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Georg Liebermann

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Georg Liebermann (geb. 3. Juli 1844 in Berlin; gest. 13. April 1926) war ein deutscher Unternehmer.

Familie

Er war das älteste Kind des Textilfabrikanten Louis Liebermann und ein Bruder des Malers Max Liebermann (1847–1935). Seine weiteren jüngeren Geschwister waren Anna, Martin und Felix Liebermann. Georg Liebermann heiratete Else Marckwald (1855–1924), die ältere der Marckwald-Schwestern, sein Bruder Max Liebermann heiratete deren jüngere Schwester Martha Marckwald (1858–1943, Selbstmord). Georg Liebermann und seine Frau Else hatten drei Söhne, darunter den Chemiker Hans Liebermann (1876–1938), der nach seiner rassisch begründeten Entlassung aus dem Staatsdienst 1933 und jahrelanger Verfolgung 1938 ebenfalls Selbstmord beging.

Unternehmerkarriere

Georg wurde 1869 von seinem Vater Louis an den Dannenbergschen Kattunfabriken Benjamin, Louis und Georg Liebermann in Berlin beteiligt und trat in die Geschäftsführung ein. 1877 machte er sich mit der Übernahme der Baumwollspinnerei Fiedler in Falkenau selbstständig. 1883 kaufte er - nach einem Großbrand - die Fabrik der Gebrüder Schreyer und zur gleichen Zeit auch die Spinnerei Beaumont. [1] Liebermann betrieb eine Baumwollspinnerei mit einer Zwirnerei. Hergestellt wurden kardierte und gekämmte Garne für die Strumpf-, Trikotagen-, Handschuh- und Nähfadenindustrie sowie Zwirne für die Web- und Gardinenindustrie. Außerdem gehörte ein Wasserkraftwerk zum Unternehmen. Neben Textilprodukten stellte das Unternehmen aber auch Maschinen für andere Unternehmen der Textilindustrie her.

Der Betrieb entwickelte sich unter der Leitung Liebermanns dynamisch. Verfügte er im Jahr 1887 erst über 25.000 Spindeln waren es 1905 106.000 Spindeln. Dies bedeutete eine Steigerung um 324 %.[2] Im Jahr 1905 hatte das Unternehmen um die 900 Beschäftigte. Im Jahr 1913 wurde das Unternehmen als Georg Liebermann Nachf. AG in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. 1941 wurde sie in Baumwollspinnerei Falkenau AG umfirmiert. 1939 gehörte der Betrieb zu den Unternehmen, die für den Kriegsfall Baumwolle einlagern sollten.[3]

Die Tradition des Unternehmens wurde auch zur Zeit der DDR fortgesetzt, ehe die Betriebsstätten nach der Wende allmählich stillgelegt wurden.[4] Georg Liebermann gehörte zu den bedeutendsten jüdischen Unternehmern in Berlin.[5] Sein Vermögen wurde für das Jahr 1913 auf 6,1 Millionen Mark und sein jährliches Einkommen auf 400.000 Mark geschätzt.[6]

Sozialreformer

Liebermann war sozialreformerisch eingestellt und Mitglied des Centralverein für das Wohl der arbeitenden Klassen.[7] Aus Anlass des fünfundzwanzigjährigen Geschäftsjubiläums gründete er mit 100.000 Reichsmark Kapital ein Ledigenheim für seine Beschäftigten. Damit verbunden waren ein Kindergarten, eine Volksküche und eine Badeanstalt.[8] Für seine Arbeiter ließ er zahlreiche Wohnhäuser errichten. Insgesamt gab es 1897 bereits 112 Häuser mit 540 Wohnungen. Die Mieteinnahmen flossen der Arbeiterunterstützungskasse des Werkes zu.[9]

Liebermann engagierte sich kommunalpolitisch als Stadtverordneter in Berlin. Er war maßgeblich an der Gründung des Freiwilligen Erziehungsbeirats für schulentlassene Waisen beteiligt und war auch Mitglied im Vereinsvorstand.[10]

Villa

Gedenkstele Tiergartenstraße, ungefähr auf der Höhe, wo früher die Villa Tiergartenstr. 4 stand

Georg Liebermann ließ für sich und seine Familie in der Tiergartenstr. 4, nahe dem Potsdamer Platz, damals eine der feinsten Wohngegenden Berlins, eine Villa errichten. Seine Erben verloren die Villa im Tiergarten 1940 durch Arisierung. Diese wurde anschließend Sitz des für die Euthanasie (Aktion T4) zuständigen Hauptamtes II der Führerkanzlei.[11] Das Gebäude wurde im Krieg durch Bomben beschädigt und später abgerissen. Heute steht auf diesem Grundstück die Berliner Philharmonie.

Literatur

  • Regina Scheer: Max Liebermann erzählt aus seinem Leben – Mit Original-Tondokument. Berlin 2010, ISBN 978-3-9424-7605-8
  • Regine Scheer: Wir sind die Liebermanns – Die Geschichte einer Familie. München 2006, ISBN 978-3549072882
  • Marina Sandig: Die Liebermanns – Ein biographisches Zeit- und Kulturbild der preußisch-jüdischen Familie und Verwandtschaft von Max Liebermann. Deutsches Familienarchiv Bd. 146 (2005), ISBN 3-7686-5190-8
  • Marina Sandig: Sie glaubten Deutsche zu sein – Martha Liebermann Marckwald, eine Familiengeschichte zwischen preußisch-jüdischer Herkunft und Shoah. 2010 (ISBN 978-3-7686-5204-9)
  • Jüdischen Biographischen Archiv/WBIS, aus: Literarisches Lexikon der Schriftsteller, Dichter, Bankiers, Geldleute, Ärzte, Schauspieler ... jüdischer Rasse und Versippung, die von 1813-1913 in Deutschland tätig und bekannt waren. Hrsg. Philipp Stauff, Berlin : Selbstverlag 1913. - Bd 1. Antisemitische Publikation.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Das Mittlere Zschopaugebiet: Ergebnisse der heimatkundlichen Bestandsaufnahme in dem Gebieten von Flöha, Augustusburg und Zschopau, Akademie-Verlag, 1977 S.82
  2. Deutsche Rundschau für Geographie und Statistik. Bd.27, Wien, Leipzig, 1905 S.514
  3. Höschle: Die deutsche Textilindustrie zwischen 1933 und 1939, S. 105
  4. Eintragung auf Reichsbankaktien-Shop.de
  5. Berlin und seine Wirtschaft. Berlin, 1987 S.127
  6. Cella-Margaretha Girardet: Jüdische Mäzene für die Preussischen Museen zu Berlin: eine Studie zum Mäzenatentum im Deutschen Kaiserreich und in der Weimarer Republik. Hänsel-Hohenhausen (Pseudoverlag), 1997 S.181
  7. Der Arbeiterfreund. Zeitschrift für die Arbeiterfrage. Organ des Centralvereins für das Wohl der arbeitenden Klassen. Jg.1875 S.407
  8. Der Arbeiterfreund. Zeitschrift für die Arbeiterfrage. Organ des Centralvereins für das Wohl der arbeitenden Klassen. Jg.1905 S.372
  9. Amtliche Mittheilungen aus den Jahres-Berichten der Gewerbeaufsichtsbeamten. Berlin, 1898 S.398
  10. Meinolf Nitsch: Private Wohltätigkeitsverein im Kaiserreich. Berlin, New York, 1999. S.80, S.400
  11. Eintrag auf Aktiensammler.de


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