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Georg Christoph Biller

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Georg Christoph Biller (2008)

Georg Christoph Biller (* 20. September 1955 in Nebra; † 27. Januar 2022) war ein deutscher Dirigent. Er war von 1992 bis Ende Januar 2015 Thomaskantor zu Leipzig.

Leben

Georg Christoph Biller wurde 1955 als Pfarrerssohn in Nebra geboren. Er erhielt seine erste musikalische Ausbildung von 1965 bis 1974 als Thomaner unter Erhard Mauersberger und Hans-Joachim Rotzsch. Als Chorpräfekt sammelte er hier erste Erfahrungen im Dirigieren. Nach dem Abitur 1974 an der Thomasschule zu Leipzig studierte er von 1976 bis 1981 Orchesterdirigieren bei Rolf Reuter und Kurt Masur sowie Gesang an der Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ Leipzig. Im Jahre 1976 gründete er das Leipziger Vocalensemble.

Von 1980 bis 1991 leitete er den GewandhausChor Leipzig. Gleichzeitig lehrte er als Dozent für Chorleitung an der Kirchenmusikschule Halle. 1982 erfolgte die Gründung des Männerstimmen-Sextetts „Arion-Collegium“. Im selben Jahr erwarb er das Diplom im Orchesterdirigieren an der Internationalen Sommerakademie Mozarteum Salzburg. Ab 1983 war er Mitglied der Akademie der Künste Berlin. 1985 wurde er mit dem Osaka-Musikpreis ausgezeichnet. Von Juli 1990 bis Juli 1992 war Georg Christoph Biller interimistischer Kantor an der Stadtkirche Naunhof.[1] 1991/1992 war er Dozent für Chordirigieren an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt am Main und Hochschule für Musik Detmold.

1992 wurde er zum Thomaskantor zu Leipzig berufen und war damit der sechzehnte Thomaskantor nach Johann Sebastian Bach. Biller führte bei seiner Arbeit mit dem Thomanerchor die kirchenmusikalische Tradition seiner Vorgänger fort. Dabei legte er großen Wert auf einen liturgischen Aufbau der Motetten- und Konzertprogramme, in denen sich die gesamte Chortradition von den gregorianischen Anfängen bis hin zur Moderne wiederfand. Er war mit vielen zeitgenössischen Komponisten eng verbunden, selbst kompositorisch tätig und Gastdirigent prominenter Klangkörper wie z. B. der New Yorker Philharmoniker, Konzerthausorchester Berlin und Sydney Symphony Orchestra.

1992 begann er, die gesamten erhaltenen Kantaten Bachs zyklisch in chronologischer Reihenfolge mit den Thomanern und dem Gewandhausorchester aufzuführen, wobei die Kantaten ihre Zuordnung zum entsprechenden Sonntag zum Kirchenjahr erhielten. 1994 wurde Georg Christoph Biller zum Professor für Chordirigieren an der Hochschule für Musik Leipzig ernannt. Ab 2009 lehrte er dort als Professor für Orchesterdirigieren.

2013 setzte er mit dem Auswahlchor der Thomaner neue Akzente unter besonderer Berücksichtigung der historischen Aufführungspraxis. Er besetzte die Stimmen drei- bis vierfach und positionierte die Sänger vor dem Orchester am Geländer der Empore. Zudem ließ er den Chor aus Reproduktionen der originalen Handschriften singen.[2]

Mitte Januar 2015 teilte Biller mit, dass er zum Ende Monats sein Amt als Thomaskantor aus gesundheitlichen Gründen niederlegen werde.[3] Am 18. Juni wurde er in einem Festakt der Stadt Leipzig, begleitet durch den Thomanerchor und das Gewandhausorchester, verabschiedet.[4] Am folgenden Sonntag trat er mit seinem neugegründeten Ensemble, den Leipziger Bach-Solisten, sowie dem Leipziger Barockorchester in einem Benefizkonzert zugunsten von Flüchtlingen in Tröglitz auf.[5] Die 18 Sänger standen dabei, wie von Biller angekündigt, „wie zu Bachs Zeiten vor dem Orchester“.[6]

Biller war weiterhin als Gastdirigent, Chorpädagoge und Komponist tätig.[7] Er war Schirmherr des Schönberger Musiksommers und des Bachfestes Leipzig sowie Ehrenmitglied der Richard-Wagner-Gesellschaft Leipzig 2013. Seit Beginn der 2000er Jahre verfolgte er die Vision des Forum Thomanum, eines Bildungscampus rund um Thomasschule und Thomanerchor. Im Rahmen der Festtage „Leipziger Romantik“ initiierte er die Regeriade, die jährlich anlässlich des Todestages Max Regers in Leipzig stattfindet.

