nachfolger wurde 1887 nach langen innenpolitischen Wirren Ferdinand von Sachsen-Coburg und Gotha gewählt.[18]

Ferdinand erklärte am 5. Oktober 1908 die formelle Unabhängigkeit des Zarentums Bulgarien vom Osmanischen Reich und krönte sich mit dem Titel Zar. Dieser Zeitpunkt war gut gewählt, da sich das Interesse der Großmächte wegen der fast zeitgleich erfolgten Annexion Bosniens und der Herzegowina durch Österreich-Ungarn vor allem auf diese beiden Länder richtete. Einiges spricht dafür, dass sich Ferdinand mit Kaiser Franz Joseph I. bei einem Treffen kurz davor in Budapest abgesprochen hatte.

Makedonische Frage

Die ungelöste Makedonische Frage zog einen starken Flüchtlingsstrom aus Makedonien (makedonische Bulgaren, bulg. македонски българи[19]) mit sich. Die makedonischen Flüchtlinge organisierten sich mit den thrakischen Bulgaren. Vor allem etablierten sich jedoch die Emigranten aus Makedonien, wie Andrei Ljaptschew (Ministerpräsident Bulgariens von 1926 bis 1931), Simeon Radew (Diplomat) und Ilija Georgow, bald als eine bedeutende politische Kraft, die in den 1920er-Jahren auch über eine eigene parlamentarische Gruppe verfügte und zeitweise als „Staat im Staate“ angesehen wurde,[20] wodurch ein ständiger Druck auf die politischen Kreise des Landes ausgeübt wurde, sich mit der makedonischen Thematik zu beschäftigen.

Die zunächst nur politisch agierenden Flüchtlingsorganisationen bekamen einen militanten Flügel, die Komitadschi, der in den nicht im bulgarischen Staat eingeschlossenen Gebieten militärische Aktionen unternahm, Aufstände, unter anderem 1878 den Kresna-Raslog-Aufstand, 1902 den Gorna-Dschumaja-Aufstand sowie 1903 den Ilinden-Preobraschenie-Aufstand organisierten und durchführten. Dies trug zur zusätzlichen Radikalisierung der Politik, dem Streben nach der Verwirklichung der Idee des bulgarischen Staates in den Grenzen von San Stefano bei. Der bulgarische Staat versuchte je nach außenpolitischer Lage, diese zu unterstützen oder zu verbieten. Der Versuch, durch eine staatlich kontrollierte Organisation die Aktionen zumindest zu beeinflussen, misslang. Die radikalisierten Flüchtlingsorganisationen (wie die Innere Mazedonische Revolutionäre Organisation und das Oberste Makedonien-Adrianopel Komitee) versuchten ihrerseits die bulgarische Politik zu beeinflussen, in dem sie Schlägergruppen aufstellten, Morddrohungen verschickten und Todesurteile vollstreckten, wie etwa an Stefan Stambolow, um bestimmte politische Entscheidungen im Bezug auf Makedonien durchzusetzen.[21]

In dem neuen Staat formte sich erst langsam ein kollektives Nationalgefühl aus. Er war von Anfang an mit schweren Hypotheken belastet: Die makedonische Emigration im Land bildete dauerhaft ein Unruhepotenzial. Die im San Stefano vorgesehenen Grenzen wurden von den bulgarischen Eliten als legitimer Rahmen eines bulgarischen Nationalstaates gesehen und der Bevölkerung als fester Bestandteil der nationalen Identität vermittelt.[17]

Auch in der Außenpolitik Sofias blieb ein zentraler Punkt das Streben nach einem Bulgarien in den Grenzen von San Stefano, was die Angliederung von Makedonien, Thrakiens und Ostrumeliens, die 1885 erfolgte, miteinschloss. Hinzu kam, dass sich die slawische, nicht serbische Bevölkerung in Makedonien selbst zum Teil bis ins 19. Jahrhundert als Bulgaren verstand[22] und dies wurde von bulgarischer Seite auch so betrachtet: Schon vor 1878 war unter den maßgeblichen Eliten Makedonien unverrückbarer Teil des „Bulgarentums“. Begründet wurde das mit linguistischen Argumenten, mit „historischen Rechten“ unter Hinweis auf die mittelalterlichen bulgarischen Reiche, oder der Zugehörigkeit zur bulgarischen Kirche. In Makedonien liegen jedoch auch die Anfänge der bulgarischen Nationalen Wiedergeburt.[23] Das in San Stefano 1878 projektierte Großbulgarien wurde zum festen Begriff der Nationalbewegung.[24] Bis heute ist Makedonien als Teil der bulgarischen Nation fest im kollektiven Nationalbewusstsein der Bulgaren verankert, und die Infragestellung dieses Ideals ist in breiten gesellschaftlichen Schichten ein Tabuthema geblieben.[24]

Balkankriege und Erster Weltkrieg

Bulgarien, Serbien, Griechenland und Montenegro schlossen sich 1912 zum Balkanbund zusammen und griffen im Ersten Balkankrieg das Osmanische Reich an, um das türkische Makedonien für sich zu gewinnen. Unter der Leitung von General Iwan Fitschew eroberte die bulgarische Armee Adrianopel, Lüleburgaz (Schlacht von Lüleburgaz) und Kırklareli. Das Osmanische Reich musste als Verlierer den Großteil seines europäischen Gebietes abtreten. Wegen eines Streits um die Aufteilung Makedoniens begann Bulgarien, das die Hauptlast des ersten Krieges getragen hatte, 1913 den Zweiten Balkankrieg gegen Serbien und Griechenland. Während die bulgarische Streitmacht an der griechischen und serbischen Front gebunden war, drangen die in den Krieg eingetretenen Rumänen bis nach Sofia vor. Die Osmanen hatten am Ende des Zweiten Balkankriegs mit Hilfe der Freischärler von „Teşkilât-ı MahsusaOstthrakien mit Edirne (Adrianopel) zurückerobert und wie später beim Völkermord an den Armeniern die komplette bulgarische Bevölkerung dort vertrieben oder ermordet. Im Frieden von Bukarest vom 10. August 1913 verlor Bulgarien die zuvor gewonnenen Gebiete, mit Ausnahme von Westthrakien und musste die südliche Dobrudscha an Rumänien abtreten. Makedonien kam größtenteils an Serbien und Griechenland, Adrianopel zurück an das Osmanische Reich.

Bulgarische Flüchtlingskolonne aus Makedonien (1914)

Die nächsten Jahre waren gekennzeichnet von der Suche einer Revanche für diese nationale Katastrophe. Auch die Flüchtlinge die das Land hereinströmten, trugen zur Missstimmung gegenüber den Nachbarn bei. Im Jahre 1914 lebten rund 100.000–150.000 Flüchtlinge und neue Einwanderer im Land.[25] Bulgarien, dessen Bevölkerung durch die Flüchtlinge auf über vier Millionen wuchs, stand vor einem wirtschaftlichen Kollaps. Dieser konnte nur durch ausländische Kredite abgewehrt werden. Als Pariser Banken im Sommer 1914 der bulgarischen Regierung keine Kredite mehr einräumen wollten, gewährte ihn die Deutsche Diskonto-Gesellschaft. Das Geld wurde in die militärische Aufrüstung gesteckt.[26]

Nach der Abkehr von der Triple Entente näherte sich Bulgarien dem Deutschen Kaiserreich an und nahm an der Seite der Mittelmächte am Ersten Weltkrieg teil. Am Vorabend des Ersten Weltkrieges hatten in Bulgarien bei allen wichtigen Parteien makedonische Bulgaren zentrale Posten inne. Sie bildeten, weder im Volk noch im Heer, keine geordnete politische Gruppe, aber sie hatten großen Einfluss und machten deutlich, dass sie mit allen Mitteln gegen eine Politik und ihre Träger vorgehen würden, die Makedoniens Vereinigung mit Bulgarien nicht als Hauptprogrammpunkt betrachteten. Zu Beginn des Krieges stammten allein 60 % des Offizierskorps der Armee aus Makedonien.[27] Auch 40 % der Beamten und 37 % der Priester stammten aus Makedonien.[28] Auch die Presse, die teilweise von aus Makedonien stammenden Emigranten wie Danail Kraptschew oder Andrei Ljaptschew dominiert wurde, schürte die aufgereizte innenpolitische Stimmung mit häufigen Berichten über die Zustände in Makedonien an. Die „makedonischen Kreise“ nutzten auch die sozialen Schwierigkeiten für ihre Vereinigungs-Propaganda.[29] So wurde damals Makedonien für fast alle bulgarischen Parteien die zentrale Frage ihrer Politik, die nationale Lebensfrage schlechthin, ebenso für König, Kirche und Armee.[30]

Die Kriegsziele Bulgariens wurden im Bündnisvertrag des Deutschen Reiches mit Bulgarien vom 6. September 1915 festgehalten. Ein Geheimabkommen, das man zusätzlich zum Bündnisvertrag schloss, enthielt territoriale Bestimmungen zur Vergrößerung Bulgariens. In diesem garantierte das Deutsche Reich Bulgarien den Erwerb und die Annexion des „serbischen Mazedonien“ und Altserbiens von der Mündung in die Donau bis zum Zusammenfluss der „serbischen“ und „bulgarischen Morawa“, über die Kämme von Crna Gora und Šar Planina bis zur bulgarischen Grenze von San Stefano. Im Falle eines rumänischen oder griechischen Kriegseintritts auf Seiten der Alliierten werden dem neuen Verbündeten auch gleich Teile der Dobrudscha und „die durch den Bukarester Vertrag an Griechenland gefallen“ neuen Teile Griechenlands in Aussicht gestellt.[31] Damit wollte sich Bulgarien für die Gebietsverluste vom Sommer 1913 revanchieren und zumindest einen Teil der Gebiete zurückholen, die man im Zweiten Balkankrieg verloren hatte.[32] Mit der Rückgewinnung verlorener Territorien und Einflusszonen verfolgten Staat und Kirche bei Kriegseintritt dasselbe Ziel.[33]

Frankreich versuchte durch einen wirtschaftlichen Vorstoß vergebens, Bulgarien doch noch für einen Kriegsantritt auf der Seite der Entente zu bewegen: Finanziert von der Compagnie Financière de Paribas, sollte der französische Kaufmann Fernan de Closier fast die gesamte bulgarische Getreideernte des Jahres erwerben. Die Aktion flog jedoch auf und der bulgarische Ministerpräsident Wassil Radoslawow verstaatlichte die gesamte Ernte. Am 14. Oktober 1915 trat das Land an der Seite der Mittelmächte in den Weltkrieg ein.

