Jewiki unterstützen. Jewiki, die größte Online-Enzy­klo­pädie zum Judentum.

Helfen Sie Jewiki mit einer kleinen oder auch größeren Spende. Einmalig oder regelmäßig, damit die Zukunft von Jewiki gesichert bleibt ...

Vielen Dank für Ihr Engagement! (→ Spendenkonten)

How to read Jewiki in your desired language · Comment lire Jewiki dans votre langue préférée · Cómo leer Jewiki en su idioma preferido · בשפה הרצויה Jewiki כיצד לקרוא · Как читать Jewiki на предпочитаемом вами языке · كيف تقرأ Jewiki باللغة التي تريدها · Como ler o Jewiki na sua língua preferida

Georg Witkowski

Aus Jewiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Georg Witkowski (auch Georg Witkowsky; geb. 11. September 1863 in Berlin; gest. 21. September 1939 in Amsterdam) war ein deutscher Germanist.

Biographie

Georg Witkowski wurde am 11. September 1863 als ältester dreier Söhne des begüterten jüdischen Kaufmanns Ignaz Witkowski und seiner Frau Julie, geborene Latz, in Berlin geboren. Er besuchte das Berliner Wilhelms-Gymnasium und die Nicolaischule in Leipzig, wo er Ostern 1883 die Abiturprüfung ablegte. Anschließend immatrikulierte er sich an der Universität Leipzig, ohne ein bestimmtes Studienfach anzugeben. Neben germanistischen Lehrveranstaltungen hörte er auch Kunstgeschichte, Philosophie und Rechtswissenschaft. Nach zwei Semestern wurde ihm, wie er später schrieb, klar, »daß Leipzig nicht der richtige Ort war, wenn ich auf meinem Hauptgebiet, der deutschen Sprache und Literatur, mit der neuesten wissenschaftlichen Forschung und Lehre vertraut werden wollte«, weshalb er an die Universität München wechselte. Dort wurde er ein Schüler Michael Bernays'. Bei ihm reichte er im Sommer 1886 seine Dissertation zu Leben und Werk des ersten deutschen Tasso-Übersetzers, Diederich von dem Werder, ein, für die er die Bestnote summa cum laude erhielt.

Im Anschluss kehrte er nach Leipzig zurück und habilitierte sich dort mit einer Geschichte der anakreontischen Dichtung in Deutschland (gedruckt 1889 unter dem Titel Die Vorläufer der anakreontischen Dichtung in Deutschland und Friedrich von Hagedorn). Ende der 1890er Jahre heiratete er Petronella Pleyte, die Tochter eines Museumsdirektors, mit der er zwei Töchter hatte. Kurz vor der Eheschließung konvertierte Witkowski zum Protestantismus.

Nach seiner Habilitation wirkte Witkowski als Privatdozent und ab 1897 als Extraordinarius für Deutsche Sprache und Literatur an der Universität Leipzig. 1899 war er Mitbegründer und Vorsitzender der Gesellschaft der Bibliophilen und ab 1909 (Mit-)Herausgeber der Zeitschrift für Bücherfreunde. Auf eine ordentliche Professur wartete er beinahe vergeblich. Erst 1930, ein Jahr vor seiner offiziellen Emeritierung, erhielt er einen eigenen Lehrstuhl, den er bis 1933 als Emeritus weiter betreute.

Nachdem ihm noch 1932 die Goethe-Medaille für Kunst und Wissenschaft durch den Reichspräsidenten Paul von Hindenburg verliehen worden war, wurden Witkowski 1933 aufgrund des "Berufsbeamtengesetzes" die Lehrbefugnis und 1934 sämtliche Ruhegehälter entzogen. 1937 war er sogar kurzzeitig in Gestapo-Haft, nachdem man an ihn adressierte Briefe »staatsfeindlichen Inhalts« abgefangen haben wollte. Anderthalb Jahre nach dieser Verhaftung, im Mai 1939, emigrierte Witkowski zu Verwandten seiner Frau ins niederländische Leiden.

Nur wenige Monate später, am 21. September 1939, drei Wochen nach Beginn des Zweiten Weltkriegs, starb Witkowski im Alter von 76 Jahren in Amsterdam infolge einer Krebserkrankung.

In den Jahren 1937/38 verfasste Witkowski seine Lebenserinnerungen unter dem Titel Erzähltes aus sieben Jahrzehnten 1863–1933. Sie wurden zuerst 2003 und erneut 2010 veröffentlicht.

Mit zahlreichen Dichtern seiner Zeit, etwa Theodor Däubler, Kasimir Edschmid, Otto Julius Bierbaum, Ludwig Fulda und Hugo von Hofmannsthal, stand Witkowski lange Jahre in teils freundschaftlichem Kontakt, ebenso wie mit einigen seiner Schüler. Zu ihnen zählten Axel Eggebrecht und Horst Kunze ebenso wie Anton Kippenberg, Friedrich Michael und Erich Kästner, aber auch der Schriftsteller und spätere Präsident der Reichsschrifttumskammer und Nationalsozialist Hanns Johst. Mit Maximilian Harden, als dessen jüngerer Bruder er zeitweilig galt, war Georg Witkowski nicht verwandt.

Wirksamkeit

Seine Lehr- und Forschungsschwerpunkte lagen im Bereich der deutschen Literaturgeschichte des 17. bis 19. Jahrhunderts, der Theaterdramaturgie und -geschichte, der Goethe-Forschung sowie der Editionswissenschaft.

Die zuerst 1899 erschienene, mehrfach in veränderter Form erneut gedruckte Goethe-Biographie war seinerzeit weit verbreitet. Sie bildete eine der Hauptquellen Thomas Manns bei der Abfassung des Romans Lotte in Weimar.

