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Gavrilo Princip

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Gavrilo Princip während der Haft in Theresienstadt

Gavrilo Princip (kyrillisch Гаврило Принцип; * 13. Julijul./ 25. Juli 1894greg. in Obljaj, Vilâyet Bosnien; † 28. April 1918 in Theresienstadt, Österreich-Ungarn, heute Tschechien) war ein bosnisch-serbischer Attentäter, dessen tödliches Attentat auf den österreichisch-ungarischen Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand und seine Frau Sophie in Sarajevo am 28. Juni 1914 die Julikrise auslöste, die schließlich zum Ersten Weltkrieg führte.

Er war Mitglied der Mlada Bosna-Bewegung, eine revolutionäre Vereinigung von Schülern und Studenten, die Anfang des 20. Jahrhunderts im von Österreich-Ungarn annektierten Bosnien-Herzegowina aktiv war und zu der bosnische Serben, Kroaten und Muslime gehörten.[1] Sie hatte das Ziel, Bosnien-Herzegowina von der österreichisch-ungarischen Besatzung zu befreien, den Zusammenschluss der südslawischen Provinzen mit Serbien und Montenegro und den damit verbundenen Bildung Jugoslawiens, sowie Bildungsmöglichkeiten für die Armen und politische und ökonomische Einbeziehung in der österreichischen Quasi-Kolonie Bosnien-Herzegowina.[2] Nach dem Ersten Weltkrieg wurde Bosnien-Herzegowina Bestandteil des Königreichs der Serben, Kroaten und Slowenen, das spätere Jugoslawien.

Während seines Prozesses erklärte er: "Ich bin ein jugoslawischer Nationalist mit der Vereinigung aller Jugoslawen als Ziel, mir ist es egal in welcher Staatsform, jedoch muss er von Österreich befreit werden ".[3] Princip galt in Jugoslawien als Volksheld und wurde entsprechend geehrt. Seine Gebeine wurden 1920 exhumiert und auf dem Friedhof Koševo in Sarajevo neu beigesetzt.[2] Heute befindet sich dort an einer Kapelle eine Gedenkschrift für Gavrilo Princip und die anderen Mitglieder der Organisation Mlada Bosna.[2]

Leben

Princip war eines von neun Kindern der Familie eines Postmitarbeiters, von denen sechs bereits im Kindesalter starben. Seine Eltern hatten sich in Hadžići, einem Vorort von Sarajevo, kennengelernt, in dem er einen Teil seiner Jugend verbracht hatte.[2] Die Familie Princip stammt eigentlich aus dem Dorf Obljaj, einem Ortsteil von Bosansko Grahovo, im äußersten Westen des Landes.[2] Seine älteren Brüder waren Jovo, später Sägewerksbesitzer sowie Holzexportunternehmer in Hadžići und Nikola Princip.[2] Jovo wurde zum Patriarchen der Familie, der für die anderen sorgte, und so kam auch der jüngste Bruder, Gavrilo, zu ihm nach Hadžići.[2] Später hatte Jovo einen seiner Söhne nach seinem verstorbenen Bruder Gavrilo benannt.[2]

Princip besaß die 1910 definierte bosnisch-herzegovinische Landesangehörigkeit und galt als intelligent und machte in der Schule durch gute Leistungen auf sich aufmerksam. Nach der Grundschule besuchte eine Handelsschule in Tuzla und anschließend ein Gymnasium in Sarajevo.[4] In Hadžići kam dieser erstmalig mit Mitgliedern der nationalen Schüler- und Studentenbewegung Mlada Bosna (Junges Bosnien) in Kontakt, zu der bosnische Serben, Kroaten und Muslime gehörten, und wurde dessen Mitglied.

Sie hatte das Ziel, Bosnien-Herzegowina von der österreichisch-ungarischen Besatzung zu befreien, den Zusammenschluss der südslawischen Provinzen mit Serbien und Montenegro und die Bildung eines gemeinsamen Staates, sowie Bildungsmöglichkeiten für die Armen und politische und ökonomische Einbeziehung in der österreichischen Quasi-Kolonie Bosnien-Herzegowina. Im Mai 1912 zog er nach Belgrad um dort das Gymnasium zu besuchen und anschließend zu studieren. Dort schlug er sich zunächst als Hilfsarbeiter durch und pflasterte Straßen.

