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George Sakheim

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George Sakheim (gebürtig Ruben Gabriel Sakheim; 19232019), Übersetzer beim Nürnberger Prozess

Leben

Ruben Gabriel Sakheim wurde 1923 in Hamburg geboren. Der Vater Arthur Sakheim war Bühnenautor und künstlerischer Leiter des Thalia Theaters, die Mutter Bankangestellte. Nach dem Tod des Vaters im Jahr 1931 zogen die Mutter und der junge Sakheim nach Berlin. Schon kurz nach Hitlers Machtergreifung 1933 wanderten beide nach Palästina aus, wo die Mutter als Taxi-Fahrerin tätig wurde. 1938 sandte sie den Sohn zur Ausbildung zu einer Tante nach Manhattan. Dort nahm Sakheim den Vornamen George an. Er hielt sich zunächst mit allerlei Jobs etwa als Hot-Dog-Verkäufer über Wasser, nahm ein Psychologie-Studium auf und wurde 1943 in die Armee eingezogen.

So wurde Sakheim einer der «Ritchie Boys» – deutsch-jüdische Flüchtlinge, die am Camp Ritchie in Maryland als Übersetzer und Verhör-Spezialisten ausgebildet wurden. Sakheim nahm an der D-Day-Landung 1944 teil. Im April 1945 befreite seine Division das KZ Dora-Mittelbau, wo die Nazis Zwangsarbeiter unter brutalsten Bedingungen zur Produktion von Raketen gezwungen hatten. Der Anblick toter und verhungernder Häftlinge machte Sakheim bewusst, wie knapp er und die Mutter als Flüchtlinge dem Tod entronnen waren.

Damals 22-jährig, wurde Sakheim anschliessend Übersetzer bei den Nürnberger Kriegsverbrecher-Prozessen. Er hat zudem an Verhören von Nazis wie dem Auschwitz-Kommandanten Rudolf Höss, sowie Hermann Göring teilgenommen. Bei Höss hatte Sakheim die Begegnung mit einem «Monster» erwartet. Doch der Ex-Kommandant erschien als ängstlich und kleinlaut (er wurde 1946 in Polen als Mörder erhängt). Sakheim hielt die Aussage von Höss fest, Hitler habe ihm erklärt: «Wenn wir die jüdische Rasse nicht jetzt komplett vernichten, wird die jüdische Rasse das deutsche Volk auslöschen». Göring hatte ihm zur eigenen Entlastung erklärt, er habe Hitler von «Exzessen» und strategischen Fehlern wie dem Bombardement ziviler Ziele in London abbringen wollen.

Sakheim hat seine Erfahrungen in Nürnberg später in Interviews mit der von Steven Spielberg gegründeten «Shoah Foundation» festgehalten. Er schloss sein Studium wenig später ab und nahm eine fruchtbare Karriere als Psychologe mit dem Schwerpunkt auf Jugendliche in Suizid-Gefahr auf. Dennoch hat ihn die Frage nach den Motiven der Nazi-Täter und die Begegnung mit den Mördern und ihren Opfern nie losgelassen.

George Sakheim ist am 5. Dezember 2019 in einem Krankenhaus nahe seines Hauses in Philadelphia verstorben. Er wurde 96 Jahre alt.

Weblinks

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