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Ganna Walska

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Ganna Walska (1920)
Walska nach ihrer Eheschließung mit Harold F. McCormick (ca. 1922)

Ganna Walska, geboren als Hanna Puacz (* 26. Juni 1887 in Brest-Litowsk[1]; † 2. März 1984 in Montecito), war eine polnisch-US-amerikanische Gesellschaftsdame, Sängerin und Gartenenthusiastin. Sie war sechsmal verheiratet, davon viermal mit wohlhabenden Männern. Ab 1941 schuf sie mithilfe ihres Vermögens in Kalifornien den botanischen Garten Lotusland, dessen Anlage und Pflege sie sich bis zum Ende ihres Lebens verschrieb.

Biographie

Frühe Jahre

Ganna Walska wurde als Hanna Puacz in Brest-Litowsk geboren, das damals zum russischen Kaiserreich gehörte. In der Literatur wird sie durchgängig als Polin bezeichnet.[1] Ihre Eltern waren Napoleon Puacz und Karolina Massalska; die Familie zählte zum Großbürgertum.[2]

Im Alter von 17 Jahren brannte Hanna Puacz mit dem russischen Offizier Baron Arcadie d’Eingorn durch. Wegen dessen schlechter Gesundheit zog das Ehepaar in die Schweiz. Laut „offizieller“ Version wurde die Ehe 1915 annulliert.[3] Eine andere Version lautet, der Ehemann sei Alkoholiker gewesen und an Tuberkulose gestorben; sein genaues Schicksal ist unbekannt.

In den USA

Sehnlichster Wunsch von Hanna Puacz war es, Sängerin zu werden, weshalb sie begann, täglich Gesangsunterricht zu nehmen und sich in vielfältiger Weise mit Musik zu beschäftigen. In den 1910er Jahren trat sie in Cabarets und kleinen Theatern in Europa auf.[4] Um sich vor dem Krieg in Sicherheit zu bringen, ging sie 1915 nach New York und versuchte dort ihr Glück als Opernsängerin, nachdem sie den Künstlernamen Ganna Walska angenommen hatte:[5] „Ganna“ als russische Form von Hannah, und „Walska“ bezog sich auf ihre Lieblingsmusik, den Walzer.[6] Wegen einer Stimmbandentzündung suchte sie in New York den 20 Jahre älteren Neurologen Joseph Fraenkel auf, der nach zehn Tagen Bekanntschaft um ihre Hand anhielt, angeblich, weil sie ihn an Alma Werfel erinnerte, die er ebenfalls hatte heiraten wollen.[4][5]

1918 gab Walska ihr Debüt in den USA in einer Aufführung gemeinsam mit Enrico Caruso bei den Biltmore Morning Musicals. Zu dieser Zeit lernte sie Harold McCormick kennen, den millionenschweren Sohn eines Chicagoer Unternehmers, der die Chicago Opera Company als Mäzen unterstützte und ihr vierter Ehemann werden sollte.[4] 1920 starb der Ehemann Joseph Fraenkel, und „Ganna Walska gehörte nun der amerikanischen High Society an, ihre Ehen und Scheidungen, ihre wertvollen Juwelen, ihre zum Teil skandalumwitterten Auftritte machten Schlagzeilen“[7].

In Frankreich

Nach dem Tod ihres Mannes reiste Ganna Walska mit Freunden nach Paris. Auf der Schiffsreise traf sie McCormick wieder, der sie Alexander Smith Cochran vorstellte, dem Erben einer Teppichfabrik und vermeintlich „reichster Junggeselle der Welt“. Es heißt, dass ihre eigentliche Zuneigung McCormick galt, der allerdings zu dieser Zeit noch mit der Erbin Edith Rockefeller verheiratet war. Am Ende der Reise machte ihr Smith Cochran einen Heiratsantrag, und das Paar heiratete im September 1920 in Paris.[5] Als Hochzeitsgeschenk gab er seiner Frau „Carte Blanche“. Kurz nach der Hochzeit kehrte das Ehepaar in die Staaten zurück, weil Walska ihre Karriere als Opernsängerin weiter verfolgen wollte. Die Beziehung zwischen den Eheleuten verschlechterte sich alsbald, da der Ehemann eifersüchtig und besitzergreifend gewesen sein soll. Andererseits beschenkte er seine Frau mit kostbaren Juwelen, darunter ein Ring mit einem herzförmigen 21-Karat-Diamanten, der später als Walska Herz bekannt wurde.[5] 1922 wurde das Ehepaar geschieden, und innerhalb von 14 Tagen ging Walska eine neue Ehe mit Harold McCormick ein, der sich gerade von Edith Rockefeller hatte scheiden lassen.