Militäroperationen der Mittelmächte 1915/16 im Ersten Weltkrieg am Balkan

Bulgarien besetzte 1916 zusammen mit den Verbündeten die Dobrudscha. Der Friede von Bukarest (1918) gab Bulgarien die Süddobrudscha sowie Teile der Norddobrudscha zurück. Die Besatzungsgebiete im Westen, Makedonien und die Morava-Region, wurden von der BMARK verwaltet.

Ab dem 15. September 1918 brach der Widerstand der bulgarischen Armee nach einem Durchbruch der Alliierten an der Salonikifront komplett zusammen. Am 25. September 1918 bat die Regierung um Waffenstillstand. Die „Maßlosigkeit“ Ferdinands, die die Entscheidung zugunsten der Mittelmächte entscheidend begünstigt hatte, hatten Bulgarien nach den Balkankriegen in eine zweite Katastrophe getrieben.[34]

Nach dem Ersten Weltkrieg

Bulgarien nach dem Vertrag von Neuilly-sur-Seine

Im Frieden von Neuilly 1919 musste Bulgarien seinen Zugang zum Ägäischen Meer, den Landbereich Thrakien, zwischen den Flüssen Mesta und Mariza, mit dem Hafen Dedeagac (heute: Alexandroupolis) an die Alliierten abgeben. Diese übergaben es bei der Konferenz von Sanremo im April 1920 an Griechenland. Rumänien erhielt nun den südlichen Teil der Dobrudscha, die Gebiete um Caribrod, Bosilegrad und Strumiza gingen an das neu gegründete „Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen“.

Damit war Bulgarien von der Realisierung seines nationalen Ideals wieder weit entfernt. Die traditionelle nationale Politik war in eine Sackgasse geraten und hatte mit der Feindschaft der Nachbarstaaten einen Trümmerhaufen hinterlassen.[34] Die Folgen des Ersten Weltkriegs waren verheerend: Insgesamt verlor Bulgarien 8 % seiner Vorkriegsfläche oder rund 10.750 km². Außerdem sollte Bulgarien Reparationen in Höhe von 2,25 Milliarden Goldfranken zahlen. Der Betrag wurde 1923 auf 550 Millionen gesenkt und 1932 der Rest gestrichen.[35] Die Verwaltung und Verteilung der Finanzen wurden von einer alliierten Kontrollkommission überwacht. Dazu kamen noch der Zustrom von mindestens 200.000 Flüchtlingen,[36] wobei die Zahlenangaben dazu schwanken. Bis 1926 kamen sogar über 800.000 Flüchtlinge ins Land, vor allem aus Ostthrakien und der Dobrudscha,[37] etwas über 100.000 kamen aus Vardar-Makedonien.[38] Zur gleichen Zeit wurden 50.000 Griechen,[39] meist von der Schwarzmeerküste und 1923–1945 rund 230.000 Türken aus Bulgarien vertrieben.[40] Dieses änderte die ethnische Zusammensetzung Bulgariens und verursachte erhebliche soziale Probleme. Das Land, das schon von den Balkankriegen mit Flüchtlingen überfüllt war, stand vor dem Kollaps. Ein Teil der Flüchtlinge konnte in den Gebieten der vertriebenen Griechen und Türken angesiedelt werden. In klösterlichem Besitz befindliche Ländereien wurden teilweise aufgelöst, um mit kleineren Landgütern Lebensgrundlage für viele zu schaffen. Viele Flüchtlinge lebten jedoch elend in Quartieren am Rande der großen Städte und überschwemmten den Arbeitsmarkt. Einige wanderten daraufhin in Übersee aus. Dies alles führte zu einer Reihe ausgedehnter Streiks – allein für das Jahr 1919 sind 150 bekannt.

Handel, Industrie und Landwirtschaft waren schwer beeinträchtigt. Die Landwirtschaft hatte kaum noch Saatgut. In der Industrie herrschte Mangel an Rohstoffen und Energie. Dem Handel fehlten die Transportmittel, die im Krieg eingesetzt und vernichtet worden waren. Die Preise stiegen enorm. Der unglückliche Ausgang des Krieges veranlasste den Zaren, am 3. Oktober 1918 zugunsten seines Sohnes Boris III. zurückzutreten. Dieser spielte in dem von Unruhen zerrissenen Land zunächst eine politisch untergeordnete Rolle, bis er 1935, ein Jahr nach dem Staatsstreich der Gruppe „Sweno“, die Macht als absolutistischer Monarch ergriff.

Regierung des Bauernbundes (1919–1923)

Die soziale Not und politische Unzufriedenheit entlud sich in den Parlamentswahlen im August 1919, die zu einer Abrechnung mit dem gesamten bisherigen politischen Establishment wurden. Der Weltkrieg hatte die Bevölkerung und darunter besonders die Bauern politisiert und führte damit zu einer Erschütterung des bisherigen politischen Systems. Die Parteien versuchten die teilweise noch analphabete Bevölkerung zu manipulieren, vertraten dabei die Interessen der Bevölkerung kaum angemessen. Trotz der üblichen halblegalen Wahlmanipulationen durch die Verwaltung, die durch Klientelismus („partizanstvo“) mit regierungsnahen Personen besetzt war, erreichten die alten Parteien zusammen weniger als 40 % der Stimmen, Sieger waren der Bulgarische Nationale Bauernbund unter Aleksandar Stambolijski (31 %), die Kommunisten (18 %), die in den städtischen Unterschichten Erfolge erzielten, und die Sozialdemokraten (13 %). Bei einer erneuten Wahl im März 1920 erhielt der Bauernbund sogar eine knappe Mehrheit der Sitze.[41]

Die seit Oktober 1919 im Amt befindliche Regierung Stambolijski wollte Bulgarien außenpolitisch aus seiner internationalen Isolation herausführen, aber der einzige Erfolg in diese Richtung war die 1920 erfolgte Aufnahme Bulgariens in den Völkerbund. Mit seiner Absage an Revisionismus verärgerte er die alten Eliten des Landes, die am Bulgarien in den Grenzen von San Stefano festhielten, und das Militär. Die für den Anschluss Mazedoniens an Bulgarien kämpfende Innere Mazedonische Revolutionäre Organisation (IMRO), eine rechtsextreme terroristische Vereinigung, erklärte ihn zu ihrem Hauptfeind.

Innenpolitisch stützte sich Stambolijski auf die Bauern, die 80 Prozent der bulgarischen Bevölkerung bildeten. Er versuchte sie und ihre politische Organisation zum entscheidenden Träger der politisch-demokratischen, wirtschaftlich-sozialen und geistig-kulturellen Entwicklung des Landes zu machen. Damit vertrat er die Interessen der bäuerlichen Mehrheit der Bevölkerung, was eine Demokratisierung der Politik Bulgariens darstellte, vernachlässigte jedoch die Städte und brach mit der noch immer mächtigen alten Elite der städtischen Oberschichten. Er setzte eine progressive Einkommensteuer sowie gewählte Richter durch, entideologisierte die Lehrpläne und reinigte die Lehrerschaft sowohl von extrem nationalistischen wie kommunistischen Vertretern. Er förderte Kooperativen der vielen kleinen Landwirte, um ihre Produktion effizienter zu machen. Sein Ziel war ein korporationistischer dritter Weg zwischen Kommunismus und Kapitalismus.

Mit dem Gesetz über die Arbeitspflicht vom 14. Juni 1920 wurde erstmals eine Art Arbeitsdienst eingerichtet. Männer über 20 und Frauen über 16 sollten zu Arbeiten in allen Zweigen der Volkswirtschaft für 12 bzw. 6 Monate herangezogen werden. Ausgenommen waren verheiratete und muslimische Frauen sowie jene Männer, die den freiwilligen 12-jährigen Wehrdienst ableisteten. Bei Naturkatastrophen und nationalem Notstand konnten Männer im Alter von 20 bis 50 Jahren bis zu vier Wochen dienstverpflichtet werden.

Das zentrale Projekt des Bauernbundes war jedoch die Bodenreform, die auf den Widerstand der Grundbesitzer stieß. In der Bodenreform wurde aller Grundbesitz über 30 Hektar aufgeteilt. Nach dem Grundsatz, dass das Land dem gehören sollte, der es bearbeitet, sollte eine Einzelperson einen Hektar, eine Familie zehn Hektar bewirtschaften. Tatsächlich wurden etwa sechs Prozent des bulgarischen Bodens enteignet und umverteilt. Nirgends in Südosteuropa war der Boden damit so egalitär unter die Besitzer verteilt wie hier.

Allerdings war Stambolijskis Innenpolitik radikaler als alles, was Bulgarien bis dahin gekannt hatte. Es gab eine Pressezensur und für Staatsbedienstete ein Verbot, an Demonstrationen teilzunehmen. Seine „Orange Garde“, eine aus Bauern geschaffene Miliz seiner Partei – Parteimilizen waren in Europa damals nicht unüblich – wurde zunehmend als Zeichen seiner „Schreckensherrschaft“ angesehen. Der Ton Stambolijskis gegen die angeblich moralisch verdorbenen Städte radikalisierte sich zunehmend. Aus seiner Skepsis gegenüber dem Parlamentarismus machte er, der sich als Vertreter von zwei Dritteln des Volkes sah, keinen Hehl.

