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Gaziantep

Aus Jewiki
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Dieser Artikel behandelt die türkische Stadt; die Provinz siehe Gaziantep (Provinz).
Gaziantep
Wappen von Gaziantep
Gaziantep (Türkei)
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Basisdaten
Provinz (il): Gaziantep
Koordinaten: 37° 4′ N, 37° 23′ O37.06694444444437.388611111111850Koordinaten: 37° 4′ 1″ N, 37° 23′ 19″ O
Höhe: 850 m
Fläche: 6.222 km²
Einwohner: 1.931.836[1] (2015)
Bevölkerungsdichte: 310 Einwohner je km²
Telefonvorwahl: (+90) 342
Postleitzahl: 27000
Kfz-Kennzeichen: 27
Struktur und Verwaltung (Stand: 2014)
Bürgermeister: Fatma Şahin (AKP)
Webpräsenz:

Gaziantep (arabisch عنتاب, DMG ʿAīntāb, armenisch Այնթա, kurdisch عەنتاب bzw. دیلۆک Dîlok), auch kurz Antep genannt, ist eine Stadt in Südostanatolien und Hauptstadt der gleichnamigen Provinz. Mit circa 1,8 Mio. Einwohnern (Stand 2014) ist sie die sechstgrößte Stadt der Türkei. Neben Türken und Kurden leben auch Araber in Gaziantep.

Name

Der Name Gaziantep besteht aus zwei Teilen: Gazi, das „Kämpfer“ bedeutet, und Antep. Gazi wurde erst im Jahr 1921 zur Zeit des türkischen Befreiungskriegs auf Beschluss der Nationalversammlung an den Namen angefügt, nachdem die Einwohner sich gegen die französische Militärbesatzung erhoben hatten, die die vorige, seit 1918 eingerichtete britische abgelöst hatte. Dennoch wird die Stadt von vielen Einwohnern immer noch kurz Antep genannt, man hört auch Ayintap oder Aintab (arabisch عنتاب). Auf Kurdisch wird die Stadt Entep oder Dîlok genannt.

Klimatabelle

Gaziantep, Oğuzeli (700 m)
Klimadiagramm
JFMAMJJASOND
 
 
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8
0
 
 
87
 
10
0
 
 
71
 
14
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49
 
20
8
 
 
30
 
26
12
 
 
6.7
 
32
17
 
 
3
 
36
21
 
 
3.3
 
36
21
 
 
8.3
 
32
17
 
 
41
 
25
11
 
 
74
 
16
5
 
 
92
 
10
1
Temperatur in °C,  Niederschlag in mm
Quelle: [2]
Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Gaziantep, Oğuzeli (700 m)
Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
Max. Temperatur (°C) 8,3 9,6 14,4 20,1 25,8 31,6 35,7 35,7 31,5 24,5 16,0 10,2 Ø 22
Min. Temperatur (°C) -0,2 0,1 3,4 7,7 12,2 17,3 21,3 21,2 16,6 10,8 4,8 1,3 Ø 9,7
Temperatur (°C) 3,6 4,4 8,5 13,6 18,8 24,3 28,1 27,7 23,1 16,6 9,4 5,1 Ø 15,3
Niederschlag (mm) 92,9 87,2 70,9 49,1 29,5 6,7 3,0 3,3 8,3 41,3 74,0 92,0 Σ 558,2
Sonnenstunden (h/d) 3,7 4,4 5,4 6,7 8,2 9,8 10,1 9,7 8,6 6,9 5,2 3,7 Ø 6,9
Regentage (d) 11,9 12,3 11,8 10,5 7,0 2,1 0,7 0,4 1,9 6,5 9,3 11,6 Σ 86
T
e
m
p
e
r
a
t
u
r
8,3
-0,2
9,6
0,1
14,4
3,4
20,1
7,7
25,8
12,2
31,6
17,3
35,7
21,3
35,7
21,2
31,5
16,6
24,5
10,8
16,0
4,8
10,2
1,3
Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
N
i
e
d
e
r
s
c
h
l
a
g
92,9
87,2
70,9
49,1
29,5
6,7
3,0
3,3
8,3
41,3
74,0
92,0
  Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez


Quelle: [2]

Geschichte

Festung von Gaziantep im Stadtzentrum
Ehemalige armenische Petrus-Kirche; 18./19. Jhdt.