Das Fabergé-Ei von Consuelo Vanderbilt

McCormick investierte Energie und Geld in die Opernkarriere seiner Frau, und auch er beschenkte sie mit Juwelen. Für ihre Auftritte ließ sich Ganna Walska prächtige Kostüme von bekannten Designern wie Erté und den Schwestern Callot entwerfen, die sie auch für gesellschaftliche Auftritte nutzte: So besuchte sie etwa 1924 als „Königin Barbara von Polen“ einen Opernball in Paris und trug dabei ein Kleid mit einer ausufernden Schleppe, die von zwei Pagen getragen wurde.[8] Ein Teil ihrer Garderobe befindet sich heute im Los Angeles County Museum of Art.[9] 1926 erwarb Walska bei einer Wohltätigkeits-Auktion ein Fabergé-Ei, das Consuelo Vanderbilt gestiftet hatte. Später erstand Malcolm Forbes dieses Kunstwerk als erstes Fabergé-Ei für seine Sammlung.[10]

Gegen den Wunsch ihres Mannes reiste Walska weiterhin durch Europa und die USA, um ihr Ziel zu erreichen, als Sängerin anerkannt zu werden. 1922 erwarb sie das Théâtre des Champs-Élysées in Paris, wo sie Opernaufführungen veranstaltete. In einem Interview mit der Chicago Tribune gab sie an, dass sie das Theater mit ihrem eigenen Geld gekauft habe und nicht dem ihres Ehemannes: „I will never appear in my own theatre until I have gained recognition based solely on my merits as an artist.“ („Ich werde erst dann in meinem eigenen Theater auftreten, wenn ich Anerkennung gefunden habe, die allein auf meinen Verdiensten als Künstlerin beruht.“)[11] 1929 zog sie ganz nach Paris und kaufte das Château de Galluis zwischen Paris und Chartres, wo sie extravagante Gesellschaften ausrichtete, zu denen Stars wie Adolphe Menjou und seine Frau Kathryn Carver kamen.[5][12] Auch lancierte sie eine eigene Parfümserie.[13] 1932 ließ sich McCormick scheiden, da seine Frau sich weigerte, mit ihm zusammen in den USA zu leben.

Die aufwändige Unterstützung ihrer letztlich glücklosen Opernkarriere durch ihren Mann Harold Fowler McCormick soll im Drehbuch für den Film Citizen Kane (1941) verarbeitet worden sein. Andere Interpretation weisen hingegen auf Randolph Hearst und dessen Geliebte Marion Davies hin.[14][15]

Mitte der 1930er Jahre akzeptierte Ganna Walska die Tatsache, niemals eine berühmte Operndiva zu werden, da sie durchweg schlechte Kritiken erhielt. Sie verbrachte die meiste Zeit auf ihrem Schloss in Frankreich und wandte ihr Interesse der Esoterik zu. 1938 heiratete sie den exzentrischen britischen Erfinder und Opernliebhaber Harry Grindell Matthews, der vergebens versuchte, eine funktionstüchtige Todesstrahl-Waffe zu entwickeln, die im Krieg eingesetzt werden sollte.[16]

Zurück in den USA und Aufbau von „Lotusland“

1939 reiste Walska mit der letzten Schiffspassage vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs in die Staaten zurück. Die Ehe mit Grindell Matthews wurde 1941 geschieden, und 1942 ging Ganna Walska ihre sechste Ehe mit dem 20 Jahre jüngeren Yogalehrer Theos Casimir Bernard ein, der den Beinamen The White Lama trug. Das Ehepaar erwarb in Kalifornien die Gartenanlage Cuesta Linda und taufte sie in Tibetland um, da sie als Heimstatt für tibetanische Mönche dienen sollte. Die Ehe endete in Streit – hauptsächlich um Geld – und einer „schmutzigen“ Scheidung. Bernard hatte inzwischen eine Geliebte, und als Ganna Walska eines Tages von einer Reise nach Hause kam, fand sie das Haus leergeräumt. Walska wies ihr Personal an, nie mehr den Namen von Bernard zu erwähnen, und als dieser 1947 im Punjab von Aufständischen ermordet wurde, gab es sogar Gerüchte, sie habe die Mörder ihres Mannes gedungen.[17]