Aus Misstrauen gegen die alte Elite benutzte er zudem selten den Verwaltungsapparat, sondern baute stattdessen seine Partei zu einer Art Parallelorganisation aus, was die Beamtenschaft gegen ihn aufbrachte. Auch die Korruption, die er an den alten Parteien heftig kritisiert hatte, setzte sich unter seiner Regierung unvermindert fort. Dennoch wurden viele seiner Reformen auch nach dem Ende der Regierung des Bauernbundes beibehalten.[42]

Putsch und Regierung der „Demokratischen Eintracht“ (1923–1926)

Die Politik des Bauernbundes hatte viele Gegner. In den Parlamentswahlen im Frühjahr 1923 gewann dennoch ohne Manipulationen der Bauernbund eine überwältigende Mehrheit, auch wenn die Einführung der Mehrheitswahl dazu beigetragen hatte. Daraufhin schlossen sich politische Kräfte aus Armee, Verwaltungsapparat, der IMRO und den alten Parteien zusammen zum Demokratischen Eintracht (bulg. Демократически сговор/Demokratitscheski Sgowor). In der Nacht vom 8. auf den 9. Juni 1923 fand unter dem Kommando des Hauptmanns Iwan Walkow und des rechtsorientierten Politikers Professor Aleksandar Zankow ein Putsch gegen Stambolijski statt. König Boris III. wusste vermutlich davon, griff aber nicht ein, ebenso wenig die Kommunistische Partei. Die „Orange Garde“ wurde zerschlagen, Alexandar Stambolijski geriet am 14. Juni in Gefangenschaft und wurde schließlich grausam von Mitgliedern der IMRO ermordet. Mit ihm wurden viele Anhänger des Bauernbundes mit Unterstützung der IMRO ohne Urteil beseitigt. In Pirin-Makedonien, der Operationsbasis der IMRO für ihren Guerillakrieg im serbischen Vardar-Makedonien, wurde die IMRO zum „Staat im Staate“ und im Laufe der 1920er-Jahre zum „Staat über dem Staate“ in ganz Bulgarien.[20]

Gefangene nach dem Septemberaufstand 1923

Die neue rechtsgerichtete Regierung unter Aleksandar Zankow verfolgte auch die Kommunisten und ließ 2500 von ihnen am 12. September 1923 ins Gefängnis werfen. Obwohl Stambolijski auch gegen die Kommunisten vorgegangen war, und diese den Bauernbund lange als „bäuerliche Kleinbourgeoisie“ geschmäht hatte, verbündete sich die kommunistische Partei unter dem Druck Moskaus (genauer der Kommunistischen Internationale) mit Stambolijskis Anhängern und startete am 23. September einen Aufstand, um die „Fehler“ vom 9. Juni wieder gut zu machen. Führer dieses Aufstands waren Wassil Kolarow und Georgi Dimitrow. Diese verspätete Auflehnung wurde in nur wenigen Tagen mit mehr als 20.000 Opfern und einem Sieg der Armee blutig beendet. Die Kommunistische Partei wurde verboten.

Die Regierung formierte einen Block „Demokratische Eintracht“ (Demokraticeski sgovor), indem sie versuchte, aus allen Parteien Politiker an sich zu binden. Es sollte eine „Vereinigung verwandter Parteien“ entstehen. Kaum war das passiert, begann eine Differenzierung in die sogenannten Flügel („Stämme“). Der eine gruppierte sich um Zankow, die anderen folgten den gemäßigten Andrei Ljaptschew von den Demokraten und Atanas Burow von der Vereinigten Nationalprogressiven Partei, die ohne Abstriche den Parlamentarismus der Zeit vor 1918 erneuern wollte. Zankovs Regierung muss insgesamt als rechte autoritäre Herrschaft angesehen werden. Ihre Ziele waren die Bekämpfung von Neuerungen, die Steigung der Effektivität des Staates, wirtschaftliche Erholung und außenpolitische friedliche Revision des Vertrages von Neuilly.

Eine Wiederherstellung der öffentlichen Ordnung gelang der Regierung aber nicht, denn die Kommunisten verlegten nach in ihrem Kampf gegen das Regime nun auf Terror. Am Aufsehen erregendsten war ein Bombenanschlag auf die Kathedrale Sweta Nedelja im April 1925, bei dem mehr als 150 Menschen ums Leben kamen. Zar Boris III., dem dieser Anschlag gegolten hatte, war zufälligerweise nicht anwesend. Daraufhin galt von April bis Oktober 1925 der Ausnahmezustand. Die bisherigen Sympathien für den Kommunismus wurden dadurch erheblich vermindert. Auch der seit 1923 oppositionelle Bauernbund erklärte seine Ablehnung des Terrors und der Komintern. Neben den Kommunisten terrorisierte auch die IMRO weiter das Land.

Außenpolitisch konnte die Regierung Zankow, genau wie vorher Stambolijski, keinen entscheidenden Durchbruch bei der Revision des Vertrages von Neuilly erreichen. Mit Griechenland wurde 1924 eine Minderheitenvereinbarung unterschrieben und mit der Türkei 1925 ein Friedens- und Freundschaftsvertrag geschlossen. Die Beziehungen mit Jugoslawien wurden durch verstärkte Bandentätigkeit der IMRO belastet. Die Hoffnungen auf eine Grenzrevision in Thrakien wurden auf der Konferenz von Lausanne enttäuscht.

Die wirtschaftliche Erholung blieb weit hinter den Erwartungen (und dem Bevölkerungswachstum) zurück. Man näherte sich nur allmählich wieder dem Vorkriegsniveau. Neue Felder und Weiden wurden erschlossen, Sümpfe trockengelegt, ertragreichere Pflanzen und neue Terrassen eingeführt. Tabak, Baumwolle, Zuckerrüben und Sonnenblumen blieben die wichtigsten Ausfuhrgüter. In der Industrie taten sich neue Produktionszweige auf: Kautschuk, Glas und Porzellan. Ein weiteres Problem, das die innere Unruhen verstärkte, war die Flüchtlingswelle aus der Dobrudscha, Mazedonien und Trakien mit über 250.000 Flüchtlingen in den Jahren 1919 bis 1925. Den für den Handel sehr wichtigen Zugang zur Ägäis, den Bulgarien nach Art. 48 von Neuilly bekommen sollte, hatte es nie erhalten. Als schließlich die Gewährung der zur wirtschaftlichen Gesundung des Landes dringend benötigten Anleihen in London und Paris von einer innenpolitischen Stabilisierung Bulgariens abhängig gemacht wurde, musste Zankov zurücktreten. Das nächste Kapitel in der bulgarischen Geschichte wurde als „Die Zeit der wirklichen Demokratie“ bezeichnet.

Regierung Ljaptschew, „Volksblock“ und Weltwirtschaftskrise (1926–1934)

Bulgarische Flüchtlinge aus Westthrakien am Bahnhof Swilengrad

Am 4. Januar 1926 wurde der radikale Zankow durch die gemäßigten Andrei Ljaptschew und Atanas Burow abgelöst (bis 1931). Sie versuchten zu demokratischen Prinzipien zurückzufinden, indem sie die Bedeutung des Parlaments unterstrichen, Pressefreiheit und politische Diskussion forderten. Es fand im Februar 1926 eine umfassende Amnestie politischer Häftlinge statt. Die Kommunistische Partei und deren Organisationen, Arbeiterjugendbund und Gewerkschaften wurden ein Jahr später zugelassen. Mit der Durchführung von Kommunal-, Distrikts- und Parlamentswahlen 1926/27 hatte die Regierung die wesentlichen Liberalisierungserwartungen des In- und Auslands erfüllt. Dieser gemäßigte Kurs Ljaptschews wurde mit einer Flüchtlingsanleihe britischer und amerikanischer Banken in Höhe von 2,4 Millionen Pfund Sterling sowie 4,5 Mio. Dollar honoriert.

Am 31. Mai 1927 verließ die Interalliierte Kontrollkommission Bulgarien. Es folgte am 9. Dezember 1927 das Mollow-Kaphantaris-Abkommen mit Griechenland über die Aussiedlung von Bulgaren aus Westtrakien. Dies brachte eine neue Flüchtlingswelle nach Bulgarien und führte zu neuerlichen Versorgungsproblemen. In seiner Außenpolitik dokumentierte Ljaptschew die friedlichen Absichten Bulgariens am 14. November 1928 durch den Beitritt zum Briand-Kellogg-Pakt. Am 20. Januar 1930 wurde im Rahmen der Haager Schlussakte die Reparationssumme von 2,25 Milliarden Goldfranken auf den immer noch nicht zu leistenden Betrag von 171,6 Millionen Goldfranken reduziert.

Das Katholische Krankenhaus in Plowdiw nach dem Tschirpan-Erdbeben (1928)

Am 14. April 1928, Karsamstag wurde Bulgarien von einem schweren Erdbeben heimgesucht. Das Zentrum befand 8 km nördlich von Tschirpan in der thrakischen Ebene.

Die Weltwirtschaftskrise äußerte sich in Bulgarien zunächst als Agrarkrise, die zu einer Preissenkung landwirtschaftlicher Produkte führte, die tief unter dem Rentabilitätswert für die Landwirte lag. Eine gewisse Rolle spielte auch die Agrarreform von 1921 unter Stambolijski sowie die Versäumnisse bei den agrartechnischen Innovationen. Die Industrieproduktion ging um die Hälfte zurück. Die Zahl der Arbeitslosen stieg auf 200.000. Die Krise verursachte allgemeine Unzufriedenheit, die sich gegen die konservative Regierung richtete. So gelangte durch die relativ freien Wahlen vom 21. Juni 1931 der oppositionelle „Volksblock“ an die Macht. Er war eine Koalitionsregierung aus Demokraten, Liberalen und gemäßigten Agrariern, zunächst unter der Führung von Aleksandar Malinow, und ab 12. Oktober 1931 von Nikola Muschanow. Die Regierung enttäuschte die in sie gesetzten Hoffnungen durch innere Zerstrittenheit, fortgesetzte Korruption und Erfolglosigkeit bei der Bekämpfung der Wirtschaftskrise. Sie musste sogar nach Ablauf des Hoover-Moratoriums (Juli 1931 bis Juli 1932) den Zinsendienst für Auslandsschulden einstellen. In der Öffentlichkeit wurde ihr Scheitern auch als Scheitern der Demokratie gesehen.[43]

Außenpolitisch gelang auch diesen Regierungen kein Fortschritt. Das zeigte sich 1934 im Abschluss des Balkanpaktes zwischen der Türkei, Griechenland, Jugoslawien und Rumänien. Er richtete sich in Artikel 8 ausdrücklich gegen die bulgarischen Revisionsbestrebungen und bekräftigte dadurch die Isolierung Bulgariens.

Putsch und Königsdiktatur (1934–1944)

Am 19. Mai 1934 putschten Mitglieder der Militärliga und der kleinen Gruppe „Sweno“ (Kettenglied) gegen die sichtbar an der Umsetzung ihrer Ziele gescheiterte Regierung. Die Demokratie wurde beseitigt, eine Diktatur eingeführt. Am 30. Mai 1934 löste sich das „Sweno“ selbst auf, um das Vorgehen der Regierung Kimon Georgiew gegen die anderen Parteien zu erleichtern, die sämtlich verboten wurden.

Die Regierung Georgiew sorgte in kurzer Zeit für tiefgreifende Änderungen und setzte Teile der seit 1879 gültigen Verfassung von Tarnowo außer Kraft. Vor allem wurden große Sparmaßnahmen in der Verwaltung durchgeführt. Die Zahl der Gemeinden wurde von 2.500 auf 800 verringert und der Beamtenapparat verkleinert. Am 12. Juni 1934 wurden das Parlament, die Parteien und sonstige Organisationen (darunter die Flüchtlingsorganisationen VMRO und VTRO) aufgelöst und die Pressezensur eingeführt. Die lokale Selbstverwaltung wurde durch eine zentrale Administration ersetzt. Die autonomen, parteilich orientierten Gewerkschaften gerieten unter staatliche Kontrolle.