Das Gebiet der heutigen Stadt war im Altertum lange zwischen Hethitern und Assyrern umstritten und kam durch König Sargon II. (721–705 v. Chr.) an die letztgenannte Macht. Einige Wissenschaftler vermuten, dass Gaziantep der antiken seleukidischen Stadt Antiochia ad Taurum entspricht oder diese sich in der Nähe befand. Zehn Kilometer nördlich von Gaziantep lag die Stadt Doliche (türkisch Dülük) die in der römischen Kaiserzeit Ausgangspunkt des Kultes des Iupiter Dolichenus war, der sich mit den Soldaten von hier bis weit nach Mitteleuropa verbreitete, wie viele Steininschriften bezeugen. Deutsche Archäologen und Althistoriker haben auf dem Gipfel des Hügels Dülük Baba Tepesi dessen Heiligtum erforscht. 2010 wurden die Grundrisse eines weitläufigen Gebäudes aufgefunden, die zu diesem Tempel gehören könnten.[3]

Doliches Glanzzeit endete im 3. Jahrhundert n. Chr., als die Sassaniden das Heiligtum brandschatzten. Antep stand aber noch bis zum Jahre 637 hinter Doliche zurück, bis die Araber hierher vordrangen, welche die oströmische Herrschaft beendeten und Doliche eroberten, das danach langsam seine Bedeutung verlor. Nach ihrem Einfall in Ostanatolien bemächtigten sich dann die türkischen Seldschuken, die in der Schlacht von Manzikert am 26. August 1071 das Heer von Kaiser Romanos IV. Diogenes (1068–1071) geschlagen hatten, dieser Gegend. Damals wurde die Festung auf dem Stadthügel von Antep erbaut.

Im Rahmen der Kreuzzüge kam Antep im Jahr 1098 an die westlichen Ritter und gehörte seitdem zum Fürstentum Antiochia. 1183 eroberte Sultan Saladin die Stadt. Nach dessen Tod Anfang März 1193 war die Herrschaft in dieser Gegend umstritten, unter anderem zwischen Mamluken und Mongolen. Zeitweise gehörte Antep zum Beylik der Dulkadir. Im Jahr 1514 eroberte der türkische Sultan Selim I. (1512–1520) Südostanatolien und damit Antep. Seitdem gehörte die Stadt zum Osmanischen Reich; zwischen 1832 und 1840 war sie von den Truppen des ägyptischen Statthalters Muhammad Ali Pascha okkupiert. Am Ende des Ersten Weltkrieges besetzten 1918 britische Einheiten die Region; ihnen folgten bis zu ihrer Vertreibung durch Sahin Bey 1921 die Franzosen. Mit dem Vertrag von Lausanne am 24. Juli 1923 wurde das nunmehrige Gaziantep Teil der Republik Türkei.

Beim Selbstmordanschlag in Gaziantep am 20. August 2016 wurden während einer kurdischen Hochzeitsfeier 50 Menschen getötet und rund 100 weitere verletzt.[4]

Verwaltung

Als eine von 30 Großstädten der Türkei besitzt Gaziantep einen Oberbürgermeister (türkisch Büyükşehir Belediye Başkanı). Das direkte Umland der Stadt ist in zwei Gebiete aufgeteilt, die Landkreise Şahinbey und Şehitkamil.

Wirtschaft

Gaziantep ist der Sitz von Çimko, einem der großen Baustoffe- und Zementhersteller der Türkei. Cimko gehört zur Sanko Holding, einem Mischkonzern, dessen beherrschende Familie Konukoğlu aus der Textilbranche kommt.

