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Germanicus

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Dieser Artikel befasst sich mit dem römischen Feldherrn Germanicus. Für weitere Bedeutungen siehe Germanicus (Begriffsklärung).
Aureus des Caligula mit dem Abbild des Caesar Germanicus
Germanicus, Marmorbüste, Musée Saint-Raymond
Germanicus als Feldherr, Vatikanische Museen, Rom
Büste von Germanicus, erste Hälfte des ersten Jahrhunderts, Museo Nazionale Romano: Palazzo Massimo alle Terme, Rom

Nero Claudius Germanicus (* 24. Mai 15 v. Chr.; † 10. Oktober 19 n. Chr. in Antiochia am Orontes) war ein römischer Feldherr, bekannt durch seine Feldzüge in Germanien. Er war der Vater des Caligula sowie Großneffe des ersten römischen Kaisers Augustus. Von diesem war er als Nachfolger des Tiberius im Amt des Princeps vorgesehen.

Leben

Familie

Germanicus war ein Sohn des älteren Drusus und der jüngeren Antonia. Den Siegerbeinamen Germanicus erhielt er nicht auf Grund seiner Taten, sondern erbte ihn von seinem Vater. Sein Bruder war der spätere Kaiser Claudius.

Als Augustus im Jahre 4 n. Chr. zum wiederholten Mal seine Nachfolge zu ordnen versuchte, adoptierte er seinen Stiefsohn Tiberius, mit der Maßgabe, dass dieser gleichzeitig seinen Neffen an Sohnes statt annahm. Germanicus war damit als der übernächste Princeps bestimmt. Von dieser Zeit an war sein Name Gaius Iulius Caesar Germanicus. Er heiratete die ältere Agrippina, eine Enkelin des Augustus, mit der er neun Kinder hatte, darunter Nero Caesar, Drusus Caesar, Gaius, den späteren Kaiser Caligula, Agrippina die Jüngere, die Frau des Claudius und Mutter Neros, Drusilla und Iulia Livilla.

Heerführer

Germanicus unterstützte Tiberius bei der Niederschlagung des pannonischen Aufstandes und bei der Sicherung der Rheingrenze nach der Varusschlacht. Im Jahre 13 übernahm er den Oberbefehl am Rhein und musste im folgenden Jahr, nach dem Tod des Augustus, eine Meuterei der dortigen Legionen unterdrücken, die ihn gern zum Kaiser ausgerufen hätten: Indem Germanicus gegenüber Tiberius loyal blieb, wurde ein neuer Bürgerkrieg vermieden.

Nach einem ersten Einfall in das rechtsrheinische Germanien im Jahr 14 gegen die Marser begann Germanicus im folgenden Jahr großangelegte Feldzüge, die so genannten Germanicus-Feldzüge, zuerst gegen die Chatten, dann zur Ems und zum Ort der Varusschlacht. Auf dem Rückmarsch zum Rhein wären die vier von Aulus Caecina Severus befehligten Legionen in der Schlacht an den Pontes longi fast vernichtet worden. Zwei weitere Legionen, die Germanicus zur Entlastung der Schiffe hatte ausladen und entlang der Küste marschieren lassen, erfuhren durch eine Sturmflut unter dem Legaten Vitellius hohe Verluste. Im Jahr 16 besuchte Germanicus erneut das Schlachtfeld und stieß bis zur Weser vor, wo es im Sommer bei Idistaviso zu einer Schlacht gegen Arminius kam, die keinen eindeutigen Sieger hatte.[1] Es folgte im Spätsommer auf seinem Rückzug in die Winterlager ein glimpflich verlaufendes Gefecht am Angrivarierwall. Doch vernichtete ein schwerer Sturm in der Nordsee einen Großteil der 1000 Schiffe umfassenden Flotte, deren Bau Germanicus für die Eroberung in Auftrag gegeben hatte.

Obwohl Germanicus zwei Jahre lang mit acht Legionen, d. h. einem Drittel der römischen Gesamtstreitkräfte, das Land durchzog, konnte er die Arminius-Koalition nicht entscheidend schwächen, denn ein Jahr nach dem Abzug von Germanicus konnte die 74.000-Mann-Armee des Markomannenkönigs Marbod in einer offenen Feldschlacht die Arminius-Koalition nicht besiegen. Dies spricht eindeutig dafür, dass die Feldzüge des Germanicus trotz einiger Siege ihren Zweck nicht erfüllten. Viele der Gefechte, die als Siege der Römer erscheinen, waren es – so Ralf G. Jahn nach einer gründlichen Analyse – vielleicht nicht. Bestenfalls handelte es sich um Siege, die nicht kriegsentscheidend waren. Tiberius selbst sprach von schwerwiegenden und furchtbaren Verlusten.

Auch von einer gelungenen „Rache für Varus“ kann nicht die Rede sein. Denn erstens befand sich einer der drei Legionsadler bis 41 n. Chr. noch in germanischer Hand, zweitens fand eine deditio (Unterwerfung) des Kerns der aufständischen Stämme nicht statt, drittens befand sich Arminius noch an der Spitze einer starken Koalitionsarmee und viertens konnte dieser im Jahre 17 n. Chr. unwidersprochen behaupten, dass er die Römer „hinausgeworfen“ habe, das heißt, er konnte den Erfolg für sich reklamieren, ohne dass dies unglaubhaft erschien.

