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Froschmeuseler

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Froschmeuseler ist ein Fabelepos von Georg Rollenhagen (1542–1609), es entstand 1595. Als literarische Vorlage gilt die pseudohomerische Fabel – also eine fälschlicherweise dem Homer zugeordnete Schrift –, die Batrachomyomachia, zu deutsch der Froschmäusekrieg. Rollenhagen hat die etwa 400 Verse umfassende pseudohomerische Schrift auf etwa 5500 Verse ausgedehnt und der ursprünglichen Handlung zahlreiche Nebenhandlungen, zusätzliche Fabeln, Spruchweisheiten, Fürstenspiegel und moralische und christliche Abhandlungen hinzugefügt.

Inhalt

Die Grundhandlung des Froschmeuselers ist ein unbeabsichtigter Unglücksfall, an dem der Froschprinz Schuld trägt. Er bietet dem Mäuseprinz an, ihm sein Reich im Teich zu zeigen und nimmt den Nichtschwimmer auf seinen Rücken. Als sich eine Wasserschlange ihnen nähert, taucht der Frosch ab und die Maus muss ertrinken. Die entsetzten Begleiter der Maus rennen zum Mäusekönig, der daraufhin einen furchtbaren Krieg gegen die Frösche beginnt. Erst das Eingreifen Gottes (bei der antiken Vorlage: des Zeus) kann dem Gemetzel Einhalt gebieten. Rollenhagen lässt die Mäuse und Frösche bei ihren Beratungen zahlreiche Fabeln und Gleichnisse erzählen, die das Problem von Krieg und Frieden von allen Seiten beleuchten.

Intention

Rollenhagen lässt zahlreiche Probleme und Fragestellungen seiner Zeit in sein Werk einfließen, zum Beispiel die Klage des Friedens (querela pacis) des Erasmus von Rotterdam oder die Haltung Luthers zum Bauernkrieg. Er widmet das Werk Heinrich Rantzau, der zeitweise die Idee eines europäischen Generalfriedens verfolgt hatte, und lässt einen ausgeprägten Pazifismus erkennen, eine Haltung, die wohl auch aufgrund der Belagerung und Zerstörung seiner Heimatstadt Magdeburg in ihm gereift ist. „Bessr ist Fried mit beschwerligkeit / Denn Krieg mit eitl Gerechtigkeit.“, sagt er an einer Stelle.

Rollenhagen knüpft seine Friedenslehre an die vorherrschende Ständelehre und die protestantische Tugendlehre an, lässt aber den Frieden immer die bessere Wahl sein: „Weil besser wer ein Freund erhalten / Denn tausent Feind auff stücken spalten.“ Schließlich mündet das Werk in seiner Kernaussage: Nur ein Mensch, der im Frieden lebt, kann auch seinen Frieden mit Gott machen. Entsprechend ist sein Werk inhaltlich aufgebaut: Der Krieg zwischen Menschen, zwischen Staaten, zwischen Mensch und Gott. Der Friede selbst taucht in seinem Werk aber nicht auf: Der Leser muss ihn sich selbst vorstellen, was angesichts der plastischen Kriegsszenen nicht allzu schwierig gewesen sein dürfte.

Wirkung und Rezeption

Der Froschmeuseler avanciert wegen seines moralischen Gehalts schnell zu dem „Kinderbuch“ des protestantischen Bürgertums. Zahlreiche Auflagen erscheinen bis ins 19. Jahrhundert hinein, die den Text aber allesamt verstümmeln und verkürzen. Erst mit einer kritischen Auflage 1989 von Dietmar Peil liegt der Text wieder in der ursprünglichen Form vor. Die moderne Literaturwissenschaft untersucht im Wesentlichen nur Episoden und Teilaspekte des Werkes.

Literatur

  • Georg Rollenhagen: Froschmeuseler. Hrsg. von Dietmar Peil, Frankfurt am Main 1989 (= Bibliothek der frühen Neuzeit. Bd. 12).
  • Johannes Bolte: Quellenstudien zu Georg Rollenhagen. Berlin 1929.
  • Helmut K. Krausse: Die Circe-Episode in Rollenhagens „Froschmeuseler“. In: Arcadia. Nr. 15, 1980, S. 243–257.
  • Dietmar Peil: Der Streit der Glieder mit dem Magen. Studien zur Überlieferungs- und Deutungsgeschichte der Fabel des Menenius Agrippa von der Antike bis ins 20. Jahrhundert. Frankfurt am Main/Bern/New York 1985.
  • Dietmar Peil: Georg Rollenhagen. In: Stephan Füssel (Hrsg.): Deutsche Dichter der frühen Neuzeit (1450–1600). Ihr Leben und Werk. Berlin 1993, S. 561–574.
  • Dietmar Peil: Der Friede in der deutschen Literatur der frühen Neuzeit. In: Wolfgang Augustyn (Hrsg.): Pax. Beiträge zu Idee und Darstellung des Friedens. München 2003, S. 315–340 (= Veröffentlichungen des Zentralinstituts für Kunstgeschichte München. Bd. 15).
  • Roland Richter: Georg Rollenhagens Froschmeuseler: Ein rhetorisches Meisterstück. Bern/Frankfurt am Main 1975.
  • Joachim Telle: Zu Georg Rollenhagens „Froschmeuseler“ (I/2, Kap. 15–17). In: Wolfenbütteler Barock-Nachrichten. Nr. 3, 1976, S. 256–259.

Weblinks

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