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Günter Krusche

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Günter Krusche (2011)
Bei der Predigt zum Kirchentag am 24. Juni 1987 in der Erlöserkirche Berlin-Lichtenberg

Günter Krusche (* 25. Februar 1931 in Dresden; † 5. Juli 2016 in Berlin) war ein deutscher evangelisch-lutherischer Pfarrer, kirchlicher Lehrer und Generalsuperintendent von Ost-Berlin. Als seine Tätigkeit als inoffizieller Mitarbeiter der DDR-Staatssicherheit bekannt wurde, folgte seine Versetzung in den Ruhestand.

Leben

Krusche stammte aus kirchlich geprägtem Elternhaus, sein Vater war Kirchenangestellter. Nach Ablegen des Abiturs in Radebeul studierte er von 1949 bis 1954 Evangelische Theologie an der Universität Leipzig. Als er das Zweite theologische Examen im Predigerseminar von Lückendorf bestanden hatte, wurde er 1956 zum Pfarrer ordiniert. Danach war er einige Zeit in Taucha als Pfarrer tätig, bevor er nach Lückendorf zum Studieninspektor berufen wurde. Von 1966 bis 1969 war er Referent im Landeskirchenamt Sachsen und Pfarrer in Dresden, danach bis 1974 Studiendirektor in Lückendorf.

Seit 1970 arbeitete er in der Studienkommission des Lutherischen Weltbundes mit. Im Jahre 1974 wurde er zum Dozenten für Praktische Theologie am Sprachenkonvikt in Berlin berufen. Im Jahre 1983 wurde Krusche als Nachfolger von Hartmut Grünbaum zum Generalsuperintendenten des Berliner Sprengels der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg berufen. Im gleichen Jahr wurde er an der Karl-Marx-Universität Leipzig zum Doktor der Theologie promoviert. Im Bund der Evangelischen Kirchen in der DDR beteiligte er sich an dessen Arbeitsgruppe „Menschenrechte“. Für die Christliche Friedenskonferenz (CFK) hielt er 1987 in Prag eines der Referate zum Thema „Sprache des Friedens“.

Er gehörte 1989 zu den Erstunterzeichnern des Aufrufs „Für unser Land“ für die Erhaltung einer sozialistischen DDR und gegen die Deutsche Wiedervereinigung.

Im Jahre 1991 wurde Krusche in den Zentralausschuss des Weltkirchenrats gewählt. Seit 1992 arbeitete er im Kuratorium der Gossner-Mission mit. Als 1992 seine Tätigkeit als inoffizieller Mitarbeiter der Staatssicherheit bekannt wurde, versetzte man Krusche in den vorgezogenen Ruhestand.[1]

Danach beteiligte er sich mit Vorträgen sowie mit Beiträgen in Büchern und Zeitschriften zur kirchlichen Zeitgeschichte.

Krusche ist ein Vetter zweiten Grades des ehemaligen Hamburger Bischofs Peter Krusche.[2]

Gegner der DDR-Opposition und Mitarbeiter der Staatssicherheit

Krusche behauptete, er habe gesellschaftskritische Gruppen in der Kirche während der DDR-Zeit unterstützt.[3] Laut Ehrhart Neubert und Thomas Klein war Krusche Mitte der 1980er Jahre zum Gegner von Oppositionsgruppen geworden und schadete diesen politisch erheblich. Krusche äußerte sich in einer westdeutschen Zeitschrift 1988 gegen oppositionelle Gruppen.[4][5] Krusche wollte der Opposition den kirchlichen Handlungsraum nehmen.[4] 1986 hängte er auf der Friedenswerkstatt eigenhändig Plakate der Oppositionszeitschrift Grenzfall auf dem Stand der Initiative Frieden und Menschenrechte ab, die Menschenrechtsverletzungen in Rumänien dokumentierten,[6] 1987 verbot er die Friedenswerkstatt ganz.[7] Seit Ende der 1960er Jahre hatte er Gesprächskontakte mit dem Ministerium für Staatssicherheit und arbeitete ohne Wissen der Kirche als Inoffizieller Mitarbeiter unter dem Decknamen „Günter“.[8][9] Aufgedeckt wurde seine Stasitätigkeit durch den Dissidenten Ralf Hirsch beim Studium seiner eigenen Stasiakten.[10]

