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Georg Fritz

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Georg Fritz (geb. 24. November 1865 in Alzey; gest. 18. November 1944 ebenda) war ein deutscher Finanzbeamter, Geheimer Regierungsrat und Publizist.

Leben

Nach seinem forstwirtschaftlichem Studium an der Universität Giessen ging Fritz als wissenschaftlicher Mitarbeiter an eine Forschungseinrichtung in Rio de Janeiro, weil er unmittelbar im Anschluß an sein Studium keine Oberförsterstelle in Hessen bekommen konnte. Persönlich kam er dort mit dem leitenden Professor nicht zurecht und er kam als Schiffsjunge zurück nach Deutschland. Dort nahm er ein zweites Studium auf, das der Finanzwissenschaft. Zunächst arbeitete er als Finanzassessor in Mainz, wo er einen ersten Kontakt zum völkischen Deutschbund aufnahm. Erneut im Beruf unzufrieden bewarb er sich erfolgreich – offensichtlich unter Vermittlung vom gleichaltrigen Heinrich Claß, Vorsitzender des Alldeutschen Verbands – als Bezirkshauptmann der Marianen-Inseln, die seit Februar 1899 zu Deutsch-Neuguinea gehörten.

Als koloniales Oberhaupt setzte er sich sehr für die einheimische Bevölkerung ein und konnte bis 1904 zwei Chamorro-Wörterbücher schreiben. Trotz seiner hohen Beliebtheit bei den Einwohnern wurde er nach fünf Jahren abberufen, weil seine deutschen Dienstherren nicht mit ihm zufrieden waren: Er hatte bei ihnen eine Beschwerde über das gegenseitige Taktieren bei der Missionierung katholischer und evangelischer Geistlicher eingelegt. Diese Ablösung löste auf den Inseln Unruhen aus, bei denen einige Kolonialbeamte ums Leben kamen. Die Waffengewalt, die von deutscher Seite eingesetzt wurde, um den Aufstand niederzukämpfen, veranlasste Fritz zur Streitschrift gegen den Zentrumspolitiker Matthias Erzberger, der die Ablösung Fritz’ befürwortet hatte.

1914 wurde Fritz Mitglied im Alldeutschen Verband und enger Mitarbeiter von Heinrich Claß, der ihn in seiner Veröffentlichung von 1932 „Wider den Strom. Vom Werden und Wachsen der nationalen Position im alten Reich“ (Leipzig 1932) würdigte. Bereits ein Jahr später veröffentlichte Fritz in einer Broschüre seine Gedanken zur „Ostjudenfrage“ („Die Ostjudenfrage. Zionismus und Grenzschluß“; vgl. Ostjuden und Westjuden), in der er vor allem davor warnte, eine Vergrößerung Deutschlands nach Osten könne unter anderem durch „Millionen nicht nur armer, leiblich und sittlich verkümmerter Menschen, sondern rassefremder, verjudeter Mongolen“ Schaden nehmen. Seine Intention war es, zum Schutz der Juden auf derartige Interventionen zu verzichten, ansonsten drohe die „gründlichste Ausjätung“ der Juden in Deutschland. Er warb für Grenzsperren und gründliche Selektion von Einwanderern sowie für diplomatische Bemühungen zur Auswanderung der Juden. Einen eigenen Staat Palestina lehnte er aber strikt ab, da sich dieser als Herd „von Machenschaften und feindlichen Verschwörungen gegen unsere welt- und handelspolitischen Interessen … entwickeln würde“.

Claß und Fritz suchten den Begriff „alljüdisch“ zu bestimmen. Während Claß den Begriff dem „alldeutschen“ gegenüber gestellt hatte, entwarf Fritz Ende Juni 1917 in der Deutschen Zeitung das Bild des „internationalen Judentums“, das er scharf kritisierte und als „die eigentliche ‚zersetzende Wirkung‘ in Politik, Wirtschaft und Kultur“ geisselte“.[1] In einem zweiten Artikel dieses Alldeutschen Verbandsorgans thematisierte er erneut die Gefahr der massenhaften Einwanderung der Ostjuden und forderte gesetzliche Regelungen zu ihrer Eindämmung. Anderenfalls müsse eine völlige „Neuorientierung gegenüber dem Judentum im Allgemeinen und seiner staatsbürgerlichen Gleichberechtigung“ erfolgen.[1] Er meinte damit, dass die in Deutschland lebenen Juden „Ausländerstatus“ bekommen müssten.[2] Durch diese Rhetorik qualifizierte er sich nach Ansicht Konstantin von Gebsattels für den alldeutschen „Ausschuß für die Judenfrage“. Dieser schlug Fritz als stellvertretenden Vorsitzenden vor und tatsächlich wurde er am 18. Februar 1919 als konstituierendes Mitglied gewählt. Noch im selben Jahr war Fritz Gründungsmitglied im Deutschvölkischen Schutz- und Trutzbund. Außerdem brachte er ab 1920 in Weimar das dreibändige Deutschvölkische Jahrbuch im Alexander Duncker-Verlag heraus.

Schriften (Auswahl)

  • Berlin, die alte und die neue Stadt. Berlin, Klinkhardt & Biermann, 1936
  • Straßen und Bauten Adolf Hitlers. Mit Geleitwort des General-Inspektors für das deutsche Strassenwesen Dr. -Ing. Fritz Todt, Berlin 1939, Verlag der DAF
  • Corps Teutonia zu Gießen. 1839–1935. Münchow′sche Universitäts-Druckerei Otto Kindt, Gießen 1939

Literatur

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Uwe Lohalm: Hamburger Beiträge zur Zeitgeschichte, Band 6, Hamburg, 1970, ISBN 9783874730006, S. 50.
  2. Wolfgang Benz et al: Handbuch des Antisemitismus, S. 263.
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