Biller vertonte verschiedene Texte von Carola Moosbach, so 2014 die Kantate Frieden machen. Im Jahr 2019 wurde sein Werk Irritationen zum Michaelisfest uraufgeführt.

Georg Christoph Biller war mit der Schauspielerin Ute Loeck verheiratet.[8] Sein älterer Bruder ist der Kirchenmusiker Gottfried Biller.[9]

Georg Christoph Biller starb am 27. Januar 2022 nach längerer, schwerer Krankheit im Alter von 66 Jahren.[10]

Ehrungen und Auszeichnungen

Werke

Kompositionen

Georg Christoph Biller gründete im Jahr 2015 sein „Biller-Werk-Verzeichnis“ (BiWV), in dem seine sämtlichen veröffentlichten Kompositionen aufgelistet sind. Aus diesem Œuvre publiziert ein Verlagshaus in Berlin ausgewählte Kompositionen und Bearbeitungen als Notenreihe.

  • Der apostolische Segen / Benedicamus. 2011.
  • Naunhofer Choralbuch.
  • Responsorien. 2012.
  • Gesänge nach Worten von Clemens Brentano.
  • 7 Lieder aus Stille.
  • Psalmen Davids.
  • Eine kleine Thomasmusik. 2000.
  • Der Nebraer Himmelspsalm.
  • Res severa verum gaudium. Kanon.
  • Herr, tue meine Lippen auf.
  • Verleih uns Frieden gnädiglich. Männerchor (TTBB) a cappella, 2015
  • In einem Glauben. 2009.
  • Gemeindeliedsätze und Halleluja-Verse. In: Das Neue Thomasgraduale. Phonus, 2014.
  • Vater unser im Himmelreich. Gesangssatz. 2013.
  • Hiobs Botschaft. für Solo-Bariton, gemischten Chor und Bassinstrument ad libitum, 2014.
  • Irritationen. 2019.
  • Gesänge nach Worten von Clemens Brentano
  • St. Thomas-Ostermusik (Festmusik zum 800jährigen Bestehen der Thomana) 2012/2013
  • Air. Dona nobis pacem, Bearbeitung des Air aus der Orchestersuite Nr. 3, für gemischten Chor (SATB) a cappella
  • Frieden machen, kleine Kantate nach einem poetischen Kommentar von Carola Moosbach zur Bach-Kantate BWV 114
  • 2018 St. Thomas-Motette, für Solo-Bariton, gemischten Chor und Bassinstrument ad libitum
  • Botschaften Jesajas, für gemischten Chor und Bassinstrument ad libitum[12]

Schriften

  • mit Thomas Bickelhaupt: Die Jungs vom hohen C. Erinnerungen eines Thomaskantors. Mitteldeutscher Verlag, Halle (Saale) 2018, ISBN 978-3-95462-951-0.
  • Georg Christoph Biller: Das Neue Thomasgraduale nach dem Evangelischen Gesangbuch. Phonus-Verlag, Leipzig 2014 (212 Seiten; 24 cm × 30,5 cm; ISMN: 979-0-50232-002-7).
  • Das Biller-Werk-Verzeichnis – Eine Auswahl aus seinen Kompositionen und Bearbeitungen. Mit Lebenslauf des Komponisten, Verweis auf „Juister Psalmen“, BiWV 1, ISMN M-50106-014-6, „Naunhofer Chorbuch“[13], BiWV 16, ISMN M-50106-015-3, sowie Übersicht von Live-Mitschnitten auf CD-Veröffentlichungen. Hrsg.: Verlagshaus Gotthardt, Berlin 2015.