Die neue Führung fand Zustimmung in NS-Deutschland und Italien, während England und Frankreich Kritik übten. Die ersten außenpolitischen Schritte gingen in Richtung Jugoslawien. Noch in den ersten Tagen nach dem Putsch löste die Regierung die IMRO gewaltsam auf. Die positive Wirkung auf Belgrad zeigte sich am 24. Mai 1934 durch einen Handelsvertrag (seit 30 Jahren war kein Vertrag mit Jugoslawien mehr geschlossen worden). Ein anderer Punkt war die Herstellung diplomatischer Beziehungen zwischen der Sowjetunion und Bulgarien. Es wurden eine gemeinsame Handelskammer und eine bulgarisch-sowjetische Gesellschaft gegründet.

Trotz vielversprechender Ansätze in der Außen-, Innen- und Wirtschaftspolitik gelang es den Putschisten nicht, die bisher bestimmenden politischen Kräfte zu integrieren. Sie blieben isoliert. Am 22. Januar 1935 musste Kimon Georgiew sein Amt aufgeben. In den folgenden Monaten wurde der Militärbund schrittweise entmachtet und am 3. März 1936 aufgelöst. Gestützt auf royalistische Offiziere erlangte nun Zar Boris III. die volle Macht.

Die folgenden Jahre standen im Zeichen der Stabilisierung der Königsdiktatur, der Bekräftigung einer unabhängigen Außenpolitik und einer verstärkten wirtschaftlichen Kooperation mit Deutschland. Im Unterschied zu anderen im Europa der 1930er Jahre entstandenen diktatorischen Regime hielt das bulgarische an vergleichsweise vielen demokratischen Elementen fest. Zar Boris III. setzte die 1934 weitgehend aufgehobene Verfassung wieder in Kraft. Rechtsradikale Organisationen wurden aufgelöst. Um weiteren Putschversuchen vorzubeugen, wurde das Militär „entpolitisiert“ und damit als politischer Faktor ausgeschaltet. Im März 1937 wurden Kommunalwahlen abgehalten, im Jahr darauf im März 1938 wurde sogar wieder ein Parlament gewählt, auch wenn die Wahlen durch rigide Vorgaben verzerrt wurden.[44] Schrittweise wurde das Frauenwahlrecht eingeführt, zunächst für verheiratete Frauen bei den Kommunalwahlen, dann für die Parlamentswahl auch für Geschiedene und Witwen.[45] Erst im Oktober 1944 erhielten die bulgarischen Frauen das allgemeine aktive und passive Wahlrecht.[46]

An der Spitze der Regierung stand bis November 1935 Andrei Toschew und danach bis zum 15. Februar 1940 Georgi Kjosseiwanow, der ein Vertrauter des Zaren war. In seiner Amtszeit bildete Kjoseivanow die Regierung achtmal um, ein Indiz für das Fehlen einer leitenden Idee und einer die Regierung tragenden politischen Kraft. Der Staat stützte sich nicht auf bestimmte Parteien, sondern vereinigte Elemente von Parlamentarismus und Königsdiktatur.

Im März 1937 ließ Kjoseiwanow Kommunalwahlen, ein Jahr später Parlamentswahlen durchführen, bei denen die Kandidaten bei fortbestehendem Parteienverbot nicht als Repräsentanten von Parteien, sondern lediglich als Einzelpersonen auftreten durften. Auch die Regierung organisierte ihre Anhänger nicht in einer festen Partei. Bei der Parlamentseröffnung im Mai 1938 erklärten sich von 170 Abgeordneten 106 für die Regierung und 64 gegen sie.

In ihrer Außenpolitik versuchte die Regierung eine Aufhebung der Neuillyer Militärklauseln. Sie erreichte am 31. Juli 1938 ein Abkommen mit Griechenland über die Aufhebung der Rüstungsbeschränkungen und die Erlaubnis zur Wiederbesetzung der entmilitarisieren Zone an der thrakischen Grenze. Ein Jahr zuvor, am 24. Januar 1937, war der bulgarisch-jugoslawische Freundschafts- und Nichtangriffspakt ratifiziert worden.

Auf handelspolitischem Gebiet war Bulgarien sehr von Deutschland abhängig. Der bulgarische Export nach Deutschland betrug im Jahr 1937 47,1 % und stieg auf 58,9 % im Jahr 1938 und 1939 auf 67,8 % der bulgarischen Gesamtausfuhr. Der Import stieg von 58,2 % im Jahr 1937 und 52,0 % im Jahr 1938 auf 65,5 % der bulgarischen Gesamteinfuhr. Das Gesamtvolumen des bulgarischen Handels mit Deutschland war 1930 rund 2,5 Milliarden Lewa und stieg 1939 bis auf Dreifache, nämlich rd. 7,5 Milliarden Lewa, mit einer positiven Handelsbilanz für Bulgarien. In den Kriegsjahren 1941–1944 erreichte Deutschland sogar einen Anteil von 79 % des Imports und 73 % des Exports Bulgariens.[47] Obwohl Bulgarien so sehr wirtschaftlich von Deutschland abhängig war, wurde eine engere politische Bindung an Deutschland von Boris III. vermieden.

Die politische und staatliche, wirtschaftliche und soziale, rechtliche und kulturelle Entwicklung Bulgariens zwischen dem Ende des Ersten und dem Beginn des Zweiten Weltkrieges bewegte sich zwischen gescheiterten Versuchen, eine demokratisch-parlamentarische Ordnung herzustellen, und mehrfachen Katastrophen, Umbrüchen und Staatsstreichen, als deren Folge sich verschiedene Formen von Diktatur herausbildeten.

Außenpolitisch befand sich Bulgarien 1919–1934 in weitgehender Isolierung, weil es Revisionsforderungen gegenüber allen Nachbarländern mit Ausnahme der Türkei hatte. Allerdings betrieben die bulgarischen Regierungen in diesem Zeitraum keine einheitliche revisionistische Außenpolitik. Die Regierung von Stambolijski wollte eine großsüdslawische Föderation von Staaten schaffen. Die bulgarische Politik der 1930er Jahre sah sich vor drei Aufgaben gestellt: Es galt, die außenpolitische Isolation zu überwinden, durch Verständigung mit den Nachbarn und mit Billigung der Großmächte den Vertrag von Neuilly zu revidieren und die verlorenen Gebiete wiederzugewinnen.

Aber die Gebietsverluste hatten Spannungen und Probleme mit Griechenland, Jugoslawien und Rumänien gebracht, die sich nur sehr schwer mindern ließen. Die mazedonische Frage bildete, durch die ständigen Attentate, ein kaum lösbares Dauerproblem. Von geringerem Gewicht war die Bulgarien von Rumänien trennende Dobrudschafrage. Innenpolitisch und wirtschaftlich hat sich die Lage in diesen Jahren nicht sehr verändert. Da es in Bulgarien keine große soziale Differenzierung gab, weder einen grundbesitzenden Adel noch ein Besitzbürgertum größeren Umfangs, spielten wie in den Jahren der Staatsbildung Offizierskorps und Beamtenschaft eine entscheidende Rolle.

Das völlige Überwiegen der Landbevölkerung änderte sich bis Ende des Zweiten Weltkriegs nur gering. So betrug im Jahre 1900 der Anteil der Landbevölkerung 80,2 % und im Jahre 1934 78,5 %.

Bulgarien und der Zweite Weltkrieg

Neutralitätspolitik des Zaren

Im Zweiten Weltkrieg versuchte Bulgarien so lange wie möglich Neutralität zu wahren und gab deshalb am 15. September 1939, zwei Wochen nach Kriegsausbruch, eine Neutralitätserklärung ab. Mit der Sowjetunion wurden zwei Schifffahrtverträge (11. Dezember 1939 und 5. Januar 1940) unterzeichnet. Einen von Moskau angebotenen Pakt über wechselseitige Unterstützung lehnte die rechtsgerichtete Regierung Bogdan Filow (Februar 1940 bis September 1943) ab, da sie eine allzu große Einflussnahme auf die inneren Verhältnisse und eine „Sowjetisierung“ befürchtete.

Nach einem Militärputsch 1934 und der Auflösung der politischen Parteien entstand eine autoritäre Regierung unter Zar Boris III. Dennoch stand dem Zaren ein starkes Parlament gegenüber, das in den folgenden Jahren zu wichtigen innen- und außenpolitischen Fragen immer wieder Stellung bezog. Der Balkanstaat sah sich aber 1940 sowohl durch die Sowjetunion als auch durch die Türkei bedroht. Griechenland selbst hatte Pläne, falls Bulgarien nicht auf Seiten der Griechen stünde, den Südteil zu besetzen. Der griechische Generalstabschef General Papagos forderte am 13. März 1940 schriftlich ein Bündnis zwischen Bulgarien und Griechenland, andernfalls sei Bulgarien zu neutralisieren und hierfür zu besetzen. Für den Fall der Neutralität oder Gegnerschaft drohte er aus verkehrstechnischen, operativen Gründen und der Einsparung von Streitkräften (Grenzsicherung) die Besetzung an.[48]

Derart auf dem Balkan isoliert, näherte sich Bulgarien den Achsenmächten an. Durch den Vertrag von Craiova vom 7. September 1940 erhielt Bulgarien auf italienischen und deutschen Druck den südlichen Teil der Dobrudscha von Rumänien zurück. Der neue Grenzverlauf wurde nach Ende des Kriegs nicht verändert.