1943 publizierte Ganna Walska ihre Autobiographie Always Room At the Top (sinngemäß: Nach oben ist immer noch Luft). Darin schildert sie, dass sie mit der Zeit ihre täglichen Gesangsübungen, die sie bis zu ihrem Tod beibehielt, als Weg zu einer inneren Erfüllung verstand. In dem Buch beschäftigte sie sich mit Themen wie Astrologie, Hypnose, Numerologie, Telepathie und Yoga sowie mit der Rolle und den Rechten der Frau. Sie war demnach Mitglied der National Woman’s Party und kämpfte für das Recht einer Ehefrau, einen anderen Wohnsitz zu haben als der Ehemann, was sie ja selbst jahrelang praktiziert hatte.[18] Sie war gut befreundet mit der deutschen Sängerin Lotte Lehmann und unterstützte deren Music Academy of the West in Santa Barbara.[18]

Fortan widmete sich Ganna Walska der Gestaltung ihres Gartens, den sie 1946 in Lotusland umbenannt hatte. Sie hatte weder eine Ausbildung als Gärtnerin noch ein botanisches Wissen, sondern erschuf den Garten in Zusammenarbeit mit Fachleuten, nicht ohne selbst Hand anzulegen. Um Pflanzen für ihren Garten kaufen zu können, verkaufte sie wertvollen Schmuck. Insgesamt sind in Lotusland 3200 verschiedene Pflanzenarten zu sehen, mit einem Schwerpunkt auf nicht-blühenden Pflanzen.[18] Reese: „In Lotusland übertrug sie Aspekte dessen, was Oper ausmacht – Inszenierung, Dramatik, Schönheit – in die Gartenkunst.“[19]

Lotusland – Galerie

Eheschließungen

Ganna Walska war sechsmal verheiratet:

Ehrungen

Literatur

  • Kirsten Reese: Ganna Walska – Lotusland – Lotussound. Festschrift für Beatrix Borchard zum 60. Geburtstag. In: Martina Bick/Julia Heimerdinger/Krista Warnke (Hrsg.): Musikgeschichten – Vermittlungsformen. Böhlau, Köln, Weimar, Wien 2010, ISBN 978-3-412-20625-3, S. 281–294.
  • Brian Adams: Ganna: Diva of Lotusland. CreateSpace Independent Publishing Platform, 2014, ISBN 978-1514169575.

Weblinks

 Commons: Ganna Walska – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Pinkowski Files. In: poles.org. Abgerufen am 16. Juli 2016.
  2. Reese, Ganna Walska, S. 282
  3. Lotusland History - Ganna Walska Lotusland. In: lotusland.org. 15. September 1993, abgerufen am 15. Juli 2016 (english).
  4. 4,0 4,1 4,2 Reese, Ganna Walska, S. 281
  5. 5,0 5,1 5,2 5,3 5,4 The "Walska Briolette Diamond" Brooch: Ganna Walska on Sotheby's Blog. In: sothebys.com. 7. November 2013, abgerufen am 27. März 2016.
  6. About Madame Ganna Walska – Ganna Walska Lotusland. In: lotusland.org. 17. Februar 2016, abgerufen am 5. März 2016 (english).
  7. Reese, Ganna Walska, S. 283
  8. Reese, Ganna Walska, S. 284
  9. Sean K. Macpherson: Enemy of the Average. In: nytimes.com. 14. April 2002, abgerufen am 16. Juli 2016 (english).
  10. Treasuresofimperialrussia.com. In: treasuresofimperialrussia.com. Abgerufen am 16. Juni 2016.
  11. "Walska Buys Theatre." The New York Times, 15. Dezember 1922
  12. Mary Birkhead: Ganna Walska Hostess at her French Chateau. Chicago Tribune, 20. Oktober 1929, abgerufen am 27. März 2016.
  13. Reese, Ganna Walska, S. 285
  14. Robert Garis: The Films of Orson Welles. Cambridge University Press, 2004, ISBN 978-0-521-64972-8, S. 16 (Eingeschränkte Vorschau in der Google Buchsuche).
  15. Citizen Kane (1941) - Trivia - IMDb. In: imdb.com. 20. Dezember 2011, abgerufen am 24. Juli 2016.
  16. Pedro Waloschek: Todesstrahlen als Lebensretter. BoD – Books on Demand, 2004, ISBN 978-3-833-41616-3, S. 19 (Eingeschränkte Vorschau in der Google Buchsuche).
  17. Paul G. Hackett: Theos Bernard, the White Lama. Columbia University Press, 2013, ISBN 978-0-231-15887-9, S. 310 (Eingeschränkte Vorschau in der Google Buchsuche).
  18. 18,0 18,1 18,2 Reese, Ganna Walska, S. 286 f
  19. Reese, Ganna Walska, S. 288
  20. A.S. Cochran dies at Saranac Lake. In: The New York Times. 21. Juni 1929, abgerufen am 27. August 2016 (english).
  21. Ganna Walska Decorated by Poland for her Art. In: Chicago Tribune. 24. Juli 1931, abgerufen am 24. Juli 2016.
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