Tonträger (Auswahl)

  • Ute Loeck und Georg Christoph Biller: Chansonettes mit Bach – Lieder von Bach bis Beatles. Rondeau Musikproduktion und -vertrieb, Leipzig 2012.[14]

DVD

  • Der Thomanerchor Leipzig in frühesten Filmdokumenten – Zwischen Tradition und Moderne. DVD mit Filmdokumenten des Thomanerchores von 1941, 1942 und 2012, herausgegeben mit Stefan Altner, Günter Atteln, Hans-Jürgen Bersch, Hagen Kunze und Gerhard Passolt, Altenburg 2013.

Varia

  • Georg Christoph Biller war von Juli 1990 bis Juli 1992 Interims-Kantor der Stadtkirche Naunhof.[15] Seine Verbundenheit mit dieser Kirchgemeinde zeigt sich daran, dass er acht Kompositionen aus dieser Zeit mit dem Titel „Naunhofer Chorbuch“ (Biller-Werk-Verzeichnis BiWV 16; ISMN M-50106-015-3) veröffentlichte – auf der Titelseite ist die Stadtkirche Naunhof abgebildet.[13][16]

Weblinks

 Commons: Georg Christoph Biller – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Die Ladegastorgel in der Stadtkirche zu Naunhof – Festschrift zur Wiedereinweihung im September 2011. Naunhof 2011 (Seite 7).
  2. Die Thomaner singen zu Bachs 328. Geburtstag: Konzert in historisch orientierter Aufführungspraxis. (pdf; 68 kB) In: leipzig-online.de. 18. März 2013, archiviert vom Original am 29. Oktober 2013; abgerufen am 28. Januar 2022.
    Herbert Glossner: Bachfest Leipzig 2013. In: Forum Kirchenmusik. Ausgabe 5, 2013, S. 23.
  3. Thomaskantor legt sein Amt nieder. In: leipzig.de. 15. Januar 2015, abgerufen am 28. Januar 2022.
  4. Festakt für Georg Christoph Biller: Thomaner verabschieden ihren Kantor. In: mdr.de. 22. Juni 2015, archiviert vom Original am 8. Juni 2016; abgerufen am 28. Januar 2022.
  5. Nach Brandanschlag im April – Hunderte bei Benefizkonzert für Tröglitzer Flüchtlinge. In: lvz.de. 21. Juni 2015, abgerufen am 28. Januar 2022.
  6. Jan Iven: Georg Christoph Biller: Abschied im Tröglitzer Kulturzentrum. In: mz.de. 19. Juni 2015, abgerufen am 16. Juni 2021.
  7. Das Biller-Werk-Verzeichnis – Eine Auswahl aus seinen Kompositionen und Bearbeitungen. Berlin 2015, S. 5.
  8. Arnt Cobbers: Interview Georg Christoph Biller: „Das eigentliche Problem sind die Mädels“. In: concerti.de. 21. September 2011, abgerufen am 28. Januar 2022.
  9. Carolin Reinitz: Raum für neue Ideen – Zum 33. Mal organisiert Gottfried Biller den Quedlinburger Musiksommer. In: quedlinburger-musiksommer.de. 1. Juni 2013, archiviert vom Original am 4. März 2014; abgerufen am 28. Januar 2022.
  10. Wieland Aschinger: Alt-Thomaskantor Georg Christoph Biller gestorben. In: musik-heute.de. 27. Januar 2022, abgerufen am 27. Januar 2022.
  11. Das Biller-Werk-Verzeichnis – Eine Auswahl aus seinen Kompositionen und Bearbeitungen. Berlin 2015, S. 5.
  12. Georg Christoph Biller. In: sadk.de. Abgerufen am 28. Januar 2022.
  13. 13,0 13,1 Förderverein Ladegastorgel Naunhof e. V.: Beeindruckendes Kirchenkonzert mit dem Vokalensemble der Wiener Votivkirche. (pdf; 5 MB) In: Naunhofer Nachrichten. 15. Oktober 2016, S. 14, archiviert vom Original am 1. Dezember 2017; abgerufen am 28. Januar 2022.
  14. DNB 1022355872
  15. Die Ladegastorgel in der Stadtkirche zu Naunhof – Festschrift zur Wiedereinweihung im September 2011. Naunhof 2011 (Seite 7).
  16. Das Biller-Werk-Verzeichnis – Eine Auswahl aus seinen Kompositionen und Bearbeitungen. Verlagshaus Gotthardt, Berlin 2015, S. 5.

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