Auch als Herausgeber zahlreicher wissenschaftlicher Editionen, unter anderem zu Goethe, Schiller, Lessing und Christian Reuter, machte sich Witkowski einen Namen. Erwähnenswert ist überdies seine Gutachtertätigkeit im Prozess um den Reigen Arthur Schnitzlers 1921.

Werke und Schriften

  • Die Anfänge des deutschen Theaters, Leipzig : Seele, 1898.
  • Goethe, Leipzig : Seemann, 1899.
    • Goethe, Leipzig : E. A. Seemann, 1912, 2. umgearb. Aufl.
    • Goethe. 3., von neuem durchges. Aufl.: Leipzig: A. Kröner, 1923.
  • Cornelia, die Schwester Goethes, Frankfurt a. M. : Rütten & Loening, 1903.
  • Was sollen wir lesen und wie sollen wir lesen?, [o.O.] Leipzig: W. Drugulin), 1906.
  • Das deutsche Drama des 19. Jahrhunderts in seiner Entwicklung, Leipzig [u.a.] : Teubner, 1906.
    • Das deutsche Drama des neunzehnten Jahrhunderts. 5. durchges. Aufl.: Leipzig: Teubner, 1923].
  • Wie werde ich berühmt?, in: Berliner Tageblatt 1910.
  • Die Entwicklung der deutschen Literatur seit 1830, Leipzig : Voigtländer, 1912.
  • Lessing, Bielefeld : Velhagen & Klasing, 1921.
  • Miniaturen, Leipzig : E. A. Seemann, 1922.
  • Der Faust Goethes, Leipzig : Dürr & Weber, 1923.
  • Volk und Buch, [Leipzig]: [Reclam], [1924].
  • Textkritik und Editionstechnik neuerer Schriftwerke, Leipzig : H. Haessel Verl., 1924.
  • 100 Jahre Reclam, Leipzig : Phil. Reclam jun., 1928.
  • Das Leben Goethes, Berlin : Knaur, 1932.
  • Klassiker, Leipzig : Bibliogr. Inst., [1931].
  • Geschichte des literarischen Lebens in Leipzig, Leipzig / Berlin: Teubner, 1909 [München: Saur, 1994: Reprint mit einem Nachw. von Christel Foerster].
  • Von Menschen und Büchern. Erinnerungen 1863–1933. Mit einem Nachwort von Bernd Weinkauf, Leipzig: Lehmstedt, 2003 [Durchgesehene und korrgierte Neuausgabe: Leipzig: Lehmstedt, 2010].
  • Grundsätze kritischer Ausgaben neuerer deutscher Dichterwerke [1921], in: Dokumente zur Geschichte der neugermanistischen Edition. Hrsg. von Rüdiger Nutt-Kofoth, Tübingen : Niemeyer, 2005, S. 70-77.

Editionen

  • Schillers sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe in zwanzig Bänden. Unter Mitwirkung von Karl Berger, Erich Brandenburg, Th. Engert, Conrad Höfer, Albert Köster, Albert Leitzmann, Franz Muncker herausgegeben von Otto Güntter und Georg Witkowski, Leipzig: Verlag Max Hesse, [1906-1911].
  • Georg Büchner: Woyzeck, Leipzig: Insel-Verl., 1920.
  • Johann Wolfgang von Goethe: Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten, Leipzig: Reclam (1925).
  • Lessings Werke. Hrsg. von Georg Witkowski. Kritisch durchgesehene und erläuterte Ausgabe, Leipzig / Wien: Bibliographisches Institut (ca. 1916).

Nachlass

Der briefliche Nachlass Witkowskis ist über mehrere Archive verstreut; vgl. die Nachweise in der Kalliope-Datenbank.

Literatur

  • Georg Witkowski zum 60. Geburtstage, [o.O.] [o.J.] [Leipzig : Hedrich, 1923].
  • Walter Dietze: Georg Witkowski (1863–1939), in: Bedeutende Gelehrte in Leipzig, Bd. I, zur 800-Jahr-Feier der Stadt Leipzig im Auftr. v. Rektor u. Senat der Karl-Marx-Univ. hrsg. v. Max Steinmetz, Leipzig: Karl-Marx-Univ. 1965, S. 197–208
  • Walter Dietze: Georg Witkowski (1863–1939), hrsg. v. Rektor der Karl-Marx Univ.-Leipzig, Leipzig: Karl-Marx-Univ. 1973
  • Christel Foerster: Nachwort, in: Witkowski, Georg: Geschichte des literarischen Lebens in Leipzig, Reprint nach der Orig.-Ausg. [Leipzig/Berlin: Teubner] aus dem Jahre 1909 unter Verwendung des Exemplars des Univ.-Archivs Leipzig, mit e. Nachw. v. Christel Foerster, München/Leipzig/New Providence/London/Paris: Saur 1994, S. I–XV.
  • Peter-Henning Haischer: Witkowski, Georg, in: Internationales Germanistenlexikon 1800–1950, hrsg. v. Christoph König, bearb. v. Birgit Wägenbaur zus. mit Andrea Frindt, Hanne Knickmann, Volker Michel [u. a.], 3 Bde., Berlin/New York: de Gruyter 2003, Bd. 3, S. 2048–2050
  • Corinna Kirschstein: Witkowski, Georg. In: Sächsische Biografie. Herausgegeben vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde, bearb. von Martina Schattkowsky.
  • Bernd Weinkauf: Das ungeschriebene Kapitel: Georg Witkowski 1933–1939 [Nachw.]. In: Georg Witkowski: Von Menschen und Büchern. Erinnerungen 1863–1933. Lehmstedt, Leipzig 2003, S. 459–479

Weblinks


Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Georg Witkowski aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.