Sehenswürdigkeiten

Armenische Muttergottes-Kirche, heute Moschee, historische Fotografie

Im Zentrum der Stadt liegt die Zitadelle aus seldschukischer Zeit auf dem zentralen Hügel, der schon in der Antike Befestigungsanlagen besessen hatte. Hier befindet sich auch eine Dauerausstellung, welche die offizielle türkische Lesart des Völkermords an den Armeniern von 1915 dokumentiert, nach der damals Armenier die türkische Bevölkerung angegriffen hätten und besiegt wurden. Das Archäologische Museum zeigt Funde aus der Umgebung der Stadt, aus Zincirli, Yesemek, Arsameia am Nymphaios und einiges andere. Die große Sammlung römischer Mosaiken aus der untergegangenen Stadt Zeugma am mittleren Euphrat ist ausgelagert worden in das 2011 eröffnete Zeugma-Mosaik-Museum, das wohl weltweit größte Mosaikmuseum. Die Große Synagoge von Gaziantep wurde zwar 2012 restauriert, jedoch haben die einheimischen Juden Gazianteps die Stadt in den späten 1970er Jahren verlassen. Die Kurtuluş-Moschee wurde 1892 als armenisch-apostolische Muttergotteskirche errichtet und nach dem Völkermord an den Armeniern in eine Moschee umgewandelt.

Küche

Baklava

Die Küche von Gaziantep wurde von der UNESCO ausgezeichnet.[5] Zu den wichtigsten Gerichten gehören verschiedene Kebab und Köftevariationen (z. B. İçli Köfte, Patlıcan Kebabı, Soğan Kebabı, Lahmacun).

Wichtiger Bestandteil vieler Süßspeisen ist die Pistazie. Das Baklava aus Gaziantep ist als Gaziantep Baklavası von der EU als geographisch geschützte Herkunftsbezeichnung eingetragen.[6]

Verkehr

Gaziantep liegt an dem Teil der Bagdadbahn, der nach der Gründung der modernen Türkei errichtet wurde, um den nun in Syrien gelegenen Streckenabschnitt zu umgehen.[7]

Zwei Fahrzeuge des Typs Pt, in Frankfurt am Main gekauft

Die Stadt richtet für ihren ÖPNV ein Stadtbahnsystem ein. Bereits 2009 wurden 17 ehemalige Düwag U- und Straßenbahn-Triebwagen vom Typ Pt aus Frankfurt am Main angeschafft, die in Frankfurt seit dem 1. April 2007 nicht mehr eingesetzt wurden. Sie wurden mit der Eisenbahn nach Gaziantep transportiert und modernisiert.[8] 2011 wurde die Straßenbahnlinie, die von der Universität bis zum Bahnhof führt und rund 13 Kilometer lang ist, eröffnet.

Mitte Februar 2010 wurde der Passagierverkehr auf der Eisenbahnstrecke nach Mossul (Irak) wiedereröffnet. Die 18-stündige Fahrt über Syrien fand einmal wöchentlich statt. Die Verbindung wurde jedoch kurz nach Inbetriebnahme wieder mangels Interesse eingestellt.[9] Eine S-Bahnlinie ist in Planung und soll 2013 in Betrieb gehen.

Der Flughafen Gaziantep befindet sich ca. 20 km außerhalb der Stadt. Fluggesellschaften wie Turkish Airlines und Pegasus Airlines fliegen größtenteils nationale Ziele in der Türkei an. Saisonal werden auch Ziele in Deutschland angeflogen, wie z. B. der Flughafen Berlin-Tegel[10] oder Flughafen Düsseldorf.

Bildung

In Gaziantep befinden sich die staatliche Universität Gaziantep (türkisch Gaziantep Üniversitesi) sowie drei Privatuniversitäten (Zirve, Hasan Kalyoncu und Sanko).

Städtepartnerschaften

Nach einem Wohnhausbrand in Ludwigshafen am Rhein, der im Februar 2008 insgesamt neun Menschen türkischer Herkunft das Leben kostete, bekundete die Stadtverwaltung in Gaziantep die Absicht, eine Städtepartnerschaft mit der deutschen Stadt einzugehen.[13] Die Initiative ging von Asım Güzelbey, dem Oberbürgermeister Gazianteps, aus, die Ludwigshafener Oberbürgermeisterin Eva Lohse begrüßte sie. Alle Opfer aus Ludwigshafen waren zuvor von Deutschland in die Türkei überführt und in Gaziantep beigesetzt worden. Am 2. Februar 2009 fand eine Gedenkfeier statt, bei der die Städtepartnerschaft verkündet wurde. Geschlossen wurde sie dann 2012.

Galerie

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter der Stadt

Persönlichkeiten, die vor Ort gewirkt haben

Literatur

Weblinks

 Commons: Gaziantep – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Gaziantep aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.