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Günter Blobel

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Günter Blobel (2008)

Günter Klaus-Joachim Blobel (* 21. Mai 1936 in Waltersdorf, Landkreis Sprottau, Schlesien; † 18. Februar 2018 in New York City[1]) war ein deutschstämmiger US-amerikanischer Biochemiker.

Er erhielt 1999 den Nobelpreis für Medizin „für die Entdeckung der in Proteinen eingebauten Signale, die ihren Transport und die Lokalisierung in der Zelle steuern“. Hauptforschungsgebiet von Blobel waren vor allem die Mechanismen der innerzellulären Sortierung von Proteinen und die Suche nach Möglichkeiten, ihre Funktion optimal zu erhalten.

Neben seiner Forschung ist Blobel in der Öffentlichkeit u. a. für sein großes Engagement um den Wiederaufbau der Dresdner Frauenkirche und des umgebenden Neumarktes mit den Friends of Dresden bekannt. So spendete er fast sein gesamtes Nobel-Preisgeld für die Kirchenrekonstruktion.

Leben und Wirken

Blobels Familie flüchtete Ende Januar 1945 vor der anrückenden Roten Armee aus dem heimatlichen Schlesien. Auf der Flucht Richtung Westen durchquerte sie das noch unzerstörte Dresden, das einen tiefen Eindruck auf den Achtjährigen machte. Nur Tage danach erlebte die Familie aus der Entfernung von etwa 30 Kilometern die Zerstörung der Stadt durch die alliierten Luftangriffe vom 13. bis 15. Februar 1945. Der in der Nacht weithin sichtbare Feuerschein der brennenden Stadt blieb dem jungen Blobel unvergesslich in Erinnerung. Noch kurz vor Kriegsende, am 10. April 1945, wurde seine älteste, damals 19-jährige Schwester Ruth bei einem Bombenangriff auf einen Flüchtlingszug in der Nähe von Schwandorf getötet und dort in einem Massengrab beerdigt. Die Familie erfuhr davon jedoch erst Monate später.

Nach dem Kriegsende erwies sich die Rückkehr nach Schlesien als unmöglich und die Blobels ließen sich im sächsischen Freiberg nieder, wo Günter Blobel aufwuchs und an der Geschwister-Scholl-Oberschule 1954[2] das Abitur ablegte. Nach dem Medizinstudium in Frankfurt am Main, München, Kiel, Freiburg im Breisgau und Tübingen promovierte er 1967 zum Ph.D. an der University of Wisconsin und wechselte danach an die Rockefeller University, New York, wo er mit dem späteren Nobelpreisträger George Emil Palade zusammenarbeitete. Im Jahre 1987 erhielt er die US-amerikanische Staatsbürgerschaft. Im Jahre 1992 wurde er zum ordentlichen Professor an der Rockefeller University ernannt.

Blobel entdeckte, dass viele Proteine eine sogenannte Signalsequenz besitzen, die ihren Transport und ihre Verteilung nach seiner Herstellung innerhalb der Körperzelle (die sogenannte Proteinbiosynthese) steuert. Für diese Entdeckung erhielt er im Jahr 1999 den Nobelpreis für Physiologie oder Medizin. Durch diese Erkenntnis können auch bestimmte Erbkrankheiten erklärt werden, deren Mechanismus auf einem fehlerhaften Transport von Proteinen beruht.

Rund 820.000 Euro des Preisgeldes des Nobelpreises hat Blobel im Gedenken an seine im Krieg getötete ältere Schwester Ruth für den Wiederaufbau der Frauenkirche in Dresden gespendet, namentlich an die von ihm selbst gegründete Stiftung „Friends of Dresden“, die sich dem Ziel des Wiederaufbaus der Dresdner Frauenkirche verschrieben hat. Er war Ehrenmitglied im Kuratorium Frauenkirche. Als Reaktion auf die Entscheidung zum Einbau einer neuen an­stel­le einer rekonstruierten historischen Orgel gab er im sogenannten Orgelstreit diese Ehrenmitgliedschaft im Jahr 2003 zurück.

Blobel setzte sich auch sehr für den Erhalt der Dresdner Elbwiesen und die originalgetreue Rekonstruktion des Neumarkts ein. Auch auf seine Initiative hin hat die UNESCO untersuchen lassen, ob das Weltkulturerbe Dresdner Elbtal durch den Bau der sehr umstrittenen Waldschlößchenbrücke gefährdet ist. Nach einem entsprechenden Gutachten wurde das Elbtal auf die „Rote Liste des gefährdeten Welterbes“ gesetzt und im Jahr 2009 der Titel schließlich aberkannt. Blobel setzte sich außerdem für einen originalgetreuen Wiederaufbau der 1968 gesprengten Leipziger Universitätskirche St. Pauli ein. Am Dresdner Neumarkt trat Blobel beim Grundstück Frauenstraße 9c selbst als Bauherr auf und ließ ein Gebäude mit der historisch in Teilen rekonstruierten Fassade des ehemaligen „Kaufhauses Au petit Bazar“ errichten, das 2018 äußerlich fertiggestellt wurde.[3] Über die Ausgestaltung der Fassade gab es mehrfache Debatten mit der Gesellschaft Historischer Neumarkt Dresden (GHND).[4]

Seit dem 19. Juni 2000 war Blobel Ehrensenator der Technischen Universität Dresden, am 20. Juni 2000 wurde ihm das Ehrenbürgerrecht der Stadt Freiberg verliehen und am 21. Mai 2001 erhielt er die Ehrendoktorwürde der Technischen Universität Bergakademie Freiberg. Seit dem 10. Mai 2004 trägt ein Gebäude der TÜV-Schule in Görlitz seinen Namen. An diesem Tag pflanzte Blobel in Jänkendorf eine Eiche. Seit 2011 wird dort mit einer Tafel auf einheimischem Granit über seine Kindheit im Ort im Jahr 1945 sowie sein weiteres Leben und Wirken informiert.[5]

Am 18. Februar 2018 erlag der 81-jährige Blobel in New York City einem Krebsleiden.[6]

Auszeichnungen und Preise

Weblinks

 Commons: Günter Blobel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Medizin-Nobelpreisträger Günter Blobel gestorben. derStandard.at, 19. Februar 2018, abgerufen am 19. Februar 2018.
  2. Chronologie der Schule
  3. Das Haus Neumarkt 13/Frauengasse: 1850-1851 A Heinrich Herrmann Bothen B Joseph Meyer: Kaufhaus Au Petit Bazar Joseph Meyer, Elegante Wäsche
  4. Die Rückkehr des kleinen Kaufhauses, GHND, 11. Januar 2018
  5. Nobelpreisträger Günter Blobel. Starovsky-Tresor, abgerufen am 19. Februar 2018.
  6. Medizin-Nobelpreisträger Günter Blobel gestorben, Der Standard, 19. Februar 2018
  7. Mitgliedseintrag von Prof. Dr. Günter Blobel (mit Bild und CV) bei der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina, abgerufen am 30. Juni 2016.
  8. Blobel Gunther, Website der Russischen Akademie der Wissenschaften, abgerufen am 9. Oktober 2017.
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Günter Blobel aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.