Veröffentlichungen

  • Seelsorge zwischen Anpassung und Verweigerung. Ein Kapitel politischer Seelsorge in der DDR. Heft 5 (März 1989)[11]
  • „Alle Menschen sind frei und gleich“ – die Kirche an der Seite der Unterdrückten (= Ökumenische Aktions- und Reflexionsprozesse der Kirchen in der DDR - Band 2 des dreibändigen Werkes: Ökumenische Aktions- und Reflexionsprozesse der Kirchen in der DDR, herausgegeben von Gottfried Orth. Ökumenische Studien, Band 7). Ernst-Lange-Institut für Ökumenische Studien, Rothenburg ob der Tauber 1998, ISBN 3-928617-21-4.
  • … und ich will bei euch wohnen. Evangelische Haupt-Bibelgesellschaft, Berlin 1987.
  • Bekenntnis und Weltverantwortung. Evangelische Verlagsanstalt, Berlin 1986.
  • Bekenntnis und Weltverantwortung – die Ekklesiologiestudie des LWB (1973–77), ein Beitrag zur ökumenischen Sozialethik. 1983
  • Das prophetische Wächteramt. Die zukünftige Rolle der Kirche. In: H. Knabe (Hrsg.), a.a.O. S. 98–106, hier S. 101.
  • Soziologische Aspekte. In: Joachim Rogge, Gottfried Schille (Hrsg.): Theologische Versuche III. Evangelische Verlagsanstalt, Berlin 1971
  • Die theologische Relevanz der Situation für die Verkündigung des Evangeliums. In: Joachim Rogge, Gottfried Schille (Hrsg.): Theologische Versuche V. Evangelische Verlagsanstalt, Berlin 1975
  • Einheit und Pluralität der Kirche. In: Joachim Rogge, Gottfried Schille (Hrsg.): Theologische Versuche XI. Evangelische Verlagsanstalt, Berlin 1979.
  • Buchreihe Kirche in der Stadt, herausgegeben von: Hans Werner Dannowski, Wolfgang Grünberg, Michael Göpfert, Günter Krusche (Sebastian Borck, Gisela Groß, Ralf Meister-Karanikas, Dietrich Werner)
    • Band 1: Erinnern und Gedenken, 1991.
    • Band 2: Religion als Wahrheit und Ware, 1991.
    • Band 3: Die Armen und die Reichen – Soziale Gerechtigkeit in der Stadt? 1993.
    • Band 4: Götter auf der Durchreise – Knotenpunkte des religiösen Verkehrs, 1993.
    • Band 5: Citykirchen – Bilanz und Perspektiven, 1995.
    • Band 6: Kirchen – Kulturorte der Urbanität, 1995.
    • Band 7: Fremde Nachbarn – Religionen in der Stadt, 1997.
    • Band 8: Hamburg als Chance der Kirche. Zur Zukunft der Großstadtkirche, 1997.
    • Band 9: Gott in der Stadt. Analysen – Konkretionen – Träume, 1998.
    • Band 10: Um der Hoffnung willen. Praktische Theologie mit Leidenschaft. Festschrift für Wolfgang Grünberg, 2000.
    • Band 11: Räume riskieren. Reflexion, Gestaltung und Theorie in evangelischer Perspektive. Hrsg. von Friedrich Brandi-Hinnrichs, Annegret Reitz-Dinse, Wolfgang Grünberg. Schenefeld 2003.
    • Band 12 ist in Vorbereitung
  • Karl-Heinz Dejung, Günter Krusche, Martin Stöhr: Der Ökumenische Rat der Kirchen im Kalten Krieg. In: Junge Kirche 1,2001

Literatur

Weblinks

 Commons: Günter Krusche – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. jugendopposition.de
  2. Günter Krusche im Munzinger-Archiv (Artikelanfang frei abrufbar)
  3. Spannende Zeiten. Erlebnisse u. Erfahrungen als Generalsuperintendent des Sprengels Berlin von 1989 – 1993. In: Jb. für Berlin-Brandenburg. Kirchengeschichte. Berlin 2007. S. 365 ff.
  4. 4,0 4,1 Ehrhart Neubert: Geschichte der Opposition in der DDR: 1949-1989, Ch. Links Verlag, 1998, ISBN 978-3-86153-163-0. S.805
  5. Thomas Klein: "Frieden und Gerechtigkeit!": die Politisierung der Unabhängigen Friedensbewegung in Ost-Berlin während der 80er Jahre, S. 184
  6. jugendopposition.de
  7. Ehrhart Neubert: Geschichte der Opposition in der DDR: 1949-1989, Ch. Links Verlag, 1998, ISBN 978-3-86153-163-0. S. 578
  8. Ehrhart Neubert: Krusche, Günter. In: Wer war wer in der DDR? 5. Ausgabe. Ch. Links Verlag, Berlin 2010, ISBN 978-3-86153-561-4, Band 1.
  9. http://www.welt.de/print-welt/article637292/EKD-vor-neuer-Debatte-um-Stasi-Verstrickungen.html
  10. http://www.zeit.de/1992/10/mit-dem-gegner-kaffee-trinken
  11. kontextverlag.de
VorgängerAmtNachfolgerin
Hartmut GrünbaumGeneralsuperintendent für Berlin
(
zunächst nur Berlin Ost)
1982–1993
Ingrid Laudien
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Günter Krusche aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.