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Vogelgesang

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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig. Weitere Bedeutungen sind unter Vogelgesang (Begriffsklärung) aufgeführt.

Als Vogelgesang wird im deutschen Sprachraum die akustische Kommunikation der Vögel, insbesondere der Singvögel bezeichnet. Die Lauterzeugung erfolgt bei Vögeln meist im Stimmkopf.

Verhaltensbiologie

Der Vogelgesang ist eine komplexe verhaltensbiologische Leistung. Vögel singen unter anderem zum Anlocken von Partnern und zur Markierung ihres Reviers. Weibchen erhalten dadurch Hinweise auf Leistungsfähigkeit und Gesundheitszustand eines Bewerbers.

Der Gesang vieler Singvögel ist strophenartig aufgebaut und häufig sehr variationsreich. Selbst Haussperling oder Mehlschwalbe verfügen über mehr als einen Strophentyp. Der Gesang der Singvögel (Passeriformes) ist im Vergleich zu anderen Vogelarten (Nonpasseriformes) nicht angeboren, sondern muss erlernt werden. Eine Prädisposition für den arteigenen Gesang liegt allerdings vor, so dass bereits die wenige Male bis einmalige Wahrnehmung eines singenden Artgenossen zum Lernerfolg führen kann. Für das Erlernen von Vogelgesang gibt es artspezifische Lernphasen (Zeitfenster), die ähnlich einem Prägemechanismus funktionieren. Sie liegen für Männchen meist in der ersten erlebten Jahreszeit, in der die Artgenossen zu singen beginnen. Isoliert aufwachsende männliche Singvögel singen ebenfalls, jedoch oft mit deutlich veränderten Mustern. Unterschiede im Gesangsverhalten können mit Tontechnik und oszillografischen Vergleichen sichtbar gemacht werden.

Komplexe Vogelgesänge liefern die Singvögel. Unter den einheimischen Vögeln hat zum Beispiel die Nachtigall einen sehr komplexen Gesang. Die Gründe, warum manche Arten sehr komplex singen, andere hingegen eher trivial, sind nicht vollständig geklärt. Singvögel zeigen aber ein umso ausgeprägteres Territorialverhalten, je gesangsbegabter sie sind, das heißt die Gesangsbegabung korreliert mit der Intensität der Revierverteidigung. Unter musikalischen Aspekten wäre somit zu verstehen, warum Singvögel mit komplexen Gesängen (Amsel, Singdrossel, Nachtigall, Rotkehlchen usw.) sich gegenüber Artgenossen solistisch und aggressiv verhalten, während Singvögel mit einfach strukturierten Gesängen (Haussperling, Mehlschwalbe usw.) gesellig und verträglich sind. Dieses solistische Verhalten gesangsbegabter Singvögel zeigt sich auch während der Zugzeit, denn Singvögel mit komplexen Gesängen ziehen durchweg einzeln oder in sehr kleinen Trupps und meistens auch nachts.

Menschen und Vogelgesang

Vögel auf einem Baum, um ein Notenblatt versammelt (Gemälde um 1900)

Vogelgesang wird von Menschen oft als wohltönend und angenehm empfunden. Er wurde in Kunst und Kultur viel verarbeitet und stellt Vorbilder für Instrumente und Tondichtungen dar. Früher ging man oft davon aus, dass Vögel aus Lebensfreude oder zur Erbauung der Umwelt singen. Die wahre Bedeutung des Vogelgesangs wurde erst von der Verhaltensbiologie aufgedeckt: es war Bernard Altum, der in seinem Buch Der Vogel und sein Leben (1868) als Erster eine Theorie zur Revierbildung bei Vögeln und deren Territorialverhalten vorbrachte und dabei auch die Funktion des Vogelgesangs berücksichtigte.

Singende Vögel werden weltweit von verschiedenen Kulturen in Käfigen gehalten. Manche Arten singen in Gefangenschaft sehr stark und bis zur völligen Erschöpfung, insbesondere wenn sie keinen Kontakt zu Geschlechtsgenossen erhalten oder gemeinsam mit anderen singenden Vögeln gehalten werden, gegen deren Nähe sie sich abgrenzen wollen. In Europa ist die Isolationshaltung heute nicht mehr üblich, aber weltweit ist sie weit verbreitet. Auf dem historischen Vogelmarkt von Peking werden täglich abertausende von singenden Vögeln in Käfigen zum Verkauf angeboten. Ähnliche Märkte gibt es in ganz Asien, Südamerika und vielen anderen Ländern. Singende Vögel sind ein beliebtes Unterhaltungsmittel.

Das Singverhalten von Vögeln kann durch bestimmte Haltungsbedingungen und verschiedene Futterzusatzstoffe beeinflusst werden.

In einigen Musikstücken wird Vogelgezwitscher imitiert. Hierzu werden Blockflötenköpfe oder spezielle Vogelstimmen-Pfeifen verwendet. Als Kinderspielzeug ist das Gaumenpfeiferl zur Nachahmung von Vogelstimmen sehr beliebt.

Das Werk des französischen Komponisten Olivier Messiaen (1908-1992) ist stark vom Vogelgesang beeinflusst. Messiaen zeichnete auf Weltreisen Vogelrufe auf und verwendete diese in Klavierwerken, Orchesterwerken und seiner Oper Saint François d’Assise.

Literatur

  • Hans-Heiner Bergmann, Hans-Wolfgang Helb, Sabine Baumann: Die Stimmen der Vögel Europas, Aula-Verlag, Wiebelsheim 2008, 672 S. mit DVD. ISBN 3-89104-710-X (474 Vogelporträts mit 914 Rufen und Gesängen auf 2.200 Sonagrammen)
  • Dr. Andreas Schulze, Karl-Heinz Dingler: Die VOGELSTIMMEN Europas, Nordafrikas und Vorderasiens, Edition AMPLE, 17 Audio-CDs+Buch oder 2 MP3-Discs. ISBN 978-3-935329-49-1 oder ISBN 978-3-938147-01-6 (819 Vogelarten, 2.817 Tonaufnahmen, 19:20 Stunden Spieldauer)
  • Dr. Andreas Schulze, Karl-Heinz Dingler: Vogelstimmen-Trainer, Edition AMPLE, Buch+Audio-CD oder CD-ROM. ISBN 978-3-935329-02-6 oder ISBN 978-3-935329-92-7 (Schnellsystem in Bild und Ton zur Bestimmung von 175 Vogelarten)

Weblinks

 Commons: Vogelgesang – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Vogelgesang aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.