Am 18. November 1940 kam Zar Boris III. nach Berlin. In seinem Staat überschnitten sich, schon wegen seiner geographischen Lage, deutsche und sowjetische Interessen. Einen Beitritt zum Dreimächtepakt hatte der König bereits zweimal, am 22. Oktober und am 17. November des Jahres, abgelehnt. Am 25. November lehnte Bulgarien einen Freundschaftsvertrag mit der Sowjetunion ab, der die Stationierung Teile der russische Flotte in Bulgarien vorsah.[49]

Monument in Jaffa für die Rettung der bulgarischen Juden

Bulgarien verabschiedete auf deutschen Druck das erste antijüdische Gesetz („Gesetz zum Schutze der Nation“ 24. Dezember 1940/23. Januar 1941)[50] Am 22./23. Januar 1941 kam es zu einer Besprechung von Generalfeldmarschall Wilhelm List mit seinem Chef des Generalstabes, General Hans von Greiffenberg und der bulgarischen Generalstabsdelegation unter General Boydeff in Predeal, südwestlich von Kronstadt. Bulgarien sah sich nicht in der Lage, das Land vor Angriffen der Sowjetunion, der Türkei und Griechenlands zu schützen und war auf die militärische Hilfe Deutschlands angewiesen, weswegen deutsche Truppen im Lande stehen und auch Luftverteidigungsaufgaben übernehmen sollten. Erst wenn dies gewährleistet sei, erklärte sich Bulgarien bereit, dem Dreimächtepakt beizutreten. Den gleichen Eindruck gewann der Diplomat Herbert von Richthofen am 23. Januar 1941 bei den Besprechungen mit der Führung der bulgarischen Luftwaffe. Am 17. Februar 1941 wurde auch ein bulgarisch-türkischer Freundschafts- und Nichtangriffspakt unterschrieben.

Angesichts des bevorstehenden Beitritts Bulgariens an der Seite der Achsenmächte und den Aufforderungen der Alliierten, sich den Deutschen entgegenzustellen, beschrieb Danail Kraptschew die damalige allgemeine Volksstimmung in der Zeitung Zora:

„Wieso stoppt ihr sie nicht? Wieso habt ihr sie nicht gestoppt, als sie in Österreich einmarschierten? Wieso gabt ihr ihnen in München mit dem Einmarsch in der Tschechoslowakei Recht? Wieso habt ihr sie nicht gestoppt, als sie Polen überfallen haben? Wieso habt ihr sie nicht gestoppt, als sie Paris eingenommen haben? … 1919 habt ihr uns die Waffen genommen – womit sollen wir jetzt kämpfen? … Im Vertrag von Neuilly-sur-Seine habt ihr unsere Zerrissenheit nur bekräftigt und erweitert … Sollen wir für die von euch festgelegten Grenzen von Neuilly-sur-Seine kämpfen?“

In Bulgarien lebten 1943 etwa 60.000 Juden, fast die Hälfte von ihnen in Sofia. In den annektierten Gebieten Thrakiens und Mazedoniens lebten etwa 12.000 Juden, die meisten griechischer oder jugoslawischer Staatsangehörigkeit. Nach Beginn des Zweiten Weltkriegs führte Bulgarien eine antijüdische Gesetzgebung ein; nur deren vermögensrechtlicher Teil wurde konsequent umgesetzt. Im März 1943 lieferte Bulgarien die „fremden“ Juden Thrakiens und Makedoniens zur Deportation aus. Die bulgarischen Juden blieben nach von Protesten aus der Bevölkerung und dem Parlament verschont. Danach war die bulgarische Führung angesichts der Kriegswende immer weniger bereit, sich durch die Auslieferung der bulgarischen Juden international zu diskreditieren. So konnten die Juden des bulgarischen Kernlandes überleben.[51]

Auf der Seite der Achsenmächte

Gebietserwerbungen Bulgariens während des Zweiten Weltkriegs
Administrative Gliederung Bulgariens während des Zweiten Weltkriegs

Am 28. Februar 1941 rückten deutsche Truppen von Rumänien aus bei Giurgiu südlich von Bukarest über die Donau in Bulgarien ein. Zur gleichen Zeit überschritten in der Dobrudscha bereitgestellte deutsche Truppen die bulgarische Grenze Richtung Warna. Die Sowjetunion reagierte heftig auf die Mitteilung, Bulgarien sei dem „Dreimächtepakt“ beigetreten, und nannte die Besetzung Bulgariens eine Bedrohung ihrer eigenen Sicherheit. Als Bulgarien schließlich an der Seite der Achsenmächte gegen Jugoslawien und Griechenland in den Zweiten Weltkrieg eintrat, wurden Westthrakien und Mazedonien besetzt. Im Dezember 1941 erklärte es Großbritannien und den USA den Krieg – jedoch nicht der Sowjetunion.[52]

Der SS-Führer Theodor Dannecker war von Januar bis September 1943 als „Judenberater“ der deutschen Botschaft in Sofia für die Deportation bulgarischer Juden verantwortlich. Zusammen mit dem im August 1942 ernannten „Kommissar für Judenfragen“ Alexander Belew erarbeitete er Abkommen mit einem Plan, nach dem zunächst 20.000 Juden deportiert werden sollten. Belew organisierte zunächst die Deportation derjenigen Juden, die in den von Bulgarien besetzten Gebieten in Mazedonien und Griechenland lebten. Etwa 4.000 wurden aus Westthrakien, weitere 7.100 Personen, darunter 2.000 Kinder, aus Mazedonien und 158 aus Pirot[53] ins Vernichtungslager Treblinka deportiert. Nur 196 von ihnen überlebten.[54]

Insgesamt wurden 11.343 bis 11.459 Juden deportiert.[53] Als jedoch auch 6.000 bulgarische Juden, wie im Abkommen vorgesehen, deportiert werden sollten, widersetzten sich nach Aufdeckung des Plans durch Dimitar Peschew das Königshaus, die bulgarische Regierung, die Heilige Synode der bulgarisch-orthodoxen Kirche und die Bevölkerung zum größten Teil erfolgreich der Verfolgung und der Deportation. So wurde der Großrabbiner von Sofia vom bulgarischen Patriarchen Stefan I. versteckt. Stefan I. setzte sich sogar öffentlich gegen die Verfolgung ein.[55] Dadurch wurden die 48.000 Juden des alt-bulgarischen Territoriums vor dem Massenmord bewahrt.[56] Die antisemitischen Gesetze wurden am 30. August 1944 aufgehoben.

Bulgarien weigerte sich auch, Truppen an die Ostfront zu entsenden. Die einheimischen Faschisten (Ratnizi) verloren nach dem Sturz von Ministerpräsident Petar Dimitrow Gabrowski rasch an Bedeutung. Nach dem Tod von Zar Boris III. bestieg der minderjährige Simeon II. 1943 den Thron. Er wurde von einem Regentschaftsrat unter Prinz Kyril gegenüber der Regierung unter Ministerpräsident Dobri Boschilow vertreten. Dieser trat im Mai 1944 zurück. Sein Nachfolger wurde Iwan Iwanow Bagrjanow, der versuchte, in Verhandlungen mit den Westalliierten einzutreten. Bagrjanow kündigte am 27. August 1944 die Mitgliedschafts Bulgariens im Dreimächtepakt auf und wies die bulgarischen Truppen an, sich aus Serbien zurückzuziehen. Die Wehrmachtführung reragierte sofort mit Gegenmaßnahmen, etwa zur Sicherung strategisch wichtiger Bahnlinien.

Sowjetische Okkupation

Am 2. September 1944 wurde Konstantin Murawiew vom Regentschaftsrat auf Bitte der westlichen Alliierten zum Ministerpräsidenten ernannt, nachdem die Alliierten Bagrjanows Annäherungsversuche zurückgewiesen hatten. Am 5. September 1944 ratifizierte er ein Gesetz, durch das die vorherigen Rechtsverluste der Juden wieder aufgehoben werden sollten. Die Sowjetunion erklärte am selben Tag einseitig Bulgarien den Krieg – das Land hatte trotz des Bündnisses mit Deutschland nicht am Krieg gegen die Sowjetunion teilgenommen und befand sich auch nicht im Kriegszustand mit ihr.

Am 6. September brach Murawiew die diplomatischen Beziehungen zum Deutschen Reich ab. Am 7. September wurden alle Juden amnestiert, die unter die antisemitischen Gesetze vom Januar 1941 fielen.[57][58] Am 8. September stürzte ein Bündnis (Offiziere, Kommunisten, Politiker aus sozial- und radikaldemokratischen Kreisen, Mitglieder des linken Flügels des Bauernbundes) die Regierung Murawiew; noch am selben Tag erklärten die Putschisten Deutschland den Krieg.[59]

Am 8. und 9. September wurde Bulgarien von der Roten Armee und der sowjetischen Schwarzmeerflotte besetzt.

Volksrepublik Bulgarien

Kommunistische Machtergreifung

Bereits am 9. September 1944 wurde die Regierung von Murawiew durch einen Putsch der Vaterländischen Front, die nach dem Einmarsch der Roten Armee agierte, gestürzt. Seine pro-anglo-amerikanische Regierung wurde nicht nur von der kommunistischen Bewegung kritisiert, sondern auch von der neuerlich gebildeten, sich in den von Deutschland kontrollierten Gebieten aufhaltenden Regierung im Exil, die sich für die Treue gegenüber dem Deutschen Reich und dem mit ihm geschlossenen Bündnis aussprach und vom ehemaligen Premierminister Alexander Zankow geführt wurde. Zwischen 9. und 12. September 1944 wurden mehrere hundert führende Persönlichkeiten von Kommunisten gefangen genommen oder ermordet. Diese Tage gingen in die bulgarische Geschichte als die Tage des roten Terrors ein. Am 15. September hielt die Rote Armee in Sofia eine Militärparade ab. In dieser Zeit wurde das bulgarische Staatsarchiv für die Jahre 1918–1944 in die Sowjetunion transportiert. Ein kleiner Teil davon wurde in den 1950er Jahren zurückgegeben, der größere Teil befindet sich noch in russischem Besitz.[60]

Seit der Eroberung war Bulgarien unter sowjetischem Einfluss und wurde als Satellitenstaat zu einem Teil des Ostblocks gemacht. Die von Kommunisten dominierte Vaterländische Front, in der sich die Kommunisten (die Bulgarische Kommunistische Partei, BKP), die Sozialdemokraten und zwei weitere Gruppierungen zusammengeschlossen hatten, übernahm im Zuge der sowjetischen Besatzung die Macht. Die tatsächliche Macht lag – zumindest bis zum Abschluss des Friedensvertrages 1947 – bei der Alliierten Kontrollkommission (AKK) unter deren Vorsitzendem, dem sowjetischen General Sergei Birjusow.

