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Gérard Genette

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Gérard Genette (* 7. Juni 1930 in Paris; † 11. Mai 2018) war ein französischer Literaturwissenschaftler, der seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts großen Einfluss auf die Entwicklung der Erzähltheorie hatte.

Leben

Nach dem Abschluss des Lycée Lakanal studierte Genette erfolgreich an der École normale supérieure. Er wurde zunächst ab 1963 als Assistent und 1967 schließlich als Professor für französische Literatur an die Sorbonne berufen. 1970 war er an der Gründung der Zeitschrift Poétique beteiligt. Außerdem war er, nachdem er die Französische Kommunistische Partei (PCF) verlassen hatte, in den Jahren 1957 bis 1958 Mitglied in der politischen Organisation Socialisme ou barbarie. 1969 erhielt Genette eine Gastprofessur an der Yale University. Genette war zudem Studienleiter an der Pariser École pratique des hautes études (EPHE). Bis zu seiner Pensionierung 1994 wirkte er als Forschungsdirektor an der École des hautes études en sciences sociales (EHESS).

Genette beschäftigte sich in seiner Berufslaufbahn hauptsächlich mit Fragen der Textanalyse auf der Grundlage des Strukturalismus. Er publizierte einflussreiche Beiträge, etwa zur Rolle des Autors und der Intertextualität und Paratexte (auch in Auseinandersetzung mit den Arbeiten Julia Kristevas), die er als eine Unterkategorie der „Transtextualität“ auffasste (siehe hierzu sein Werk Palimpseste. Die Literatur auf zweiter Stufe).

Auf Genette geht unter anderem die Neuprägung des Begriffes Diegese zurück, mitsamt den daraus entwickelten Kriterien zur Bestimmung von Fokus (siehe Fokalisierung) bzw. Erzählerposition eines narrativen Textes (siehe Narratologie) oder auch die Unterscheidung von „discours“ und „histoire“. Letztere Begriffe bezeichnen die Benennung von Form und Inhalt eines Textes, die das Was und das Wie voneinander abgrenzen (im englischen Sprachgebrauch meist mit „story vs. discourse“). Im Kreis der russischen Formalisten wurden diese mit „fabula vs. sujet“ benannt, Genette ergänzte das Modell um einen weiteren Aspekt: „histoire“, „récit“ und „narration“.

Nach wie vor wird in den deutschen Literaturwissenschaften das Modell Genettes als neues Modell bezeichnet. Der Grund dafür liegt in der deutschen Übersetzung des Werks, die auf 1994 datiert ist, obwohl Genette seine theoretischen Überlegungen bereits 1974 in französischer Sprache veröffentlichte.

Genette starb im Mai 2018 im Alter von 87 Jahren.[1]

Werke

Französische Ausgaben

Deutsche Ausgaben

  • Diskurs der Erzählung. Ein methodologischer Versuch. (Aus: Figures I–III) und Neuer Diskurs der Erzählung, beide enthalten in Jochen Vogt (Hrsg.): Die Erzählung. München 1998.
  • Einführung in den Architext. Jutta Legueil, Stuttgart 1990, ISBN 3-9802323-2-8.[2]
  • Fiktion und Diktion. Aus dem Französischen übersetzt von Hein Jatho. Fink, München 1992, ISBN 978-3-7705-2771-7.
  • Mimologiken. Reise nach Kratylien. Aus dem Französischen übersetzt von Michael von Killisch-Horn. Fink, München 1996, ISBN 978-3-7705-3073-1 und Suhrkamp, Frankfurt am Main 2001, ISBN 978-3-518-29111-5.
  • Paratexte. Das Buch vom Beiwerk des Buches. Aus dem Französischen übersetzt von Dieter Hornig. Campus, Frankfurt am Main/New York 1989, ISBN 3-593-34061-5 und Suhrkamp, Frankfurt am Main 2001, ISBN 3-518-29110-6.
  • Palimpseste. Die Literatur auf zweiter Stufe. Aus dem Französischen übersetzt von Wolfram Bayer und Dieter Hornig. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1993, ISBN 3-518-11683-5.
  • Metalepse. (=Reihe Kleine Formate, Bd. 2) Aus dem Französischen übersetzt von Monika Buchgeister. Wehrhahn Verlag, Hannover 2018, ISBN 978-3-86525-591-4.[3]

Literatur

  • Shlomith Rimmon-Kenan: A comprehensive Theory of Narrative: Genettes ‘Figures III’ and the Structuralist Study of Fiction. In: PTL. A Journal for Poetics and Theory of Literature, 1976, 1, S. 33–62.
  • Matei Chihaia: Gérard Genette. In: Matías Martínez, Michael Scheffel (Hrsg.): Klassiker der modernen Literaturtheorie. Von Sigmund Freud bis Judith Butler. C. H. Beck, München 2010, ISBN 978-3-406-60829-2, S. 343–364.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Le monde de la littérature en deuil: Gérard Genette est décédé à l’âge de 87 ans. (Nicht mehr online verfügbar.) In: sudinfo.be. 11. Mai 2018, archiviert vom Original am 12. Mai 2018; abgerufen am 12. Mai 2018 (français). i Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.sudinfo.be
  2. Holger Fock: Der Architext: Über einen neuen Gegenstand der Poetik. In: Die Tageszeitung (taz). 8. November 1991, abgerufen am 12. Mai 2018 (Rezension von Genettes „Einführung in den Architext“).
  3. Wehrhahn Verlag: Verlagsinformationen. Abgerufen am 14. Mai 2018.
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Gérard Genette aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.