Er war begeistert vom Gefühl des nationalen Aufschwungs, der zu dieser Zeit spürbar war. Im Oktober 1912 reiste er mit einem Freund nach Prokuplje, um sich als Freiwilliger Tschetnik zu melden. Major Vojin P. Tankosić, ein Mitglied der serbischen Geheimorganisation „Schwarze Hand“ (Crna ruka), war Kommandant der dort ansässigen Tschetnik-Truppen. Tankosić lehnte Princip jedoch mit der Begründung ab, dass er „physisch zu schwach für den anstrengenden Tschetnik-Dienst“ sei, woraufhin Princip beleidigt abreiste. Nach den Balkankriegen kehrte er nach Belgrad zurück und schloss am 21. August 1913 die 11. Klasse mit ausgezeichnetem Erfolg ab.

Attentat von Sarajevo

Hauptartikel: Attentat von Sarajevo

Bereits früher war es in Sarajevo zu Attentaten gekommen. Der Student Bogdan Žerajić hatte 1910 ein Attentat auf Kaiser Franz Joseph geplant, aufgrund des hohen Alters des Monarchen jedoch davon Abstand genommen. Stattdessen schoss er am 15. Juni 1910 bei der Eröffnung des bosnisch-herzegowinischen Landtags auf den General der k.u.k. Armee und Statthalter Österreich-Ungarns in Bosnien und Herzegowina Marijan Freiherr Varešanin von Vareš, verfehlte ihn aber, woraufhin er sich mit einem Kopfschuss tötete. Princip war vom gescheiterten Attentat auf den Statthalter beeindruckt und nahm Žerajić als Vorbild. Er besuchte dessen Grab und schwor ihn zu rächen und seine Tat mit einer ähnlichen Handlung zu „würdigen“. Princip führte diesen Plan schließlich mit Hilfe mehrerer Mlada Bosna-Mitglieder am 28. Juni 1914 aus.

Drei Mitglieder der Mlada Bosna erfuhren vom bevorstehenden Besuch Franz Ferdinands und entschlossen sich zu einem Attentat auf ihn: drunter der 19-jährige Princip, Nedeljko Čabrinović, ein 19-jähriger Druckergeselle, und Trifun Grabež, ein 18-jähriger Schulabbrecher. Princip fasste schließlich im Frühling 1914 in Belgrad den Entschluss, Franz Ferdinand zu töten. Nach anderen Darstellungen sei der wahre Urheber der Idee Nedeljko Čabrinović gewesen, der von einem Freund, dem Journalisten Mihajlo Pušara, mit einem Zeitungsausschnitt auf den bevorstehenden Besuch aufmerksam gemacht worden war.

Den drei Mitglieder schloss sich als viertes Mitglied Danilo Ilić an, ein 23-jähriger Lehrer. Ilić warb drei weitere Mitglieder von Mlada Bosna an, Vaso Čubrilović und Cvetko Popović, zwei 17-jährige Gymnasiasten, sowie Muhamed Mehmedbašić, einen 27-jährigen muslimischen Serben, der von Beruf Schreiner war. An der Verschwörung waren auch andere Mitglieder von Mlada Bosna beteiligt, die nicht unmittelbar oder bewaffnet in Erscheinung traten: Veljko Čubrilović, Vasos Bruder und Lehrer aus Priboj, Miško Jovanović, Kaufmann und Bankdirektor, Mladen Stojaković, Arzt und später Volksheld im Zweiten Weltkrieg, sein Bruder Sreten, Bildhauer; Jezdimir Dangić, Gendarmerie-Oberstleutnant und später Tschetnik-Wojwode, Mitar Kerović und sein Sohn Neđa, und schließlich Jakov Milović, ein Landwirt aus Ostbosnien.

Die Gruppe wurde von der serbischen Geheimgesellschaft Schwarze Hand (auch Ujedinjenje ili Smrt, „Vereinigung oder Tod“), ausgebildet und mit Waffen ausgestattet. Serbische Zöllner hatten den Attentätern zuvor die Überschreitung der Grenze von Serbien nach Bosnien ermöglicht. Der Kopf des Geheimdienstes der Serbischen Armee und der Schwarzen Hand, Dragutin Dimitrijević, hatte Princip, Čabrinović und Grabež - alle drei Tuberkulosekranke, die wussten, dass sie nicht mehr allzu lange zu leben hätten -, angewiesen, nach dem Attentat Selbsttötung zu begehen, um so zu verhindern, dass einer der Drei ausplaudern könnte, wer hinter den Attentatsplänen stehe. So erhielten die drei Attentäter außer Revolver und Granaten eine Phiole mit (angeblich) Zyanid. Der Inhalt der Phiole aber wirkte nicht, denn Čabrinović starb nicht, als er die Kapsel geschluckt und in den nahen Fluss gesprungen war; er wurde lebend gefangengenommen. Auch Princip wurde durch zunächst einen umstehenden Passanten und dann die Polizei an der von ihm versuchten Selbsttötung mit dem Revolver gehindert.