Am 1. Februar 1945 wurden durch kommunistische Volksgerichte große Teile der politischen, militärischen und intellektuellen Elite des Landes, welche die Tage des roten Terrors im Jahre 1944 überlebt haben, zum Tode verurteilt. Darunter waren 67 Parlamentsabgeordnete, alle Mitglieder der Regierungen zwischen 1941 und 3. September 1944 samt Ministerpräsidenten, die Regenten des Zaren (Kyril, Bogdan Filow und Nikola Michow), neun Staats- und Regierungssekretäre, die Verleger der großen Zeitungen und Zeitschriften, Intellektuelle, 47 Generäle und Offiziere. Bereits im Dezember 1944 und Januar 1945 ordnete der stellvertretende Abteilungsleiter der Abteilung Internationale Information beim Zentralkomitee der KPdSU, Georgi Dimitrow, aus Moskau eine Null-Toleranz-Politik an und verlangte, dass es keine Freisprüche geben dürfe. Die Todesurteile wurden in der Nacht zum 2. Februar vollstreckt. Das Volksgericht verurteilte insgesamt 2730 Menschen zum Tode und 1305 zu lebenslanger Haft.[61]

Der Vorsitzende der Bulgarischen Agrarischen Volksunion (BZNS, bulgarisch: Българският земеделски народен съюз (БЗНС), Balgarski Zemedelski Naroden Sajuz), G. M. Dimitrov (nicht zu verwechseln mit Georgi Dimitrow), war Anfang 1945 zur Emigration gezwungen und in Abwesenheit ebenfalls zum Tode verurteilt worden. Dessen Nachfolger Nikola Petkow wurde 1947 in einem Schauprozess zum Tode verurteilt und anschließend ermordet.[62] Anders als viele Zeitgenossen entging Konstantin Murawiew jedoch einer Verurteilung zum Tode. Er wurde zu lebenslanger Haft verurteilt und blieb bis 1955 im Gefängnis.

Im November 1945 kehrte der Vorsitzende der bulgarischen Kommunisten Georgi Dimitrow aus dem sowjetischen Exil nach Bulgarien zurück. Am 18. November 1945 wurde die Machtübernahme durch den Kommunisten formell durch die „Wahl“ des Parlamentes (der „Volksversammlung“) legitimiert. Zur Wahl stand lediglich die Vaterländische Front; sie erhielt 88,2 % der Stimmen. Demokratische Parteien waren nicht zugelassen. Bei einer Wahlbeteiligung von 85,6 % stimmten 11,8 % der Wahlberechtigten gegen die Einheitsliste. Oppositionsparteien waren zur Wahl nicht zugelassen.[63]

Am 8. September 1946 fand eine von oppositionellen Parteien boykottierte Volksabstimmung zur Abschaffung der Monarchie statt. Laut den offiziellen Ergebnissen sprachen sich bei einer Wahlbeteiligung von 91,6 %, 95,6 % gegen die Monarchie aus.[64] Unter Leitung Georgi Dimitrows wurde das Land am 15. September 1946 zu einer kommunistischen Volksrepublik erklärt.[65]

Ausrufung der Volksrepublik

Am 4. Dezember 1947 wurde die Verfassung der Volksrepublik Bulgarien[66] erlassen, die die Verfassung von Tarnowo ersetzte. Darin wurde in Artikel 12 die Planwirtschaft (Der Staat lenkt die staatliche, genossenschaftliche und private Wirtschaftstätigkeit durch den staatlichen Volkswirtschaftsplan.) als Wirtschaftsprinzip oktroyiert. Wie in den anderen Ostblockländern erfolgte auch in Bulgarien eine Landreform. Beginnend im Jahr 1944 wurden alle landwirtschaftlichen Betriebe mit einer Fläche von mehr als 20 Hektar enteignet. 1947 wurde die Bulgarische Wertpapierbörse geschlossen.

Die Bulgarische Kommunistische Partei war die führende Partei des Landes. Diese Rolle wurde in der Verfassung der Volksrepublik Bulgarien vom 18. Mai 1971 deutlich betont. Alle staatlichen Aktivitäten standen unter der Kontrolle der Partei. Bulgarien war jedoch (wie die DDR) keine Ein-Parteien-Diktatur. Neben der BKP bestand eine Blockpartei, die BZNS. Im Parlament hatte die BZNS 100 von 400 Sitzen, stand aber ebenfalls unter der Kontrolle der BKP.[67]

Ära Schiwkow

1955 wurde Bulgarien Mitglied der Uno. Im gleichen Jahr trat Bulgarien als Gründungsmitglied dem Warschauer Pakt bei. Todor Schiwkow wurde am 4. März 1954 Generalsekretär der KP; bis November 1989 blieb er der politische Führer Bulgariens.

Im April 1965 versuchten abtrünnige Armeeoffiziere und Parteimitglieder einen Staatsstreich. Ein solcher Vorfall war in einem kommunistischen Land bis dahin einmalig.[68] Schiwkow überstand diesen Putschversuch. Seine Politik der äußersten Härte gegen die politische Opposition im Land und gegen – vermeintliche oder tatsächliche – innerparteiliche Gegner setzte er bis 1989 fort.

Er sprach sich 1968 für eine militärische Niederschlagung des Prager Frühlings aus. In der Nacht zum 21. August 1968 besetzten bulgarische Truppen gemeinsam mit Truppen der Sowjetunion, Polens und Ungarns die ČSSR und schlugen die Demokratiebewegung nieder.

Gegen die kommunistische Diktatur richtete sich der Protest einer kleinen Zahl von Dissidenten. Eine relevante politische Wirkung konnten sie jedoch nicht erzielen. Die Kontrolle des bulgarischen Geheimdienstes Darschawna Sigurnost war wirkungsvoll. Einige Dissidenten flohen in den Westen. Weltweit bekannt wurde 1978 die Ermordung von Georgi Markow mit einem vergifteten Regenschirm in London, für die der bulgarische Geheimdienst verantwortlich gemacht wurde. Eine Einhaltung der Menschenrechte war zu keinem Zeitpunkt gewährleistet. Auch nachdem Bulgarien 1975 der KSZE beitrat, änderte sich die Menschenrechtssituation nicht.[69]

Ab Anfang der 1980er Jahre verstärkten sich die Repressionen gegen die moslemische und die türkische Minderheit Bulgariens. 1986 zwangen bulgarische Behörden die türkische Minderheit zur Annahme slawischer Namen und verboten den Schulunterricht in türkischer Sprache. Rund 380.000 ethnische Türken wurden mit drastischen Maßnahmen zur Auswanderung in die Türkei gezwungen oder in Arbeitslager wie Belene verschleppt. Dies wurde bis etwa 1990 praktiziert. Dabei starben nach offiziellen Angaben etwa 400 Menschen durch Folter und Massaker. Bis heute ist dieses Kapitel in der bulgarischen Gesellschaft nicht aufgearbeitet. Die Archive der ehemaligen Staatssicherheit sind noch immer geschlossen, obwohl deren Öffnung im Assoziierungsvertrag mit der EU gefordert bzw. zugesagt wurde. Der Öffnung der Archive widersetzen sich vor allem Kreise in der Nachfolgepartei der Kommunisten, der Bulgarischen Sozialistischen Partei (BSP).

Demokratisierung

In den Jahren nach dem Sturz des kommunistischen Staatschefs Todor Schiwkow am 10. November 1989 lösten sich verschiedene Regierungen relativ schnell ab. Das Ende der sozialistischen Ära wurde 1990 durch freie Wahlen eingeleitet. Bulgarien berief eine verfassungsgebende Volksversammlung als erstes Parlament ein und gab sich eine reformierte demokratische Verfassung. Seitdem wurden politische und wirtschaftliche Reformen vorangetrieben.

Die Ende 1994 gewählte BSP-Regierung (Nachfolgerpartei der kommunistischen Partei) von Schan Widenow reichte den Beitrittsantrag zur Europäischen Union (EU) am 14. Dezember 1995 ein. Sie konnte sich jedoch bis Anfang 1997 halten und führte wirtschaftlich den Staat in den Ruin. Als die BSP als Ausweg aus der schweren wirtschaftlichen Krise Ende 1996 mit dem IWF eine Fixierung der bulgarischen Währung verhandelte, mobilisierte die konservative demokratische SDS die Massen mit dem Argument, die BSP könne diese Währungsreform nicht bewältigen. Damit erreichte sie Anfang 1997 die Auflösung des Parlaments und den Verzicht der Sozialisten auf eine Interimsregierung.

Drei Monate lang regierte die SDS durch den damaligen Oberbürgermeister von Sofia, Stefan Sofijanski, zunächst interimsmäßig mit Hilfe von Dekreten und handelte in dieser Zeit die Modalitäten für eine neue Finanzpolitik aus, die die Situation im Land bis heute wesentlich bestimmt. Nach dem Sieg der SDS bei den Parlamentswahlen am 19. April 1997, bei der die SDS 52,3 Prozent der Stimmen und 137 der 240 Parlamentsmandate erhielt, wurde Iwan Kostow am 21. Mai 1997 als Nachfolger von Stefan Sofijanski Ministerpräsident. Die EU-Integration wurde während seiner Regierungszeit wesentlich beschleunigt. Die Regierung kooperierte umfänglich mit internationalen Institutionen und senkte die Inflation, lange verzögerte Wirtschaftsreformen wie die Anpassung der Gesetze an die Marktwirtschaft und die Privatisierung von Staatsbetrieben wurden umgesetzt. Während seiner Amtszeit wurde zur Bekämpfung der Inflation ein Währungsrat eingesetzt und die bulgarische Währung an die DM gebunden (1999 an den EURO). Während sich die Stellung Bulgariens in der Weltwirtschaft unter der konservativen Regierung verbesserte, verschlechterte sich die soziale Lage der Bevölkerung.

Von 2001 bis 2005 war Simeon Sakskoburggotski bulgarischer Ministerpräsident, der 1946 als König Simeon II. abgesetzt worden war. Damit ist er der einzige König der Welt, der abgesetzt und später demokratisch gewählt wurde.

Flaggen von NATO, Bulgarien und der Europäischen Union, die nebeneinander vor dem Militär Verein Plowdiw: das Symbol der europäischen Allianzen.

Auf dem NATO-Gipfel in Prag wurden am 22. November 2002 sieben osteuropäische Staaten, darunter auch Bulgarien, zu Aufnahmegesprächen eingeladen. Am 26. März 2003 wurden die Beitrittsprotokolle unterzeichnet, und am 29. März 2004 wurden Bulgarien und die anderen sechs Länder in die NATO aufgenommen.

Ein Assoziationsabkommen mit der Europäischen Union (EU) wurde ebenfalls unterzeichnet und weitgehend implementiert. Die Beitrittsverhandlungen wurden 2004 erfolgreich abgeschlossen. Als weiterer Schritt billigte am 13. April 2005 das EU-Parlament den Beitritt zur Europäischen Union mit 522 von 660 Stimmen, und am 25. April 2005 wurde der Beitrittsvertrag in Luxemburg unterzeichnet. Seit dem 1. Januar 2007 ist Bulgarien somit Mitglied der EU (ebenso Rumänien; aus der EU-25 wurde an diesem Tag die EU-27). Zum 1. Mai 2004 hatte die EU zehn osteuropäische Staaten aufgenommen („EU-Erweiterung 2004“).

