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Gaston Dreher

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Gaston Dreher (geb. 7. Juli 1907 in Mulhouse; gest. 21. April 1944 in Auschwitz, Polen) war ein französischer[1] Krimineller aus Basel, der als Jude in Auschwitz ermordet wurde.[2]

Leben

Elternhaus und Kindheit

Gaston Dreher war der Sohn des jüdischen Ehepaars Caroline und Elie Dreher.[3] Zudem hatte er eine zwei Jahre jüngere Schwester, die Suzette hiess und ebenfalls in Mülhausen geboren wurde.[4] Seine Mutter war gebürtige Elsässerin. Sein Vater stammte aus einer ostjüdischen Familie, die ursprünglich aus Russland kam und wuchs in Bayern auf. Später wanderte sein Vater nach Frankreich aus und im Jahre 1904 erwarb er die französische Staatsangehörigkeit. Die Familie zog 1912 nach Basel. Gastons Vater wurde während des Ersten Weltkriegs von der französischen Armee eingezogen. Am 17. August 1921 wurde er aufgrund «progressiver Paralyse» in die Psychiatrie «Friedmatt» – mittlerweile heisst diese Anstalt Universitäre Psychiatrische Klinik Basel (UPK) – eingewiesen. Dort verstarb er am 16. März 1923. Seine Erkrankung war für die Familie eine schwere Belastung.

Jugendjahre

Nach achtjährigem Schulbesuch verliess Gaston Dreher am Ende der dritten Klasse der unteren Primarschule die Schule. Abschluss hatte er keinen. Gaston Dreher geriet immer mehr auf die schiefe Bahn und entglitt seiner Mutter. Im Jahre 1922 wurde er nach einem Prozess unter Vormundschaft gestellt. Zudem wurde er für zwei Monate in eine Erziehungsanstalt Klosterfiechten untergebracht.

Aufgrund seiner französischen Staatsbürgerschaft wurde er nach Strasburg vermittelt. Dort begann er eine Lehre als Damenschneider, allerdings brach er sie ab und kehrte nach Basel zurück. In Basel wurden seine Probleme mit seiner Mutter immer gravierender. Er musste 1923 wegen Schwererziehbarkeit als Zögling in ein Jugendheim eintreten. Während dieser Zeit versorgte der Vormundschaftsrat ihn bis zu seinem Lehrabschluss als Herrenschneider im Pestalozziheim Neuhof in Birr AG. Nach seinem Abschluss im April 1926 fand er für die nächsten drei Monate Arbeit in einer Basler Schneiderei, bevor sein Leben wieder aus den Fugen geriet. Während dieser Zeit lebte er wieder in einem Jugendheim. Nach den drei Monate wechselte er mehrmals seine Arbeitsstelle.

Kriminelle Jahre

Gaston Dreher pendelte zwischen Basel und Elsass hin und her und beging zwischendurch kleinere Diebstähle. Im Jahre 1927 wurde er aufgrund eines Diebstahls zu zwei Monate Gefängnis verurteilt. Nachdem er aus der Haft entlassen wurde, meldete er sich zum Militärdienst in Frankreich. Allerdings blieb er dort nicht lange. Er verbrachte einige Jahre wegen Suizidgefährdung in der Anstalt Rouffach im Elsass. 1931 wurde er für zehn Jahre aus der Schweiz ausgewiesen, da die Polizei ihn in Basel erwischt hatte. Er war nämlich aus der Anstalt geflohen und zu der Adresse seiner Mutter in Basel gefahren.

1932 wurde Gaston Dreher in Paris und Mulhouse wegen mehrfachen Diebstahls zu mehrmonatigen Haftstrafen verurteilt. Nach der Haftentlassung kehrte er illegal nach Basel zurück, wo er aufgrund eines weiteren Diebstahls zu sechs Wochen Gefängnis verurteilt wurde. Nach einer erneuten Haftentlassung wurde er kurz darauf wegen Urkundenfälschung und Verweisungsbruch für schuldig erarchtet.

Trotz des Einreiseverbots in die Schweiz kehrte er weiterhin nach Basel zurück, da dort seine Familie lebte. Im Jahre 1937 wurde er wegen Verweisungsbruch und illegaler Einreise verurteilt, woraufhin er erneut nach Frankreich abgeschoben wurde. Anfang 1939 versuchte Gaston Dreher eine vorzeitige Aufhebung des Landesverweises, welche von Bund und Kanton abgelehnt wurde.

Tod

Nachdem Frankreich gegen das Deutsche Reich verloren hatte, flüchtete er in die Schweiz. Aufgrund seiner jüdischen Abstammung sollte er in Frankreich, welches von der deutschen Wehrmacht besetzt war, deportiert werden. Am 21. Oktober 1943 gelang ihm der illegale Grenzübertritt über Genf. Nach dem Grenzübertritt fuhr er mit dem Zug nach Basel zu seiner Schwester Suzette. Nach seiner Ankunft in Basel stellte er einen Asylantrag, da seine Schwester sich bereit erklärt hatte, ihn bei sich aufzunehmen. Allerdings lehnten die Schweizer Behörden seinen Antrag ab und nahmen ihn stattdessen fest aufgrund der Einreisesperre. Daraufhin wurde er im Untersuchungsgefängnis Lohnhof festgehalten. Für die nächsten vier Wochen diskutierte die Behörde in Basel diesen Fall, da sie im vollen Bewusstsein waren, dass eine Rückweisung eine Gefährdung für Gaston Dreher darstelle. Allerdings setzte sich keiner für ihn ein. Somit wurde er am 26. November 1943 von Basel nach Genf übermittelt. In Genf wiesen sie ihn zurück nach Frankreich. Am 4. Dezember 1943 wurde er ins Internierungslager Drancy in Paris eingeliefert, von wo er nach Auschwitz deportiert wurde. Im Konzentrationslager selbst musste er Zwangsarbeit verrichten. Nach einigen Monaten am 21. April 1944 wurde Gaston Dreher in Auschwitz in den Gaskammern ermordet.

Persönliches

Sein Leben lang war sein gesundheitlicher Zustand sehr labil. Er musste mehrmals ins Spital eingeliefert werden. Zudem litt er auch unter psychischen Erkrankungen wie Depressionen. Er versuchte mehrere Suizidversuche, die gescheitert sind.

Gaston Dreher heiratete im November 1936 in Elsass. Allerdings folgte wenige Monate später im Juni 1937 die Scheidung.[5]

Workshop des Basler Staatsarchivs

In einem Pilotprojekt bietet das Basler Staatsarchiv einen online Workshop für Schulen zum Leben von Gaston Dreher an.[1]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Peter Wittwer: EIN BLICK INS NOTIZBUCH EINES (SELBST-)MÖRDERS. DAS STAATSARCHIV ÖFFNET SICH FÜR SCHULKLASSEN UND ZEIGT SEINE «SCHÄTZE». ONLINE-WORKSHOPS ZUM TRAGISCHEN SCHICKSAL VON GASTON DREHER. Basler Schulblatt Nr. 6/2018. Seite 35
  2. Unterrichtsmaterialien Gaston Dreher. Abgerufen am 14. Dezember 2020.
  3. Vogtei F 2 IV.1 31-10 Dreher, Gaston, 1922-1928. Abgerufen am 27. Januar 2021.
  4. PD-REG 3a 201346 Dreher, geb. Levy, Caroline, s.d. (sine dato). Abgerufen am 23. Februar 2021.
  5. Unterrichtsmaterialien Gaston Dreher. Abgerufen am 14. März 2021.