Nur kurz vor dem zum Anschlag erhielt Ilić noch von Belgrad die Order, das Attentat nicht durchzuführen. Die Führung der Schwarzen Hand hatte es sich inzwischen anders überlegt und befürchtete ernsthafte Konsequenzen im Falle eines Erfolges. Ein entsandter Agent übergab Ilić in Sarajevo die Order, doch Princip wollte davon nichts wissen und überredete Ilić dazu, den Plan trotzdem auszuführen.

Prozess, Haft und Tod

Da Princip zum Zeitpunkt der Tat noch nicht 20 Jahre alt war, konnte er nach österreichischem Recht nicht zum Tode verurteilt werden. Dem vorausgegangen war ein Missverständnis, das auf einem Schreibfehler beruhte. Bei der Geburt trug der Pfarrbeamte in Princips Geburtsurkunde irrtümlich „Juni“ ein, in den kirchlichen Büchern trug er jedoch das richtige Datum (Juli) ein. Dieser Umstand bewog den Staatsanwalt dazu, die Todesstrafe für Princip zu fordern, weil er nach der Geburtsurkunde zum Tatzeitpunkt genau 20 Jahre und 15 Tage alt gewesen wäre. Das Gericht folgte den Angaben in den kirchlichen Unterlagen und wies den Antrag des Staatsanwalts ab.

Zahlreiche Familienmitglieder Princips, darunter seine Brüder Jovo und Nikola, wurden nach dem Attentat unter dem Verdacht der Mitwisserschaft verhaftet. Die Familie ist aber heute der Ansicht, dass keiner der damaligen Verwandten in Gavrilo Princips Plan eingeweiht war. Die Brüder seien einige Zeit in einem Lager in Arad im heutigen Rumänien gewesen.[2]

An einen Gefängnisdirektor, der ihn während der Untersuchungshaft in ein anderes Gefängnis überstellen ließ, soll Princip die Worte gerichtet haben: „Es gibt keinen Grund, mich in ein anderes Gefängnis zu verlegen. Mein Leben schwindet bereits dahin. Ich rate Ihnen, mich an ein Kreuz zu nageln und mich lebendig zu verbrennen. Mein brennender Körper wird eine Fackel sein, die meinem Volk auf dem Weg in die Freiheit leuchtet.“[5]

Princip wurde zu 20 Jahren Kerker in der Kleinen Festung in Theresienstadt verurteilt. Er wurde in Isolationshaft in einer sehr engen, feuchten, dunklen Zelle gehalten, war ständig angekettet und durfte nicht mal Verwandte als Besucher empfangen.[2] Infolge der Haftbedingungen verfiel Princip gesundheitlich. Schließlich starb er am 28. April 1918 im Gefängnislazarett an Knochentuberkulose.[2] Zuvor war ihm der rechte Arm amputiert worden. In seiner Zelle fand man nach seinem Tod folgende Zeilen, die er mit dem Stiel eines Löffels in die Wand geritzt hatte:

Unsere Geister schleichen durch Wien und raunen
durch die Paläste und lassen die Herren erzittern.[6]

Princips Leichnam wurde in Theresienstadt anonym bestattet. František Löbl, österreichischer Soldat tschechischer Nationalität, fand Dedijer zufolge das Grab und erhielt mit vier Kameraden den Befehl, Princip im katholischen Ortsfriedhof zu begraben und die Grabstelle geheimzuhalten. Löbl machte aber eine Skizze von der Lage des Grabes und schickte sie sicherheitshalber seinem Vater. Nach dem Krieg identifizierte Löbl die Grabstelle. Am 9. Juni 1920 wurden die Gebeine exhumiert und mit denen anderer toter Verschwörer auf dem Friedhof Koševo in Sarajevo neu beigesetzt.[7] Heute befindet sich dort an einer Kapelle eine Gedenkinschrift für Princip und andere Mlada-Bosna-Mitglieder.[8] Hätte er ein paar Monate länger gelebt, wäre er wahrscheinlich als Held ins Königreich Jugoslawien zurückgekehrt, schrieb 2013 die Journalistin Adelheid Wölfl in der österreichischen Zeitung Der Standard.[2]