Im Oktober 2006 – kurz vor dem Beitritt zur Europäischen Union – wurden Präsidentschaftswahlen abgehalten. Damit verknüpfte Staatspräsident Georgi Parwanow die Wahl mit der Regierungspolitik, obwohl dem Präsidenten nur eine repräsentative Rolle zukommt. Zwar stellte keiner der Kandidaten den EU-Beitritt in Frage, aber es zeichnete sich der Vorsitzende und Kandidat der „Ataka“, Wolen Siderow, durch die Ablehnung der NATO und die Forderung nach mehr Bürgerentscheiden aus und belegte den zweiten Platz. Parwanow erreichte fast 2/3 der abgegebenen Stimmen, wegen des strengen Wahlrechts musste er gleichwohl zur Stichwahl antreten. Erforderlich ist bei der Wahl des Staatsoberhaupts eine Mindestbeteiligung von 50 % der Wahlberechtigten, die nicht erreicht wurde. In der Stichwahl stellten sich alle Regierungs- und Oppositionsparteien mit Ausnahme von Ataka hinter Parwanow; dies trug zur Niederlage Siderows bei. Unter den zwei stärksten Kandidaten wurde Parwanow ohne Beteiligungs-Quorum mit 73,4 % der Stimmen bestätigt.

Am 11. Januar 2012 verabschiedete das bulgarische Parlament auf Vorschlag des Vorsitzenden der Blauen Koalition Iwan Kostow einstimmig eine Erklärung gegen die Assimilationspolitik des einstigen totalitären Regimes gegenüber der muslimischen Minderheit. Damit erkannte der bulgarische Staat nach fast 20 Jahren die Verbrechen gegen die bulgarischen Türken und Muslime während der kommunistischen Ära an.[70][71][72]

Siehe auch

Literatur

  • Stefan Appelius: Bulgarien. Europas ferner Osten. Bouvier, Bonn 2006, ISBN 3-416-03154-7.
  • Frederick B. Chary: The History of Bulgaria. (= The Greenwood Histories of the Modern Nations). Greenwood, Santa Barbara 2011, ISBN 978-0-313-38446-2.
  • Sigrun Comati: Bulgarische Landeskunde. Helmut Buske Verlag, Hamburg 2003, ISBN 3-87548-327-8.
  • Richard J. Crampton: A short history of modern Bulgaria. Cambridge University Press, New York 1987, ISBN 0-521-27323-4. (Digitalisat bei Google Books)
  • Richard J. Crampton: A concise history of Bulgaria. Cambridge concise histories. Cambridge University Press, New York 1997, ISBN 0-521-56719-X. (Digitalisat bei Google Books)[73]
  • Richard J. Crampton: Bulgaria. Oxford University Press, New York 2007, ISBN 978-0-19-820514-2.
  • Richard J. Crampton: The Balkans since the Second World War. Pearson Education, 2002, Kapitel 4.
  • Raymond Detrez: Historical dictionary of Bulgaria. Scarecrow Press, Lanham 1997, ISBN 0-8108-3177-5.
  • Wassil Gjuselew: Forschungen zur Geschichte Bulgariens im Mittelalter. Verein Freunde des Hauses Wittgenstein, Wien 1986, DNB 930052145
  • Hans-Joachim Härtel, Roland Schönfeld: Bulgarien. Vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Verlag Friedrich Pustet, Regensburg 1998, ISBN 3-7917-1540-2.
  • Harald Heppner (Hrsg.): Öffentlichkeit ohne Tradition. Bulgariens Aufbruch in die Moderne. Lang, Frankfurt am Main 2003, ISBN 3-631-50737-2.
  • Edgar Hösch, Karl Nehring, Holm Sundhaussen (Hrsg.): Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Böhlau, Wien/ Köln/ Weimar 2004, ISBN 3-205-77193-1.
  • Hans-Joachim Hoppe: Bulgarien – Hitlers eigenwilliger Verbündeter. Eine Fallstudie zur nationalsozialistischen Südosteuropapolitik. (= Institut für Zeitgeschichte, Band 15). Deutsche Verlagsanstalt, Stuttgart 1979, ISBN 3-421-01904-5.
  • Mark Mazower: The Balkans. A short history. Modern Library, New York 2002, ISBN 0-8129-6621-X.
  • Manfred Oppermann: Thraker, Griechen und Römer – An der Westküste des Schwarzen Meeres. In: Zaberns Bildbände zur Archäologie. Philipp von Zabern, 2007, ISBN 978-3-8053-3739-7.
  • Nikolaj Owtscharow: Geschichte Bulgariens. Kurzer Abriss. Lettera, Plovdiv 2006, ISBN 954-516-584-7.
  • Nikolaj Poppetrov: Flucht aus der Demokratie. Autoritarismus und autoritäre Regime in Bulgarien 1919–1944. In: Erwin Oberländer (Hrsg.): Autoritäre Regime in Ostmittel- und Südosteuropa 1919–1944. Paderborn u. a. 2001, ISBN 3-506-76186-2, S. 379–401.
  • Daniel Ziemann: Vom Wandervolk zur Grossmacht: die Entstehung Bulgariens im frühen Mittelalter (7.-9. Jahrhundert). Böhlau Verlag, Köln/ Weimar 2007, ISBN 978-3-412-09106-4.