Die von Kaiser Tiberius 16 n. Chr. gegenüber dem Germanicus ausgegebene Doktrin, die Germanen ihren inneren Streitigkeiten zu überlassen, anstatt sie unter hohen römischen Verlusten in ihren Wäldern und Sümpfen zu bekämpfen, ging tatsächlich auf: Nach dem Tod des Arminius (ca. 21 n. Chr.) löschte sich die cheruskische Aristokratie durch Bruderfehden zunehmend aus, so dass im Jahr 47 n. Chr. die Cherusker in Rom um einen geeigneten Fürsten nachsuchten. Rom gewährte ihnen daraufhin den Italicus. Sein Erfolg bei der Befriedung der Blutfehden war jedoch begrenzt. Tacitus konnte um 100 n. Chr. schreiben, dass das vor kurzem noch so starke und wichtige Cheruskergeschlecht bis auf einen elenden Haufen nicht mehr existierte.

Weitere Streifzüge der römischen Legionen blieben dennoch nicht aus. So bezeugen Funde am Harzhorn, dass noch im 3. Jahrhundert n. Chr. (über 220 Jahre nach der Varusschlacht) weit im vermeintlich germanischen Gebiet größere römische Verbände tätig waren.

Tod

Germanicus wurde abberufen, in Rom mit einem Triumph geehrt und von Tiberius in politischer Mission in den Osten des Reiches entsandt. Er reiste über Griechenland, wo er bei den 199. Olympischen Spielen 17 n. Chr. Olympiasieger beim Tethrippon wurde,[2] und Kleinasien nach Syrien, von dort nach Ägypten und zurück nach Syrien, wo er in Antiochia erkrankte und starb, angeblich vergiftet vom Statthalter der Provinz, Gnaeus Calpurnius Piso, mit dem er im Streit lag. Die genauen Todesumstände sind jedoch nie aufgeklärt worden. Im Senatus consultum de Gnaeo Pisone patre ist der Senatsbeschluss über den Prozess gegen Piso erhalten.[3] Der auf der sogenannten Tabula Siarensis erhaltene Senatsbeschluss listet die Ehrungen auf, die Germanicus anlässlich der für ihn abgehaltenen Begräbnisfeierlichkeiten empfangen hat.[4]

Germanicus war, anders als sein Adoptivvater, im ganzen Reich sehr beliebt, was sich an der großen Trauer nach seinem Tod zeigte. Zahlreiche Ehrenmonumente und Totenehrungen wurden für ihn beschlossen. Er war auch literarisch tätig; erhalten ist das astronomische Gedicht Arati Phaenomena, 725 Hexameter nach dem Lehrgedicht Phainomena (Himmelserscheinungen) des Aratos von Soloi.

Rezeption

Georg Philipp Telemann schuf 1704 die Oper Germanicus, die die Ereignisse des Germanienfeldzugs als Paardrama zwischen Germanicus und Agrippina auf der einen sowie Arminius und Claudia (Telemanns Name für Thusnelda) auf der anderen Seite darstellt.

Die barocke Serenata (Huldigungsmusik) Germanico basiert auf einer Episode aus Germanicus’ Leben. Die anonyme Komposition, die Anfang des 18. Jahrhunderts entstand und 2007 wiederentdeckt wurde, wird Georg Friedrich Händel zugeschrieben, was in der Musikwissenschaft allerdings nicht einhellig akzeptiert ist.[5]

Schriften

  • Les phénomènes d’Aratos. Texte établi et traduit par André Le Boeuffle. Les Belles Lettres, Paris 1975.
  • José María Bernardo Nicás Montoto: Revisión del texto, léxico, traducción y comentario de “los fenómenos de Arato” de Germánico. Dissertation. Universidad Complutense de Madrid, Facultad de Filología 2004, ISBN 84-669-2862-6. (PDF)

Literatur

Übersichtsdarstellungen

Untersuchungen

  • Giorgio Bonamente (Hrsg.): Germanico. La persona, la personalità, il personaggio; nel bimillenario dalla nascita. Bretschneider, Rom 1987, ISBN 88-7689-029-7.
  • Karl Christ: Drusus und Germanicus. Der Eintritt der Römer in Germanien. Schöningh, Paderborn 1956.
  • Ralf G. Jahn: Der Römisch-Germanische Krieg (9–16 n. Chr.). Dissertation, Bonn 2001.
  • Lindsay Powell: Germanicus. The Magnificent Life and Mysterious Death of Rome's Most Popular General. Pen and Sword, Barnsley 2013, ISBN 978-1-78159-120-8.
  • Dieter Timpe: Der Triumph des Germanicus. Untersuchungen zu den Feldzügen der Jahre 14-16 n. Chr. in Germanien (= Antiquitas. Reihe 1, Band 16). Habelt, Bonn 1968.

Rezeption

Weblinks

 Commons: Germanicus – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

Anmerkungen

  1. Wilfried Horstmann: Die Römer an der Weser. Untersuchungen zum Germanicus-Feldzug des Jahres 16 n. Chr. In: Mitteilungen des Mindener Geschichtsvereins. 54, 1982, S. 9–49.
  2. Luigi Moretti: Olympionikai, i vincitori negli antichi agoni olimpici. In: Memorie della Accademia Nazionale dei Lincei, Classe di Scienze Morali, Storiche e Filologiche. Ser. 8, vol. 8, fasc. 2 (1957), S. 154 Nr. 750.
  3. Senatus consultum de Gnaeo Pisone Patre in der Epigraphischen Datenbank Heidelberg mit weiterführenden Literaturangaben.
  4. Alvaro Sánchez-Ostiz Gutiérrez (Hrsg.): Tabula Siarensis. Edición, Traducción y Comentario. Ediciones Universidad de Navarra, Pamplona 1999
  5. Thomas Migge: Ein neuer Händel oder nicht? Streit um die Oper "Germanico" in der Klassik-Musikszene. Deutschlandfunk, 3. August 2011, abgerufen am 14. Mai 2018
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Germanicus aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.