Nachwirkung

Nach dem Ersten Weltkrieg galten die Attentäter von Sarajevo im Königreich Jugoslawien bereits als Helden.[2] Während des Zweiten Weltkriegs wurde Princips Bruder Nikola, zu dem Zeitpunkt ein Arzt, von den kroatisch-faschistischen Ustascha erschossen, dies angeblich nur, weil er den Namen Princip trug.[2] Im sozialistischen Jugoslawien entstand ein regelrechter Princip-Kult.[2] Die Wahrnehmung Princips als jugoslawischer Volksheld lässt sich einer Rede Borko Vukobrats, eines bosnischen Kommunisten, anlässlich der Enthüllung einer Gedenktafel zu Ehren Princips in Sarajevo am 7. Mai 1945 entnehmen:

Gavrilo Princip, der das Attentat auf Ferdinand verübte, ist nur die Saat, der viele Volkshelden entsprossen. Gavrilo Princip zeigte sein Heldentum, als er mit gezogener Pistole auf das Fahrzeug aufsprang. Grahovo hat auch neue Helden der Gegenwart geboren, die genauso auf Panzer aufspringen. Deutsche Banden, die nach Sarajevo kamen, trugen die Gedenktafel Gavrilo Princips zwar fort, aber Helden, die von der Idee Gavrilo Princips und seiner Kameraden von „Mlada Bosna“ beseelt waren, haben mit ihrem Kampf und mit ihrer Mühe unsere liebe Stadt wieder befreit, ja unsere ganze Heimat. Die Ideen, für die Princip kämpfte, wurden verwirklicht.[9]

1990 wurde das Leben Gavrilo Princips unter dem Titel „Himmel unter Steinen“ unter der Regie von Peter Patzak verfilmt.[10]

Im heute geteilten Bosnien sind im serbischen Landesteil, der Republika Srpska, in sieben Städten Straßen nach Princip benannt. So in Banja Luka, Bijeljina, Pale, Gradiška, Teslić und Derventa. 2013 wurde in Andrićgrad eine weitere Straße nach ihm benannt. Im bosniakisch-kroatischen Landesteil distanziert man sich überwiegend von dieser Erinnerung. Im Attentatsmuseum in Sarajevo wird Princip nicht heroisiert.

Am 28. Juni 2014 soll Princip ein Denkmal bekommen. Es wird eine Statue von ihm auf der Festung Kalemegdan in Belgrad errichtet.[11]

Literatur

Weblinks

 Commons: Gavrilo Princip – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Dennison Rusinov: "The Yugoslav Idea before Yugoslavia", in: Dejan Djokić (Hrsg.): Yugoslavism. Histories of a Failed Idea, 1918-1992. London England 2003, ISBN 1-85065-663-0, S. 11-26, hier: S. 24.
  2. 2,00 2,01 2,02 2,03 2,04 2,05 2,06 2,07 2,08 2,09 2,10 2,11 2,12 2,13 2,14 Adelheid Wölfl: Treffen mit Gavrilo Princip in Sarajevo, Der Standard, 26. Juli 2013
  3. Noel Malcolm: Bosnia: A Short History. New York University Press 1996, ISBN 0-8147-5561-5
  4. Allerhöchste Entschließung vom 17. Februar 1910 betreffend die Einführung von verfassungsmäßigen Einrichtungen, Gesetz- und Verordnungsblatt für Bosnien und die Herzegovina Nr. 19 / 1910 (= S. 21 ff.), Landesstatut, § 3 (= S. 22)
  5. Aussage Borivoje Jevtics, der mit Princip verhaftet wurde
  6. Dedijer, deutsche Ausgabe, S. 668, vom Autor zitiert nach N. Trišić, Belgrad 1939
  7. Dedijer, deutsche Ausgabe, S. 668
  8. Wölfl, a. a. O.
  9. Kamberović, S. 14.
  10. Himmel unter Steinen in der deutschen und englischen Version der Internet Movie Database
  11. http://www.welt.de/newsticker/dpa_nt/infoline_nt/brennpunkte_nt/article124158366/Serben-ehren-Sarajevo-Attentaeter-Princip-mit-Denkmal-in-Belgrad.html
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