Weblinks

 Wikisource: Bulgarien – Quellen und Volltexte
 Commons: Geschichte Bulgariens – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Rumen Ivanov, Gerda von Bülow: Obris Provinciarum. Thracia. Eine römische Provinz auf der Balkanhalbinsel. In: Zaberns Bildbände zur Archäologie, Sonderbände der antiken Welt. Philipp von Zabern, Mainz 2008, ISBN 978-3-8053-2974-3, S. 94–95.
  2. Manfred Hellmann: Neue Kräfte in Osteuropa. In: Theodor Schieder (Hrsg.): Handbuch der europäischen Geschichte. Band 1, 4. Auflage. Klett-Cotta, Stuttgart 1996, ISBN 3-12-907530-5, S. 357–369; hier: S. 367.
  3. Übersetzung nach Konstantin Jireček: Geschichte der Bulgaren. Prag 1876, S. 251–252.
  4. Gerhard Eckert: Bulgarien. Kunstdenkmäler aus vier Jahrtausenden von den Thrakern bis zur Gegenwart. DuMont, Köln 1984, ISBN 3-7701-1168-0, S. 67.
  5. István Vásáry: Cumans and Tatars. Oriental Military in the Pre-Ottoman Balkans, 1185–1365. Cambridge University Press, 2005, ISBN 1-139-44408-5, S. 69 f.
  6. Kate Fleet: European and Islamic Trade in the Early Ottoman State. The Merchants of Genoa and Turkey. Cambridge University Press, 1999, S. 37–59.
  7. R.J. Crampton: Bulgaria. S. 18–21.
  8. Edgar Hösch: Geschichte der Balkanländer. Von der Frühzeit bis zur Gegenwart. 4. Auflage. 2002, S. 152.
  9. Vgl.: The Bulgarian Catholic Church (Memento vom 5. Dezember 2013 im Internet Archive); Eastern Catholics in Bulgaria, Online Ausgabe der Catholic Encyclopedia
  10. 10,0 10,1 10,2 10,3 Björn Opfer: Im Schatten des Krieges. Besatzung oder Anschluss. Befreiung oder Unterdrückung? Eine komparative Untersuchung über die bulgarische Herrschaft in Vardar-Makedonien 1915–1918 und 1941–1944. Verlag Lit, Münster 2005, ISBN 3-8258-7997-6, S. 21.
  11. Mathias Bernath, Felix von Schroeder, Gerda Bartl: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Band 3, Oldenbourg Wissenschaftsverlag, München 1979, ISBN 3-486-48991-7, S. 193.
  12. 12,0 12,1 12,2 Josef Matuz: Das Osmanische Reich. Grundlinien seiner Geschichte. Darmstadt, 1990, S. 234–235.
  13. Meyers Konversations-Lexikon
  14. Amtspresse Preußen von 26. April 1877
  15. Ulrich Büchsenschütz: Nationalismus und Demokratie in Bulgarien seit 1989 in Egbert Jahn (Hrsg.): Nationalismus im spät- und postkommunistischen Europa. Band 2: Nationalismus in den Nationalstaaten. Verlag Nomos, 2009, ISBN 978-3-8329-3921-2, S. 570–598.
  16. 16,0 16,1 verfassungen.eu (Volltext).
  17. 17,0 17,1 Björn Opfer: Im Schatten des Krieges. Besatzung oder Anschluss. Befreiung oder Unterdrückung? Eine komparative Untersuchung über die bulgarische Herrschaft in Vardar-Makedonien 1915–1918 und 1941–1944. Verlag Lit, Münster 2005, ISBN 3-8258-7997-6, S. 23.
  18. Simeon Radew, Trajan Radew: Die Erbauer des modernen Bulgariens. Band 1, Band 2 (1910–1911) und Band 3 (2008) (bulg. Строителите на съвременна България. Том 1).
  19. Seite des Mazedonischen Wissenschaftlichen Instituts (bulg.) (Memento vom 29. Juli 2009 im Internet Archive)
  20. 20,0 20,1 Stefan Troebst: Das makedonische Jahrhundert. Von den Anfängen der nationalrevolutionären Bewegung zum Abkommen von Ochrid 1893–2001. Ausgewählte Aufsätze. Verlag Oldenbourg, München 1996, ISBN 3-486-58050-7, S. 30.
  21. vlg. Duncan M. Perry: The politics of terror: the Macedonian liberation movements, 1893–1903. Duke University Press, Durham 1988, ISBN 0-8223-0813-4, S. 34; und Simeon Radew: Die Erbauer/Schöpfer des modernen Bulgariens. Band 1 (1910), Band 2 (1911) und Band 3 (2008) (bulg. Строителите на съвременна България.); und Krum Blagov: Die 50 größten Attentate in der bulgarischen Geschichte (bulg. 50-те най-големи атентата в българската история.) Auszüge aus dem Buch (bulgarisch)
  22. Brockhaus Enzyklopädie, 21. Auflage, Band 17, Leipzig usw. 2006, ISBN 3-7653-4117-7, S. 488.
  23. Nina Janich, Albrecht Greule: Sprachkulturen in Europa: ein internationales Handbuch. Gunter Narr Verlag, 2002, S. 29.
  24. 24,0 24,1 Björn Opfer: Im Schatten des Krieges. Besatzung oder Anschluss. Befreiung oder Unterdrückung? Eine komparative Untersuchung über die bulgarische Herrschaft in Vardar-Makedonien 1915–1918 und 1941–1944. Verlag Lit, Münster 2005, ISBN 3-8258-7997-6, S. 8.
  25. Katrin Boeckh: Von den Balkankriegen zum Ersten Weltkrieg. Kleinstaatenpolitik und ethnische Selbstbestimmung am Balkan. Verlag Oldenbourg, München 1996, ISBN 3-486-56173-1, S. 195 und 267.
  26. Hans-Joachim Härtel, Roland Schönfeld: Bulgarien. Vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Verlag Pustet, Regensburg 1998, ISBN 3-7917-1540-2, S. 175.
  27. Björn Opfer: Im Schatten des Krieges. Besatzung oder Anschluss. Befreiung oder Unterdrückung? Eine komparative Untersuchung über die bulgarische Herrschaft in Vardar-Makedonien 1915–1918 und 1941–1944. Verlag Lit, Münster 2005, ISBN 3-8258-7997-6, S. 46.
  28. Gunnar Hering: Die politischen Parteien in Griechenland, 1821–1936. Verlag Oldenbourg, München 1992, ISBN 3-486-55871-4, Band 2, S. 612.
  29. Björn Opfer: Im Schatten des Krieges. Besatzung oder Anschluss. Befreiung oder Unterdrückung? Eine komparative Untersuchung über die bulgarische Herrschaft in Vardar-Makedonien 1915–1918 und 1941–1944. Verlag Lit, Münster 2005, ISBN 3-8258-7997-6, S. 51.
  30. Wolfgang-Uwe Friedrich: Bulgarien und die Mächte 1913–1915. Ein Beitrag zur Weltkriegs- und Imperialismusgeschichte. Verlag Steiner, Stuttgart 1985, ISBN 3-515-04050-1, S. 288 und 323.
  31. Geheimes Abkommen zwischen Bulgarien und Deutschland 6. September 1915 und Wolfdieter Bihl (Hrsg.): Deutsche Quellen zur Geschichte des Ersten Weltkrieges. Darmstadt 1991, ISBN 3-534-08570-1, S. 145f. (Dok.-Nr. 68) (Wortlaut).
  32. Stefan Appelius: Bulgarien. ISBN 978-3-416-03154-7, S. 33.
  33. Claudia Weber: Auf der Suche nach der Nation. Erinnerungskultur in Bulgarien von 1878–1944. (= Studien zur Geschichte, Kultur und Gesellschaft Südosteuropas 2). Lit-Verlag, Münster 2006, ISBN 3-8258-7736-1, S. 176.
  34. 34,0 34,1 Magarditsch A. Hatschikjan: Tradition und Neuorientierung in der bulgarischen Außenpolitik 1944–1948. Die „nationale Außenpolitik“ der Bulgarischen Arbeiterpartei (Kommunisten). Verlag Oldenbourg, München 1988, ISBN 3-486-55001-2, S. 23 ff.
  35. Edgar Hösch, Karl Nehring, Holm Sundhaussen (Hrsg.): Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Böhlau, Wien/Köln/Weimar 2004, ISBN 3-205-77193-1, S. 479.
  36. Christian Geiselmann (PDF; 2,7 MB): Politisches Leben in der bulgarischen Dorfgesellschaft 1919–1944, Am Beispiel der Memoiren des Stefan Rajkov Canev aus Văglevci. S. 33.
  37. Markus Wien: Markt und Modernisierung. Deutsch-bulgarische Wirtschaftsbeziehungen 1918–1944 in ihren konzeptionellen Grundlagen. Verlag Oldenbourg, München 2007, ISBN 978-3-486-58044-0, S. 32.
  38. Edgar Hösch, Karl Nehring, Holm Sundhaussen (Hrsg.): Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Böhlau, Wien/Köln/Weimar 2004, ISBN 3-205-77193-1, S. 297.
  39. Edgar Hösch: Geschichte der Balkanländer. Beck, München 1968, ISBN 3-406-57299-5, S. 197.
  40. Anton Sterbling: Die Aussiedlung der Deutschen aus Rumänien in die Bundesrepublik Deutschland und andere Migrationsprozesse in und aus Südosteuropa. In: Edda Currle, Friedrich Heckmann, Tanja Wunderlich (Hrsg.): Deutschland – ein Einwanderungsland? Rückblick, Bilanz und neue Fragen Europäisches Forum für Migrationsstudien. Lucius & Lucius, Stuttgart 2001, ISBN 3-8282-0196-2, S. 197–222, hier: S. 200.
  41. R. J. Crampton: Bulgaria. S. 220, 221 und 224.
  42. Nikolaj Poppetrov: Flucht aus der Demokratie. Autoritarismus und autoritäres Regime in Bulgarien 1919–1944. In: Erwin Oberländer u. a. (Hrsg.): Autoritäre Regime in Ostmittel- und Südosteuropa 1919–1944. S. 379–401, hier S. 383–385.
  43. Nikolaj Poppetrov: Flucht aus der Demokratie: Autoriatrismus und autoritäres Regime in Bulgarien 1919–1944. In: Erwin Oberländer u. a. (Hrsg.): Autoritäre Regime in Ostmittel- und Südosteuropa 1919–1944. Paderborn u. a. 2001, S. 379–401, hier S. 392.
  44. R. J. Crampton: Bulgaria. S. 248–251.
  45. Homepage der “Bulgarian Association of University Women”, Krassimira Daskalova: Womens' Suffrage and Citizenship in South East Europe.
  46. Seite Internationaler Frauenrechtlerinnen.
  47. Andrey Piperow (Hrsg.): Deutsch-Bulgarische Handelskammer. Handbuch der bulgarischen Wirtschaft unter besonderer Berücksichtigung der deutsch-bulgarischen Handelsbeziehungen. Verlag Süd-Ost, Berlin 1942, S. 243.
  48. Dokument, Generalstab, A.P. Geheim 115078, Athen, 13. Januar 1940, an den Ministerpräsidenten und Kriegsminister.
  49. Bulgarien und der Dreimächtepakt (bulg.), Denvnik Sofia, Zugriff am 8. Juni 2012.
  50. Wolfgang Geier: Bulgarien zwischen West und Ost vom 7. bis 20. Jahrhundert. Sozial- und kulturhistorisch bedeutsame Epochen, Ereignisse und Gestalten. Harrassowitz, Wiesbaden 2001, ISBN 3-447-04467-5, S. 198.
  51. Haus der Wannsee-Konferenz: Bulgarien
  52. Detailliert beschrieben in: Hans-Joachim Hoppe: Bulgarien – Hitlers eigenwilliger Verbündeter. Eine Fallstudie zur nationalsozialistischen Südosteuropapolitik, DVA, Stuttgart 1979, ISBN 3-421-01904-5 (= Institut für Zeitgeschichte, Band 15).
  53. 53,0 53,1 Wolfgang Benz (Hrsg.): Handbuch des Antisemitismus. Judenfeindschaft in Geschichte und Gegenwart. De Gruyter Saur, Band 1, Berlin/München 2009, ISBN 978-3-11-023137-3, S. 68 f.
  54. Björn Opfer: Im Schatten des Krieges. Besatzung oder Anschluss. Befreiung oder Unterdrückung? Eine komparative Untersuchung über die bulgarische Herrschaft in Vardar-Makedonien 1915–1918 und 1941–1944. Lit, Münster 2005, ISBN 3-8258-7997-6, S. 279 f.
  55. Vgl.: Hannah Arendt: Eichmann in Jerusalem, Die Tragödie der bulgarischen Juden
  56. Raul Hilberg: Täter, Opfer, Zuschauer. Die Vernichtung der Juden 1933–1945. Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main 2003, ISBN 3-596-13216-9, S. 99.
  57. Outlook Bad, Artikel im TIME-Magazine vom 11. September 1944
  58. Model Armistace, Artikel im TIME-Magazine vom 25. September 1944
  59. Björn Opfer: Im Schatten des Krieges. Besatzung oder Anschluss. Befreiung oder Unterdrückung? Eine komparative Untersuchung über die bulgarische Herrschaft in Vardar-Makedonien 1915–1918 und 1941–1944. Lit, Münster 2005, ISBN 3-8258-7997-6, S. 209.
  60. Interview (bulg.) mit Martin Iwanow, Direktor des bulgarischen Staatsarchiv im Ekipnews, 14. Juni 2011.
  61. Tag des Tributs an die Opfer des Kommunismus (bulgarisch)
  62. Ulrich Büchsenschütz: Minderheitenpolitik in Bulgarien. (PDF; 1,8 MB) 1997, S. 17, abgerufen am 19. März 2015.
  63. Peter Heumos: Europäischer Sozialismus im Kalten Krieg. Briefe und Berichte 1944–1948. Campus, Frankfurt am Main 2004, ISBN 3-593-37470-6, S. 517f.
  64. Karl-Heinz Hajna: Die Landtagswahlen 1946 in der SBZ. Peter Lang, Frankfurt am Main 2000, ISBN 3-631-35950-0, S. 226 (Kapitel Einschätzung der Wahl 1946 in der SBZ im Vergleich mit den Abstimmungen in den Mitteleuropäischen Ländern).
  65. Verfassung der Volksrepublik Bulgarien
  66. Verfassung der Volksrepublik Bulgarien
  67. Lothar Schulz: Die Verfassung der Volksrepublik Bulgarien vom 18. Mai 1971. In: Jahrbuch des öffentlichen Rechts der Gegenwart. Mohr Siebeck, ISBN 3-16-635552-9, S. 203 ff.
  68. Minister in der Leitung. In: Der Spiegel. 18/1965.
    Frank Umbach: Das rote Bündnis. Entwicklung und Zerfall des Warschauer Paktes 1955 bis 1991. Links Verlag, Berlin 2005, ISBN 3-86153-362-6, S. 183.
  69. Wolfgang Tücks: Die Situation der Menschenrechte in der Volksrepublik Bulgarien. 1988, ISBN 3-89248-019-2.
  70. Bulgarien verurteilt Zwangsassimilation an einer Million Türken
  71. Bulgarien erkennt Assimilation der Türken an. turkishpress.de, 11. Januar 2012 (Memento vom 20. März 2012 im Internet Archive)
  72. НС най-накрая осъди „Възродителния процес“ и настоя за приключване на делото. mediapool.bg, 11. Januar 2012
  73. cambridge.org
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